Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Prostatakrebs und Liebesleben

[Das Thema "Impotenz" wird auch auf einer eigenen Seite abgehandelt, ebenso das Thema Schwellkörper-Implantat – Ed]

Gerd schrieb am 13.4.2001:
am 19.3. schrieb ich in einem Beitrag hier in unserem Forum: "Es muss ja einen Grund dafür geben, dass unser Krebs ausgerechnet in unserer Prostata ausgebrochen ist. Auch wenn wir diese Verursachung noch nicht bis ins Detail verstehen, kann man wohl davon ausgehen, dass diese Art Krebs mit unserer Männlichkeit zu tun hat."
Ich bin diesem Problem nachgegangen und habe versucht, Erlebnisse und Erfahrungen wieder in mein Bewusstsein zu heben, die bisher in meinem Unbewussten verborgen waren. Das Ergebnis habe ich gestern in einem mail an einen engen Freund, der ebenfalls an Prostatakrebs leidet, wie folgt beschrieben:
"... habe ich erkannt, dass während langer Jahre der tiefe Wunsch in mir gewachsen war, meine Sexualität abzutöten und dass deshalb der Krebs in der Prostata ausgebrochen ist? Ich habe eine "besch.... katholische" Sexualerziehung genossen, die von meiner Mutter, die ihrerseits ein höchst gestörtes Verhältnis zur Sexualität hatte, kräftig verstärkt worden ist. In nehme an, dass schon von jener Zeit an, mein gestörtes Verhältnis zu meiner Männlichkeit angelegt wurde. --- In beiden Liebesbeziehungen, die ich in meinem bisherigen Leben hatte, wurde diese innere Zerrissenheit meiner Identität als Mann weiter vertieft (als Folge meiner Co-Abhängigkeit), was schließlich in dem oben bereits formulierten Wunsch nach Abtötung (auch so "besch.... katholisch") mündete."
Die Antwort meines Freundes kam wenige Stunden später: "Ich habe gleiche Erfahrungen aus der Kindheit. Alles im Genitalbereich war damals völlig tabu. Als Kind hat man mir immer eingetrichtert, dass das Ding abfaulen würde, wenn man es anfasst. So hat man selbst beim Pinkeln versucht, nicht allzu lange daran festzuhalten. Sobald er aus der Hose war, habe ich die Hand weggenommen aus Furcht, das Ding könnte anfangen abzufaulen. Verpönt war auch in meiner Kindheit jeglicher Kontakt zu Mädchen; ja, es war eine schlimme Zeit. Insofern sehe ich es genauso wie Du. Unsere Erkrankung MUSS etwas damit zu tun haben, davon bin ich absolut überzeugt!"
Ich berichte Euch das alles, weil ich Euch fragen möchte, ob noch andere von uns ähnliche Erfahrungen und Einsichten haben. Es wäre doch höchst interessant zu wissen, ob es möglich ist, dass Probleme, die wir mit unserer Männlichkeit hatten, unsere Erkrankung an Prostatakrebs mitverursacht haben.
Für den Fall, dass jemand mir lieber direkt antworten möchte, nenne ich ihm im folgenden meine E-mail-Adresse: geralem@web.de
Reiner war aber am 17.4.2001 ganz anderer Meinung:
Als Neuling in Eurem Club sticht mir schon beim Studium der ersten Beiträge diese Diskussion über die möglichen Krebsursachen infolge gestörter Sexualerziehung und gestörter Liebesbeziehung in die Augen. Da ist sogar ein Mitbetroffener der Meinung, dass unsere Erkrankung etwas damit zu tun haben MUSS!
Ich denke, dass wir hier zu unserem bedauerlichen Thema einige Beiträge erhalten, die zu heiterem Amüsement Anlass geben.
Gerd U. hat sicher Recht, wenn er einen Zusammenhang zwischen PK und unserer Männlichkeit erkennt. Aber die von ihm in die Diskussion gebrachten Ursachen sehe ich mit 66 Jahren und einer weder verklemmten, noch religiös geprägten Kind- und Jugendzeit überhaupt nicht. Und doch habe ich die Krankheit!
Wenn es stimmt, was ich kürzlich von einem Urologen hörte, dass Eunuchen, also Kastraten, niemals PK bekommen, dann ist es vermutlich so, dass uns unsere Männlichkeit, sprich unser geliebtes Testosteron, diese Krankheit beschert, oder zumindest fördert. Und ich denke, dass sich dieses Hormon nicht von irgendwelchen Erziehungsmethoden, mangelnden Aufklärungen, oder religiös bedingten Fehlentwicklungen leiten lässt. Aber Glaube versetzt bekanntlich Berge.
Und weil ich davon überzeugt bin, dass dieser Kraftstoff uns Männern (übrigens auch unseren Frauen) nicht nur jahrzehntelang Freude gebracht hat, sondern uns jetzt im Alter Ärger bereitet, habe ich mich zur hoffentlich vorübergehenden Abschaltung meines Kraftwerks entschlossen. Ich unterziehe mich der dreifachen Hormonblockade.
Allen Mitbetroffenen wünsche ich einen guten Verlauf ihrer eingeschlagenen Therapie.
Wiederum anderer Meinung war Heinz-Michael am 18.4.2001:
Lieber Reiner;
Deine Meinung, dass einige Beiträge zu "heiterem Amüsement Anlass geben" teile ich nicht! Dafür ist der PK zu vielschichtig und die psychosomatischen Zusammenhänge ganz allgemein bei Krebs sind noch lange nicht erforscht.
Und - lieber Reiner - auch wenn man an etwas nicht glaubt, heißt das ja noch lange nicht, dass es vielleicht nicht doch noch eine andere Wahrheit gibt!!!???? Denke bitte einmal darüber nach; auch was die Würdigung von eingehenden Beiträgen angeht!
Dieter schrieb ebenfalls am 18.4.2001:
nun will auch ich mich zu diesem Thema einmal melden.
Dass verklemmte Sexualerziehung schlecht ist und den Betroffenen Probleme (psychische) verursacht, ist zweifellos richtig. Aber dies hat m. E. nichts mit Prostatakrebs zu tun. PK ist wohl eher eine Folge der zunehmend diskutierten Wechseljahre beim Mann und einer Verschiebung der Hormon-Gleichgewichte (Testosteron-Östrogen)
So ist es durchaus möglich, dass zu viel "freies" Testosteron - über die Umwandlung in Dihydrotestosteron noch verstärkt - den PK verursacht. Unter "freiem" Testosteron meine ich das nicht durch Östrogen balancierte T. Oder wie kommt es, dass durch Zugabe von Östrogen zumindest temporäre Erfolge bei der Therapie erzielt werden?
Selbstverständlich bin ich ein überzeugter Anhänger und Anwender der DHB!!! Mir scheint der vollständige Entzug von Testosteron die wirkungsvolle Bekämpfung des Krebses zu sein!
Aber weit im Vorfeld kann doch durch eine Veränderung der Hormonspiegel der Krebs ausgelöst worden sein????
Ich glaube, wir sollten über diese Aspekte im Hinblick auf die Entstehung von PK mal nachdenken....
Und Hansjörg meinte abschließend am 19.4.2001:
ich kann mich der Meinung von Heinz-Michael nur anschließen. Wir sollten die Toleranz im Forum aufbringen, auch Beiträge, die konträr zu unserer eigenen Auffassung stehen, zu tolerieren. Auch ich tue mich schwer damit, einen "ursächlichen" Zusammenhang zwischen Sexualität und PK her zu stellen. Aber unsere Psyche spuckt in so vieles hinein, warum auch nicht in den Krebs?

