Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapie-Erfahrungen – Radikale Prostatektomie
(RPE) (ohne da-Vinci-Verfahren)

[Die hier geschilderten Therapie-Erfahrungen können keine statistische Aussage über Erfolg oder Misserfolg bei dieser Therapie liefern. Es handelt sich ausschließlich um Einzelerfahrungen.
Eine hervorragende Übersicht über die Erfahrungen zahlreicher Patienten mit diversen Behandlungsformen bietet die Seite myProstate.eu.
Für die Erfahrungen mit dem da-Vinci-Verfahren gibt es eine eigene Seite. – Ed]

Manfred schrieb am 17.3.2001:
ich bin im Februar 1999 im Klinikum in Aachen einer Prostatektomie unterzogen worden, ich hatte einen sehr hohen PSA-Wert (72 ng/ml). Das Klinikum führt eine Erfolgskontrolle mittels regelmäßigen Fragebogen durch. Da ich sehr interessiert bin, habe ich vor Kurzem um ein Exemplar der Auswertung gebeten und es auch innerhalb kürzester Zeit bekommen; leider in Englisch. Meine Kenntnisse reichen nicht aus, hieraus einen lesbaren Auszug ins Netz zu stellen.
Bei dieser Gelegenheit hat mir der operierende Professor jedoch noch folgendes mitgeteilt: "Die Lymphknotenentfernung war ohne Hinweis auf Metastasierung. Die Prostata wurde im Gesunden entfernt. Insbesondere war kein kapselübergreifendes Wachstum feststellbar. Sie hatten jedoch mit 11 ml einen sehr großen Tumor und Nachweis von Tumorzellen in Lymph- und Blutspalten" Lt. OP-Bericht betrug das Prostatagewicht 82,3 g.
Wer hat Ahnung, wie diese Aussage zu werten ist?
anbei noch meine PC-Historie:
Manfred, 1938
Dx: Mai 95: bPSA 35,2
Nov 98: PSA 71,9
Bx: Jun 95, Jan 96, Jun 97, Dez 98 (pos)
Jan 99; Lymphadenektomie
pT2b pN0 Mx; GS(2+3); GII; PV 56
Tx: Radikale Prostatektomie Feb 99

JJ/MM|PSA
95/05|35,2 ng/ml
96
97
98/11|71,9 ng/ml
99/02| Radikale Prostatektomie
99/03|0,60
99/07|3,90 +AB2(Enantone/Trenantone, Androcur)
99/07|     +Dixarit (1*tgl.gegen Schweißausbruch)
00/03|<0,1
00/06|     xxxx AB0 (AB2 abgesetzt)
00/10|<0,1 T = 1,08 (T = Testosteron)
00/12|<0,1 T = 19,4
01/02|0,67 Ö = 14 (Ö = Östrodiol)


Ich muss bald wieder mit dem Androgenentzug beginnen.
Wil schrieb dazu am 17.3.2001:
Mein PSA 0,63 am 98/12 ist vergleichbar mit deinem 0,67 am 2001/02. Der Unterschied ist jedoch, dass ich mich nicht habe überraschen lassen. In unserer Situation ist eine monatliche PSA-Bestimmung sehr aufschlussreich. Es kommt auf die Wachstumsrate an. Meine PSA-Kurve bis 1999/03 steigt exponentiell an, wie erwartet. Aus meinen Daten kann ich berechnen, dass die sog. Verdopplungszeit etwa 2 Monate beträgt. Hätte ich nichts gemacht, dann wäre mein PSA 2 Monate später verdoppelt von 1,8 auf 3,6 und ich hätte wieder mit der Androgenblockade anfangen müssen.
JEDOCH, ich habe dann mit Proscar (Finasterid) angefangen und zufälligerweise zu gleicher Zeit auch mit Rocaltrol (Calcitriol, ein synthetisches Vitamin D). Bekanntlich verursacht Proscar eine einmalige Senkung des PSA um 50 %. Dieses hat keine klinische Bedeutung, es wird lediglich weniger PSA produziert ohne Einfluss auf das Krebswachstum. WICHTIG und von klinischer Bedeutung ist jedoch, was danach passiert. Der Krebswachstum und das PSA-Wachstum verlangsamen sich erheblich. Die PSA-Verdopplungszeit verbessert sich von 2 Monaten auf 7 Monate. Das ist eine 3,5-mal langsamere Steigung.
Heute (2001/03) ist mein PSA 5,5 und ich bin schon fast 3 Jahre ohne Androgenblockade. Nach den "Regeln" hätte ich bei PSA 2 oder 4 wieder anfangen müssen, jedoch ich habe selbst entschieden noch etwas zu warten, damit ich noch die Effekte von Sulindac + Lipitor und von KURKUMA feststellen kann, mein Beitrag zur Wissenschaft : >)
Gottfried schickte am 20.3.2001 den folgenden ausführlichen Erfahrungsbericht zur RP:
Tief beindruckt lese ich seit etwa einer Woche die vielschichtigen, hoffnungsvollen aber auch sehr nachdenklich stimmenden ... Mails und kann nicht umhin, Euch allen - besonders aber den besorgten und angstvollen anlässlich einer bevorstehenden Totaloperation - mitzuteilen, ES GIBT EIN LEBEN DANACH !!! Für Interessierte habe ich meine Gedanken von damals "Ich habe Krebs" und wie es bis heute weiterging als Attachement beigefügt! Wenn meine Zeilen manchen Mut machen, die notwendigen Schritte zu tun, und sie vielleicht in einem Jahr so wie ich sagen können: Der Krebs ist weg! Und wieder Lebensfreude einkehrt, dann haben meine Zeilen Sinn gehabt. Und das wünsche ich vielen!
Es ist, wie es ist.
Es kommt, wie es kommt.
Und nichts bleibt, wie es war.
Seit 1. März 1999 weiß ich es.
Ich habe Krebs.
Vor Wochen oder Monaten hätte ich geglaubt, so eine Nachricht würde mich auf der Stelle umwerfen, aus dem Geleise werfen, in tiefe Verzweiflung stürzen. Nichts von dem. Wie ist das möglich?
Nach zwei Tagen dieser Gewissheit beginne ich zu grübeln, wessen Sinn da dahinter steckt.
Komisch, mich befällt nicht die Angst vor dieser Krankheit, mir fällt auch nicht ein, die sonst übliche Frage zu stellen: &bdquo;Wieso gerade ich?&ldquo;
Ja, ist denn das noch normal?
Seit 30 Stunden, da ich diese Gewissheit habe, ist mir noch keine einzige Träne über die Wange gelaufen....
Nur wenn ich an *** (meine Gattin) gedacht habe und wie ich  i h r  diese Nachricht beibringen werde, schnürte es mir die Kehle zu...
............................... inzwischen weiß sie es und trägt es mit rührender Fassung.
Wenn ich nun meine Gedanken niederschreibe, dann deshalb, weil ich nichts von dem vergessen will, was mir so an Gedanken bereits durch den Kopf gegangen ist.
Wie es begann:
1984 (ich war damals 40) war ich bei einer Gesundenuntersuchung. Auf dem mir zur Verfügung stehenden Formblatt waren 50 Linzer Ärzte angeführt, aber nur ein einziger Urologe. War das der erste Wink eines mir gütigen Schicksals, oder auch schon Vorsehung Gottes? Ich ließ also diese Untersuchung beim Urologen Dr. W. machen und erfuhr erstmals, dass meine Prostata etwas vergrößert sei, aber man das nur regelmäßig kontrollieren müsse.
So vergingen die Jahre mit regelmäßigen Feststellungen, dass die Größe meiner Prostata meinem Alter voraus sei. Da gab es aber noch ein zweites, sehr wesentliches Untersuchungsdetail, nämlich die Feststellung eines PSA-Wertes (laienhaft festgestellt, sagt diese Zahl im Bereich unter 4 dass es eher keine Krebszellen gibt). Mein Wert war 1,7.
Vor etwa 2 Jahren stellte ich fest, dass das Volumen meiner Blase offensichtlich von der vergrößerten Prostata schon sehr beeinträchtigt war, weshalb ich öfter &bdquo;musste&ldquo; und nur wenig &bdquo;konnte&ldquo;. Auch schnürte die Prostata meine Harnröhre so ein, dass das Wasserlassen schon lästig lange dauerte und schon nach kurzer Zeit neuerlicher Harndrang bestand.
Das nächtliche Aufstehen war zur Routine geworden.
Etwa zu dieser Zeit gab es eine Gespräch mit dem Leiter der Urologie am Linzer AKH Prim. Dr. H., der meinte, man könne natürlich auch medikamentös einiges machen, aber das habe auch wieder Auswirkungen. Operativ habe sich das &bdquo;Abhobeln&ldquo; der Prostata in jenem Bereich, wo sie die Harnröhre verengt, sehr bewährt; allerdings sei ich da doch noch sehr jung, und da könne es schon sein, dass diese Hobelei in 10 Jahren noch einmal erfolgen müsse.
Um diese Zeit (April 97) fiel die Entscheidung, dass unsere Sparkassen-Filiale zur modernsten Automatenfiliale umgebaut werden sollte. Ich wurde in das Projektteam berufen, und war fortan auch noch neben den gewöhnlichen Sparkassentätigkeiten auch mit Planungsaufgaben befasst, wie künftig die Abwicklung der Sparkassengeschäfte besser zu rationalisieren wären. Welche Automaten in welcher Anzahl in Frage kämen und was dabei alles zu berücksichtigen wäre.
Mir wurde klar, dass da vielschichtige Probleme auf mich zukommen würden.
Wie sollte ich da eine Operation einplanen können, wenn gleichzeitig ständig Entscheidungen im Zusammenhang mit der Sparkassenübersiedlung in ein Ausweichlokal und mit dem Filialumbau getroffen werden mussten?
Just zu diesem Zeitpunkt kam &bdquo;Kürbis - nur 1 Tablette täglich&ldquo; auf den Markt. War das wieder ein Wink eines gütigen Schicksals? Ich vertraute auf deren Wirkung und sprach mit dem Urologen, dass der Herbsttermin 98 auch nicht realisierbar sei.
Inzwischen (9.11.98) wurde die neue Filiale eröffnet, und wie ich nicht ohne Stolz feststellen darf, hat sie sich in Bezug auf die Automatennutzung zur einer der stärkst frequentiertesten Bankfilialen Österreichs entwickelt!
Warum ich diese Dinge so ausführlich schildere?
Weil ich überzeugt bin, dass der Herrgott mir durch diese Umstände letztendlich ein gütiges Schicksal bereitet hat.
Der Spitalsaufnahme (zwecks &bdquo;Abhobelung&ldquo;= transurethrale Prostataresektion) wurde mit 23. Feber 1999 vereinbart.
Als erster Bettnachbar fand sich ein pensionierter Finanzbeamter ein, der vor 8 Jahren an Prostatakrebs erkrankt war und dem die Totalentfernung bisher weiterhin ein Leben mit Lebensqualität ermöglicht hatte.
Ich war perplex.
Ich dachte, nach wenigen Jahren des verzweifelten Kampfes ist halt doch der Krebs letztendlich Sieger. Hier erlebte ich einen Menschen, der eine Lebensfreude ausstrahlte, dass ich mich nur wundern konnte (seine vierteljährliche Routine-Kontrolluntersuchung war am selben Tag noch erfolgreich beendet). Ich war im Zimmer und mit meinen nachdenklichen Gedanken wieder allein. War das wieder Bestimmung, dass ich so einen Menschen kennenlernen durfte? Nach meiner Operation (ohne Narkose, aber mit Kreuzstich völlig schmerzlos) blieb ich eine Nacht mit anderen Frischoperierten in einem Zimmer, weil dauernd Tropfflaschen gewechselt werden mussten (zum Verständnis: im Laufe der Nacht wurden mehr als 8 Liter Flüssigkeit über einen Schlauch, der direkt von der Bauchdecke in die Harnblase gesteckt wurde, durchgespült und durch einen Katheter wieder abgeleitet).
Als ich wieder in mein Zimmer kommen sollte, ergab es sich, dass man das Zimmer für eine Dame benötigte, und ich zu einem anderen Herrn gelegt wurde.
Wie groß war mein Erstaunen, als ich erfuhr, auch dieser Patient ist an Prostatakrebs erkrankt und vor 4 Monaten mittels Totalentfernung operiert worden. müsste so ein Mensch nicht völlig verzweifelt sein? Nichts davon. Er entpuppte sich als ruhiger, besonnener, sehr an Sport interessierter Zeitgenosse, der, so schien es mir, sehr wohl im Gleichgewicht geblieben war. Wieder ein Wink des Himmels?
Für mich waren diese beiden Herren und ihre Wesensart so etwas wie ein &bdquo;Aha-Erlebnis&ldquo;: Also das Leben geht auch mit Krebs weiter!
Aber mich berührte das ja alles &bdquo;ohnehin&ldquo; nicht.
Mein PSA-Wert war zum Zeitpunkt der &bdquo;Abhobelung&ldquo; bei 2,4 (die anderen hatten 10 und 16 gehabt) ich fühlte mich stündlich besser. Das Brennen beim Harnlassen sagte man mir, lasse täglich mehr nach und ich glaubte, eigentlich schon heimgehen zu können.
Am Sonntag kam überraschend Besuch von Karl F. (Vater meiner Schwägerin), der diese Abhobelung vor gar nicht langer Zeit (allerdings mit gewissen verspäteten Komplikationen) auch gut verdaut hatte. Ich erinnere mich noch an die Frage, wie es mir hier gefällt und an meine Antwort, dass eigentlich alles perfekt sei. Der Verlauf der Operation, die gute Verpflegung und das freundliche Service. Nur das Bild vor meinem Bett stört mich.
Es zeigt 10 cm schwarz umrandet, bunte fröhliche Farbkleckse und oben in der Mitte einen großen, schwarzen Klecks und über das Bild verteilt 5 ganz kleine schwarze Kleckse mit Spinnenfüßen und ich sagte, dieses Bild erinnert mich ständig an Krebs:
Das Große ist das Krebsgeschwür und die Kleinen sind die Metastasen.
War das eine Vorahnung?
Montag, 1. März 1999, 8 Uhr ,
Die Visite.
Ich werde gefragt wie es mir geht und ich sage, ich bin schon beim Anziehen, ich gehe sicher schon nach Hause. Dozent Dr. H. sagt, eine Ultraschalluntersuchung werde er noch machen, ich solle nach der Visite zu ihm ins Untersuchungszimmer kommen.
Die Krankengeschichte läßt er auf meinem Bett liegen. Absichtlich?
Ich blättere neugierig, um vielleicht ein Entlassungsdatum zu entdecken, doch was sehe ich? "Histologischer Befund" steht da auf einem neuen Blatt. Viele lateinische und somit für mich unverständliche Begriffe.
Aber im letzten Absatz unter Diagnose springt mir das Wort "Adeno-Karzinom" (pT2B Grad I NOMO) ins Auge. Und weiter oben im Text, dass von den 64 abgehobelten Partikel meiner Prostata 7 mit Tumorzellen gefunden wurden. (Tumorgrading nach Gleason 2+2=4, Grad I nach WHO)
Ich war vorerst nur verblüfft und baff. Wollte man mir was verheimlichen?
Dann dachte ich mir was sind schon 7 von 64. Gerade 11 Prozent. Was soll`s?
Im Untersuchungszimmer:
Dozent Dr. H. überprüft mit rotem Kopf und Ultraschall: "Ja, die Blase ist in Ordnung, die Operation gut verlaufen, wenn da nicht noch eine Sache wäre...."
Es folgt ein ausführliches Gespräch, von dem ich mir wünschte, es auf Tonband zu haben. Wie soll man sich diese Details (als Laie) merken?
Wie verstehen?
Wie verdauen?
Dann höre ich heraus, mit Bestrahlungen gäbe es ungefähr 50 % Heilungschance, mit Radikalentfernung 90 %.
Aber unmittelbar könne man das noch nicht operieren, weil dazu die jetzigen innerlichen Narben noch abheilen müssten, aber in 6 - 8 Wochen sollte schon etwas geschehen, weil sonst das Wachstum der Krebszellen und der Metastasen ungehindert weitergehen könnte! Derzeit schätzt er den verbliebenen Tumor auf etwa 1 bis 2 cm³ und wolle daher unmittelbar nur aus Sicherheitsgründen eine "Nuklearmedizinische Knochenszintigramm"-Untersuchung machen lassen um festzustellen, dass keinesfalls ein Knochenkrebs besteht und eine CT (Computer-Tomografie) des Beckenbodens, um die dort angesiedelten Lymphknoten auf Metastasenfreiheit zu überprüfen.
Wenn das nicht vorsorglich ist?
Im Zimmer frage ich mich, wieso ich nicht sofort vor Selbstmitleid zu triefen anfange und finde keine richtige Antwort, bis mir einfällt, da heißt es doch, jeder muss sein Binkerl tragen und der Herrgott schickt einem wirklich nur solche Belastungen, die man auch ertragen kann.
Und das, was ich jetzt weiß, scheint mir durchaus erträglich.
Es hätte doch viel schlimmer kommen können.....
....wenn ich nie zu einer Gesundenuntersuchung gegangen wäre
....wenn ich die Kürbis-Tabletten nicht genommen hätte
....wenn man mich ein halbes Jahr früher "abgehobelt" hätte und die 7 Partikelchen nicht dabei gewesen wären
....und wenn daher der Tumor unbeobachtet Zeit gehabt hätte, sich zu vergrößern
....wenn ich die beiden seelisch und physisch so gefestigten Krebspatienten nicht kennnen gelernt hätte.
Also wo ist dann das Problem?
Es ist von mir aus derzeit 1,8 cm³ groß!
Das wird sich doch mit Anstand und Würde entfernen lassen!
Wenn ich nun zum Ende komme, wünsche ich mir, dass diese, meine Gedanken nachvollziehbar sein mögen und soweit einsichtig, dass der Herrgott es trotzdem gut mit mir meint, auch wenn der eine oder andere Schmerz damit verbunden sein möge.
P.S.: Ein Kollege von mir wurde vor 6 Jahren nach einem PSA Wert von 11 erfolgreich operiert. Er sagte mir , sein Leben habe eine neue Qualität bekommen und er könne mir nur versichern, es werde alles wieder gut.
Das waren meine Gedanken am 2. März 1999 spätabends.
Wie ging es weiter?
Vorbeugend erhielt ich FUGUREL [Fugurel ist ein Handelsname für Flutamid. Eine Tablette Fugurel enthält 250 mg Flutamid. – Ed] 3 x 1 und zum ANDROGEN-ENTZUG eine TRENANTONE 3 Monatsdepot Hormon-Spritze, damit sollte jegliches Zellwachstum der Prostata (also sowohl der guten, als auch der bösen) hintan gehalten werden.
Mit Dozent H. habe ich ausgemacht, dass in der letzten Aprilwoche 1999 die Prostata-Totalentfernung erfolgen soll.
Ich erlebte einen wunderschönen Skiurlaub und eine frühlingshafte Woche in Spanien mit meiner Herzallerliebsten (bin mit ihr 34 Jahre glücklich verheiratet) und dachte, das werden wohl die letzten erotischen Erlebnisse in meinem Leben gewesen sein ...
Dann am 27. April 1999 die Prostata-Entfernung, (4½ Stunden Operation) soweit komplikationslos, wenn nicht ....
......leider waren die Nähte zwischen Blase und Harnröhre undicht, so dass Urin ins kleine Becken konnte, weswegen ich den Katheter behalten musste.
Als dann die Stelle nach weiteren 2 Wochen doch dicht wurde, und der Katheter entfernt wurde, passierte das Gegenteil: Die Vernarbung verschloss den Blasenausgang: Folge: Harnverhaltung! Obwohl ich in der Früh noch 4 Kaffee getrunken hatte (" sie sollten sehr viel trinken") ging nichts mehr.
Ich war damals gerade auf Kur in Bad Ischl, als das passierte: Ich habe in meinem ganzen Leben keine so schmerzhaften 3 Stunden erlebt, bis mich endlich ein Katheter von dem Druck der berstend vollen Blase befreite.
Diese Vernarbung passierte insgesamt 3 mal, so dass ich im Juni, im Juli und im Dezember 1999 noch dreimal ("Urethrotomia interna nach Sachse") operiert werden musst. Insgesamt habe ich es auf 61 Tage mit dem Katheter gebracht.
Aber jetzt zurück zur LEBENSFREUDE !
Denn der Libido war ich trotz dieser 5 Operationen nicht verlustig geworden. Nach der letzten Operation im Dezember fragte mich der Oberarzt, ob ich VIAGRA probieren wolle. Und siehe da, das &ldquo;Probieren&ldquo; machte Freude! Und außerdem entdeckten wir, dass es gar nicht immer VIAGRA bedurfte, um sinnliche Freuden erleben zu dürfen. Und wenn ich VIAGRA nehme, genügt eine halbe Tablette.
Inzwischen ist das Jahr 2000 mit vielen (auch erotischen) Freuden zu Ende gegangen, die halbjährlichen Kontrolluntersuchungen ergaben PSA Werte von 0,5, 0,044 und heuer 0,03.
Wenn das kein Grund zur Freude ist?
Hätte ich mich wirklich mit einer DHB hormonell zuschütten sollen?

[Hier hat Gottfried möglicherweise etwas missverstanden. Bei der DHB "schüttet" man sich nicht "mit Hormonen zu", sondern man unterdrückt im Gegenteil für einen u. U. begrenzten Zeitraum die Produktion bestimmter Hormone. - Ed]
Mag sein, dass im fortgeschrittenem Stadium Bestrahlungen und Hormonbehandlungen zielführender sind, für alle jene, die noch "jünger" sind und bei denen der Tumor klar abgegrenzt ist, sollte eigentlich meine Lebensgeschichte eine klare Entscheidungshilfe sein.
(Die Komplikationen können ruhig weggelassen werden.....)
Ich wünsche vielen den Mut dazu, den größtmöglichen Erfolg und danach wieder viel LEBENSFREUDE !!!