Reiner fragte am 20.4.2001:
Nach Auskunft meines Urologen müsste die Wirkung der ersten LH-RH-Depotspritze verbunden mit der Einnahme von Casodex und Proscar auf die Potenz nach etwa zwei Tagen einsetzen. Ich bin nach jetzt 14 Tagen seit Beginn der Therapie noch potent und mache mir Gedanken, ob die Blockadewirkung der Medikamente möglicherweise versagt. Wer möchte dazu etwas sagen?
Uwe antwortete am 20.4.2001:
Du musst doch nicht alles glauben, was Dein unwissender Urologe Dir erzählt. Es dauert ein bis drei Monate, bis nichts mehr läuft. Wenn Du dann mit der DHB aufhörst, dauert es auch wieder ein bis drei Monate, bis wieder was läuft. Der Körper ist ein Speicher für Testosteron, der erst geleert werden muss und auch wieder aufgefüllt werden muss. Keine Angst! Deine DHB wirkt! Miss bei und nach Beginn jeden Monat PSA und Testosteron, dann siehst Du, wie die DHB wirkt. Keine Angst machen lassen von einem Urologen!
Ähnlich schrieb Willi am 23.4.2001:
Der Urologe hat mit der Angabe von zwei Tagen deutlich tief gegriffen. Ich wurde zuvor biopsiert, und so kann ich nicht mit Erfahrungswerten dienen. Aber es dauert schon gewiss zwei Wochen, bis das Kraftwerk merklich nachlässt. Ich wünsche Dir volle Potenz bei unmessbarem PSA ( <0,04 ng/ml) und <40 ng/dl Testosteron. Ich bin im 4. Therapiemonat und hatte letztens auch ein Zwischenhoch in meiner allgemeinen Potenz-Tiefdruck-Verfassung.
Unter dem Betreff "Atropie? Nie gehört!" fragte Rainer am 23.4.2001:
In seinem Buch "von MANN zu MANN" (ISBN 3-8090-3006-6) berichtet der Amerikaner Michael Korda über seinen PK, der 1994 mit einer Operation seine siegreiche Erledigung fand und in dem er auch über seine Erfahrungen mit dem amerikanischen Spezialisten für Sexualstörungen Dr. J. Francois Eid berichtet, denn die Operation hatte ja die bekannten Folgen. Korda hat Dr. Eid 9 Monate nach seiner OP aufgesucht, da seine Potenz sich bis dahin nicht wieder eingestellt hatte.
In seinem Buch beschreibt Korda ausführlich, welche postoperativen Hilfsmittel zur Wiedererlangung der Lebensfreude auf dem Markt sind bzw. angewendet werden. Dr. Eid hatte ihm anlässlich der ersten Untersuchung eröffnet, dass das Muskelgewebe im Penis nach einer solch langen erektionsfreien Zeit schrumpfe (Atropie) und eine vollkommene Wiedererlangung der Erektionsqualität damit gemindert sei. In seinem Buch stellt sich Korda die Frage, ob er nicht rechtzeitig durch eine Vakuumpumpe dieser Atropie hätte trainierend entgegen wirken sollen.
Da wir DHB-Anwender eine noch längere erektionslose Zeit durchleben, müsste sich diese Frage eigentlich auch uns stellen. Wer kann Beiträge liefern?

Hansjörg schrieb am 10.5.2001 unter dem Stichwort "Kostenerstattung bei SKAT-Therapie" [SKAT = Schwellkörper-Autoinjektionstherapie – Ed.]:
Auf dem letzen Treffen unserer SHG Prostatakrebs Rhein-Neckar überreichte mir ein Mitglied ein Schreiben seiner Krankenkasse, der KKH, dass die Kosten für die SKAT-Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen würden nach einer Entscheidung des Bundessozialgerichtes vom 30.9.99. Ich vergewisserte mich bei meiner eigenen Krankenkasse, der TKK, und bekam diese Auskunft bestätigt. Ich wurde sogar aufgefordert, die Privatliquidation meines Urologen für die Behandlung und die Rezeptgebühr zur nachträglichen Kostenerstattung einzureichen. Die Sachbearbeiterin wies noch darauf hin, dass die Ärzte, um ihr Budget zu schonen, gerne in diesen Fällen zur Privat-Liquidation schreiten würden. Der Urologe darf nicht mit Hinweis auf sein Budget die Verordnung ablehnen, sondern nur aus medizinischen Gründen. Unserem Mitglied sei Dank für diesen Hinweis, und ich hoffe, dass er auch für einige im Forum hilfreich ist.

Uwe schrieb am 7.7.2001 unter dem Betreff "Sex auf Krankenschein":
"Kassel (AP)
Für impotente Männer kann es sich lohnen, bei ihrer Krankenkasse die Übernahme der Kosten für erektionssteigernde Mittel wie Viagra zu beantragen. Denn in einem am Bundessozialgericht in Kassel anhängigen Verfahren zog die beklagte Techniker Krankenkasse ihre Revision zurück. Damit wird ein Urteil des Sozialgerichts Lüneburg rechtskräftig, das die Krankenkasse verpflichtet, einem 66-jährigen Diabetiker mit Erektionsstörungen die Kosten für Viagra zu erstatten. Nach Auffassung des Sozialgerichts handelt es sich bei den Erektionsstörungen des Klägers um eine Krankheit. Daher sei die Kasse verpflichtet, die Behandlung zu bezahlen. Entscheidung steht weiterhin aus."
Wenn das nicht auch auf uns Prostatektomierte zutrifft, dann muss wohl mal einer klagen, wie der 66jähriger Diabetiker, dem ich Respekt zolle!
Peter kommentierte dies am selben Tag:
es sei darauf verwiesen, dass Viagra zu 99% bei einem radikal-operierten Menschen nichts bewirken würde, da doch, wie Du sicherlich weißt, die Erektionsnerven mit entfernt werden.
Mit dem SEX auf Krankenschein wird es somit nichts. Respekt ist somit nicht angebracht, zudem muss man auch das Gesamturteil studieren.
Gottfried schrieb dazu:
99 % ist wohl etwas übertrieben, und gute Operateure lassen, wenn möglich, auch noch einige Nerven (wenigstens einseitig) unbeschädigt. Ich erfreue mich nach meiner Totaloperation im April 1999 seit eineinhalb Jahren wieder eines sehr harmonischen Liebeslebens, brauche keine Medikamente, nehme - wenn überhaupt - von Viagra die halbe Dosis.
Übrigens zahlt in Österreich die Krankenkasse exakt eine Viagra-Packung pro Monat, was mit meiner Methode (halbe Tablette) mindestens zwei Kontakte pro Woche ermöglicht. Ist jedenfalls wieder genug Lebensqualität, was Sex anbelangt. Tät' ich vielen von Euch von Herzen wünschen.
Uwe mochte Peters Kommentar nicht im Raum stehen lassen und schrieb am 7.7.201:
Du scheinst nicht prostatektomiert zu sein. Du hast Recht, wenn beide Nervenstränge weg sind, dann hilft Viagra nicht. Allerdings gibt es die Skat-Methode und Muse, die in den Schwellkörpern unser Glied steif machen, und die werden von der Kasse nicht bezahlt. Wenn wir mit unserer Krankheit ein Recht auf Sex haben, dann müssten das die Kassen auch bezahlen!
Darauf meldete sich am 9.7.2001 abschließend Hansjörg mit der folgenden Richtigstellung:
SKAT wird von der Kasse bezahlt. Ich habe meine Rechnungen bei der TKK [Techniker-Krankenkasse - Ed] eingereicht und ohne Problem erstattet bekommen. Dies machte ich auf Anregung eines unserer Mitglieder, der von seiner Kasse, der KKH [Kaufmännische Krankenkasse - Ed], die SKAT-Methode erstattet bekam.
Sein Urologe wurde von der KKH ausdrücklich auf die Erstattungsfähigkeit mit Hinweis auf eine Entscheidung des Bundessozialgerichtes aus 1999 hingewiesen. MUSE soll angeblich noch nicht erstattet werden.