Manfred fragte Ralf am 29.5.2002:
darf ich mal fragen, warum immer nur zu den Behandlungen mit Hormonen oder Chemo geraten wird, warum nie von einer OP gesprochen wird. Ich hatte seinerzeit nicht den Mut "den Weg der Versuche" zu gehen, ich habe den Weg der radikalen Sicherheit, wenn überhaupt in diesem Zusammenhang von Sicherheit gesprochen werden kann, gewählt = radikale Prostatektomie und bin seit nahezu 4 Jahren ohne jegliche Anzeichen von Noch- oder Wiederbefall, der PSA-Wert vor der OP 9,5 ng/ml, nach und seit der OP unter 0,5 ng/ml. Ich finde eine überlegenswerte Alternative, 8 Wochen OP-Nachwehen und dann wieder auf den Beinen ohne Medikamentenplan, wenngleich auch totale Beeinträchtigung in der Manneskraft. Dem kann man aber nachhelfen und manch einer wäre froh, er hätte die Manneskraft, die mir meine Hilfsmittel geben. Gut, die Romantik bleibt bei der Anwendung auf der Strecke, dafür ist die Strecke aber unendlich lang. Spaß beiseite, obwohl es der Wahrheit entspricht. Nicht der Sex, sondern das Leben als solches muss erhalten bleiben.
Und Ralf antwortete am selben Tag:
die Antwort auf Deine letzte Frage ist sehr einfach: Weil sich sehr wenige Operierte hier im Forum zur RP und ihrer Erfahrung damit äußern. Es gibt nur den einen langen Bericht von Gottfried vom 20.3.2001. Sonst geht es bei den Beiträgen von Operierten darum, wie man trotz RP wieder Erektionen erlangen kann, diese Beiträge sind unter der Rubrik "PK und Liebesleben" zusammengefasst.
Ich glaube, es gab noch einmal einen positiven Bericht zur RP, den habe ich damals nicht sofort eingearbeitet, und jetzt kann ich ihn nicht mehr finden. Wenn jemand noch weiß, wer und wann, bitte Meldung an mich! Ich bin an einer ausgewogenen Berichterstattung interessiert, durchaus auch über Therapieformen, für die ich selbst mich nicht entscheiden mochte und würde.
Und zur ersten Frage: Es steht jedermann frei, seine Erfahrungen mit der RP - gute wie schlechte - zu schildern, aber es kommen überwiegend Beiträge von Betroffenen, die sich für die DHB entschieden haben oder zu ihr neigen, wie Gert.
Wir wissen, dass jedes Jahr in Deutschland etwa 33.000 Männer die Diagnose "Prostatakrebs" zu hören bekommen [diese Angabe stammt aus dem Jahr 2001; inzwischen (2011) sind es in Deutschland jährlich über 60.000 – Ed]. Eine verschwindende Anzahl von ihnen findet zu diesem oder dem BPS-Forum, und wir können wohl davon ausgehen, dass die allermeisten dieser 33.000 sich auf den Rat ihres Arztes hin prostatektomieren lassen, und wir erfahren nie etwas von ihnen. Ich möchte behaupten, dass diejenigen, die zu den Foren finden und sich erst einmal über Vor- und Nachteile der verschiedenen Therapien informieren wollen, von Hause aus skeptischer und kritischer eingestellt sind als der große Rest, und daher rührt es, dass die von den Ärzten kaum oder nur ablehnend erwähnte Hormonblockade in den Diskussionen und Erfahrungsberichten einen breiten Raum einnimmt.

Uwe schrieb am 28.6.2002:
bei den vielen Anrufen glaube ich manchmal im urologischen Märchenwald zu sein, was mir Betroffene am Telefon erzählen, allerdings ist die Realität viel brutaler als man es sich vorstellen kann.
Ein Berliner Privatpatient rief mich an und erzählte mir Nebenwirkungen nach der PEB, die ich noch nie gehört hatte, wir unterhielten uns über eine Stunde und ich erfuhr, dass er 4 (in Worten: vier) Tage nach der PEB den Katheter entfernt bekommen hat und 6 Tage nach der PEB entlassen worden ist. Das war in einer namhaften Klinik; der Chirurg war, ich nenne ihn Prof. "M" wie Mustermann, ein bekannter Urologe.
Ich hatte eine PEB, mir wurde der Katheter nach 21 Tagen entfernt, das war eine optimal kurze Zeit ohne Nebenwirkungen. Nach 4 Tagen Katheter entfernt heißt, die neue OP-Narbe, wo der Harnleiter an den Blasenhals angenäht wurde, hatte 4 Tage Zeit zusammenzuwachsen, dann musste der Urin wieder an der noch nicht verheilten Narbe vorbeifließen. 4 Tage.
Ich glaube, dass die erheblichen Nebenwirkungen ganz wesentlich mit der kurzen Katheter-Tragezeit zu tun haben.
Mir hat man 21 Tage gegönnt. Wenn mein Urologe verantwortungsvoll mit mir und meinem Heilungsprozess umgegangen ist, kann das doch nur heißen, den Berliner Urologen müsste man wegen grobwilliger Körperverletzung verklagen!
Dazu schrieb Hans-Jürgen am 1.7.2002:
in 4/99 hatte ich meine PEB. Katheter raus nach 23 , Entlassung nach 28 Tagen. Wenn der Herr Professor jetzt Rekordzeiten vorlegt und wo möglich nur geringe Kontinenz- und Potenzstörungen auftreten, ist er ein Wunderdoktor. Bei schwerwiegenden Komplikationen jedoch würde ich ihn per Klage zur Kasse bitten lassen.
Und Wolfgang berichtete am 2.7.2002:
die Geschichte der PEB mit "(Bauch-)Katheterentfernung" nach 4 Tagen und Entlassung nach 6 Tagen - erscheint mir nahezu unglaublich! Ist das etwa ein unverantwortlicher Auswuchs einer Kostenoptimierung des Krankenhauses nach der überall laufenden Umstellung des Abrechnungsverfahrens auf die neuen sogenannten "Fall-Pauschalen"? - Aber nein, es handelte sich ja um einen Privatpatienten!
Es wäre natürlich auch besonders interessant zu erfahren, nach welchen den Erfolg "sicherstellenden Maßnahmen" die so unglaublich frühe Entlassung erfolgte!
Ich wurde selbst im September 1998 "Prostata-vesikulotomiert", das ist eine noch etwas radikalere Operation, mit Ausräumung auch der Höhle rund um die Prostata, wenn man schon, wie ich - einen "kapselüberschreitenden" Tumorbefall hatte (die Ausführung erfolgte perineal = von der Afterseite her, und nur auf mein eigenen drängend ausgesprochenen Wunsch! - durch einen wirklich ausgezeichneten Urologen, im Klinikum Offenburg!). Vorher hatte mich der selbst operierende Chef der Urologie am KH in Stuttgart aus der Narkose zur beabsichtigten OP aufwachen und mir ausrichten lassen "Das operiert der Herr Professor nicht mehr, das ist leider schon zu weit fortgeschritten!" - Denn normalerweise wird angeblich in solchen Fällen nicht mehr operiert, sondern nur mehr palliativ behandelt, z. B. mit Bestrahlungsserie + Hormonentzug).
Danach wurde - das erste Mal, ich glaube: 9 Tage nach der OP - nach Anbringung einer Penisklemme - ein Dichtigkeitstest der Anastomose = Harnröhren-Nahtstelle mit unter leichtem Überdruck über den Bauchkatheter eingebrachter Röntgen-Kontrastmittel-Flüssigkeit unter Röntgen-Sichtkontrolle durchgeführt. Dies erfolgte nach meinem Wissen in dieser Klinik, der ich sehr viel verdanke, bei ALLEN prostatektomierten Patienten. Und wenn die Naht noch nicht ganz "dicht" war, was im Röntgen genau feststellbar schien, wurde (nach Entleerung der Blase auf natürlichem Wege) weitere 7 Tage Einheilungszeit im Krankenhausaufenthalt gewährt, ggf. auch noch ein weiteres Mal. Ohne diesen Test bestanden zu haben, wurde niemand entlassen!
Ich dachte eigentlich, dass ein solches Vorgehen, das mich voll überzeugt hat, überall "Standard" wäre!
Und trotzdem musste gerade ein Zimmerkollege von mir, der gleich beim ersten Mal "dicht" war, dann unter sehr hohem Fieber (zwischen 40 und 41 Grad!) nochmal wieder zurückkommen und, nach Katheterisierung und Abklingen des Fiebers - ein zweites Mal operiert werden. Dies hat ihn natürlich sehr zurückgeworfen, weit mehr als mich, der ich nicht gleich beim ersten Mal an der Harnröhre "dicht" war!
Walther schrieb am 5.7.2002 zum selben Thema:
Hatte PEB im März 2002, Entlassung nach 12 Tagen, Katheterentfernung nach 21 Tagen nach Röntgenkontrolle mit Kontrastmittel.
Kontinenz bessert seitdem kontinuierlich. Wenn zu Hause ein WC in der Nähe ist, geht es mit nur einer kleinen Einlage. Unterwegs benutze ich sicherheitshalber immer noch eine Windelhose.
Götz berichtete am 10.7.2002:
Meine PK-Geschichte ist eigentlich-im Vergleich zu den hier immer wieder geschilderten Sachverhalten-recht unspektakulär,aber auch sehr erfreulich.Deshalb möchte ich sie hier anderen Betroffenen und Ratsuchenden weitergeben.
Meine PKG :
GÖTZ (1939)
DX: 11.06.2001 aPSA 8,2 (i.Rahmen jährl.Vors.)
BX: 13.07.2001 T2a/b-N0-M0;PV25g;GS6(3+3), 10 Stanzzylinder,rechts, 3 pos.
DX: 26.07.2001 KS kein Nachweis einer Skelettmetastasierung.
TX: 07.08.2001 PEB pT2b-pN0(0/14)-M0;GIIb; GS6(3+3);PSA 1,2 unter Enantone.
DX: 21.08.2001 PSA 0,1
DX: 23.08.2001 Entlassung aus der Klinik, Streßinkontinenzgrad I,
keine weitere Therapie verordnet
DX: 30.10.2001 PSA <0,02
Dx: 30.01.2002 PSA <0,02
DX: 23.04.2002 PSA <0,02
Aus dem Krankenhaus wurde ich kontinent entlassen und hatte auch später damit keine Probleme. Obwohl ich potenzprotektiv operiert worden bin, leide ich an den Folgen der ED. Nach anfänglichen Versuchen mit oralen Mitteln ohne Erfolg wende ich heute die SKAT-Methode (Viridal) erfolgreich für mich an. Der 18-tägige Aufenthalt in einer guten Kölner Klinik ist auch aus heutiger Sicht die kürzestmögliche Aufenthaltsdauer gewesen. Zehn Tage nach der Operation wurde unter Röntgenkontrolle der Blasenkatheter entfernt.
Zu meinem Urologen und zu den Krankenhausärzten (insbesondere zum Operateur) habe ich großes Vertrauen und bin ihnen noch immer dankbar. Insgesamt bin ich auch heute noch von der Richtigkeit meiner getroffenen Operationswahl überzeugt.
Den anfänglichen PK-Schock habe ich körperlich und seelisch gut verarbeitet,so dass ich mich heute wieder in einer ausgezeichneten Verfassung befinde und auch so lebe.
Am 11.7.2002 teilte Bill seine PK-Geschichte nach RP mit:
nach 5 Jahren relativer Ruhe machen mir jetzt Knochen-Metastasen zu schaffen. Dies ist für mich Anlass, den Ablauf meiner Erkrankung einmal zusammenhängend im Forum darzustellen:
Bill (1938)
TT.MM.JJ | PSA
14.02.97 - 14,9
03.03.97 - 22,0 Bx = pos. (T? G? GS?)
19.03.97 RP; (Bauchschnitt) Dx: pT3c N0 Mx; GIII; GS9(4+5)
2,5 Wo. lang Lymphocelen, beids
Inkontinenz 3/4 Ja., jetzt 1 Vorl/d, Impotenz
16.04.97 - 0,30 = NADIR
22.10.98 - 1,50 PSA-VZ = 7 Mon.
05.02.99 - +Flutamid (3 Tab/d üb.5 Monate)
28.06.99 - 0,01 = neuer Nadir
07.07.99 - Stop Flutamid (weg.Bx; Bx=neg.)
28.04.00 - 2,30
15.05.00 - + Prostaprotect (4 x 600 mg/d) (6 chin.Kräuter = PC-SPES-Ersatz)
29.06.00 - 4,00 PSA-VZ = 3,5 Mon.
01.07.00 - + Trenatone + ADT1 (+Casodex 50 mg 1 Mon. lang)
01.09.00 - Lymphödem li. Bein akt.: Kompr.-Strumpf + Ly-Drain 1*/Wo
12.09.00 - 0,00 2.T renatone-Spritze
03.11.00 - Start Mitarbeit SHG Rhein-Main
30.12.00 - 3. Trenatone-Spr. (letzte Spritze)
15.01.01 - Stop Prostaprotect
30.04.01 - Stop ADT1
25.05.01 - 0,90 +Wikuto (Kurkuma-Tomatensaft)
07.11.01 - 3,89 PSA-VZ = 2 Mon.
+ Casodex (3 Tab/d) 2 Mon. + Proscar (1 Tab/d)
12.12.01 - 1,30
10.01.02 - 2,06 + 1. Trenatone = +ADT3 Casodex (1 Tab) 1 Monat lang
04.02.02 - 4,44 Stop Casodex
08.02.02 - RTPC (Nukleinsäurefragmente) = 1x neg. / 1x schwach pos.
12.02.02 - DYPD (Desoxyprydinolin) = unverdächt.
13.02.02 - 2,97
13.03.02 - 7,21
19.03.02 - +Flutamid (3 Tab/d)
02.04.02 - 5,78
10.04.02 - 2. Trenatone Schmerzen Leiste + Schambein + Rü.:
Verdacht = orthopäd. Problem? (Urol.-Prof. =keine Metastasen)
04. bis 05.02 Röntgen + CT: Hüfte + LWS = nichts Orthopäd.
23.04 02 - + VIOXXdolor (1 Tab/d) (50 mg/d Rofecobix Schmerzmi.)
16.05.02 - 18.7
29.05.02 - Szintigramm, positiv
06.06.02 - Röntgen: Kno.-Metastasen sklerot.+osteolyt (Schambein, Hüftpfanne ISG (Rücken) rechts
18.06.02 bis 02.07.02 Bestrahlung 10 x 3 Gray, sehr gut vertragen
28.06.02 - 35,2
02.07.02 - VIOXXdolor 1/2 Tab/d
10.07.02 - + Zometa - sehr gut vertragen
17.07.02 - AHB
Derzeitiger Zustand (11.07.02):
Die allgemeine Leistungsfähigkeit und der Antrieb sind eingeschränkt, aber die Nebenwirkungen sind erträglich. Das Gehen ist noch stark eingeschränkt, da das rechte Bein bei Belastung in der Leiste schmerzt. Die Aufwärtstendenz ist jedoch unverkennbar. Meine gute Laune ist mir erhalten geblieben - richtiger gesagt: sie ist zurückgekehrt.
Sonstige Anmerkungen:
Mit meinem heutigen Wissensstand hätte ich vermutlich 1997 nicht die totale PE vornehmen lassen. "Prostaprotect" hat keine erkennbare Wirkung gezeigt.
Trotz des steilen PSA-Anstiegs in diesem Jahr bereue ich die ADT-Pause des vergangenen Jahres nicht. Es war ein guter Sommer/Herbst. "Zometa" vor erkennbaren Knochenmetastasen zu nehmen, wäre wohl besser gewesen. Ich habe es aber nicht geschafft, einen Arzt zu überzeugen, Zometa zu verschreiben. Die Frühindikatoren (DYPD u. RTPC) haben leider nicht bzw. nur ganz schwach angeschlagen; sonst hätte ich mehr Druck gemacht.
Meine Frau hat sehr viel Verständnis für die mit der Erkrankung verbundenen Einschränkungen gezeigt und mir das Akzeptieren der Krankheit erleichtert. Ich danke ihr dafür ganz besonders, aber auch unseren mitfühlenden Freunden sowie Uwe und den Gesprächspartnern in der SHG und im Internet für ihr Interesse und die Stellungnahmen/Ratschläge. Dank auch den Ärzten, die aufklärend und lindernd zur Seite standen.
["Bill" Günnter Brockmann starb am 3. Mai 2003 an seinem Prostatakrebs. - Ed]

Thomas berichtete am 8.8.2002 von seinem Zustand nach RP. Er ist damit bisher einer von ganz wenigen, die danach einen Erfahrungsbericht liefern.
ich habe letztes Jahr - völlig überraschend - aufgrund einer Vorsorgeuntersuchung und eines erhöhten PSA-Wertes (6,8 ng/ml) und der darauf vorgenommenen Biopsie die Diagnose Prostatakrebs bekommen.Darauf folgten die unvermeidbaren Untersuchungen,ob der Krebs gesteut hat. Das war glüchlicherweise in den bildgebenden Verfahren nicht der Fall gewesen. Alles lief auf eine Operation hinaus,da die Therapie für mich als knapp 50-Jährigen als richtige Lösung gilt. Darauf hin habe ich mich entschieden, eine nerverhaltende Operation in Hamburg von Prof. Huhland durchführen zu lassen. Aufgrund der Voruntersuchungen war die nerverhaltende Operation möglich.
Ca. 14 Tage nach der OP bekam ich die Information, dass der Krebs aufgrund der frühen Erkennung die Prostatakapsel nicht durchbrochen hat. Bereits nach ca 3 Wochen hatte ich keine Kontinenzprobleme mehr und nach ca.6 Wochen kam die erste Erektion.
In der letzten Woche bekam ich nach der vierten Nachuntersuchung die Information, dass mein PSA-Wert bei 0 liegt. Natürlich hat sich mein Leben verändert. Ich gönne mir mehr Freizeit und arbeite nicht mehr so viel. Aber ich bin auch dankbar, dass es in der Medizin mittlerweile Therapien gibt, die die Lebensqualität weitmöglich erhalten können.

Bodo berichtete am 29.11.2002:
02/02 PSA 6,7 ng/ml nach 2 Wochen das gleiche. Die Gewebeprobe ergab Krebs. Diagnose:T2b, G2, Gleasonsumme 3+3 = 6. Ich bin 44. Mein Vater hat auch Krebs. Mein Ziel war die "Heilung", darum waren meine Favoriten radikale PE oder die Brachytherapie. Im Mai die OP, Prof. Miller in Berlin
Obwohl T2, beidseitiger Nerverhalt. Die Möglichkeit, aus der Wade einen Nerv einzubauen wurde vorbereitet,war aber nicht nötig. pT2b, G2, pN0, 3+3=6. Katheter nach 4 Tagen entfernt (hier heftig kritisiert). Nach 2 Wochen PSA 0,23 ng/ml und nach Hause. Nach 6 Wochen Null. Dann Kur mit Beckenbodentraining. Nach 7 Wochen konnte ich wieder 10 km joggen. Inkontinenz war nach 2 Monaten kein Thema mehr. Mit einer Viagra klappt es mit dem Sex prima. 1.10.02 normale Arbeit.

Peter schrieb am 6.1.2003 zum Thema "Erektile Dysfunktion nach PK-Behandlung":
ich wurde im Juli 2000 in der Uniklinik Köln prostatektomiert! In 2002, im Winter, stellten sich bei mir zaghafte Erektionen ein. Heute kann ich wieder stramme Gliedversteifungen verspüren und herrlich mit meiner Frau schlafen. Welch ein Wunder! Da sind lt. dem Urologen wieder einige Nervenreste zusammengewachsen. Mein PSA ist seit der OP gleich 0,0! Dies nur am Rande zu den Statistiken!

Wilfried schrieb am 23.1.2003:
Ich habe anfangs Oktober 2002 meine Diagnose Prostatakrebs im Frühstadium erfahren. Bei der Suche nach Informationen im Internet bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe einige für mich wichtige Informationen entnehmen können. Daher möchte ich kurz über meinen Fall informieren und vielleicht denjenigen, die sich neu informieren, einige ebenfalls verwertbare Informationen geben.
Meine Geschichte in Kurzform:
Dx: 08.10.2002; aPSA=3,0 ng/ml; freies PSA ca. 18 %, Prostata erheblich vergrößert; kein Tast- und kein Ultraschallbefund; PSA ca. 1 Jahr davor 3,6 ng/ml.
Bx: Biopsie mit 10 Proben, davon 1 Probe positiv; T1cNxMx; GS(3+3); Therapievorschlag Operation;
nach ca. 6 wöchiger Überlegung, Kontaktierung mehrerer Ärzte, darunter auch ein Radiologe und ein Onkologe, und Durchführung einer dynamischen MRT (Magnetkernspinresonanztomographie) am Allgemeinen Krankenhaus Wien (Universität Wien) bei Dr. Bloch habe ich mich zur Operation entschlossen;
Tx: 11.12.2002; PEB; beiderseits nervschonend; pT2bR0N0Mx; der größte Tumor hatte bereits 1,2 cm Durchmesser; zur Kontrolle wurden Lymphknoten entfernt, was meines Erachtens der Grund für die Taubheit mehrerer Zehen ist; Entfernung Katheter 9 Tage nach Operation ohne Probleme; nach Operation ebenfalls fast keine Schmerzen, Aufstehen ab 3.Tag problemlos;
1. Nachuntersuchung 03.01.2003; PSA=0,0; praktisch kontinent, d. h. keine Verwendung einer Vorlage, leichte Probleme bei Blähungen, und am späten Abend sollte ich nur wenig trinken, da ich ein Schlafmittel nehme.
Eine Empfehlung möchte ich geben. Die Biopsie ist nicht ausreichend für die Feststellung, ob Krebs vorliegt oder nicht. In meinem Fall wäre es auch leicht möglich gewesen, dass alle Proben negativ gewesen wären. Wesentlich besser ist die MRT, weil man auch kleine Tumore sieht, und auch Durchbruch, Befall der Samenbläschen und Vergrößerung der Lymphknoten erkennen kann. Laut Dr. Bloch liegt die Genauigkeit bei größer 96 %, festgestellt durch Vergleich der MRT-Ergebnisse mit den pathologischen Ergebnissen nach Operationen. In meinem Fall war er sich bzgl. Durchbruch nicht sicher, ein Teil des Randes der Kapsel war unscharf, der Pathologe hat aber nichts gefunden. Allerdings ist das Verfahren noch neu und wahrscheinlich teuer, die Untersuchung dauerte ca. 1 Stunde. Mein behandelnder Arzt, obwohl Univ.-Prof., wusste davon noch nichts. Die MRT wird in Wien auch dann eingesetzt, wenn eine Brachytheraphie durchgeführt wird, weil man dann die Seeds genauer plazieren kann.

Wilfried schrieb am 28.1.2003:
Ich habe mich am 11.12.2002 operieren lassen. Meine Ausgangsbasis war nach Biopsie PSA 3,0, T1c, GS (3+3), 1 Stanze von 10 war positiv, Prostata war vergrößert, Alter 56 Jahre. Habe MRT machen lassen, die mehrere Tumore anzeigte, aber nur auf Kapsel beschränkt, Lymphknoten zeigten keine Vergrößerung. Habe auch zwischen Operation und Bestrahlung geschwankt. Die Empfehlung des führenden Onkologen in Wien war Operation, weil seiner Ansicht nach bei Bestrahlung das Restrisiko, dass Krebszellen erhalten bleiben, signifikant höher sei.
Die Operation ist problemlos verlaufen, und laut pathologischem Befund war der PK auf die Kapsel beschränkt, d. h. PT2bR0N0Mx, größter Tumor war ca. 1,2 cm im Durchmesser. Lymphknoten wurden zur Kontrolle entfernt, waren aber negativ. Bei einer Bestrahlung besteht halt keine Kontrolle außer PSA, d. h. ich wäre weniger sicher als ich mich jetzt fühle. Ich war ca. 10 Tage nach Katheterentfernung kontinent. Ob die Potenz wiederkehrt, weiß ich noch nicht, aber es wurde beidseitig nervschonend operiert.

Achim fragte am 30.1.2003:
ich such auf diesem Weg Menschen, die möglicherweise gleiche oder ähnliche Probleme nach ihrer Prostata-Operation haben und würde mich in diesem Fall über eine Rückmeldung sehr freuen.
Hier meine Geschichte bzw. meine Probleme:
Im November 2002 wurde nach einem relativ hohen PSA-Wert eine Biopsie bei mir gemacht, bei der Krebszellen festgestellt wurden. Ich entschloss mich nach Beratung mit meinem Urologen zu einer Operation. Diese OP ist auch, was den Laborwert betrifft, sehr gut verlaufen. PSA ist bei 0,00. Die OP wurde am 10. Dezember 2002 durchgeführt und am 24.12.2002 wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Zu meiner großen Freude war ich von Anfang an kontinent. So weit also alles sehr erfreulich.
Am 30.12.2002 fand ich mich in der Reha in Bad Wildungen ein, wo ich 3 Wochen war. Jetzt zu meinen Problemen:
Seit der OP habe ich im linken Oberschenkel "1000 Ameisen" bzw. das Gefühl eines Fremdkörpers im Bein. Offensichtlich sind bei der OP Nerven verletzt worden.
Das weit aus größere Problem für mich ist jedoch, und das ist eine Empfindung, die sich seit meinem Aufenthalt in der Reha tagtäglich noch verschlechtert, dass ich eine extreme Berührungsempfindlichkeit im Penis verspüre.
Eigenartigerweise jedoch überhaupt nicht, wenn ich ihn mit den eigenen Händen berühre oder umfasse sondern nur, wenn er mit Stoff in Berührung kommt. Ich habe es mit ganz eng sitzenden Slips genau so probiert wie mit weiten Unterhosen, das Ergebnis ist das gleiche. Es ist eine Empfindung, als schneide jemand mit einer Rasierklinge am Penis herum - es ist furchtbar!
Weiterhin habe ich Probleme mit dem Sitzen. Unmittelbar nach der OP sagte man mir, dieses Problem sei vergessen, wenn der Katheter erst entfernt sei. Na gut, das war eine Aussage, die ich verstand. Nach Entfernung des Katheters war das Problem das Gleiche. Jetzt sagte man mir, das könne noch ein paar Tage dauern, das hätten ca. 10 % aller Operierten. Es entwickelte sich dann so, dass ich die erste Woche in der Reha auch im Speisesaal nur stehend zurecht kam - als absolut einziger in der ganzen Reha - von wegen 10 %!!!
Nach etwa einer Woche verbesserte sich mein diesbezüglicher Zustand in der Tat und ich konnte wenigstens während der Mahlzeiten kurze Zeit sitzen. Jetzt, nachdem ich schon gut 1½ Wochen aus der Reha wieder zu Hause bin, verschlechtert sich mein diesbezüglicher Zustand wieder. Ich kann nicht mehr sitzen.
Große Sorge bereitet mir auch mein Hoden. Morgens nach dem Aufstehen hat er inzwischen Normalgröße. Abends jedoch ist er auf der linken Seite so angeschwollen, dass er ca. doppelt so groß ist wie die rechte Seite.
Was mich an alledem so irritiert, sind die nebulösen Aussagen der Ärzte.
Unmittelbar vor der OP fragte ich den operierenden Arzt, wann ich seiner Meinung nach wieder so fit sei wie jetzt (also vor der OP) und er sagte, na, so Ende Januar.
Tatsache ist aber, dass ich mich elender denn je fühle. Keinerlei Lebensmut oder Lebensfreude habe ich zur Zeit. Die gesundheitlichen Probleme haben dazu geführt, dass ich in eine fatale wirtschaftliche Situation geraten bin. Ich gehöre zur Gruppe der Selbständigen und bin auf jeden Tag des persönlichen Gelderwerb angewiesen. Da ich dem zur Zeit so gut wie überhaupt nicht nachkommen kann, und das seit 10. Dezember vorigen Jahres, weiß ich überhaupt nicht mehr, wie es weitergehen soll. Da findet man dann nur milde lächelnde Weißkittel, die meinen, man müsse Geduld haben. Warum hat mir das keiner vorher gesagt, wie lange eine Genesung möglicherweise dauern kann. Das wäre wenigstens ehrlich gewesen, jetzt stehe ich vor einem Scherbenhaufen. Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass ich, seit ich wieder zu Hause bin, starke Schmerzen beim Wasserlassen habe.
Ich habe zwar keinen Krebs mehr, hurra, aber meine sonstigen Beschwerden sind so umfangreich geworden, dass ich meinem Beruf nicht mehr nachgehen kann und vor dem wirtschaftlichen Ruin stehe. Toll, was.
Gibt es Operierte, die ähnliche "Folgeprobleme" haben wie ich?
Uwe antwortete am selben Tag:
Deine Schilderung ist absolut untypisch! Du mußt unbedingt in kompetente urologische Hände.
Und Marco berichtete, ebenfalls am selben Tag:
das Problem mit dem Sitzen, auch beim Autofahren, hatte ich ca. vier Monate lang nach Katheterentfernung. Nach einem Monat konnte ich schief hängend auf harten Stühlen ca. 10 min. sitzen, nach zwei Monaten konnte ich autofahren, aber nur mit fast ständiger heftiger Abstützung mit dem linken Bein, so dass ich nicht saß, sondern schwebte - mit Krampf im linken Bein etc.
Die innere Wunde ist groß und muß langsam heilen!
Mit der allgemeinen Kondition hatte ich 6 Monate heftige Probleme - die Ärzte hatten mir ca. 6 Monate Narkosenachwirkungen vorhergesagt, es können aber auch Bestrahlungsnebenwirkungen gewesen sein.
Übrig geblieben ist jetzt ca. acht Monate nach Katheter-Entfernung eine deutliches allgemein zugenommenes Schlafbedürfnis (9 Stunden nachts und oft eine Stunde tags), sowie eine Notwendigkeit zu trainieren (Treppen gehen statt Fahrstuhl), um die Muskeln halbwegs fit zu halten.
Henning schrieb auf Achims Bericht am 18.2.2003:
ich denke auch, dass Du noch einmal zu einem Urologen gehen solltest. Viele Patienten haben nach der Katheterentfernung eine Blasen- und eine Nebenhodenentzündung (Brennen beim Wasserlassen!), da muss man dann eine Zeit Antibiotika nehmen.
Ich bin vor zwei Wochen in der Uni Münster prostatektomiert worden (sehr zufrieden !). Sitzen fällt mir noch schwer und sollte ich auch noch nicht so viel, kontinent bin ich weitgehend und bin sehr zuversichtlich. Was die Taubheit im Oberschenkel angeht: vermutlich ist durch Druck während der OP der Nervus cutaneus femoralis lateralis, ein Hautnerv an der oberen Oberschenkelaußenseite, der unter dem Leistenband lang läuft, gequetscht worden (z. B. durch einen Spreizhaken während der OP), das ist bei mir auch passiert und kann den Operateuren nicht vorgeworfen werden, ist einfach Pech. Bei mir ist alles komplett taub, aber da es eine Quetschung ist, gehe ich davon aus, dass es sich innerhalb einiger Monate wieder erholt. Wenn es bei Dir bleibt, gehe zu einem Neurologen oder Schmerztherapeuten. Letzteres vielleicht auch wegen Deiner Überempfindlichkeit im Penis (habe ich nicht, kann es mir auch nicht so genau erklären, bin selber Neurologe).
Zum Schluss noch: Geduld!!!! Ich habe in meinem Leben schon jede Menge OPs hinter mich gebracht, und manchmal nimmt der Körper sich seine Zeit. Ich bin sicher, dass sich vieles, wenn nicht alles einrenken wird, aber trotzdem, guck noch mal wegen der möglichen Entzündung.

Wolfgang berichtete am 17.2.2003 unter dem Titel "Verlauf meiner Prostata-Erkrankung (Stand 15.02.03)" vom Beginn einer typischen Prostatakrebs-Karriere (Operation – Bestrahlung – Hormontherapie - ?):
Die Erkrankung meines Schulfreundes an Prostatakrebs (PK) hatte mich im Frühsommer 2001 veran-lasst, nun doch auch einmal einen Urologen aufzusuchen, wobei die erste aPSA-Untersuchung gleich den Wert 12 erbrachte. Die daraufhin in seiner Praxis erfolgte Bx (Stanzbiopsie mit Entnahme von 6 Gewebeproben) war jedoch negativ. Drei Monate später suchte ich einen anderen Urologen auf, bei dem mein PSA-Wert das gleiche Ergebnis (12) aufwies. Er aber meinte, dies könne auch andere Ursachen haben, z.B. eine Entzündung und er sehe von daher von einer weiteren Biopsie ab. Als 6 Monate später eine erneute PSA-Untersuchung (über meinen Hausarzt) immer noch den Wert 12 anzeigte, überwies mich mein Hausarzt an die Klinik in S., wo bei einer weiteren Bx unter Narkose 25 Gewebeproben entnommen wurden. Zwischen "Tür und Angel" teilte mir der dortige Arzt im Vorbeigehen dann mit, dass die Biopsie ein Karzinom ergeben habe, dieses aber noch innerhalb der Kapsel liege und er deshalb zu einer Entfernung der Prostata rate, da damit jede Gefahr beseitigt und ich, ohne sonstige Nebenwirkungen, gesund wäre.
Nach Rücksprache mit meiner Frau ließ ich mich dann einen Monat später (April 2002) operieren. Die PED (radikale perineale Prostato-Vesikulektomie) verlief dann so, dass in Verbindung mit sehr massiven Blutungen (bin Dauer-Marcumarpatient) eine großräumige, radikale Op. mit Entfernung aller Gefäßnervenbündel etc. erforderlich war, mit dem Ergebnis: das Karzinom ist über die P-Kapsel ausgetreten und hat das Stadium T3, Nx. Eine Lymphknotenentnahme für eine nähere Untersuchung derer erfolgte nicht, da die Op. aufgrund der ursprünglichen Annahme, dass sich der PK innerhalb der Kapsel befindet, per PED gemacht worden war. Auch als die Uni-Klinik U. im Hinblick auf die anschließend geplante ST [Strahlentherapie – Ed] auf eine Lymphknotenuntersuchung der S.-Klinik be-stand, lehnte jene dies ab mit der Begründung, ich habe innerhalb fünf Wochen vier Vollnarkosen erhalten, weshalb eine Laparoskopie mit erneuter Vollnarkose nicht zu verantworten sei. So weiß ich bis "heute" nicht, wie es mit meinen N (Lymphknoten) bestellt ist.
Der Beginn der ST verschob sich dann um fünf Monate, da sich durch die Op. ein 8x8x8cm großes Hämatom gebildet hatte, welches vor einer ST zuerst weitgehend aufgelöst sein musste. Als "Überbrückung" wurde eine HB1-Tr (Hormontherapie mit TRENANTONE) angesetzt, die mir große Probleme bereitete und noch bereitet (extreme Hitzewallungen, starke Gewichtszunahme, Vergrößerung der Brust, Schlafstörung, massive Antriebsarmut), obwohl sie mittlerweile abgesetzt ist. Die ST umfasste 35 Bestrahlungen mit je 2 Gy (70), wobei als Schutzmassnahme für die Darmwand, jedes mal ein Ballon in den After eingeführt und aufgeblasen wurde, was zunehmend immer schmerzhafter war.
Nach vier Wochen der sieben Wochen dauernden ST (tägl. wechselnde Termine zwischen 08.00 Uhr und 23.00 Uhr!) waren plötzlich meine beiden Beine derart angeschwollen, dass noch spät Abends eine Thrombosen-Untersuchung stattfand, die durch meine Marcumar-Einnahme aber glücklicherweise kein positives Ergebnis brachte (durch das Marcumar kann eine Thrombosen-Gefahr weitgehend ausgeschlossen werden), während alle anderen unangenehmen Begleiterscheinungen jedoch (noch heute, 15.02.03) vorhanden sind.
Unter diesen Gegebenheiten war die anschließende AHB in B. dann auch ein einziger Reinfall, da u.a. alle Therapien aufgrund der vorhandenen Schmerzen und Einschränkungen im Bewegungsapparat nach 2 Wochen eingestellt werden mussten.
Der aktuelle Stand zehn Monate nach der PED ist heute (15.02.03):
Inkontinenz, Impotenz, stark angeschwollene und schmerzhafte Beine bei Tag und Nacht (trotz erfolgter Lymphdrainage), Schmerzen im Unterbauch, massiver Luftbauch (durch Darmentzündung bedingt aufgrund der Balloneinführungen), Atemnot, Durchfall, Schwellung und Schmerzen des Brustbereiches (bis in die Arme und Achseln), Schlafstörungen, trockene Nasenschleimhaut seit der ST, weiterer Anstieg des Blutdruckes (190:140, vormals 160:115).
Mein Urologe meinte gestern (14.02.03):
Gegen die Beinschmerzen gäbe es noch die Akupunktur; der Luftbauch hänge mit der Darmentzündung zusammen (wogegen ich Heilerde zum Einnehmen erhielt); gegen die Brustschmerzen gäbe es die Möglichkeit einer "Bestrahlung" der Brust. Was die N (Lymphknoten) anbelange, müsse man bei meinem Krankheitsbild leider davon ausgehen, dass Metastasen vorhanden seien, eine N-Entnahme (per Laparoskopie) wäre aufgrund der Strahlentherapie und damit fehlender Wundheilung jedoch nicht mehr möglich, weshalb es nur noch die Möglichkeit einer PET und anschließender MRT gebe, was derzeit durch die noch wirkende Blockierung der Strahlentherapie aber nichts erbringe. Man müsste noch eine gewisse Zeit vergehen lassen. Sobald der PSA-Wert ansteige, würde er eine nähere Untersuchung (ggfs. in V.) veranlassen. Sollten sich dann entsprechende Werte bestätigen, gäbe es aber nur noch die Durchführung einer weiteren Hormonbehandlung sowie psychischer Förderung der Lebensqualität. Op. etc. seien vor allem durch die erfolgte ST nicht mehr möglich.

Jürgen berichtete am 10.3.2003 unter dem Betreff "Erfahrungsbericht/Kasuistik":
Nachdem ich am 27.12.2002 mit der Diagnose Prostata-Carcinom (PC) konfrontiert wurde und ich bei meiner Informationssuche im Internet besonders in den Selbsthilfegruppen oft Unerfreuliches (wohlgemerkt oft zurecht aus meiner Sicht) über die operative Therapie (radikale Prostatektomie RP) lesen konnte, möchte ich hier besonders für Neubetroffene und Suchende meine Kasuistik darstellen um damit vielleicht manchen Leidensgenossen Anregungen und Hilfe bei der Auswahl der richtigen Therapie zu geben.
Alter: 50 Jahre; Gewicht konstant 71 kg; Größe 174 cm; keine familiäre Belastung mit PC oder anderen Tumorerkrankungen; außer Hypercholesterinämie keine weiteren Risikofaktoren (bisher diätetische Behandlung); Medikamente: 1 Tabl. Jodthyrox tgl. bei Zustand nach OP einer Knotenstruma (Kropf) 1991.
Ich hatte keine Beschwerden, fühlte mich fit, war gut belastbar und veranlaßte erstmals am 19.12.2002 im Rahmen einer Routineblutkontrolle die Bestimmung meines PSA-Wertes. Der Wert war 6,51 ng/ml und auch die Kontrolle nach Karenz am 29.11.2002 war mit 5,16 ng/ml erhöht, mit einem freien Anteil von 0,75 ng/ml entsprechend 15 %. Die saure Prostataphosphatase lag mit <0,6 ng/ml im Normbereich.
Nun hatte ich wirklich ein Problem! In meiner Eigenschaft als Vater von vier jugendlichen Söhnen und als klinisch-naturwissenschaftlich ausgebildeter Kinderarzt gab es für mich nur den Weg der präzisen Diagnosefindung um dann die für mich richtige Therapieform möglichst im Sinne einer Heilung wählen zu können.
Am 18.12.2002 Urosonograhie, Prostata-TRUS (rektale Ultraschalluntersuchung der Prostata): Prostatavolumen 18 ml , lateral echoärmer bds. TRUS-gesteuerte Prostatastanzbiopsie (acht Stanzzylinder) : die feingewebliche Untersuchung zeigte linksseitig in 2 positiven Stanzen ein mäßig drüsig differenziertes Prostata-Carcinom mit Hinweis auf perineurale Gewebsausbreitung (G II a ; Gleason Score 3 + 3 = 6) , rechtsseitig kein Carcinomwachstum.
Zweitbegutachtung durch Prof. Helpap / Singen : Gleason Score 3 + 4 = 7.
Nun kam für mich ein Wechselbad der Gefühle, denn je mehr ich mich informierte, um so unsicherer wurde ich in meiner Therapieentscheidung. Um Zeit für meine Entscheidung zu gewinnen und im Vorgriff auf eine mögliche vollständige Hormonblockade begann ich am 8.1.2003 mit der Einnahme von 1x 1 Casodex 150 mg.
Weitere Laborwerte (Tumormarker) zeigten keinen Hinweis auf das Vorliegen eines bereits organüberschreitenden Tumors.
Die Prostata-Magnetresonanz-Untersuchung mit endorektaler Spule (erMRI) am 13.2.2003 zeigte links an der Basis eine flächige Tumorinfiltration der äußeren Zone von 11 x 16 mm, der Ansatz der linken Samenblase war erreicht, die Raumforderung ging bis an den Blasenboden heran, jedoch keine über die Kapsel hinausgehende Infiltration, keine regionalen Lymphknotenvergrößerungen. Eine auch rechtsseitige Inhomogenität wurde als Verdacht auf Tumormitbeteiligung oder Folge nach Einblutung durch die sechs Wochen zuvor durchgeführte Prostatastanze eingestuft (T 2 c). Eine geplante MRI-Spectroscopie konnte wegen Gerätedefekt nicht durchgeführt werden. Diese Methode ist z.Z. noch nicht wissenschaftlich abgesichert, scheint mir aber ein Fortschritt in der Diagnostik zu werden.
Die zwischenzeitlich favorisierte SEED-Implantation wurde von mir wieder verworfen, da nach Empfehlung verschiedener Brachytherapie-Gesellschaften bei Gleason Score 7 eine zusätzliche äußere Bestrahlung notwendig ist und ich mögliche zusätzliche Langzeitkomplikationen nicht eingehen wollte.
Die 3-fache Hormonblockade (Leibowitzschema) habe ich letztendlich in Anbetracht meines Alters verworfen, da die Datenlage für mich insbesondere bei einer statistischen Lebenserwartung von noch ca. 25 Jahren zu "dünn" war.
Nach den Partintabellen (2001) war die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer auf die Prostata beschränkten Erkrankung bei mir 24 %, eine Kapselüberschreitung war in 52 % zu erwarten, eine Samenblasenbeteiligung in 13 % und eine Lymphknotenbeteiligung in 10 % .
Nachdem sämtliche Voruntersuchungen keinen sicheren Hinweis auf ein T3-Tumorstadium ergaben, wollte ich meine ca. 24 % Chance auf eine mögliche Heilung nutzen und wählte deshalb die RP schlußendlich als Therapie für mich.
Ich habe eine Klinik in Süddeutschland ausgesucht, in der im Jahr 2002 insgesamt 320 RP-Operationen durch drei Operateure durchgeführt worden waren.
Mehrere Urologen in der Umgebung dieser Klinik konnten mir die guten Operationserfolge bestätigen.
Am 26.2.2003 erfolgte die radikale retropubische Prostatovesikulotomie gefäß-und nervenerhaltend mit regionaler Lymphadenektomie unter Lupenbedingungen (2,5- fach vergrößert mit Kopflicht). Ein intraoperativer Schnellschnitt am Prostatapfeiler rechts war unauffällig, so dass rechts das Gefäßnervenbündel erhalten werden konnte (sog. Potenzerhaltung).
Die knapp zweistündige Operation überstand ich sehr gut, der Hämoglobinabfall von 15 g% auf 11,4 g% war gut tolerabel, ein "Schmerzdauertropf" konnte bereits am 1.3.2003 ausschleichend beendet werden, der Urin war bereits am 28.2.2003 nicht mehr makroskopisch blutig. Nach radiologischem Ausschluss einer Anastomoseninsuffizienz am 4.3.2003 (d.h. die Neuverbindung der Harnblase mit der Harnröhre war "dicht") konnte bereits am 6. postoperativen Tag der Harnblasenkatheter gezogen werden und ich war danach sofort kontinent! Ich benötigte keinerlei Vorlagen, der Harnstrahl war in den ersten Tagen lediglich noch etwas abgeschwächt, wohl durch Wundschwellung bedingt. Beim Husten und Niesen tat anfangs der Unterbauch noch etwas weh, aber die Unterhose blieb dabei trocken. Ein ähnlich gutes OP-Ergebnis konnte ich bei drei weiteren Leidensgenossen beobachten, die am Vortag bzw. am gleichen Tag mit mir entlassen wurden (6.3.2003). Diese Männer waren 10 - 15 Jahre älter als ich und hatten bei Entlassung nur noch eine geringe Stressinkontinenz.
Postoperative behandlungspflichtige Engen im Bereich der Anastomose seien in dieser Klinik sehr selten, bei den letzten 100 Operationen sei keine einzige Stenose beobachtet worden.
Das Ergebnis der Prostatahistologie bestätigte die Richtigkeit meiner Therapiewahl: Tumorstadium pT 2 c, N 0. Kapsel vollständig frei, Schnittränder frei, alle entfernten Lymphknoten frei.
Somit dürfte sich meine Chance einer echten Heilung auf 80 – 90 % erhöht haben, wie Langzeitergebnisse von Pat Walsh über 15 Jahre belegen. Ob sich dessen Prognose für eine Potenzerhaltung von ca. 71 % bei einseitiger Erhaltung des Gefäßnervenbündels sich bei mir erfüllt, wünsche ich mir natürlich, erste Anzeichen dafür sind auch schon zu beobachten.
Natürlich wird mich das Risiko von Mikrometastasen auf meinem weiteren Lebensweg begleiten, aber ein PSA- Wert unter der Nachweisgrenze wird mir Sicherheit geben, dass ich mich noch im grünen Bereich befinde.
Ich wünsche allen Mitbetroffenen die richtige Therapieentscheidung zu treffen, wie immer sie auch ausfällt!
Ich glaube, dass die RP von einem versierten Operateur durchgeführt immer eine günstige Option darstellt, wenn ausführliche Voruntersuchungen ein T2 - Tumorstadium vermuten lassen.