Hansjörg schrieb am 2.8.2001:
auch auf die Gefahr hin, meinen Ruf als "Erektionspapst" zu verstärken, will ich Euch über meine neuesten Erfahrungen zur Behebung meiner erektilen Dysfunktion nach einer Prostatektomie im Febr. 2000 berichten:
Nachdem die SKAT-Lösung keine befriedigenden Erfolge brachte, habe ich die Pumpe ausprobiert. Jedoch ging insbesondere das Handling meiner Partnerin auf die Nerven, und mir selbst schafften die Ringe Probleme. Nahm ich einen "angenehmen" weiteren Ring, hielt die Erektion nicht an. Nahm ich einen engeren, waren die Druckschmerzen äußerst unangenehm. Außerdem wurden immer wieder die Hoden in die Ringe eingeklemmt.
Nun habe ich in unserer SHG Rhein-Neckar durch einen Mitbetroffenen von einem Medikament erfahren, das Prof. Alken, unsere hiesige Konifere :) auf dem Gebiet des PK empfiehlt: Viridal. Es ist zwar erheblich teurer als die Skat-Lösung, zwei Ampullen 20 Mikrogramm kosten DM 87,70.
Und siehe da, der "Mercedes" scheint doch besser zu sein als der "VW". Es wirkte auf Anhieb. Nach 18 Monaten hatten wir den ersten richtigen Geschlechtsverkehr.
Ihr könnt gar nicht glauben, wie es uns zu Mute war und wie glücklich wir sind!
Nebenwirkungen: Das Glied war sehr empfindlich, leicht schmerzhaft, und die Schwellung ließ erst nach ca. 2 Stunden nach.
PS.: Die Pumpe hat auch ihre Berechtigung für diejenigen, die mit dem Handling klar kommen oder zum Trainieren der Schwellkörper. Das kann man problemlos ohne die störenden Ringe machen!
Dazu schrieb Rainer ebenfalls am 2.8.2001:
Glückwunsch, Hansjörg,
bin selbst Viridal-Anwender, wir kommen nach anfänglichem Zögern sehr gut damit zurecht. Der Wirkstoff heißt "Aprostadil" und kann auch in die Harnröhre (natürlich dann ohne Injektionsnadel) appliziert werden (Medikament heißt MUSE), was ich persönlich als weniger zuverlässig empfinde... viel Spaß.
Peter schrieb am 25.10.2001:
wenn ich eure Beiträge verfolge, komme ich mir mit meinem Problem schon fast pervers vor. Zwecks Erfahrungsaustausch möchte ich Leute kennen lernen, die, wie ich, eine erektile Dysfunktion infolge der totalen Prostataentfernung haben. Nach den Fehlversuch mit einer viagraähnlichen Pille hat mir mein Urologe die Skatmethode (Injektion in den Schwellkörper) angeraten.
Hierbei verwende ich das Medikament Caverject 20. Es treten Schmerzen auf, und es kommt auch immer zu mehrstündigen schmerzhaften Langzeiterektionen.
Mein Urologe meint, dass es eine Gewöhnungssache ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Weisheit letzter Schluss sein soll. Wenn ihr also auch dieses Medikament habt, meldet euch doch bitte und schreibt mir eure Erfahrung.
Stucki antwortete am 27.10.2001 ausführlich:
auch ich gehöre zu denen, die dieses Forum mit Interesse verfolgen. Ich stelle dabei auch immer fest, dass meine Probleme noch die geringsten sind: Inkontinenz (3 - 4 Vorlagen Tena mini comfort pro Tag) und erektile Dysfunktion. Ich brauche keinerlei Nachbehandlung nach meiner radikalen Prostataektomie vor drei Jahren, PSA = 0,1 bei jeder Nachuntersuchung - toi, toi, toi, dass das so bleibt!
Zum Thema. Zur "Behebung der erektilen Dysfunktion" wende ich die SKAT-Methode an. Viagra hat nix gebracht, mein Urologe sagt, er kennt keinen Fall, wo das funktioniert. Die Pumpe ist auch nix: Das "Blutstaugummi", das man ja über die Peniswurzel schieben soll, ist ein Folterinstrument, die Prozedur des Pumpens eher lusttötend. Muse hat's auch nicht so recht gebracht, das Einbringen der kleinen Pille in die Harnröhre ist auch nicht weniger unangenehm als der SKAT-Pieks.