Joe schrieb am 28.3.2003:
hier meine Krebsgeschichte:
Joe (1948)
Dx: 02.01. 03; aPSA 15,8
Bx: 19.12. 03; GS (3+4) (7); PV unbekannt;
Dx: 04.02. 03; MRT und KS kein Befund, alles sauber
Tx: noch unklar PE oder DHB??????
Tx: 28.02.03 Entscheidung für radikale PEB
Tx: 14.03.03 PEB; PSA 20,03 (wohl zum Abschluss stark gereizt); pT3aN0M0
Tx: 26.03.03 Katheter raus, scheine kontinent zu sein
Dx: 27.03.03 PSA 0,86, erste Nacht kontinent max. 2,5 Stunden bis Harndrang
Danke an alle, die die Foren betreuen und nicht müde werden, Fragen zu beantworten und einem, wenn man in ein Loch fällt, aus diesem wieder heraus helfen.
Auch ich war nach der ersten Diagnose, du hast Krebs, verzweifelt und vollkommen hilflos.
Doch dank Uwe, Christian, Fridolin, Ludwig und wie sie alle heißen hat dieser Zustand nur eine Weile angehalten und dann wurde der Kampf aufgenommen.
Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, DHB oder PEB.
Doch ich bin für klare Verhältnisse und so entschloss ich mich, nachdem ich einen super Operateur in Rendsburg gefunden hatte, für die radikale PEB (Hoden sind noch da, wo sie hin gehören) mit allen Folgen.
Die Operation und die folgenden Tage verliefen problemlos. Gestern habe ich das Krankenhaus nach 14 Tagen wieder verlassen. Der PSA wird dann demnächst 0,0 sein, so hoffe ich. Am 22.03. werde ich die AHB anfangen.
Ich rate allen "Neulingen", verfallt nicht in Panik, arbeitet die mit viel Mühe, Sachverstand und Zeitaufwand erstellten Seiten der Foren durch und stellt dann Eure Fragen, Ihr werdet Antworten erhalten.
Nochmals Dank an alle, die mir in den Foren geantwortet oder mich direkt angeschrieben haben. Ihr habt mir sehr geholfen.

Dieter schrieb am 3.7.2003 den folgenden ausführlichen Bericht:
der Weg über's Internet und andere Medien war der erste Schritt, den ich gegangen bin, nachdem ich am 28. Februar 2003 die Diagnose Prostatakrebs erhielt. Dieser Weg soll auch (nachdem ich nun alles hinter mich gebracht habe) der letzte Schritt sein und zwar mit einem großen Dankeschön an alle Barbaras, Christines, Uwes, Christians, Ludwigs, Franks, Horsts usw., die mir in Form von Erfahrungsberichten, Ratschlägen und Tipps geholfen haben die Problematik zu verstehen und damit umzugehen. Es gab mir das Gefühl, dass ich mit dem zu dieser Zeit sich in meinem Kopf abspielenden Chaos an Gedanken und Ängsten nicht mehr allein war.
Deshalb beschreibe ich nachstehend noch einmal meinen Weg. Ich tue das in der Hoffnung, dass es dem einen oder anderen Betroffenen in der Anfangsphase hilft, sich zu motivieren und gegen diesen Schicksalsschlag Kraft aufzubauen und dagegen anzukämpfen.
Ich war zu dem Zeitpunkt 64 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier erwachsener Söhne, fühlte mich absolut fit und hatte keinerlei Beschwerden. Beruflich war ich die letzten 30 Jahre in einem amerikanischen Konzern als Sales Manager tätig. In meinem gesamten Berufsleben haben mich bei auftretenden Schwierigkeiten immer zwei Floskeln begleitet, nämlich "stay flexible" und " Blick nach vorne". Nachdem ich die Diagnose Prostatakrebs erhalten, den Schock verdaut hatte und danach einen Durchhänger von ca. einem Tag durchlebte, wurde mir bewusst, dass ich diese beiden Floskeln nun kompromisslos auf mich selbst anwenden musste. Das heißt, ab dem Zeitpunkt erklärte ich diesem hässlichen Thema Krebs den Krieg. Ich wollte alles tun, um wenigstens mit einem blauen Auge davonzukommen.
Begonnen hatte alles bereits Anfang 2001 mit einem PSA von 6,50. Das veranlasste mich einen Urologen aufzusuchen. Die vierteljährlich durchgeführten Kontrollen zeigten steigende (bis zu 8,95) aber dann auch wieder fallende Werte (im Juni 2002 war der PSA wieder bei 5,15). Mein damaliger Urologe sagte mir, dass das alles noch in der Grauzone liege und nicht beängstigend sei. Das war sicher keine gute Einschätzung, die letztendlich dazu führte, dass weiter kostbare Zeit ungenutzt verstrich. Vermutlich hatte ich damals auch noch eine Prostatitis, die zufällig, wegen eines anderen Problems, mit Antibiotika mitbekämpft wurde und dadurch das Auf und Ab bewirkte.
Als im Januar 2003 mein PSA wieder 8,12 erreichte, entschloss ich mich zu einer Biopsie in der Horst-Schmidt-Klinik in Wiesbaden und trennte mich gleichzeitig von meinem Urologen, der meinte, dass ich weitere sechs Monate abwarten sollte. Die Biopsie wurde im Februar durchgeführt. Genommen wurden acht Stanzproben mit dem Ergebnis, dass rechts medial, rechts basal sowie in der rechten Transitionalzone jeweils der Nachweis eines mäßiggradigen differenzierten Adenokarzinoms festgestellt wurde. Die übrigen fünf Stanzzylinder waren karzinomfrei.
Die sich daraus ergebenden Diagnosen waren:
1. Prostatakarzinom T1c, Gleason 3+3=6 (C 61)
2. Bulbäre Harnröhrenstriktur (N 35,9)
Befunde/Sonographie:
Nieren beidseits ohne Auffälligkeiten, Harnblase glatt berandet. TRUS: Prostatavolumen 26 ml.
Empfehlung: Es wurde die radikale Prostatektomie sowie die Urethroskopie und ggf. Urethrotomia interna in gleicher Sitzung empfohlen.
Nun begann meine Suche nach der für mich optimalen Behandlungsmethode. Bekannt war mir bisher nur die RP. Bekannt deshalb, weil über keine andere so kontrovers (leider oft zu recht) in den Medien und zwischen Betroffenen diskutiert wurde und wird. Aber sie ist auch mit ca. 50 % immer noch die am häufigsten angewandte. Kein Wunder, dass es da auch Probleme zu berichten gibt.
Unter den verschiedensten Titeln, wie z. B. "Das Tabuthema Prostatakrebs" habe ich die Thematik auch in den Medien verfolgt. Nun beschaffte ich mir auf der Suche nach "meiner" Lösung alles erhältliche Informationsmaterial, das ich bekommen konnte. Im ersten Schritt befasste ich mich mit der DHB (Dreifache Hormonblockade nach Prof. Leibowitz). Danach erfuhr ich von der Möglichkeit der Ultraschallzertrümmerung (HIFU = Hoch Intensiv Fokussierter Ultraschall), der Brachymethode (Seeds und Afterloading), der OEK (Oel-Eiweiß-Kost), der STT (Selektive Tumor-Therapie), der endoskopischen Operationsmethode usw.
Alles klang auf seine Art erfolgversprechend und jedes für sich hatte begeisterte Befürworter, die damit gute Erfahrungen gemacht hatten. Anstatt klarer zu sehen, wurde die Entscheidungsfindung für mich immer schwieriger. Ich musste mich wieder darauf besinnen, was ich erreichen wollte. Ich wollte nach einer Behandlung möglichst wenig bis keine Unklarheiten den Erfolg betreffend. Ich wollte mich nicht immer wieder fragen müssen, wie hoch ist das verbliebene Langzeitrestrisiko. Damit meine ich nicht, dass ich Gewissheit haben wollte niemals mehr Krebs zu bekommen (das kann niemand ausschließen), sondern ich stellte mir vor, diesen jetzt vorhandenen Herd mit einer der heute zur Verfügung stehenden Therapien relativ sicher zu eliminieren. Deshalb entschied ich mich auf Basis meiner Diagnosewerte für ein Positiv/Negativ-Ranking aller mir bis dahin bekannten Behandlungsmethoden. Übrig blieben danach die Seeds-Implantate und die radikale Prostatektomie.
Es folgte die Teilnahme an einer Brachytherapie-Präsentation mit Schwerpunkt Seedsimplantate, die von einer Selbsthilfegruppe organisiert worden war. Danach führte ich noch ein persönliches Gespräch im Brachyzentrum Köln mit dem zuständigen Radiologen. Parallel dazu konsultierte ich einen niedergelassenen Urologen sowie noch einmal den Chefarzt der Urologie der HSK Wiesbaden. Beide Seiten (die Befürworter der Brachytherapie wie auch die der radikalen Prostatektomie), haben mich absolut neutral und fair beraten. Keiner dieser Fachärzte hat versucht mich übermäßig einseitig in seine Richtung zu motivieren. Das war auch eine gute Erfahrung, die ich gemacht habe. Natürlich gab es innerhalb dieser Gespräche Dinge, die mich mehr oder weniger stark beeindruckten oder überzeugten. Zuletzt musste ich aber mit mir selbst fertig werden und für mich eine Entscheidung treffen. Die Behandlung mit Seedsimplantaten war sehr verführerisch, denn sie kann ambulant durchgeführt werden und verspricht, genau wie die RP, eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit. Leider wird die statistische Erfassung der Behandlung mit Seedsimplantaten erst seit ca. fünf Jahren methodisch betrieben. Trotz intensiver Suche war es mir nicht möglich, Betroffene zu finden, die sich dieser Behandlungsmethode vor wenigstens länger als fünf Jahre zurück unterzogen hatten und die mir Erfahrungswerte geben konnten. Die Ungewissheit, nach diesem Zeitraum möglicherweise erneut mit dem Problem Prostatakrebs oder mit Behandlungsfolgeerscheinungen konfrontiert zu werden, erschien mir deshalb letztendlich zu riskant. Hinzu kam, dass mir von allen Seiten versichert wurde, dass eine danach evtl. notwendig werdende Prostatektomie äußerst kompliziert, wenn nicht sogar unmöglich, sei. Deshalb entschied ich mich für die unbequemere und schmerzhaftere RP unter der Voraussetzung, dass mein Krebs die Kapsel noch nicht durchbrochen hatte. In der HSK wurde mir das glaubhaft versichert, trotzdem wollte ich sicher gehen und unterzog mich bei Prof. Vogl in der Uniklinik Frankfurt/M. zusätzlich einer MRTS. Der Befund war klar, kein Überschreiten der Kapsel, kein sicherer Nachweis pathologisch vergrößerter Lymphknoten. Damit war die Entscheidung endgültig für die RP gefallen.
Ich hatte viele Informationen bekommen, wo die besten Operateure in Deutschland zu finden seien. Das fing mit HH-Eppendorf an und ging weiter über die Charité Berlin, Uniklinik Homburg/Saar, Uniklinik München, Uniklinik Würzburg usw. Ich wohne in der Nähe von Wiesbaden und schätzte die dortige Horst-Schmidt-Klinik, in der ich schon mehrfach wegen anderer Probleme erfolgreich operiert wurde. Doch niemand erwähnte diese Klinik. Nachdem mir von verschiedenen Urologen und in der Wiesbadener Selbsthilfegruppe von dort Operierten gute Operationserfolge bestätigt wurden und ein letztes Gespräch mit dem dortigen Chefarzt mir ein absolut gutes Gefühl gaben entschied ich mich, den Eingriff dort durchführen zu lassen.
Die Operation erfolgte am 27. Mai. Unter Durchführung einer Schnellschnitt-Diagnostik und dem negativen Befund diverser Lymphknoten wurde beidseits gefäß- und nerverhaltend operiert. Eine Harnröhrenverengung wurde ebenfalls beseitigt. Die Operation erfolgte unter etwas erschwerten Bedingungen, ausgelöst durch eine 1996 notwendig gewordene Darmoperation mit vorübergehendem künstlichem Ausgang, der 1997 zurückverlegt wurde und damals zwei Eingriffe in der selben Operationszone nötig machte. Aber auch das wurde von dem Chirurgen sehr gut bewältigt. Am 10. Juni (also exakt 14 Tage nach der OP) wurde, nach radiologischer Kontrolle der Neuverbindung der Harnblase mit der Harnröhre und dem festgestellten Ergebnis "dicht", der Harnblasenkatheter gezogen. Meine größte Befürchtung, nach der OP erst einmal inkontinent zu sein, bestätigte sich nicht. Mein Schließmuskel war funktionsfähig und ich somit kontinent. Lediglich vorsichtshalber trug ich für den Rest dieses Tages Einlagen, was sich aber als unnötig erwies. In der gleichen Woche wurde ich entlassen. Mit mir verließen noch zwei weitere Patienten (einer erheblich jünger und der zweite ein Jahr älter als ich) die Klinik mit dem gleichen guten Operationsergebnis. Was die Erektionsfähigkeit angeht, scheint sich, nachdem nun ca. vier Wochen vergangen sind, auch wieder "Bewegung" anzukündigen.
Das Ergebnis der Prostatahistologie:
Die Resektionsränder sind allseits tumorfrei. Beidseits tumorfreie Lymphknoten. TNM-Klassifikation pT2a pNO Gleason Score 3+3=6.
Es geht mir gut und so wie es aussieht, bin ich erst einmal "aus dem Schneider" wie man so schön sagt, denn absolute Sicherheit gibt es nicht. Jedenfalls habe ich im Moment das Gefühl "frei" (im doppelten Wortsinne) zu sein.
Nach dieser Erfahrung bin ich überzeugt, dass die RP im Falle eines vorher weitgehend sicher festgestellten T1- oder T2-Tumorstadiums eine erfolgversprechende Behandlungsmethode darstellt, dem Krebs zu entkommen, wenn sie von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird.
Die Entscheidung allerdings, welche Behandlungsmethode im Fall des Falles für den Einzelnen die richtige ist, muss jeder für sich fällen. Hierfür wünsche ich allen Betroffenen eine glückliche Hand und Euch allen (und natürlich auch mir) von Herzen zunehmend bessere gesundheitliche Perspektiven.

Rolf schrieb am 19.8.2003:
da ich schon seit über einem Jahr von diesem Forum profitiere, möchte ich (54) jetzt auch etwas für das Forum tun und meine PKG darstellen.
Die Geschichte begann im 11.2001, als ich wegen Probleme beim Wasserlassen einen Urologen aufsuchte. Er stellte eine Prostata-Hyperplasie, (30-40 ml), einen schlechten Uroflow und einen PSA-Wert von 3,3 ng/ml fest. Bei weiteren PSA-Bestimmungen stieg dann der PSA-Wert auf 4,1 ng/ml (2.2002) und auf 4,5 ng/ml (5.2002) an. Begleitende Bestimmungen von cPSA zeigten ebenfalls zu hohe Werte. 05.2002 erbrachte eine Sextanten-Biopsie in einer Stanze einen "very limited cancer" (nach Epstein). Als Nebenergebnis dieser Biopsie bekam ich eine schwere Prostatitis. 08.2002 stieg der PSA-Wert auf 5,1 ng/ml. Der cPSA stieg ebenfalls. Da die letzte Biopsie die negativen Auswirkungen zeigte, ließ ich die 2.Biopsie erst 09.2002 machen. Das Ergebnis: 2 positive Stanzen aus unterschiedlichen Lappen, pT mind. 2b, G2, Gleason-Score: 6 (3b+3b),Tumormassenvolumen: 4,3 % des biopsierten Gesamtvolumens. Da ich für diesen Krebs relativ jung bin und die Chancen geheilt zu werden auch relativ groß waren, entschied ich mich sehr schnell für die RP.
10.2002 wurde die RP in Berlin, Universitätsklinikum Benjamin Franklin beidseitig nerverhaltend durchgeführt. Sie dauerte ca. 4 h und war mit großen Blutverlust auf Grund von Anomalien im Beckenbereich verbunden. Nach sechs Tagen wurde der Katheter gezogen, keine Kontinenz. Nach sieben Tagen zeigten sich Lymphozelen [Lymphansammlungen – Ed] , die sich über den oberen Bereich des Wundverschlusses entleerten, So entstand ein zweiter Bauchnabel, der später aber operativ wieder entfernt wurde. Nach 18 Tagen wurde ich entlassen. Während des ganzen Krankenhausaufenthaltes hat ich keine Schmerzen oder ungewöhnliche Sensationen. Die Histologie erbrachte folgendes Ergebnis: pT2 pN0, GII, GS 5 (2+3). Es wurden nur kleine bis sehr kleine Krebsherde in einem Lappen gefunden. Desweiteren zeigten sich eine chronische und eine floride Prostatitis.
Während der AHB in Bad Wildungen, Klinik am Kurpark, verbesserte sich die Kontinenz, und ich machte auch die ersten sexuellen Übungen mit Erfolg. Leider setzten wahrscheinlich dadurch Blutungen ein, wahrscheinlich durch Schädigung der Anastomose [Einmündung, Öffnung – Ed]. Ergebnis war, das der Uroflow sich bis 12.2002 so verschlechtere, das 01.2003 eine Anastomosen-Schlitzung durch geführt werden musste. Das tangierte wieder für eine lange Zeit die Kontinenz. Aber heute bin ich kontinent und auch potent (es geht alles etwas langsamer, aber kein Viagra-Bedarf). Meine PSA-Werte nahmen folgende Entwicklung: 11.2002 <0,02 ng/ml, 01.2003 < 0,03 ng/ml, 04.2003 <0,015 ng/ml, 07.2003 0,04 ng/ml, 08.2003 0,08 ng/ml. Jetzt war die große Panik ausgebrochen. Die Ferien konnte ich auch nicht genießen. Um weitere Maßnahmen abzuklären, wollte ich eine Deutschland-Tour unternehmen, um die urologischen Koryphäen zu befragen. Bei meiner ersten Station in Homburg/Saar wurde auch ein PSA-Wert bestimmt: <0,03 ng/ml. Die Welt war wieder für mich in Ordnung. Aber was bringt in einem Vierteljahr oder halben Jahr der nächste Wert?

Sabine fragte am 11.11.2003:
Mein Mann wurde vor 13 Tagen prostatektomiert. Nun wurde zum zweiten Mal die Naht Blase-Harnröhre mit Kontrastmittel überprüft, und sie ist immer noch nicht dicht und vorher darf der Katheter nicht raus.
Nun soll in einer Woche noch mal kontrolliert werden, dann hat mein Mann schon 20 Tage den Katheter liegen.
Ist das noch normal, dass die Heilung so lange dauert, und welche Auswirkungen hat die lange Katheterzeit auf die Kontinenz?
Manfred antwortete am 12.11.2003:
ich wurde 1999 prostatektomiert. Meine Anamostosennaht war auch nicht, wie bei einigen Kollegen, innerhalb einer Woche dicht angewachsen. Die Kontrolle nach zwei Wochen ergab eine noch vorhandene Undichtigkeit. So wurde ich mit Katheter aus dem Krankenhaus entlassen. Nach vier Wochen wurde der Katheter entfernt und dabei festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit einer noch vorhandenen Undichtigkeit hoch wäre; ich solle bei Beschwerden - Fieber, usw. - sofort einen Arzt aufsuchen. Ich hatte jedoch keine Schwierigkeiten.
Die volle Kontinenz habe ich nach fünf Monaten wieder erreicht. Also nicht verzweifeln, aber ich kenne das Gefühl der Inkontinenz.
Und Franz schrieb am selben Tag:
bitte nicht so ungeduldig. Es dauert alles seine Zeit. Auch der Heilungsprozess ist nicht bei allen Männern gleich. Bei mir hat es auch fast drei Wochen gedauert. Aus meiner SHG sind mir noch andere Verläufe bekannt. Also ganz ruhig bleiben.

Peter berichtete am 29.12.2003:
Bin Jahrgang 39 und wurde nach Befragung mehrerer Spezialisten in Dortmund fündig. Knappschaftskrankenhaus Dortmund, Dr. Thiel, Urologie. Das war der einzige Arzt, der auf Grund von Befund und Lebenserwartung seine Empfehlungen für die Therapie aussprach. (OP nach Methode Prof. Walsh, nerverhaltend). Die OP war ein minimaler Eingriff ohne jedes Problem (Dauer ca. 45 Min., Blutverlust 100 ml, Aufenthalt auf eigenen Wunsch statt 7 Tage 10 Tage (weil ich zu Hause keine Ruhe hatte). Ich bin meinen Krebs los und habe wieder die Lebenserwartung, wie ich sie ohne ihn gehabt habe. Das Leben heute? Absolut super!
Einfach mal den Mann anhören!

Wilfried schrieb am 30.1.2004:
Ich, geboren 1946, habe mich am 11.12.2002 operieren lassen. Meine Ausgangsbasis war nach Biopsie, die 9 Wochen stattfand, PSA 3,0, T1c, GS (3+3), 1 Stanze von 10 war positiv, Prostata war vergrößert. Habe MRT machen lassen, die mehrere Tumore anzeigte, aber nur auf Kapsel beschränkt, Lymphknoten zeigten keine Vergrößerung. Habe auch zwischen Operation und Bestrahlung geschwankt. Die Empfehlung des führenden Onkologen in Wien war Operation, weil seiner Ansicht nach bei Bestrahlung das Restrisiko, dass Krebszellen erhalten bleiben, signifikant höher sei.
Die Operation ist problemlos verlaufen, und laut pathologischem Befund war der PK auf die Kapsel beschränkt, d. h. pT2b R0 N0 Mx, größter Tumor war ca. 1,2 cm im Durchmesser. Samenbläschen und Lymphknoten wurden zur Kontrolle entfernt, waren aber negativ. Bei einer Bestrahlung besteht halt keine Kontrolle außer PSA, d. h. ich wäre weniger sicher als ich mich jetzt fühle. Ich war ca. 10 Tage nach Katheterentfernung kontinent. Ob die Potenz wiederkehrt, weiß ich noch nicht, aber es wurde beidseitig nervschonend operiert.
Der PSA wurde in dreimonatigen Abstand gemessen und lag zwischen 0 und 0,1, die Potenz ist noch nicht wiederhergestellt, aber mit MUSE bzw. Penispumpe geht das ganze ganz gut.

Andreas fragte am 4.2.2004:
Nach der Diagnose Prostatakarzinom (Gleason 3+3 = 6; PSA = 4,5 ng/ml; unauffälliger Tastbefund und Ultraschall) bin ich auf der Suche nach Erfahrungsberichten bezüglich der radikalen Prostataektomie. Wer hat evtl. eine solche Operation hinter sich und mit welchen Komplikationen und Einschränkungen muss ich wirklich rechnen? Herzlichen Dank!
Willi antwortete am selben Tag:
auf deine Frage zu Komplikationen, Einschränkungen und Folgen der OP gibt es eine einfache Antwort: es kommt einfach darauf an, wie operiert wird (nerverhaltend oder nicht, durch den Bauch, den Damm, laparoskopisch, etc.), wer die Klinge führt (Routinier oder Gelegenheitsoperateur), wie vital oder hinfällig der Patient ist, etc....
Ich bin operiert, von Anfang an praktisch kontinent, nicht impotent (auch wenn die Spontaneität etwas eingeschränkt ist) und könnte völlig zufrieden sein, wenn mein PSA nicht verrückt spielen würde.
Und Gerd III schrieb einen Tag später:
Ja, so ähnlich geht es mir auch, dem Beitrag kann ich nur zustimmen. Die OP war vor ca. zwei Jahren, die Inkontinenz ist überwunden - nur noch ein paar Tropfen am Tag (aber gab es die nicht auch schon vorher?). Hinsichtlich der Spontanität bin ich eher noch etwas mehr eingeschränkt. Die OP war nur ½ nervenerhaltend, d. h. ein Strang wurde entfernt.
Klaus B. schrieb am 5.2.2004 auf Andreas' Anfrage:
ich bin operiert worden. Kontinenz war nach ca. sechs Wochen fast normal. Potenz bei Nervschonung völlig zufriedenstellend, obwohl nicht so wie vorher.
Aber meine PSA-Werte steigen wieder. Seit Montag weiß ich durch ein neues MRT, dass ein kleiner Rest drin geblieben ist. Ob nun an den Nerven (wahrscheinlich) oder irgendwo anders spielt jetzt keine Rolle mehr für mich.
Denke also wirklich darüber nach, ob und wie operiert werden soll. Vor allem auch von wem.
Ich wünsche Dir die richtige Entscheidung.

Ludwig (P) schrieb am 20.2.2004 im BPS-Forum:
meine bisherige PC-Geschichte:
Name: Ludwig P.
Geburtstjahr: 1951
PSA-Wert vor der OP: 15.2.2002 = 7,9 ng/ml
TNM: pT2b, pN0, MX, G2
Gleason Score: 6 (3+3)
Prostatektomie: 18.3.2002
Entwicklung des PSA: 3.6.2002 = 0,1 ng/ml
04.09.2002 = 0,1 ng/ml
11.12.2002 = 0,1 ng/ml
02.05.2003 = 0,2 ng/ml
03.07.2003 = 0,2 ng/ml
19.09.2003 = 0,2 ng/ml
22.01.2004 = 0,3 ng/ml
Skelettszintigramm: 17.10.2003 keine negativen Befunde,
Computertomographie: 31.10.2003 keinerlei negativen Befund
Es sieht wohl so aus, daß ich um eine weitere Therapie nicht drumrum komme.
Mein behandelnder Urologe meint, dass von der Prostatektomie noch etwas zurückgeblieben ist – kann ich mir vorstellen - und empfiehlt eine Bestrahlung. Wir haben einen weiteren PSA-Test Anfang Mai vereinbart um dann zu entscheiden.
Zu meinem weiteren Vorgehen habe ich einige Fragen:
1. Ist die Bestrahlung tatsächlich die einzige Therapie bei einem so langsamen Wiederanstieg des PSA.
2. Wenn ja, wo gibt es die modernste Einrichtung für Bestrahlung, wo möglichst genau lokalisiert wird, wohin man bestrahlt und mit möglichst Randgewebe schonender Strahlendosis. (Minimierung des Risikos der Gefährdung der Blase und des Darmes)
3. Ab welcher PC- bzw. Rezidiv-Größe kann man dieses eineindeutig lokalisieren? Hat da jemand Infos oder eigene Erfahrungen?
Klaus (A) antwortete am selben Tag:
die "Oldtimer" im Forum kennen meine Geschichte von früheren Beiträgen. Da ich vor Jahren in der gleichen Situation war in der Du heute bist, werden Dich vielleicht meine Erfahrungen interessieren. Ganz kurz meine Story:
- Feb 1995 RPE (bPSA 7,5, pT2a No Mo, G2, Gleason 3+3) (alter damals 55 Jahre);
- PSA 4 Jahre <= 0,05;
- 1999 Anstieg auf 0,1 , 2000 auf 0,15;
- in 2001 wird Anstieg plötzlich viel steiler, Ende 2001 ist PSA 0,7;
habe da mehrere Experten um Rat gefragt - die einhellige Meinung aller war: aufgrund des langjährigen Anstieges sollte ohne weitere Diagnostik eine moderne konformale Bestrahlung der Prostataloge durchgeführt werden, da die Wahrscheinlichkeit eine Lokalrezidivs in meinem Fall sehr gross wäre; eine solche Bestrahlung wäre am erfolgreichsten, wenn das PSA noch unter 1,0 ist.
- Habe im Nov/Dez 2001 die Bestrahlung an der UniKlinik Köln machen lassen (63 Gray insgesamt), keinerlei Nebenwirkungen- alles O.K.
- PSA fällt zum erstenmal ab - im Mai 2002 auf 0,5; das hiess, dass die Strahlen auf jeden Fall etwas getroffen hatten.
- Ab Mai dann wieder langsamer aber diesmal exakt linearer Anstieg (Steilheit des Anstieges war 0,3 per Jahr); dieser lineare Anstieg hielt an bis Juni 2003 - Wert: 0,9; Erklärungsmöglichkeiten:
a. PK wächst lokal wieder - nicht alle Zellen waren empfindlich gegen Bestrahlung;
b. Lokalrezidiv bestand aus PK Zellen und gutartigem BPH Gewebe; PK durch Bestrahlung gebremst, BPH wächst langsam nach und erzeugt PSA Anstieg;
c. Sog. "PSA Rebounce" - also ein PSA Anstieg, der in etwa 30% aller solcher Fälle beobachtet wurde: nach Bestrahlung fällt PSA ab, steigt dann wieder an um dann endgültig abzufallen; das ganze kann sich bis zu 3 Jahren hinziehen.
- Hatte Anfang 2003 direkten Kontakt mit Dr. Strum; er empfahl mir damals folgendes:
- Ernährung (wenig Fleisch, viel Fisch, Obst, Gemüse)
- Bewegung, Sport...
- Nahrungsergänzungen, wie Selen Vit E.......
Er meinte, ich hätte dann eine gute Chance, noch viele Jahre OHNE jede Hormonbehandlung... zu überstehen.
Seit Anfang 2003 ernähre ich mich sehr gut, treibe viel Sport und schlucke täglich:
Selen, Vit. E (D-alpha Succinate), Zink, 2 Zyflamendkapseln (natürlicher COX-2-Hemmer), 2-mal Kurkuma mit Ingwer, Pfeffer und einem Löffel Ketchup verrührt in Tomatensaft.
Das Ergebnis:
- linearer PSA Anstieg endete in Juni 2003 bei einem Wert von 0,91;
- PSA im Oktober 2003: 0,90;
- PSA im Feb 2004: 0,88.
Ist das nicht beeindruckend????
Mein Resumee: Ich habe bei meinen bisherigen Entscheidungen zum Glück noch keinen großen Fehler gemacht; genau 9 Jahre nach der RPE bin ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geheilt (oder vielleicht doch? PSA Relapse oder BPH Gewebe??) und habe, falls einmal notwendig, immer noch jede Option einer zukünftigen hormonellen Behandlung offen.
Mein Rat an Dich:
- versuche meine oben geschilderten Ernährungsergänzungen...
- sollte PSA in die Gegend von 1.0 kommen UND ist der PSA Anstieg recht LANGSAM gewesen, denke ernsthaft über eine konformale Bestrahlung nach.

Christoph schrieb am 26.2.2004 die folgende Krankheitsgeschichte seines Vaters auf. Wohlgemerkt, es ist ein Einzelschicksal, das nicht verallgemeinert werden kann, aber zum Nachdenken anregen soll:
ich schreibe heute in erster Linie, um einmal den (oder dem) Betroffenen danke zu sagen, der die website initiiert hat, und all denen, die sie aufrecht erhalten.
Warum ich danke sage ? Mein Vater hat vor sechs Jahren die Diagnose Prostatakrebs bekommen. Er war nicht der Typ um hier zu schreiben, aber er hat diese Seiten gelesen, so wie auch ich. Er hat dieses Forum genutzt um seine Vorstellungen der "richtigen" Behandlung mit Anderen abzugleichen, ich um seine Entscheidungen nachzuvollziehen.
Es sind nicht allein die Menschen die hier aktiv sind, die von diesem Forum profitieren, sondern auch die, die "nur" die Beiträge lesen. Mein Vater war einer dieser "Passiven". Für den gegebenen Rückhalt : Danke !
Der zweite Grund warum ich schreibe ist eine Warnung, wenn auch keine besonders konkrete.
Ich weiß, das dies nicht besonders ermutigend ist, aber leider ist auch dies wohl eine Krankengeschichte, die in dieses Forum gehört.
Vor knapp zwei Monaten ist mein Vater an der Krankheit gestorben. Wie es dazu gekommen ist, möchte ich mit einer kurzen Krankengeschichte meines Vaters erzählen.
Diagnosestellung vor sechs Jahren, daraufhin radikale Prostatektomie. Eine Rehabehandlung mit Beckenbodentraining usw. fand erst aufgrund einer Empfehlung eines befreundeten Arztes statt, entgegen der Meinung des Operateurs, der dies für Humbug hielt. Diese Rehabehandlung hat meinem Vater mehr Lebensqualität geschenkt als viele anderen Behandlungen!
In der Reha wurde festgestellt, das der PSA nicht auf Null war, sondern nach kurzer Verbesserung wieder stieg. Anschließend Hormonbehandlung, die den Zustand meines Vaters ca. vier Jahre stabilisierte. Als der Zustand meines Vaters sich wieder verschlechterte, hat ein Kunstfehler (meine Meinung als (Ex-) Medizinstudent und die meines Bruders, der Arzt ist) meinen Vater beinahe sein Leben gekostet (Darmriss mit Peritonitis [= Bauchfellentzündung – Ed] durch einen Tumor, der diagnostiziert war, den man aber "vergessen hatte in Betracht zu ziehen" – O-Ton des Arztes). MEINEM VATER hat der Arzt gesagt, es handele sich um EINE SCHWIERIGE UNTERSUCHUNG. Die Schwieriegkeit lag darin, den Tumor zu überwinden, der dann nicht mehr im Untersuchungsbericht stand, und "nicht mehr in Betracht" gezogen wurde.
Anschließend eine erfolglose Chemotherapie, dann eine "erfolgreichere" Chemotherapie. Diese zweite Chemotherapie, die zumindest das weit fortgeschrittene Metastasenwachstum gestoppt hat, hat mein Vater jedoch nicht überlebt. Er starb Anfang Januar an einer diffusen Hirnblutung in Verbindung mit seinen katastrophalen Blut (Gerinnungs-) Werten.
Um sonnenklar zu machen, welche Perspektive mein Vater zum Zeitpunkt seines Todes noch hatte : Sein PSA war gigantisch, Metastasen in allen größeren Knochen einschließlich allen Wirbeln und im Schädel und ein Knochenmark, das offensichtlich die Blutproduktion aufgegeben hatte.
Anämie kommt oft vor bei dieser Krankheit. Mein Vater, dessen Ziel es war, sich nicht von der Krankheit beherrschen zu lassen, bekam Erythrozytenkonzentrate und Gerinnungsfaktoren. Ich selbst habe Ihn zu seiner letzten Transfusion (Erys) gefahren, die es ihm möglich machte, mit uns ein fröhliches Weihnachtsfest zu feiern. Die folgende Thrombo-Transfusion hätte er am Dienstag bekommen, also vier Tage nach dem Blutungsereignis, an dem er starb.
Wir wissen heute, dass wahrscheinlich einmal den Kopf anstoßen seinen Tod bedeutet hat. Die anschließenden Kopfschmerzen haben wir nicht richtig einschätzen können, weil wir keine Infos über diese Dinge bekommen haben. Und in unserer Familie haben die meisten einen medizinischen Hintergrund.... .
Ich glaube, ich bin dankbar, dass mein Vater die Knochenschmerzen und sonstige Symptome dieser Krankheit im Endstadium nicht mehr mitgemacht hat.
Trotzdem an Euch diesen Appell : Haltet SELBST im Auge, was Eure Blutwerte sagen. Denkt nach, wenn ein Arzt Euch sagt : komischer Befund...und dann einen Bericht schreibt, der sagt: alles prima!
Wendet Euch SOFORT an einen Vertrauten oder einen zweiten Arzt wenn Ihr denkt : Moment, ist das nicht gefährlich ?!
In der Behandlung haben viele Ärzte, Schwestern und Therapeuten viel Gutes getan, aber es gab auch Fehler.
Die Fehler eventuell abzufangen ist Eure Aufgabe (im eigenen Interesse). Ich will hier niemanden sagen : "Geht mehr zum Arzt, auch wenn Euch das mehr einschränkt", denn Lebensqualität ist, was zählt in den späteren Stadien dieser Krankheit.
Das mein Vater, von dem wir wussten das er dieses Jahr wohl sterben wird, bis zum Ende eine "hohe" Lebensqualität hatte, ist ein Geschenk.
Den Hinweis auf die Gefahr, die Ihn das Leben kostete, hätte er trotzdem gerne gehabt.
Trefft Eure Entscheidungen bewusst, im Wissen um Euren Zustand und Eure Chancen.
Mein Vater wollte so viel Leben wie möglich, und das trotz des Verlaufs so lange wie möglich. Das ist Ihm geglückt. Was gewesen wäre wenn diese Blutung nicht passiert wäre, weiß ich nicht. Ich weiß aber, das er keine Wahl hatte, weil Ihm dieses Risiko nicht bewusst war.
Wenn Ihr die Wahl haben wollt über Eure Therapie, die Nebenwirkungen und den "Preis" Eurer Therapie, bleibt auf der Höhe der Geschehnisse. Hinterfragt und befragt Ärzte, ohne ihnen bösen Willen zu unterstellen.

Andreas schilderte am 3.4.2004 ausführlich seine Krankengeschichte mit LRPE:
...es erfordert Mut, mit der eigenen Krankengeschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, aber ich selbst habe vor meiner OP von vielen Fallberichten profitiert. Vielleicht kann ich jetzt auch ein wenig dazu beitragen, anderen bei ihrer Entscheidung zu helfen.
Hier also meine KG:
Andreas (1950)
Dx: 21.07.2003; aPSA 4,4; PV 35
Bx: 08.07.2003; GS(3+3); T2b
Dx: 25.07.2003; KS -> kein Befund
Dx: 06.08.2003; MRT -> T2b N0 Mx (Prof. Vogl, Uni Frankfurt)
Dx: 15.08.2003; Cholin-PET/CT Befall des rechten Lappens, linker Lappen fraglich, N0 Mx (Uni Ulm)
Dx: 22.09.2003; PSA 3,60, f-PSA 0,32ng/ml, Ratio 8,9%
Tx: 23.09.2003; LRP mit Nerverhalt links, Charité
[LRP = laporoskopische Prostatektomie – Ed]
Dx: 29.09.2003; pT2c G3a; GS 4+5 (Vergleiche GS der Biopsie von 3+3!);
                R0 L1 (Lymphangioinvasion); V0; PV 53, keine Überschreitung der Organkapsel,
                links dorsal Low grade PIN schnittrandbildend; karzinomfreie Urethra,
                Samenblasen und Samenleiter.
Dx: 17.11.2003; PSA < 0,1, Testverfahren zu unsensibel
Dx: 11.12.2003; PSA 0,010 (Immulite 2000)
Dx: 26.01.2004; PSA 0,019 (Immulite 2000)
DX: 01.03.2004; PSA 0,025 (Immulite 2000, aber anderes Labor.
                Ob hier schon eine Tendenz sichtbar wird, werden die nächsten Messungen ergeben.)
Der große GS-Unterschied zwischen Biopsien und Stanze lässt sich vermutlich darauf zurückführen, dass ich bei der Biopsie (ANNA, Homburg) darauf bestanden habe, nur Stanzen aus den verdächtigen Bereichen zu nehmen und keine Sextanten-Biopsie vornehmen zu lassen. Bedenkenswert finde ich, dass MRT und Cholin PET/CT Lage und Größe der Knoten wesentlich genauer voraussagten als das ANNA-System bei der Biopsie. Einerseits hat mir der niedrigere Gleason-Score nach der Biopsie die Therapiewahl wesentlich erleichtert, denn ich kann heute noch nicht sagen, ob ich mich zur Operation entschlossen hätte, wenn ich von meinem tatsächlichen GS von 4+5 gewusst hätte. Vielleicht war es auch ein Segen, dass die Bereiche mit hohem GS nicht biopsiert wurden, da eine Streuung von PK-Zellen nicht auszuschließen ist. Andererseits ist man hinterher immer klüger, aber das kennen wir ja aus vielen Krankengeschichten. Ich mache mir jedenfalls keine Vorwürfe und bin froh, dass ich wenigstens die Haupt-Tumormasse mit hochaggressiven Zellen los bin, falls sich ein Rezidiv ankündigt.
Ich nehme seit der Diagnose regelmäßig Selenit, Vitamin D, Vitamin E und C, Q10, Grüntee, OPC, Fischöl und Wikuto in den im Forum veröffentlichten Dosierungen zu mir. (Keine Hormone, Proscar o. ä.).
Da meine Frau Kinesiologin ist, bin ich an der richtigen Adresse, um einer Disposition für PK den Nährboden zu entziehen. Bei Gleason 4+5 sollte ich nicht so tun, als könnten sich keine PK-Zellen mehr in meinem Körper rumtreiben. Die kinesiologischen Balancen tun mir gut. Sie bringen sowohl meine seelischen als auch meine körperlichen Imbalancen ins Gleichgewicht. Ich halte PK ohnehin für eine ganzheitliche Erkrankung, die auch ganzheitlich behandelt werden sollte.
Ich möchte an dieser Stelle Gerd Unterstenhöfer danken, der mir am Vorabend meiner OP Mut zusprach und mir ein Telefonat mit Uwe Peters ermöglichte. Uwe Peters half mir bei der Entscheidung, ob ich mir die Lymphknoten entfernen lassen soll oder nicht. Ich werde seine Worte nicht vergessen: "Sie werden nicht an Ihrem Prostatakrebs sterben, Sie nicht!", und dabei lachte er. Ich konnte danach mutig in die Operation gehen. An dieser Stelle posthum: Danke, Uwe!
Dank auch an Wil, der nun leider auch von uns gegangen ist. Ich habe von seinem Wissen sehr profitiert, wenn auch als einer der "Indianer", der die Foren oft besucht hat, aber selten Beiträge schrieb.
Der Krankenhausaufenthalt selbst und die Nebenwirkungen der laparoskopischen OP waren erträglich, ähnlich wie nach meiner Blinddarmoperation. Nach 6 Tagen wurde der Katheter entfernt, und tags darauf wurde ich entlassen. Ich habe auf eine Reha verzichtet, ich wollte damals nicht unter Menschen, die kein anderes Thema haben als ihre verlorene Prostata. Eine Beckenbodengymnastik habe ich ambulant durchgeführt, und was in an Informationen brauchte, habe ich mir hier im Forum und in den Foren des BPS und in den amerikanischen Foren besorgt. -Danke! Nach drei Wochen habe ich wieder gearbeitet.
Heute, ein halbes Jahr nach der OP gehts mir körperlich und seelisch gut. Ich kann Sport treiben, vor allem Walking und alles tun und lassen, was ich auch vor der Diagnose tun konnte. Eine leichte Stress-Inkontinenz ist noch vorhanden, mit der Tendenz zur Besserung. Die Potenz lässt trotz einseitigen Nerverhalts zu wünschen übrig, aber ich habe die Seiten von Gerd Unterstenhöfer studiert und seine Literaturliste beherzigt, und daraus eine Menge gewonnen.
Ich finde, über die Sekundärgewinne, die der PK uns bietet, sollte hier im Forum ohnehin öfter berichtet werden. Ich habe mir früher oft gedacht, ich sollte mal meditieren - jetzt tu ich's endlich. Ich kann besser nein sagen, ich kann mich intensiver mit meinem Seelenleben beschäftigen, ich kann den Tag angesichts der Bedrohung durch die Krankheit bewusster genießen, und ich habe das Gefühl, ich kann besser im Hier und Jetzt leben und arbeiten, anstatt immer nur in der Zukunft zu leben oder an der Vergangenheit herumzukauen. Ich sehe den PK, um mit Carl Simonton zu sprechen, als Geschenk, und ich bemühe mich, mein Leben so zu gestalten, dass ich das Geschenk nicht mehr nötig habe. Wer jetzt denkt, ich romantisiere, sollte vielleicht die Bücher von Simonton lesen.
Obwohl er ein Geschenk ist, betrachte ich den PK nicht als Untermieter, wie viele hier, sondern als Hausbesetzer, der vielleicht dachte, er kann mein Haus besetzen, weils in letzter Zeit ein wenig heruntergekommen war und ich wenig renoviert habe. Die Renovierung ist jetzt innen und außen in vollem Gange.

Josef schrieb am 9.4.2004 im BPS-Forum:
Bei mir wurde am 28.1.2004 eine radikale perineale Prostataoperation vorgenommen. Die histologische Untersuchung ergab: pT2, GS 6, R1. Daher wurde mir zu einer weiterführenden Strahlentherapie geraten. Gleichzeitig wurde mir Casodex 50 und eine 3-Monats-Spritze verabreicht. Die Blockade soll ca. 6 Monate aufrecht erhalten bleiben.
Ich hatte nach Entfernung des DK für 7 Tage keinerlei Probleme beim Urinieren und konnte den Harn super steuern. Die Probleme traten erst auf, als ich bereits ein paar Tage zu Hause war. Ich habe daher mit Beckenbodenübungen begonnen. Die Inkontinenz ist aber dadurch nicht besser, sondern eher noch schlechter geworden.
Jetzt bin ich total verunsichert, ob ich die Bestrahlung überhaupt beginnen soll und nicht erst versuchen sollte, die Inkontinenz, die mir sehr zu schaffen macht, in den Griff zu bekommen. Ich habe nämlich gehört, dass eine Inkontinenz-Behandlung nach erfolgter Bestrahlung, die zudem noch die Probleme verstärken könnte, weitaus schwieriger sein soll. ACT scheidet definitiv aus.. [ACT = adjustable continence therapy, ein Verfahren zum Wiederherstellen der Harnkontinenz durch Implantieren aufblasbarer Silikonballons um die Harnröhre. – Ed]

Klaus B. schrieb am 10.4.2004 im BPS-Forum:
Ich habe im Juli 2003 erfahren (mit 55 Jahren), Krebs zu haben. Danach habe ich intensiv mich im Internet informiert. Habe sehr viel von der DHB gelesen, aber dann entschieden, dies ist mir viel zu experimentell und es kann keine Heilung damit geben. So entschied ich mich zur RP, trotz aller möglichen Risiken. Wichtig war dann nur noch einen guten Arzt zu finden.
Im September wurde ich operiert. Handwerklich hat der Arzt sehr gut gearbeitet. Es hat ca. 2 Monate gedauert, bis ich wieder kontinent war und arbeiten ging. Auch bei der Potenz komme ich seit Jahresbeginn ohne Hilfsmittel aus. Ich könnte also voll zufrieden sein. Aber leider stiegen die PSA-Werte wieder seit November. Inzwischen habe ich weitere Diagnosen hinter mir. Ich weiß jetzt, dass bei der OP ein kleiner Rest drin geblieben ist. Dieser Rest war offensichtlich nicht zu erkennen, sonst hätte der Arzt es ja wohl rausgeholt. Insofern hat der Arzt einerseits gute Arbeit geleistet, was die Nebenwirkungen angeht; andererseits aber auch versagt. Ich mache ihm dies heute nicht zum Vorwurf. Allerdings hatte ich mir etwas anderes gewünscht.
So bin ich inzwischen genau bei der Therapie gelandet, die ich damals für zu experimentell hielt. Seit ca. einem Monat mache ich die DHB. Aus heutiger Sicht hätte ich dies damals gleich tun sollen, denn mit dieser Therapie bricht man hinter sich keine Brücken ab. Eine OP ist dann immer noch möglich.