Jetzt benutze ich die SKAT-Methode, Medikament: Papaverin-HCl (15 mg/ml), Phentolaminmethanolsulfat (0,5 mg/ml) - Anwendung NUR nach Rücksprache mit dem Arzt, empfohlen vom Krankenhaus, in dem ich operiert wurde nach einer speziellen Untersuchung bezgl. erektiler Dysfunktion, von den behandelnden Urologen dann übernommen.
Der kleine Pieks ist harmlos und wird durch die schönen Gefühle hinterher mehr als wett gemacht! ;-)) Die Erektion ist nicht so fest, dass es wie in alten Zeiten geht und "erfordert etwas Spezialtechnik". Aber wie Uwe schon schrieb: Es kommt auf die Liebe zu seiner Lieben an. Der Sex ist schön, "das Sahnehäubchen", aber eben nicht alles!
Probleme mit schmerzhafter oder zu lang anhaltender Erektion habe ich keine, nach ca. eineinhalb Stunden ist sie stark abgeklungen. Auch sehe ich keinen nennenswerten Unterschied, ob ich ein oder zwei cm3 spritze (40 bzw. 80 Einheiten einer Insulinspritze). Um der Steifigkeit etwas nachzuhelfen, wende ich seit einiger Zeit eine Spezialtechnik an: Ähnlich wie mit dem Gummi bei der Pumpe wird die Wurzel mit einem Band abgebunden. Halt und Spannung erhält dieses durch einen kleinen Druckknopf mit einem Loch, durch das das Band gezogen wird und dann durch eine Feder am Zurückrutschen gehindert wird (weiß nicht, wie die Dinger heißen, werden z. B. bei Rucksäcken zum Zuziehen des oberen Bandes benutzt - ihr wisst schon was ich meine). Vorteile: Mann UND Frau merken fast nichts davon, die Druckspannung lässt sich beliebig einstellen, es lässt sich sofort lösen, es reißt und ziept nicht an den (Scham-) Haaren.
So - das war's aus dem "Nähkästchen", ich hoffe, Dir ein wenig geholfen zu haben!
Auch Uwe plauderte am 27.10.2001 aus dem Nähkästchen:
Ich glaube, dass unser nicht mehr steif funktionierender Penis viel mehr ist, als ein kleines Problem. Wir Männer sind nun mal schwanzgesteuert und wenn er nicht mehr steht, dann wissen wir nicht in welche Richtung wir gehen sollen. Wir haben nun mal ein außen liegendes Sexualorgan, mit dem wir uns und unseren Frauen beweisen wollen oder müssen, dass wir MÄNNER sind. Ich bin ein MANN, auch wenn mein Penis nur noch zum Pinkel da ist. Ich habe außer der Spritze (Sensibelchen), Muse und die Pumpe ausprobiert. Beides war nichts für mich. Ich habe aber trotzdem wunderbaren Sex ohne meinen Orgasmus mit meiner Frau, weil ich sie liebe und zwei gesunde, fühlende Hände habe und einen Mund. Auch ohne Orgasmus kann das Leben wunderbar und lebenswert sein.
Walter hingegen warnte am 5.11.2001 vor der SKAT-Methode:
Ich bin 54 Jahre. 1998 bei einer Vorsorgeuntersuchung wurde Prostatakrebs diagnostiziert und total operiert. Mein Beitrag ist eine Warnung vor der SKAT-Spritze, denn ich habe mir nach vier Spritzen die Schwellkörper ruiniert, da mir die Gefährlichkeit nicht bekannt war. Das stellt sich so dar, dass am Penis an der Wurzel (dort wo ich abwechselnd links und rechts die Spritze gesetzt habe) eine ringförmige Einschnürung besteht. Bis jetzt habe ich keinen Operateur gefunden, der das wieder in Ordnung bringen kann! (Meinung der Ärzte: Braucht nicht operiert werden, fällt von selbst ab!!).