Richard schrieb am 13.4.2004 im BPS-Forum:
aufgrund eines PSA-Wertes von 33 wurde bei mir (Jahrgang 1948) im September 2000 die Prostatovesikulektomie vorgenommen (pT2b, pN0, M0, G2b, Gleason 6 (2+4), pR1). Sechs Wochen nach der OP war der PSA-Wert auf 0,00, stieg dann jedoch innerhalb eines Jahres bis auf 0,55. Aufgrund des positiven Schnittrandes (pR1) wurde ein Lokalrezidiv vermutet und ich habe mich von Dez. 01 bis Jan. 02 einer Bestrahlung mit 66,6 Gy unterzogen. PSA 03/02 = 0,24, PSA 06/02 = 0,08 und PSA seit 09/02 = kleiner 0,05. Nun zu meiner - vielleicht naiven - Frage: da die Bestrahlung wohl erfolgreich war, kann ich davon ausgehen, dass alle Krebszellen abgetötet wurden oder kann auch nach längerer Zeit wieder ein Prostatakrebs entstehen? Ich habe hier im Forum noch von keinem Fall gelesen, bei welchem nach Absinken des PSA-Wertes nach OP und Bestrahlung das PSA wieder anstieg. Die 3-monatlichen Termine zur PSA-Bestimmung kosten doch jedesmal wieder Nerven!
Klaus (A) verwies daraufhin auf seinen früheren Bericht

Hannah fragte am 23.4.2004 im BPS-Forum:
mein Vater hat am Mittwoch die Prostata entfernt bekommen. Er hat vor vier Wochen gesagt bekommen, dass er Krebs hat. Sein PSA war 5,4 und nach einer Gewebeuntersuchung wurde ihm die Diagnose Krebs mitgeteilt. Er wird am 2. Mai 62 Jahre alt und ist ein sehr aktiver und bis jetzt sehr gesunder Mann.
Es geht ihm ziemlich schlecht seit der OP, erst Schmerzen und starker Harndrang. Das alles hat ihn fertig gemacht. Dann bekam er eine Sonde in den Rücken und seitdem geht es ihm von den Schmerzen her besser. Er hat jetzt seit Dienstag Abend nichts mehr gegessen und er hat auch keinen Hunger, und das Personal sagt er bekäme nichts zu essen. Ist das denn so normal im Ablauf?
Auch hat er sehr niedrigen Blutdruck 104/44 und Puls 67. Sein Blutwert ist auch so schlecht (8 HB) und er hat jetzt schon 4 Blutranfusionen erhalten (4 Beutel). Heute ist er ziemlich traurig weil ihm gesagt wurde nach dem CT, dass er ein Hämatom hat und nochmal in den OP muss. Ich habe ihm gesagt - meine Mutter auch - dass das keine große OP ist, er ist aber total depremiert und es ist für meine Mutter und mich so schlimm mit anzusehen. Wir wissen nicht, wie wir ihm helfen können, ausser ihn zu besuchen.
Ich würde gerne von anderen erfahren - besonders operierten Männern - ob sie auch so das erlebt haben und wielange es denn dauert, bis man wieder "normaler" wird. Er hat Angst davor was zu essen, denn sonst müsste er ja auch mal aufs Klo und nur ein Pubser tut ihm schon weh.
Ich würde mich freuen, wenn jemand antworten könnte, denn ich bin ziemlich hilflos und brauche Rat.
Bodo schrieb ihr am selben Tag:
ich bin auch operiert worden und schreibe hier manchmal darüber. Die operierten Männer melden sich hier selten. Vielen geht es nach der OP gut und damit wars das.
Aber dass die Anderen sich nicht so melden ist schade. So ist es schwer, Erfahrungen auszutauschen.
Bei mir ging es völlig problemlos. Nach zwei Wochen war ich wieder zu Hause und konnte bald wieder arbeiten.
In der Reha habe ich aber Leute getroffen, die es nicht so gut erwischt haben. Manche hatten noch einige Monate nach der OP Probleme mit dem Sitzen. Die hatten dann so einen Ring, auf dem sie sich setzten. Was ist nun normal? Und warum ist es bei einem so wie bei mir, und beim Anderen wie bei deinem Vater? Ärzte meinen, dass das Organ selbst auch nicht immer gleich leicht oder eben schwer zu entfernen ist. Das kommt wohl auf die Lage der Prostata an.
Je nach Erfolg der OP geht es sicher mit der Psyche auch rauf oder runter. Tja, helfen wird dir das sicher nicht viel.
Ich wünsche euch alles Gute und dass sich alles noch zum Guten wendet.
Und Winni schrieb einen Tag später:
Grundsätzlich ist eine Prostata-OP eine blutige Sache (wie eine Nasen-OP), so dass sehr oft während der OP Bluttransfusionen erforderlich werden. Bei deinem Vater ist wohl eine größere Nachblutung in der Prostataloge aufgetreten und der Bluterguss drückt auf irgend welche Nerven, die zu Schmerzen, Harndrang, Darmproblemen etc. führen. Wie ist der Zugang zur 2. OP geplant?
Wenn alles glatt läuft, sollte in 2 Monaten (nach einer Reha) wieder der "Normalzustand" hergestellt sein.

WernerP schrieb am 1.5.2004:
Hier meine Prostatakrebshistorie:
1. Werner (1932)
2.. Diagn. 11/02; bPSA 1,6 Bx
3.ProstVol. 30
4. pT3a, pN0, G2b,
5. Glea 4+3
6. Therap.: 11/02 RP
AB2
Flutamid ab 27.1.03 - 4 Wochen
Trenantone ab 6.2.02
03/03 AB1 mit Trenantone allein bis gegenwärtig
02/03 Ausbreitungsdiagnostik ergibt Knochenmetastasen an Halswirbel C2 und Beckenkamm ( Ileosacralgelenk)
04/04 ERBT 40 Gray in 22 Fraktionen
7. PSA-Verlauf
1992- 2001 – 0,06
10/02; bPSA 1,6
11/02 - 0,08 7 Tage nach RP
12/02-1,4
01/03 – 2,8
02/03- < 0.03
04/03 - <0,03
07/03 - <0,03
10/03 - <0,05 ( anderes Labor )
01/04 - <0,03
04/04 - <0,03
Für den Kenner ein sehr ungewöhnlicher Verlauf.
Die letzte Knochenszintigrafie ergab keine weiteren Befunde und das Freisein von Metastasen.
Mit den PSA-Wert vom 27.4.2004 und dem Ergebnis der Knochenszintigrafie vom 8.3. 2004 betrachte ich vorerst das Kapitel der PK als abgeschlossen.
Diese Auffassung ist vielleicht als ungewöhnlich zu betrachten, findet aber leicht eine Erklärung. Wenn ich die Veröffentlichungen im Forum richtig in Erinnerung habe, ergab sich aus einem Screening das Ergebnis das ca. 40 % der Männer (auch im jüngeren Alter) einen Prostatakrebs, wenn auch unterschiedlicher Aggressivität, beherbergen. Sie sitzen also gewissermaßen auf einer Zeitbombe. Das kann mir nicht passieren, weil die Prostata entfernt ist und in Alkohol beim Pathologen liegt oder schwimmt..
Hinsichtlich der Mikrometastasen habe ich auch bessere Chancen, weil jederzeit ein Mensch mit seinem Immunsystem versagen kann und eine von den ständig vorhandenen Krebszellen den Kampf gewinnen kann.
Durch die Informationen im Forum und die Kurbehandlungen weiß ich, wie man seine Abwehrkräfte mobilisieren kann. Das beinhaltet die Ernährungsfragen, insbesondere für uns das Lycopin in der Tomate, die Frischsaft-Therapie und das regelmäßige Fitness-Training.
Wie auch immer der Verlauf meines Schicksals sich gestalten wird, ohne ärztliche Kunst sähe es mit meiner Zukunft übler aus.
Mein Dank gilt daher besonders den Ärzten, die mich behandelt haben.
Meine Hausurologin, Frau Karin Munteanu in Bitterfeld hat seit 1992 die gutartige Entartung meiner Prostata beobachtet und mit Sorgen verfolgt. Nur der Anstieg von PSA im Jahr 2001 auf 2002 von 0,06 auf 1,6 war Anlass für eine Biopsie, mit dem oben aufgezeigten Ergebnis.
Wir entschieden uns für die RP.
Besonderen Dank schulde ich daher Herrn Prof. P. Fornara, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg, der mich als Operateur vom relativ aggressiven Prostatakrebs befreite. Die besondere Aggressivität zeigte sich nach kurzer Zeit durch das Auftreten der Knochenmetastasen. Eine üblicherweise auftretende Inkontinenz war nur von kurzer Dauer.
Gemeinsam mit Prof. Dunst vom Klinikum der Medizinischen Fakultät, Klinik für Strahlentherapie der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde die Strahlentherapie für die Knochenmetastasen beschlossen.
Die Bestrahlung habe ich ohne Komplikationen überstanden. Ich bin jedes mal (22mal) allein mit meinem PKW nach Halle gefahren und gleich wieder zurück. Vorher hatte ich Bammel, weil gleich daneben das Rückenmark liegt. Aber Dank der Kunst des Prof. Dunst im, seiner Mitarbeiter und der modernsten Technik haben die Metastasen das Weite gesucht und sie haben jetzt mehr Angst als ich. Ich habe kaum Beschwerden, nur mal Hitzewallungen und erfreue mich über meine „ Wiedergeburt“ in der Stadt, die schon vorher eine besondere Bedeutung für mich hatte.

Kalle II schrieb am 5.7.2004:
Ich habe mich 1999 zur RPE über den Damm, nach vorheriger laparoskopischer Untersuchung der regionalen Lymphdrüsen, die genau wie die Knochenszintigrafie negativ waren, entschieden.
Der Operationsverlauf war, bei Berücksichtigung, dass eine RPE schon eine relativ große OP ist, normal. Der Heilungsverlauf incl. der Naht zwischen Harnröhre und Blase (Anastomose) war gut. Die Entlassung war nach 12 Tagen. Während des Klinikaufenthaltes wurden wir in das Training der Beckenbodenmuskulatur eingewiesen. Die Einweisung in den Gebrauch der Inkontinenzmittel war mangelhaft.
Ich war nach ca. acht Monaten kontinent, musste aber nach gut 18 Monaten eine Bestrahlung wegen eines Rezidivs durchführen lassen und bin seitdem bis heute trotz sportlicher Betätigung und regelmäßigem Beckenbodentraining inkontinent (zwei Vorlagen täglich). Gleich nach der Entlassung aus der Klinik bis zum Antritt der AHB von (3 + 1) 4 Wochen habe ich stundenweise gearbeitet (Management, Büroarbeit). Die AHB sollte man unbedingt in Anspruch nehmen und dort gut mitarbeiten. Nachdem sich nach Monaten nach der OP wieder etwas „rührte", ist durch die Bestrahlung die Impotenz komplett, und durch eine Hormonbehandlung (HB) mit CASODEX 150 mg sowieso kaum noch was zu erwarten. Zu erwähnen ist, dass das Glied durch die Entfernung der Prostata je nach „Ausgangslage um 3-5 cm kürzer wird. Ich bin 60 % schwerbehindert (Ausweis) und nun in der Zwischenzeit 69 Jahre und Rentner. Seit der OP kann ich nicht mehr joggen sondern nur noch wandern. Ansonsten bin ich fit und mache viel Gartenarbeit (die Probleme der HB mal ausgeklammert). Die Hilfe durch mein Umfeld, insbesondere durch meine Frau und Familie, hilft über alles hinweg, auch über bestimmte psychische Probleme. Man darf sich nicht hängen lassen. Ich habe auch Halt durch die Arbeit in der Selbsthilfegruppe.

Im Juli 2004 gab es im Forum eine Diskussion darüber, warum so wenige Männer (von ~33.000 jährlich in Deutschland) im Forum von ihren Behandlungserfahrungen und -ergebnissen berichten und sich überhaupt melden.
Am 28.7. reagierte daraufhin Leo:
Ich fühle mich durch die Diskussion aufgefordert aus meiner stillen Betrachtung zum Forum etwas hervorzutreten. Ich bin Jahrgang 32. Am 20.02.03 wurde die RP bei mir vorgenommen. Die Diagnose: Prostatakarzinom pT2c, pN0(0/7), pMx, G2a, Gleason-Score 3+2=6 (C61).
Mein PSA hat folgenden Verlauf:
24.03.03 = 0,1  ng/ml
10.04.03 = 0,01   "
07.05.03 = 0,05   "
21.06.03 = 0,04   "
04.09.03 = 0,04   "
09.12.03 = 0,02   "
11.03.04 = 0,03   "
15.06.04 = 0,03   "
Habe ich eine gute Chance? Oder?
Als Nebenwirkung hatte ich starke Nervenschmerzen im OP-Gebiet. Das Medikament Neurontin (1200 mmg am Tag) habe ich eingenommen. Nach einem halben Jahr hatte ich keine Schmerzen mehr. Die Inkontinenz habe ich erst nach einem halben Jahr überwunden. Meine Potenz ist im Eimer !
bsk schrieb am 4.8.2004:
Bei mir wurde im Frühjahr PCA diagnostiziert und jetzt operiert (Prof. Alken/Uni-Klinik Mannheim).
Ich bin froh und erleichtert, mich zu diesem Schritt entschlossen zu haben. Am 7. Tag wurde ich bereits aus der Klinik entlassen (Dauer der Operation 4,5 Std) und am 10. Tag zur Dichtigkeitsprüfung nochmals für einen Tag aufgenommen. Alles ist bestens, keinerlei Probleme mit Inkontinenz. Im Gegenteil, eher Probleme mit etwas zu viel Restharn, aber das wird noch in den Griff zu bekommen sein.
Es bleibt natürlich das Problem mit der nun fehlenden Erektion, aber dies werden wir (meine Frau und ich) auch noch lösen.
Also - nur Mut, es muss nicht "böse enden"! Und die Chancen, den Krebs beseitigt zu haben, sind nicht schlecht.

Claus fragte am 3.8.2004:
Hat jemand Erfahrungen mit Schlüssellochoperationen bei Prostatakrebs? Allgemein wird gesagt, die Inkontinenzquote sei geringer - stimmt das?
Wäre über Informationen von Betroffenen oder Angehörigen dankbar.
Siegmar antwortete am selben Tag:
Hatte Juli 2001 die "Schlüssellochoperation" bei Dr. Stolzenburg an der Uni-Klinik in Leipzig. Prostatakrebs pT3b N0Mx. War nach 10 Tagen wieder zu Hause.
Hatte keine großen Probleme nach der Operation. Brauche aber weiterhin eine Vorlage pro Tag, was aber m. E. damit zusammenhängt, dass bei mir sehr weit geschnitten werden musste, um einen Resektionsrand von R0 zu erreichen.
Hansjörg am selben Tag:
die Chance auf Erhalt der Kontinenz hängt weniger von der Methode als von dem Können und der Erfahrung des Operateurs ab. Gerade bei der laparoskopischen OP kommt es auf die Erfahrung des Operateurs an. Er sollte mindestens 50 Operationen mit dieser Technik gemacht haben.
Die laparoskopische Methode hat keine Vorteile im Hinblick auf die Kontinenz; bei erfahrenen Laparoskopikern ist die Inkontinenzrate annähernd gleich wie bei den Bauchschnitt- oder Dammschnitt-Operateuren, aber nicht besser. Man sagt ihnen aber eher eine etwas höhere Rate an positiven Schnitträndern nach.
Auf jeden Fall ist sie für den Patienten die schonendste Methode mit weniger Schmerzen und einer kürzeren Rehabilitationszeit.
Und Hans-Peter:
ich bin im Juli 2003 in Berlin per Laparoskopie operiert worden. Bin zwar inkontinent und habe jetzt einen Spinkter, aber die OP empfehle ich trotzdem. Ich war in der AHB ein "GESUNDER unter KRANKEN".

Armin schrieb am 11.8.2004:
auch ich bin seit vier Jahren ein "stiller" Leser und Lerner des Forums. Auch ich bin also vor vier Jahren ahnungslos ans Messer geliefert worden. Damals PSA 15,2, Gleason 3+4=7. Offensichtlich hatte ich aber Glück mit einem sehr guten Operateur.
Nachdem ich hier gelernt hatte, dass nach der totalen Prostatektomie ein PSA unter 0,1 wichtig ist, habe ich meinen Uro danach gefragt. Seine Antwort: Unter 0,1 ist witzlos! Eine Anfrage im Labor ergab: Das machen wir nicht, das bringt nichts. Danach habe ich mir ein anderes Labor gesucht, Ergebnis 0,03. Als ich das meinem Uro auf den Tisch legte, war er sehr erbost und sagte u. a., er habe kein Vertrauen mehr zu mir!!! Seitdem bin ich alle drei Monate bei einem Onkologen (der übrigens eine ähnliche Meinung von vielen Urologen hat wir Ihr).
Trotz R1 (Schnittränder positiv) habe ich seit den vier Jahren beständig PSA<0,01, Testosteron übrigens maximal, wie ein ganz junger Mann (leider relativ umsonst!!), bin 70 Jahre.
Einen Freund hat es jetzt erwischt, schlimmer als mich. Aufgrund meines in den beiden Foren angenommenen Wissens konnte ich ihm sehr helfen in der Aufkärung über unser Thema und auch in puncto Umgang mit Urologen usw. Eine Entscheidung über seine Therapie hat er noch nicht getroffen, aber er kann jetzt (im Gegensatz zu mir damals) alles in Ruhe abwägen.
Ich schreibe das alles, damit Ihr seht, dass auch ein "stiller", täglicher Leser einen Nutzen aus dem Forum zieht. Ich denke, es gibt davon noch viele !!
Ein Wort noch zur Inkontinenz: Ich habe zwei Jahre gebraucht bis zur jetzigen "Tröpfchen-Kontinenz".

Christian (L) schrieb am 11.9.2004:
den Newsletter der Österreichischen Krebshilfe erhalte ich regelmäßig, manchmal sind sehr gute Artikel zu lesen.
Den folgenden Beitrag aus der Juli/August-Ausgabe möchte ich nicht versäumen, hier mitzuteilen, für alle, die es noch nicht gewußt haben. Wer sich für die Operation entscheidet, sollte bei seinem Operateur auf Brille, Kopfleuchte und viel Verständnis der Anatomie bestehen. Und natürlich darauf, dass der Tumor auf die Prostata beschränkt ist.
Die Herausforderung für Urologen ist natürlich eine noch viel stärkere Herausforderung für Patienten.
Prostata - Eine Herausforderung für Urologen
Die Anforderung an den operativ tätigen Urologen besteht heutzutage nicht nur darin, einen Tumor zu entfernen, sondern die Potenz und Kontinenz des Betroffenen zu erhalten. Durch das bessere Verständnis der Anatomie und die Verwendung von Lupenbrillen sowie Kopfleuchten bei der Operation können gezielt Gefäßnervenbündel und Schließmuskel vom Chirurgen erkannt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß der Tumor auf die Prostata beschränkt ist und der Chirurg große Erfahrung mitbringt.
(Ärztezeitung, 06.04)

Wolfgang fragte am 14.1.2005, und bekam am selben Tag eine Reihe von Antworten darauf:
ich stehe kurz vor der OP und möcht gern wissen, wie lang es dauert, bis man schmerzfrei ist.
Hulda antwortete für ihren Mann:
Das kann niemand sagen. Mein Mann ist im Oktober operiert worden. Er hatte nie Schmerzen, nur andere Probleme. Alles Gute für Dich, und dem Arzt eine glückliche Hand.
Norbert:
Ich wurde im April operiert. Hatte nie Schmerzen. Lag aber drei Tage auf der Intensivstation, incl. Blutübertragung. Vier Monate inkontinent, jetzt alles bestens.
Rolf:
Man muss keine Schmerzen auf Grund der Operationswunde haben. Ein gutes Schmerzmanagement erlaubt dieses. Jedenfalls hatte ich keine Schmerzen. Unangenehm bis sehr unangenehm war für mich aber der Blähbauch an den ersten drei Tagen nach der OP. Der Darm arbeitet am Anfang nicht richtig.
Urologe fs:
Also Schmerzen sind so gut wie nie ein Problem bei den heutigen OP-Techniken und Medikamenten. Die ersten 3-5 Tage "krepelt" man so vor sich hin, danach macht die Erholung meist Riesenschritte - ich denke, dass können die meisten hier bestätigen. Impotenz und Inkontinenz sind abhängig von Tumorausdehnung, OP-Verfahren und Operateur.

Klaus (A) schrieb am 9.2.2005 den folgenden ausführlichen Bericht:
Nachdem ich heute mein 10-jähriges "RPE Jubiläum" feiere, wahrscheinlich der einzige in dieser Forumsrunde bin, der schon DREI LOKALE Behandlungen hinter sich hat und dabei noch keinerlei Hormontherapie gemacht hat, mich über den eben gerade erhaltenen neuesten PSA Wert freue, möchte ich meinen Fall der Forumsgemeinde einmal darstellen (sorry, wenn das etwas lang werden sollte, aber mein Fall hat auch eine lange Geschichte).
Meine PK Karriere:
Jahrgang 1940
11/1994 PK im Rahmen Vorsorgeuntersuchung festgestellt (Tasten, Biopsie);
bPSA war 7,6; alles deutete auf PK Begrenzung auf Kapsel hin;
* 02/1995 RPE über Dammschnitt nach vorheriger lapraskopischer
Lymphknotenentnahme und Untersuchung; Stadium T2a N0 M0, G2;
OP sehr gut verlaufen, sofort kontinent, nach 2 Wochen wieder voll (ohne jede Reha) gearbeitet;
PSA ging schnell gegen Null (0,05 - das war damals Nachweisgrenze)
PSA blieb für 4 Jahre bei 0.05, ich betrachtete mein Problem als für immer gelöst;
Ende 1999: PSA Anstieg auf 0.1;
Ende 2000: PSA Anstieg auf 0.15;
Ende 2001: dann plötzlich im Jahr 2001 wird PSA Anstieg viel steiler - Ende 2001 PSA = 0,7 !!
Habe in 2001 ein halbes Dutzend Fachleute kontaktiert in GE und USA; alle empfahlen mir sofortige konformale Bestrahlung der Prostataloge ohne weitere Diagnostik, da aufgrund des Zeitverlaufes des PSA Anstieges die Wahrscheinlichkeit eines Lokalrezidivs sehr gross sei;
* Nov/Dez 2001: konformale Bestrahlung der Prostataloge mit 63 Gy; hatte während und nach Bestrahlung Null Probleme – noch nicht einmal Hautrötungen!!
* Mai 2002: Freude gross, da PSA auf 0.5 abgefallen war (war der erste Abfall über all die Jahre!); das war der Beweis, dass die Strahlen ein Rezidiv irgendwo getroffen hatten!
Mitte 2002: Enttäuschung, PSA scheint wieder zu steigen;
Ende 2002: PSA wieder bei 0.7;
Mitte 2003: PSA steigt weiter auf 0.9; was auffällt ist, dass seit Bestrahlung PSA nahezu exakt linear ansteigt, während vor der Bestrahlung PSA exponentiell anstieg; jetzt dachte ich mir, nur nicht die Nerven verlieren; hatte wieder verschiedene Experten kontaktiert: Möglichkeit eines "PSA Bump" nach Bestrahlung, Nachwachsen von gutartige BPH Gewebe.......; dachte an ADT3, habe Dr. Strum kontaktiert, er hat mir aufgrund meiner Datenlage von ADT3 abgeraten und empfohlen, noch keinerlei hormonelle Behandlung einzuleiten sondern auf Ernährung zu achten und bestimmte Sachen zu schlucken.
* ab Mitte 2003 nehme ich täglich folgendes zu mir:
-- morgens 1 generelle Multivitaminpille, 1 Kapsel Zyflamend (ist ein natürlicher COX-2-Hemmer), 200 µg Selen;
-- mittags vor dem Essen 400 Einheiten Vit. E, Kapsel mit 400 mg grüner Tee Extrakt,
3 mg Bor, Teelöffel Kurkuma in Tomatensaft zusammen mit 1 Esslöffel Ketchup verrührt;
-- abends: 1 Kapsel Zyflamend und Kurkuma wie oben;
-- ab Anfang 2004 nehme ich noch täglich 15 Gramm MCP zu mir;
ausserdem esse ich kaum Fleisch - viel Fisch, viel Sport ....; (mir bekam und bekommt die ganze Schluckerei sehr gut).
* 2004: PSA steigt weiter aber langsamer an;
*Mitte Oktober 2004: PSA ist 1.2; jetzt entschliesse ich mich zu diagnostischem Versuch:
-- Anfang Nov Cholin PET//CT bei Prof Reske in Ulm: PET zeigt nichts an, aber CT zeigt verdächtigen Schatten im linken Beckenknochen; mache 2 Tage später bei Prof Reske diesmal F18PET//CT - und siehe da, neben dem CT scheint auch das F18PET eine Knochenmetastase zu zeigen - könnte aber auch eine alte Liäson sein;
Diagnose Prof. Reske: mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Knochenmetastase im linken Beckenknochen - ca 1.4 cm Durchmesser - geringe Aktivität.
* Nov. 2004: nach verschiedenen Konsultationen entscheide ich mich zur Bestrahlung der Metastase ohne Verfizierung durch Nadelbiopsie (mir wurde versichert, dass das Risiko einer konformalen Bestrahlung in diesem Bereich minimal sei). Nov/Dez 2004 40 Gray Bestrahlung; keinerlei Nebenwirkungen verspürt.
Nov 2004: Beginn von Zometainfusionen im Abstand von 4 Wochen.
Heute (9. Feb 2005) erstes PSA Ergebnis (7 Wochen nach Ende der Bestrahlung): PSA ist von 1,2 auf 0,95 gefallen!!
Wenn man berücksichtigt, dass eine Bestrahlung sich über 1 bis 2 Jahre auswirken kann, ist dies für mich ein höchst erfreuliches Ergebnis!! Nun hoffe ich auf weiteres Abfallen in den nächsten Monaten!
Es gibt m.E. keine generelle Regeln, wie man "seinen" PK richtig attackiert. Ich habe vor zwei Jahren hier im Forum mal einen längeren Beitrag unter dem Titel "Der Las Vegas Faktor" geschrieben; es ist leider so, dass man seine Entscheidungen noch so sehr abwägen kann - im Endeffekt gehört ein grosses Mass Glück dazu.
Ein wichtigste Beispiel in meinem Fall: Ich war mehrmals nahe daran eine ADT3 zu versuchen; mir erschien der Aspekt der frühzeitigen starken Bekämpfung der PK Zellen irgendwie logisch; allerdings hatte ich immer auch Bedenken, den letzten Pfeil im Köcher zu verschiessen und dachte an spätere Hormonresistenz. Jetzt bin ich froh, dass ich noch keine Hormonbehandlungen gemacht habe. Habe natürlich das Glück, dass mein PK sehr langsam gedeiht (so langsamer PSA Anstieg und wie Reske sagt: niedrige Aktivität der Metastase).
Ich schätze meine Situation jetzt so ein:
ich gehe davon aus, dass die Bestrahlung ein weiteres Anwachsen der Metastase beeinträchtigen wird; ich gehe nicht davon aus, dass selbst eine Zerstörung der Metastase eine Heilung bedeuten würde; gehe davon aus, dass ich durch die Metastasenbestrahlung wieder einige Jahre gewinne bis zur möglichen Hormonbehandlung; werde mir alle 3 Monate eine Zometainfusion geben lassen ("Versiegelung der Knochen"); ich bin ein zufriedener Mensch:
Ich habe 10 Jahre nach RPE ein PSA von unter 1 und habe noch alle ADT3 Optionen im Köcher.
Körperlich bin ich in einem hervorragenden Zustand, topfit (viel Sport), voll kontinent, habe trotz Potenzproblemen sehr befriedigendes Sexualleben, viel Freunde, viel Freude an meinen 11 Enkelkindern, viel Reisen, guten Rotwein im Keller (habe das Resveratol im Rotwein in meiner obigen Liste vergessen!) -- was will man mehr??
Ich hoffe, dass die Beschreibung meines Falles für einige von Euch von Interesse ist und vielleicht auch jemandem in ähnlicher Situation Anregungen für seine eigenen Entscheidungen geben kann.
Reinardo antwortete Klaus am 10.2.2005:
Bitte akzeptiere auch meinen Glückwunsch zu diesem Therapieerfolg,der vielen Erstbetroffenen bei ihrer Entscheidung Mut und Zuversicht geben wird, Obgleich hinsichtlich der Behandlungsstrategie anderer Meinung zeigt Dein Beispiel doch, dass Prostatakrebs langfristig behandelbar ist und Neudiagnostizierte nicht gleich an Siechtum und Tod denken müssen. Deine PK-Geschichte ist allerdings, wenn man von der anfangs erwarteten vollen und endgültigen Heilung absieht, idealtypisch und darf nicht dazu verleiten, es Dir unbedingt nachmachen zu müssen.
Denn es liegen bei Dir Umstände vor, die auf andere PK-Erkrankte nicht zutreffen.
Zum einen hast Du einen offenbar langsam wachsenden Krebs (mit Metastase), hast Gluck gehabt, einen guten Operateur zu finden, bist offenbar so gut versichert (oder begütert), dass Du Dir die optimale Behandlung leisten kannst, verfügst über logisches Urteilsvermögen und strategisches Denken, kannst Dich gegenüber Ärzten durchsetzen. Ich würde sagen, bei Dir ist der Krebs an den Falschen geraten.
Ein Bekannter von mir mit ähnlichen Ausgangswerten, in den 40ern, ist auch gleich vom Urologen zum Operateur geschickt worden, wird jetzt bestrahlt, ist voll inkontinent (impotent sowieso), mit positiven Schnitträndern, dazu die Angst vor Metastasen und die Depressionen. Es gibt auch entgegengesetzte Fallbeispiele, und die PK-Foren sind ja voll davon.
Hinzu kommen die finanziellen Grenzen, insbes. bei Kassenpatienten. Ich habe kämpfen müssen, mein Testosteron gemessen zu bekommen. Teure off-label Medikamente wie z. B. Thalidomid, Beer-Protokoll, Taxotere u. a. kann man als Rentner gar nicht bezahlen. Diese Behandlungen sind nur für die Reichen.
Nochmals: Zu Deinem Therapieerfolg aufrichtigen Glückwunsch, aber vergiss nicht die Probleme der anderen.

Heinz Kurt schrieb am 17.10.2005:
RPE vor 6½ Jahren bei GS 8 und PSA von “nur” 142. Anschließend LKE und IHB 2+3 [intermittierende Hormonblockade mit zwei oder drei Medikamenten(?) – Ed] bis heute. Noch keine Chemo. Für die Ausgangssituation doch nicht schlecht, oder? Bin mir allerdings nicht sicher, ob ich mich bei meinem heutigen Kenntnisstand in gleicher Weise therapieren ließe.
Heinz L schrieb am selben Tag:
ich stand vor drei Jahren (mit 55 Jahren) vor der gleichen Situation. Ausgangswerte: PSA 4,0, GL 3+4+5, habe die OP allen anderen Therapien vorgezogen. Mir geht es seither prächtig, war drei Wochen nach der OP trocken, PSA seither <0,005, Freitag den 14.10.05 war meine letzte Messung.
Vor allen Dingen habe ich noch alle Optionen einer HB offen.
Das Allerwichtigste dabei ist jedoch, einen guten Operateur zu finden. Wenn Du dich für diese Option entscheiden willst, achte darauf das er mindestens 200 Prostata-OPs im Jahr durchführt.

FrankArmin schrieb am 12.2.2006:
Als ich mich vor einigen Wochen auf die Suche nach der für mich richtigen Therapie machte, wurde mir von 4(!) (selbst nicht operierenden) Urologen folgendes gesagt:
Wenn man sich laparoskopisch operieren lassen wolle, müsse man wissen, daß es in Deutschland nur zwei Operateure gibt, die die Methode beherrschen: Der eine ist Stolzenburg in Leipzig, der andere sitzt in Heilbronn (Namen habe ich leider vergessen). Beide leisten ausgezeichnete Arbeit, vergleichbar mit jeder offenen OP. Alle anderen üben noch.
Sie würden niemals einen Patienten zu einem der anderen schicken, die die Methode inzwischen auch praktizieren, sagten übereinstimmend und unabhängig voneinander meine vier Urologen. Man müsse wohl mindestens 200 mal laparoskopisch operiert haben, bis man in etwa Ergebnisse wie bei der übersichtlichen, offenen OP erzielt. Auf meine Frage, was denn dann mit den jeweils 200 "Üb"-Patienten sei, erntete ich Schulterzucken.
Ein entfernter Bekannter (63) hat sich Mitte November im großen Klinikum in D.laparoskopisch operieren lassen – der geringeren postoperativen Beschwerden wegen. Er ist heute todunglücklich: Die Prostata konnte wider Erwarten nicht vollständig entfernt werden, es blieb zuviel stehen, es muß unvorhergesehenerweise nun doch noch bestrahlt werden; trotz angeblich nervenschonender OP bislang keine Erektionen; auch heute, Mitte Februar, noch inkontinent wie am ersten Tag; Gesamtbefinden nicht besonders.
Wie meine vier Urologen sagten, liegt bisher keine Untersuchung vor, die die Überlegenheit der laparoskopischen Schlüsselloch-Op gegenüber der offenen in irgendeinem Aspekt belegen würde. Sie sei – wenn vielleicht auch postoperativ schonender für den Patienten – handwerklich wesentlich schwieriger, komplizierter und aufwendiger als die offene OP (vergleichbar, wie das Buddelschiff, das man durch den engen Flaschenhals ins Glas bekommen will, schwieriger zu bauen ist als ein Schiffchen für die große Virtrine).
Zu den postoperativen Beschwerden bei offener (vier-dreiviertelstündiger) OP möchte ich (58, unsportlicher Stubenhocker mit Übergewicht) zu meiner eigenen Erfahrung sagen: Ich wurde am 19.1. operiert; gleich am nächsten Morgen, noch auf der Intensiv, wurde ich von meinem Chirurgen aus dem Bett geholt, paar Schritte laufen gehen. Ich war von da an aufgefordert, täglich insgesamt mindestens eine Stunde (auf den Korridoren) spazierenzugehen – was täglich selbstverständlicher (und sogar länger) wurde. Nach zehn Tagen, also am 28. 1., wurde ich entlassen, voll beweglich, keine Kreislaufprobleme, nur manchmal noch etwas schlapp; Mittagsschläfchen ist ganz angenehm. Die Anweisung war: Bisschen schonen, aber viel laufen. Seit dem 6. Februar schippe ich zu Hause täglich Schnee, ganz gemächlich, in kleinen Portionen, aber bei bestem Allgemeinbefinden.
Aus meiner Erfahrung ist die offene OP, was die postoperative Verfassung angeht, überhaupt kein Problem gewesen.
Vielleicht kann ich jemandem, dem das alles noch bevorsteht, hiermit bei der Entscheidung etwas helfen.
Schorschel antwortete ihm am selben Tag:
Was Du schreibst, deckt sich mit dem, was mir viele Ärzte gesagt bzw. prophezeit haben, als ich noch an eine Operation dachte und mich über die diversen Verfahren informierte.
Urologe fs bestätigte die Aussagen:
ich kann bestätigen, dass Stolzenburg, Leipzig, und Rassweiler, Heilbronn mit Abstand die größte Erfahrung in der laparaskopisch extraperitonealen RP haben. In diesen Händen wird auch der Vorteil der mehrfachen Vergrößerung der Kameraoptik voll ausgereizt und eine höchstmögliche Gewebeschonung erreicht, wie sie offen Huland ebenfalls praktiziert.

Die Verfahren sind unter diesen Umständen in Ergebnis und Belastung praktisch gleichwertig, so dass sich jeder das Verfahren seiner Wahl aussuchen kann.


FrankArmin
Die meisten Beiträge hier erzählen von Leid, Angst und Sorge. Ich möchte einmal GUTE Nachrichten von (m)einer Prostata-Erkrankung erzählen – insbesondere für diejenigen, die als "Neulinge" verwirrt nach der richtigen Therapie suchen und sich vor den Nebeneffekten einer OP fürchten.
Und außerdem möchte ich es deswegen erzählen, weil mein Operateur etwas geleistet hat, was – wie ich den ungläubigen Nachfragen und dem völligen Erstaunen meines Haus-Urologen und einiger anderer Urologen entnehme - offenbar als technisch unmöglich gilt. Vielleicht können andere davon auch profitieren.
Vorgeschichte:
Alter: 58. Unsportlich, übergewichtig, Stubenhocker. Vater hat Prostata-Krebs. Bei Vorsorgeuntersuchung PSA-Wert von 5,6; positiver Tastbefund. Das Biopsie-Ergebnis (Heplap-Labor): Gleason 3+4 (2 %), nur eine von sechs Stanzen war positiv. Rat des Urologen: Operation, weil dann höchstwahrscheinlich kurativ heilbar. Auch Bestrahlung diskutabel, aber geringere Langzeiterfahrungen. Von Seeds abgeraten: in meinem Alter zu unsicher.
Ich habe mich – nach heftigem Überlegen bis zum letzten Moment (warum nicht wait and see? Die Werte sind doch noch überschaubar, vielleicht wertet Heplap-Labor zu aggressiv, in einem Jahr weiß man mehr…etc., etc.) – doch zur Operation entschlossen. Sie fand am 19. Januar diesen Jahres statt, also vor vier Wochen.
Der histologische Befund: Gleason 3+4=7 war richtig – Stadium II; allerdings befand sich der Tumor nicht nur links, sondern bereits in beiden Seitenlappen; er war auch keinswegs klein, wie erwartet, sondern hatte bereits die Kapsel leicht infiltriert, ohne jedoch durchgebrochen zu sein. Hätte ich ein Jahr gewartet, hätte der Durchbruch also mit hoher Wahrscheinlichkeit stattgefunden – und ich hätte mir dann selbst die Schuld geben müssen, einen noch günstigen Moment verpaßt zu haben. Ich habe, wie ich heute ohne die Spur eines Zweifels weiß, mit meiner (schwankenden) Entscheidung zur OP somit die richtige Entscheidung getroffen. So war es eine R0-Sektion, die Prostata war rückstandslos entfernt, ohne Kapselverletzung. Es war auch eine große, weiträumige Lymphadenektomie gemacht worden: Alle Lymphknoten ohne Tumorbefall. Ich bin – dank der Entscheidung zur OP – das Ding mit recht hoher Wahrscheinlichkeit los, es ist aus dem Körper.
So weit so gut. Nun aber die gefürchteten Nebenfolgen:
Inkontinenz-Problematik:
Mein Operateur hat es mir vorab geradezu schriftlich gegeben, daß ich nach der OP kontinent sein würde. Am 7. Tag nach der Operation wurde der Dichtigkeitstest gemacht (Konstrastmittel in die Blase, ausführliche Röntgenkontrolle). Danach wurde der Katheder gezogen. Auf meine Frage, ob ich denn jetzt nicht eine Vorlage bräuchte, kam die Antwort des Arztes: "Ach was! Meine Patienten sind dicht. Sie brauchen keine Vorlage. Sie trinken jetzt ein, zwei Bier, dann wird getestet." Zwei Bier und eine Stunde später kam mein Arzt zurück: Hustenprobe, bis mir der Bauchschnitt wehtat; Kniebeugen am Stuhl so tief es ging und so lang ich es konnte. Das Ergebnis: Vollkommen kontinent, kein Tropfen Urinverlust. "Gratulation. Wiedersehn". Ich habe bis auf den heutigen Tag keine einzige Vorlage gebraucht, weiß gar nicht, wie die Dinger aussehen, und bin daher selbstredend auch nicht in die Reha – ich bin ja kontinent.
Es war dies nun kein Zufallsergebnis, sondern – wie mir auch von den Schwestern bestätigt wurde - der normale Behandlungsstandard bei diesem Arzt; Mit-Patienten, die ich befragt habe, haben mir die gleiche Erfahrung bestätigt.
Die Patienten dort sind nach Katheterentfernung bereits dicht und kontinent. Dies liegt an der dort entwickelten OP-Technik, die nicht nach Lehrbuch vorgeht. Wie mir vorab ausführlich erklärt wurde (auch wenn ich natürlich nicht alles verstanden habe): Zur Inkontinenz kommt es durch Vernarbungen am Schließmuskel, hergerufen durch die vom Operateur gesetzten Nähte zur Herstellung der Anastosmose. Also darf dort nicht genäht werden, um den Schließmuskel nicht iatrogen zu schädigen. Es wurde eine (aufwendige, komplizierte) OP-Technik entwickelt (meine OP dauerte 4 ¾ Stunden), die die Anastomose auf anderem Wege herstellt, z.B. unter Bildung einer Manschette. Damit bleibt der unbeschädigte Schließmuskel nach OP im selben Zustand wie vor der OP, das Wasserlassen funktioniert vollkommen kontrolliert. Die ersten zwei, drei Nächte mußte ich – wie vorhergesagt – nachts noch häufig urinieren; seit etwa einer guten Woche nach Katheterziehen kann ich nun 7 Stunden durchschlafen, ohne zum WC zu müssen. Als einzige Warnung bekam ich gesagt: Bei prallvoller Blase keine sehr schweren Gegenstände heben – was ich natürlich testweise probiert habe: Dies führt u. U. (nicht immer!) zu ein paar Tropfen Urinabgang; bei nicht so ganz voller Blase kann ich schwere Koffer heben und bleibe – wie sonst sowieso - vollkommen kontinent.
Ich schreibe dies so ausführlich, weil nicht nur ich, sondern auch mein Hausurologe, der das alles kaum glauben konnte, fassungslos war: So etwas gibt es offenbar eigentlich nicht. Und es stellt sich die simple Frage: Wieso ist eine OP-Technik, die solche prognostizierbaren und reproduzierbaren Ergebnisse hervorbringt, nicht bekannter? Der 2½ seitige OP-Bericht liegt mir vor, der das Vorgehen beschreibt. Ob es Gründe oder Verhältnisse gibt, unter denen diese Technik eventuell nicht angewandt werden kann, weiß ich nicht.
Impotenz-Problematik:
Es wurde nervenschonend operiert, rechts vollständig bei sehr guter Prognose, links nicht prognostizierbar, da einige Nerventeile geopfert werden mussten.
Am 4. Tag nach der Operation bekam ich Cialis, jeden dritten Tag zu nehmen. Begründung: So früh wie möglich feststellen, ob es noch geht; die Angst vor Impotenz im Kopf bekämpfen; den Körper erinnern, was da für eine Funktion ist.
In der darauffolgenden Nacht hatte ich eine Halb-Erektion – die mich allerdings etwas erschreckte, da ja der Katheter noch drin war und ich nicht wußte, ob da was kaputtgehen kann. Der Arzt hatte mir allerdings vorhergesagt, daß die meisten seiner Patienten im entsprechenden Alter, bei denen eine nervenschonende Operation vertretbar ist und gemacht wird, noch MIT Katheter die ersten Gliedvergrößerungen konstatieren können. Nach dem Ziehen des Katheders, nachts am 7. Tag nach OP, wollte ich es dann genauer wissen: es kam zu einer vollständigen "kohabitationsfähigen" Erektion und zu einem Orgasmus. Heute, gut einen Monat nach der OP, bin ich potent, auch spontan ohne Cialis, dann allerdings etwas mühsamer; mit Cialis ist es fast wie früher. (Beides – Kontinenz wie Potenz – hat mir auch ein Patient bestätigt, der das alles dort schon vor einem Jahr hinter sich gebracht hat und jetzt zufällig wegen einer ganz anderen Sache kurz im Krankenhaus war).
Ich hab wohl auch nicht viel Blut verloren – keine Kreislaufprobleme.
Ich war, wie gesagt, nicht in der Reha, mache viele Spaziergänge und habe sogar schon gemächlich Schnee geschippt, als er noch lag. Etwas müde bin ich manchmal noch.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich meine Geschichte hier veröffentlichen soll. Es könnte wirken, als wollte ich angeben, und es könnte andere Leidensgenossen, denen es nicht so gut ergangen ist wie mir und die nicht dieses Glück hatten, traurig machen. Ich schreibe es trotzdem deswegen:
Ich möchte das Loblied dieses Arztes singen.
Es soll anderen, die noch vor der Entscheidung stehen, Mut machen: Die OP KANN u. U. die einzig sinnvolle Entscheidung sein; sie MUSS NICHT zu üblen Folgen führen.
Das Allerwichtigste ist offensichtlich die Wahl des Chirurgen: Ich habe mich lange umgehört und mit verschiedenen gesprochen. Zu meinem unendlichen Glück bekam ich schließlich von einem ehemaligen Patienten den Namen dieses Arztes genannt. Dann war es einfach der persönliche Kontakt, der mich (ganz irrational) überzeugt hat: Ich habe einfach Vertrauen zu dem Mann gefaßt. Es war die spürbare, unangestrengte Souveränität des Arztes (an einem kleinen Krankenhaus) - nicht die Imponiermedizinschau eines riesigen Klinikums, die mich zu meiner Bauchentscheidung gebracht hat.
Es ist für mich – wenn ich die Leidensgeschichte anderer Operierter hier im Forum lese - nicht nachvollziehbar, daß seine Operationstechnik, die offenbar so manches Inkontinenz-Elend vermeiden kann, in Urologenkreisen nicht bekannter ist. Er hat sie selbstverständlich veröffentlicht. Warum sie nicht verbreitet angewandt wird ist mir ein Rätsel.
Ich wünsche allen im Forum aus tiefstem Herzen alles Gute und wünsche allen verwirrten "Neulingen", die hier ebenso hilflos ratsuchend desorientiert ankommen wie ich vor ein paar Wochen, alle Kraft, Mut und Zuversicht für ihre Entscheidung.