Stucki schrieb am 15.3.2002:
kleine positive Nachricht: Meine Krankenkasse hat mir auf das SKAT-Medikament einen Zuschuss gewährt:
112,90 EUR von in 2001 gezahlten 262,32 DM = 134,12 EUR - das sind 84%. Also Kopf hoch und Rechnungen einreichen! Irgendwo habe ich gelesen, dass auch auf SKAT-Medikamente ein Erstattungsanspruch besteht (Gesetz oder Gerichtsurteil).
Falls da jemand was Näheres weiss ...
Uwe wusste etwas Näheres. Am selben Tag schrieb er:
es gibt drei Gerichtsurteile wegen Viagra und Caverject, dass die Krankenkassen zahlen müssen, wenn die Impotenz krankheitsbedingt ist, was natürlich nach PE oder ST oder HB bei uns zutrifft.
1.) Sozialgericht Lüneburg AZ S9KR94/99
2.) Sozialgericht Lüneburg AZ S9KR97/99
3.) Amtsgericht Dortmund AZ 128C1226/00
So, nun prozessiert man schön auf Euer Recht, einen Orgasmus zu bekommen!

Walther fragte am 22.4.2002:


Nachdem ich die Operation PE gut überstanden habe, muss ich feststellen, dass ich das Problem ohne Orgasmus auszukommen falsch eingeschätzt habe. Wer hat Erfahrung, wie es möglich ist zu einem Orgasmus ohne Erektion zu kommen? Zum Beispiel manuell, oral oder durch Vibrator usw.


Hansjörg schrieb am selben Tag etwas dazu:


selbstverständlich kannst du auch nach einer radikalen Prostatektomie noch einen Orgasmus bekommen. Leider ist er eingeschränkt, nach meiner persönlichen Erfahrung 30% des früheren Lustempfindens:


1. es fehlt die Ejakulation, der Samenerguss,
2. die Kontraktion der Prostata, die wesentliche zum Lustempfinden des Mannes beiträgt.


Die Nerven, die für den Orgasmus zuständig sind, sind durch die OP nicht beschädigt. Es werden nur die Nerven beschädigt, die für die Erektion verantwortlich sind. Um als radikal Operierter einen Orgasmus zu erreichen, benötigst du eine stärkere psychische und physische Reizung. Es dauert länger und du musst auch sehr stark angeregt sein. Das "länger dauern" ist übrigens unseren Partnerinnen nicht ganz so unlieb, weil sie ja früher meist unter unserer männlichen "Ejakulationsfixierung" litten. In normalem Deutsch: Der Mann fühlte sich befriedigt, wenn der Samenerguss da war und achtete nicht auf seine Partnerin.


Am schönsten ist natürlich eine "Anregung" durch einen menschlichen Partner. Wenn die oder der fehlt oder zur Wiedererlangung des eigenen Körpergefühls ist auch die Anregung durch Bilder, Filme und mechanische Hilfsmittel angesagt. Es gibt bei Beate Uhse auch "Vibratoren" für Männer; also Hilfsmittel zur Masturbation bzw. Selbstbefriedigung. Da aber der "Kopf" immer in dieser Sache mit dabei ist, verlieren diese Anreize schnell ihre Wirkung. Obwohl ich selbst mit einem "Vibrator" zu einem erstaunlich intensiven Orgasmus gelangte. Dies verlor sich aber in der Folge. Trotzdem war dies für mich wertvoll. Es tat gut zu wissen, da ist noch etwas möglich!