Jürgen berichtete am 26.8.2006:
Hatte mich nach ausführlicher Info für RPE entschieden. Hatte auch die Möglichkeit von Nebenwirkungen in Erwägung gezogen. War allerdings sehr unangenehm überrascht, als ich meine beiden Beine nach dem Aufwachen überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Konnte dann nach zwei Tagen mit Hilfsmitteln (Achselstütze) mich zumindest langsam bis zu 20 m fortbewegen, mittlerweile bis zu 100 m. Brauche dafür mit Rollator zwar ca. 10 Min, aber besser als nichts. Habe jetzt auf AHB erheblich stärkere Inkontinenzprobleme (Stufe 2-3) als im KKH. Bewegen mich allerdings auch sehr viel, um die Beine zu aktivieren. Heben bzw. seitwärts bewegen ist allerdings immer noch nicht möglich. Hat jemand ebenfalls solche Erfahrungen gemacht? Wie kann das ggf. weitergehen, besonders mit der Inkontinenz, da für mich derzeit viele Dinge wesentlich anstrengender sind als vorher.

Herrman schrieb am 21.9.2006:
Die Inkontinenz nach einer radikalen Prostataentfernung ist zwar ein bekanntes Risiko, durch verfeinerte Operationstechniken jedoch selten geworden (ca 2-3 %). Sie hängt auch wesentlich von der Geschicklichkeit des Operateurs ab, und da sollte man sich vorher über die Häufigkeit der Operationsdurchführung und die dabei erzielten Ergebnisse informieren. Keinesfalls sollte die übetriebene Furcht vor der Inkontinenz die Option einer kurativen OP ausschließen.
Ich selbst (78 J.) wurde vor fünf Jahren prostatektomiert, war nach drei Wochen zu 99 % kontinent und bin es seither. Dies nur, um ggf. anderen Mut zu machen.

Patrick berichtete am 23.10.2006 von seiner Lymphadenektomie (Entfernen von Beckenlymphknoten):
Operiert wurde ich in der Klinik am Ring in Köln, wo auch das Afterloading durchgeführt wurde.
OP fand auf herkömmliche Art statt, vollzogen mit Bauchschnitt (Bauchnabel bis Schambeinansatz, Narbe so gut wie nicht mehr sichtbar), längs da ich beidseitig eine Leistenbruch-OP, allerdings ohne Netz hinter mir hatte und es in diesem Gebiet zu Narbenverwachsungen gekommen war.
Brauchte nach der OP keine Schläuche bzw. bekam keine, da man dort keine "Bakterienträger" in der Wunde haben und ggf. lieber punktieren wollte, falls sich Wundwasser bildet.
OP-Wunde wurde geklammtert. Mittwoch morgen OP danach ganzen Tag und Nacht im Bett (beim ersten Mal pinkeln ein höllischer Schmerz, wusste ja nicht, dass ich einen Blasenkatheter während der OP hatte).
Donnerstag Morgen mit Hilfe der Schwestern aufgerichtet und aufgestanden, gewaschen usw., teilweise rumgelaufen. Freitag habe ich mich schon absolut fit gefühlt und bin in der Klinik rumgelaufen. Nur Niesen, Husten war verheerend, und Samstag morgen nach der Visite wurde ich gefragt, ob ich nach Hause wolle.
Ich weiß nun nicht, ob dies für eine Lymphknoten-OP normal ist, aber wie gesagt: Ich war gleich wieder fit, hatte keinerlei Schmerzen, und auch die Wundheilung lief einwandfrei.

Worried77 schrieb am 29.6.2009:
In einem anderen Forum stellte ich folgende Frage:
Bei meinem Vater, 63 J., verwitwet, wurde erstmalig 07/2008 ein Blasentumor, pT1 G2, festgestellt. Bei der nächsten OP 12/2008 wieder ein Blasentumor, pTa G1-2, OP 02/2009, pTa G1 und bei OP im April pTa G1. Leider wurde bei der letzten OP vor 2 Wochen ebenfalls ein Prostatakarzinom festgestellt. Der PSA Wert ist 8,5 ng/ml, Gleason Score 7 (3+4) und das klinische Stadium wird als T2b bezeichnet.
Nun raten die Ärzte zur Prostataentfernung. Der Arzt im Krankenhaus möchte dies per Bauchschnitt vornehmen, aber der Hausurologe bevorzugt den Dammschnitt, da die Heilung schneller geht und die Gefahr der Inkontinenz geringer ist. Im Internet habe ich unzählige Artikel pro und contra Prostataentfernung gefunden, aber die Kernaussage scheint wohl zu sein, dass es auf die Fähigkeit des Operateurs ankommt. Uns wurde besonders die Sana Klinik Hof empfohlen, welche allerdings knapp 450 km entfernt liegt. Einen Termin haben wir für Mitte Mai, allerdings ist mein Vater nun sehr unsicher, ob, wie und wo er sich behandeln lassen soll. Am meisten fürchtet er die Inkontinenz und hat Angst, zur Prostata noch die Blase zu verlieren.
Hat jemand hier Erfahrung mit der Dammschnitt-Methode, vielleicht sogar in der Sana Klinik Hof?“
Leider habe ich dort keine Antworten bekommen, aber vielleicht helfe ich nun anderen Patienten mit meinem Kurzbericht. Die OP meines Vaters war ein voller Erfolg und Dr. Keller, Chefarzt der Sana Klinik Hof eine absolute Koryphäe auf seinem Gebiet. Per Dammschnitt hat er sowohl die Prostata und die Samenblasen als auch die Lymphknoten entfernt. Ja richtig, auch die Lymphknoten per Dammschnitt! Bei der anschließenden pathologischen Untersuchung des Gewebes stellte sich heraus, dass der Gleason Score bereits bei 8 lag. Mein Vater würde sich jederzeit wieder von Dr. Keller operieren lassen. Nach ca. zehn Tagen war er wieder zu Hause und nach nur vier Wochen hatte er fast keinen Harnverlust mehr. Manche Patienten werden sagen, warum soll man 500 km für eine Operation fahren, die in jedem 2. Krankenhaus durchgeführt wird? Das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Ich habe mittlerweile viele Fälle kennengelernt, die nach Monaten immer noch starken Harnverlust hatten, ganz zu schweigen von nur langsam heilenden eitrigen Bauchschnitten. Der Dammschnitt ist sicherlich unangenehm, aber mein Vater brauchte nicht einmal einen Ring zum Sitzen. Ich könnte hier nun einen seitenlangen Bericht schreiben, aber zusammenfassend kann ich nur sagen, man sollte eine solche Operation nicht von jedem Arzt machen lassen. In der Sana Klinik lassen sich Patienten nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt behandeln. Ich kann Dr. Keller nur weiterempfehlen und werde dies auch tun. In unserem Bekanntenkreis haben bereits zwei Männer sich ebenfalls für Hof entschieden. Genau richtig!

Waldjogger berichtete am 17.10.2010 von seiner OP in der Martini-Klinik in Hamburg:
nachdem ich mich vor einigen Monaten, genauer gesagt im Monat Mai 2010 hier das erste Mal vorgestellt hatte, war es nun letzte Woche am 11.10.2010 soweit. Ich hatte meinen Entschluß gründlich überlegt, die Prostata total entfernen zu lassen. Danke nochmals an alle, die mir Ratschläge gegeben haben. Ich möchte allen,die noch unschlüssig sind, meine Erfahrungen mitteilen.
Ende April 2010 nach zweiter Biopsie, zwei Proben positiv unter 5 %, Gleason-Score 3 / 3. Ich habe mir viele Urologenmeinungen angehört, hatte bereits einen Termin im Missio Krankenhaus in Würzburg, diesen aber in letzter Minute abgesagt und mich doch für die Martini-Klinik in Hamburg entschieden. Auch wenn die fast 600 km einfach Bedenken in mir hervorgerufen hatten.
Nun Aufnahme am 11.10.2010. Ich muss hier sofort anfügen, dass das dortige Personal, wie von vielen anderen auch beschrieben, eine Klasse für sich sind. Bereits bei der Aufnahme merkt man, dass man in dieser Privatklinik Patient ist, man wird dort als Gast betitelt und auch so behandelt. Vorgespräch mit dem Operateur und den Fachkräften. Am folgenden Tag dann die OP, augrund meines Alters (5+x Jahre) sagte Prof. Heinze, dass er alles daran setzen würde, eine nervenschonende OP durchzuführen. Kurzum, die OP ist super gelaufen, ich bin schon wieder zu Hause, also vor 4 Tagen operiert und wurde gestern entlassen. Natürlich habe ich Wundschmerzen, die sich in Grenzen halten, natürlich habe ich ein blödes Gefühl durch den Dauerkatheter, aber ich bin gesund. Als ich entlassen wurde, kam der med. Befund, dass der Tumor ca. 1 cm groß war, komplett entfernt werden konnte, die beiden Nervenstränge erhalten blieben und kein Gewebe außenherum befallen war. Ich werde meinen zweiten Geburtstag feiern, kann es immer noch nicht so richtig glauben und freue mich wahnsinnig, Euch diese Zeilen vom Bett zu Hause aus schreiben zu können.
Die Martini-Klinik in Hamberg im UKE Eppendorf ist wohl das beste Krankenhaus, das es derzeit weltweit gibt. Sie haben sich den Ruf erarbeitet, weltweit die meisten Prostataentfernungen zu machen, die Erfolgsaussichten sind der Wahnsinn.
Angefangen vom Prof. bis hin zur Putzfrau erlebt man dort ein Gefühl der Wärme, des Mitgefühls und der Wichtigkeit der Erkrankung. Man ist Gast in einem Krankenhaus, in dem sich alle die Zeit nehmen, die notwendig und auch wichtig ist. Wenn man sich für die vielen kleinen Handgriffe bedankt, hört man immer wieder: "Dafür müssen Sie sich nicht bedanken, dass ist bei uns selbstverständlich!".
Ich habe sowas noch nie erlebt. Ich habe den richtigen Weg gewählt, kann hier Euch nur meine Erfahrungen mitteilen, vielleicht den einen oder anderen die Entscheidung etwas leichter machen, sich auch dorthin zu wenden.
Ich wünsche Euch allen, den Erfolg, den ich auch erleben durfte. Ach ja, meine Nachbarn in den Zimmern, die dort operiert wurden, hatten dieselben Erfolge aufzuweisen. Nervenerhaltung zumindest eines Nervenstranges.
Vielen Dank nochmals an Euch alle, für die PN, viele Grüße an Spertel (sorry, habe mich doch für Hamburg entschieden). Es ist das wichtigste bei dieser Operation, dass man die bestmöglichste VErsorgung erhält, ich habe sie, wie viele andere auch, in Hamburg gefunden.
Ach ja, ich wurde mit Bauchschnitt, also herkömmlich, operiert.
Dazu schrieb OliverB am selben Tag:
Erstmal herzlichen Glückwunsch, dass das Schlimmste überstanden ist, und alles Gute für den weiteren Verlauf. Deinem Bericht über die Martini-Klinik kann ich mich nur anschließen, weil ich im Januar 2006 ebendort auch operiert worden bin. Abschließend aber doch noch eine kleine Anmerkung: Wenn auch die Bedingungen in Hamburg im Wortsinne als ausgesprochen komfortabel bezeichnet werden können, gibt es natürlich in Deutschland auch noch eine Reihe anderer Operateure, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und vergleichbare Erfolge erzielen. Wenn Deine erste Euphorie nach dem erfolgreichen Überstehen dieser doch schweren Operation abgeklungen sind und der Alltag Dich wieder eingefangen hat, dann wirst Du das sicher nachvollziehen können.
P.S. Ich habe mich übrigens sogar zum Katheter-Ziehen nach einer Woche wieder auf die Reise nach Hamburg gemacht.

mueno1960 schrieb am 22.12.2011 unter dem Betreff "Erfahrungen nach OP vom 12.12.2011 – Mut für alle Ratsuchenden"
Meine Diagnose Prostatakarzinom wurde mir am 24.10.2011 gestellt. Nach viel Unterstützung hier und vielen Ratschlägen und nach ausführlichen Beratungen mit mehreren Ärzten, gab es für mich nur die totale Entfernung der Prostata als bestmögliche Heilungschance.
Die Operation wurde am 13.12.2011 im Städtischen Klinikum Braunschweig von Prof. Dr. Hammerer durchgeführt. Ich muss sagen ein beeindruckender Mediziner, aufopfernd für die Patienten, einfühlsam und fachlich einer der Besten in Deutschland – vielleicht sogar weltweit. In Braunschweig wird nur die offene Methode durchgeführt. Da Vinci ist oftmals auch nur ein Marketing -Instrument, es kommt viemehr auf die Qualifikationen des Operateurs an. Jedenfalls konnte bei mir beidseitig nervenschonend operiert werden. Die Zukunft wird dann zeigen, ob es funktioniert. Mit Einschränkungen im Sexualleben ist aber eigentlich immer zu rechnen. Der Blasenkatheter wurde heute gezogen. Bislang hält sich der Urinverlust noch in Grenzen. Auch hier werden die nächsten Tage zeigen wie es weiter geht. In diesem Punkt bin ich aber sehr optimistisch. Es wird viel von dem Beckenbodentraining abhängig sein und der Intensität.
Die OP selbst ist sehr gut verlaufen, es wurde gleich noch ein Leistenbruch links mit repariert :-). Nach nur 2 Stunden war ich im Aufwachraum schon wieder wach. Keine Nachwirkungen der Narkose. Nach 1 Tag schon mit Hilfe einer Physiotherapeutin aufstehen vor dem Bett, Atemübungen usw. Am 2. Tag schon umherlaufen und am 3. Tag schon Treppensteigen. Bin bis auf den ersten postoperativen Tag immer ohne Schmerzmittel ausgekommen. Viel Trinken ist besonders wichtig auch für den Heilungsverlauf. Der war bei mir so gut, dass ich bereits am Sonntag den 18.12. entlassen werden konnte. Nur der Katheter blieb noch bis zum 22.12. drin.
Alles in allem muss ich wirklich sagen, dass der Katheter für mich das Schlimmste an der OP war. Nicht besonders schmerzhaft aber eben hinderlich und unangenehm. Da ich mir aber jeden TAg sagen konnte, dass es stetig alles besser wird war es natürlich auszuhalten.
Übrigens: Die Naht (vertikal) ca. 10 cm lang ist sowas von glatt und super, kaum vorstellbar. Auch hier wurde bereits nach 3 Tagen der Verband entfernt. Solche Nähte bekommen sicher viele Hausfrauen nicht hin :-).
Noch ein Wort zu der Betreuung in Braunschweig. Alle Schwestern und Pfleger auf der Urologischen Station waren sehr kompetent, stets hilfsbereit und sehr sehr freundlich. Es fehlte mir auch nicht an der nötigen Einfühlsamkeit des Personals. Die Zimmer waren sauber und ordentlich, vielleicht nicht topmodern, aber wen interessiert das schon.
Ich schreibe meine Erfahrungen so kurz nach der OP, damit alle frischbetroffenen Mut schöpfen können. Eine OP ist nicht das Ende der Welt. Vorher gut und ausführlich beraten. Nehmt Euch Zeit zur Entscheidungsfindung, aber wartet nicht zu lange. Für mich war die Zeit von der Diagnose bis zur OP psychisch die schlimmste.
Bei mir hat sich der postoperative pathologische Befund sehr viel schlechter dargestellt, als es bei der Biopsie erschien. Gleason Score vor OP: 3+3=6 nach OP: 3+4=7, Der Tumor hatte schon 40 % der linken Prostata und 15 % der rechten Prostata eingenommen. War noch nicht kapselübergreifend und die Schnittränder sind sauber = R0. Meine Prognose jetzt also insgesamt ganz gut.
Prof. Hammerer meinte, dass ich gerade noch mal die Kurve gekriegt hätte und dass es in einigen Monaten einen Kapseldurchbruch hätte geben können.
Vielleicht machen meine Ausführungen dem einen oder anderen – gerade vor Weihnachten – ein wenig Hoffnung.
michael14 schrieb am 22.3.2013:
Am 03.03.2011 (vor 24 Monaten) wurde mir die Prostata (einschl. Lymphknoten) Erektionsnerven-erhaltend mit der da-Vinci-Methode von Prof. Ubrig im Augusta-Krankenhaus Bochum entfernt. Ich bin mit dem Ergebnis der Op. bisher sehr zufrieden.
Ich bin 193 cm groß, war damals 61 Jahre alt, und ca. 100 kg schwer. Ich bin sportlich und sexuell aktiv.
Mein PSA-Wert war über einen Zeitraum von ca. zehn Jahren kontinuierlich und langsam von ca. 4 auf 11 gestiegen, bis eine Biopsie unter MRT erfolgte, bei der vier von fünf Stanzungen positiv waren.
Man hätte viel früher eine Biopsie durchführen sollen!
Mein Gleason-Score war 4 + 3.
Der PSA-Wert sank postoperativ unter die Nachweisgrenze und wird jetzt halbjährig kontrolliert.
Postoperativ wurde histologisch leider ein Randbefall R1 entdeckt. Ich mache mir darüber aber keine großen Sorgen: 1. wächst Prostatakrebs langsam. 2.: Sollten wieder Krebszellen auftauchen, so hätte ich laut Prof. Ubrig eine gute Prognose mit einer Bestrahlungstherapie.
Der Randbefall war wohl operativ nicht zu vermeiden, da der Tumor schon weit gewachsen war, und wurde auch nicht im Schnellschnitt während der Op., sondern erst später entdeckt.
Umso froher bin ich mit dem (bisherigen) Ergebnis:
Ich war fast von Anfang an kontinent. Dies ist wohl eher die Ausnahme. Es kann auch jetzt noch zu einer geringen Inkontinenz kommen in zwei Situationen: Erstens, wenn abends kein Orgasmus stattfindet und ich stark erschöpft oder sehr müde bin, kann etwas Urin während einer nächtlichen Erektion austreten, die jeder Mann 2- bis 3-mal pro Nacht hat. Zweitens: Bei starker sexueller Erregung, speziell beim Geschlechtsverkehr, kann etwas Urin austreten. Ich bin nicht sicher, ob dies nicht durch Viagra & Co verstärkt wird. Regelmäßigkeit und Gewohnheit helfen, das Problem zu vermeiden. (Ich kapier sowieso bis heute nicht, dass das überhaupt klappt: Ich habe ja nur noch den einen, äußeren Schließmuskel und der geht bei einem gesunden Mann während des Orgasmus auf; sonst käme ja kein Ejakulat raus. Dass der jetzt zu bleibt, ist fast ein Wunder).
Insgesamt würde ich sagen, dass es mir urologisch besser als vor der Op. geht! Ich hatte eine chronische Prostatitis und Probleme beim Wasserlassen (langsam einsetzender Strahl, Restharn), die jetzt behoben sind. Das Pinkeln klappt jetzt so gut wie mit 18!
Bei der Verbesserung der Erektionsfähigkeit sollte man Geduld haben: Der Orgasmus klappt sehr schnell wieder, aber Steifheit braucht länger! Mit Viagra / Cialis klappt Sex meist immer, wenn auch etwas geringer als vorher. Inzwischen geht es manchmal auch ohne Medikamente. Das Bedürfnis nach Sex nimmt nicht ab, und erfüllender Sex ist weiter möglich.
Ich war schon ca. drei bis vier Monate nach der Op. konditionell wieder topfit.
Ich bin Privatpatient.
Für alle Betroffenen: Ich war nie panisch wegen meiner Diagnose!
Tom berichtete am 11.4.2013:
Bin heute in der Martiniklinik von Prof. Gräfen offen operiert worden. Alles gut verlaufen, beidseitig nervenschonend. Jetzt habe ich starken Druck auf der Blase aber keine Schmerzen. Wollte mich nur mal melden und weiteren Betroffenen Mut machen. Bin seit 18:00 auf meinem Zimmer und es geht mir wirklich nicht schlecht.
Harti kommentierte das am selben Tag aus eigenem Erleben:
Abgesehen von Schmerzen im Unterbauch während der ersten Nacht ging es mir auch ganz gut und ich habe mich dann in den folgenden Tagen zu viel bewegt. Nach etwa 4 - 5 Tagen hatte ich dann sehr unangenehme, schmerzhafte Wasseransammlungen.
Tom setzte seinen Bericht am 12.4.2013 fort:
Was mich am meisten stört ist trotz Medikamenten der starke Harndrang. Gleich werde ich dann mal aus dem Bett raus müssen. Mal sehen wie das klappt.
Darüber wunderte sich Heribert:
Du sprichst immer von erheblichem Harndrang, was ich nicht verstehe. Hast Du denn keinen Katheter liegen? Ist der evtl. verstopft? Dann muss er gespült werden. Das Problem hatte ich zu Anfang auch. Danach wurde regelmäßig gespült und gut war.
Was Tom bestätigte:
Harndrang kommt wohl vom Katheter. Bin jetzt dreimal über den Gang geschlichen, das hilft wirklich. 26 Stunden nach der OP fühle ich mich schon besser. Bin mal gespannt wie es morgen wird. Die Drainage bleibt noch bis Sonntag die zwei Venenzugänge bin ich aber schon los.
Einen Tag später schrieb er schon:
Laufen und Aufstehen klappt inzwischen recht gut. Harndrang ist auch weg.
Und später am selben Tag:
Am Donnerstag wird voraussichtlich der Katheter gezogen und Freitag geht es dann nach Hause. Lieber ein zwei Tage länger hier und ich bin den Katheter los. Sonst geht es immer besser.