Ausnahme:


Während einer Hormonblockade (per LHRH-Analoga = Spritze) verlierst du die Orgasmusfähigkeit, weil die Hoden kein Testosteron mehr produzieren. Nach dem Absetzen der Hormonblockade, d. h. nach ca. 3-4 Monaten kommt die Orgasmusfähigkeit wieder! Aus diesem Grunde spricht alles für die intermittierende Hormonbehandlung oder nur per Antiandrogen (z. B. Casodex), dann bleibt auch die Orgasmusfähigkeit erhalten.


Peter konnte, ebenfalls am 22.4.2002, noch den folgenden Hinweis beisteuern:


zu diesem Thema habe ich viel aus Zilbergelds Buch "Die neue Sexualität des Mannes" gelernt. Gibt's u. a. bei Amazon in Deutsch und Englisch.

Manfred fragte am 16.5.2002:


Meine Frage, schön dass Du Deine Erfahrung so offen beschreibst. Schön für Dich, dass Du Dir vorstellen kannst, den Orgasmus mit dem Partner zu erleben. Nur: Zum Orgasmus-Erlebnis mit dem Partner ist eine Voraussetzung nötig: Der Kleine muss eine - besser seine - Standfestigkeit erlangen, und da fehlt es bei mir seit der OP.


Welche Hilfe kannst Du mir dafür anbieten?


Hansjörg antwortete am selben Tag:


Hallo Manfred,


ein klassischer Irrtum von uns „phallusorientierten“ Männern!


Überlege einmal: Lesbische Liebe, die Liebe zwischen zwei Frauen soll für manche Frauen sehr erfüllend sein. Und da spielt mit Sicherheit ein erregiertes Glied überhaupt keine Rolle!


Also im Klartext, und ich spreche da aus Erfahrung:


Auch mit einem schlaffen Schwanz kannst du deine Partnerin befriedigen! Nur Phantasie und Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein in die eigene Sexualität und Erotik gehören dazu. Natürlich auch der entsprechende Testosteronspiegel. Unter einer Hormonblockade kannst du das vergessen.


Die reine Technik, um wieder ein erregiertes Glied zu erhalten, ist relativ einfach und in den meisten Fällen genauso unbefriedigend. Die meisten Betroffenen und ihre Partnerinnen kommen mit den „Hilfsmitteln“ nicht zurecht. Aber Probieren geht über Studieren! Wir haben unter uns Betroffenen einige wenige überzeugte Anhänger der „Pumpe“ als auch der „Spritze“ (SKAT-Methode).


Mehr über die Technik erfährst du bei der SHG „Erektile Impotenz“ unter http://www.impotenz-selbsthilfe.de/.


Aber immer mehr wächst bei mir aus meinem eigenen Erleben und den Erfahrungen der anderen Mitbetroffenen, dass es mehr eine Sache des „Kopfes“ und der „Seele“ ist. Warum lässt das sexuelle Interesse bei vielen betroffenen Paaren sonst nach? Das muss doch noch andere Ursachen haben.


Hierzu haben wir in unserer Gruppe einen Vortrag geplant:


5. November 2002 - Veränderungen von Partnerschaft und Sexualität bei Prostatakrebs, Vortrag von Dipl.-Psych. Dipl.-Biol. Stefan Zettl, Heidelberg.


Wenn dir die Entfernung nach Mannheim nicht zu weit ist, dann bist du herzlich eingeladen!


Eine Chance, die sich uns radikal Operierten bietet, ist, dass unsere Sexualität und Erotik mehr weiblicher wird!


Und nun viel Spaß beim Studieren und Probieren!


Und noch ein wichtiger Satz zum Schluss:


Die Partnerin gehört dazu, muss voll einbezogen werden im Gespräch, in die Problematik, über den Umgang mit den Hilfsmitteln. Wenn du das nicht tust, kommt es unweigerlich zu unschönen Szenen und Auseinandersetzungen.


Da passt der Spruch eines alten Volksschullehrers: „Kein Weib wird nur als Engel geboren, sondern gleichzeitig als Teufel!“ Das trifft selbstverständlich auf uns Männer genauso gut zu. Und es gibt auch genügend Männer, die ihre an Brustkrebs operierten Frauen, weil sie für sie an Attraktivität verloren haben, unschön behandeln.


Manfred hakte einen Tag später nach:


kannst Du mir auch einen Tipp geben, wie es zu einem Orgasmus mit Partnerin kommen kann, wenn der kleine Schlaffi nach der PK-Op keine Eigenständigkeit mehr hat, nicht mehr steif wird. Spielen usw. ok, habe da eher an einen fast richtigen Beischlaf gedacht. Gibt es eine Chance?


Hansjörg konnte am 19.5.2002 die folgenden ausführlichen Tipps geben:


die gibt es:


1.) Mit Vakuumpumpe


Wird auf Antrag von der Kasse bezahlt. Aber nicht bei Beate Uhse kaufen, sonderen von einem "seriösen" Anbieter z. B. Medizintechnik Heise www.dipl-ing-heise.de/. Die haben mir die Pumpe sogar 14 Tage zur unverbindlichen Probe zur Verfügung gestellt, allerdings mit Befürwortung und nach Rücksprache mit meinem Urologen. Es gibt begeisterte Anwender der Pumpe, die sind aber wie bei allen "Ersatzmethoden" in der Minderheit. Auf jeden Fall würde ich mir eine Pumpe zum Training der Schwellkörper des Penis besorgen, denn die sollen angeblich bei "Nichtgebrauch" ihre Schwellfähigkeit verlieren.


Die Vakuumpumpe hat den Vorteil, dass sie die "minimalinvensivste" Methode ist, d. h. mit den wenigsten Nebenwirkungen und am ungefährlichsten.


2. Per Spritze (SKAT-Methode)


Ein Wirkstoff wird in die Schwellkörper des Penis gespritzt, damit diese sich wieder mit Blut füllen können. Der zur Zeit wirksamste Wirkstoff ist Alprostadil, ein Medikamentenname ist Veridal. Muss sehr vorsichtig vom Urologen eindosiert werden, da es zu einer Dauererektion kommen kann. Ich hatte bei der ersten Anwendung eine dreistündige, teilweise schmerzhafte Erektion. Das Glied war aber so "stramm", das erstmals wieder ein "normaler" GV mit meiner Frau möglich war, und das ca. 1½ Jahre nach der OP.


Die Spritze tut, wenn sie sachgemäß gesetzt wird, überhaupt nicht weh. Nur ein leichtes Pieksen. Aber Vorsicht mit der Dosierung! Nicht im Urlaub oder auf einer einsamen Insel ausprobieren. Eine urologische Klinik oder Notfallambulanz sollte immer in der Nähe sein, da eine Dauererektion, wenn sie über 4-5 Stunden anhält, behandelt werden muss (erst einmal mit den bewährten kalten Güssen, und dann mit Entkrampfungsspritzen und zu guter letzt, wenn alles nichts hilft, mit Blutablassen. Jetzt aber keinen Schrecken kriegen! Soll dich nur auf einen vernünftigen Gebrauch hinweisen, der nach dem Ratschlag von Luther lautet, nicht mehr als zwei- bis dreimal die Woche anwenden!


3. Mit Kanüle (MUSE)


Hier wird der gleiche Wirkstoff, aber in 1000-fach höherer Konzentration per Kanüle in die Harnröhre eingeführt. Muss sehr vorsichtig gemacht werden, damit die Harnröhre nicht verletzt wird. Deshalb habe ich selbst von dieser Methode bis jetzt abgesehen. Auch berichten Anwender von einem starken Brennen in der Harnröhre, was dann wieder die ganze Lust nimmt.


4. Viagra


Da Viagra nur über den "Kopf" funktioniert, hilft es meist bei uns Prostatektomierten nicht, da ja bei uns die Nerven durchtrennt sind, die die Befehle vom Kopf erhalten, die Anspannung zu lösen und Blut in die Schwellkörper des Penis eindringen zu lassen. Das ist der ganze Grund für unsere erektile Dysfunktion, die aber nichts mit der Orgasmusfähigkeit zu tun hat. Sind noch teilweise Nervenstränge erhalten, die eine Teilerektion bewirken, kann auch bei "uns" Viagra helfen. Auf jeden Fall einmal ausprobieren, sofern nicht eine Gegenindikation dagegen spricht. Viagra darf man bei bestimmten Medikamenten nicht nehmen, sonst kann es zum Tode führen.


5. Ultima ratio "künstliche Schwellkörper"


Genauso wie es künstliche Schließmuskel für total Inkontinente gibt, kann man sich auch künstliche Schwellkörper einsetzen lassen, die dann per Knopfdruck (der Knopf ist im Hodensack untergebracht) mit einem Vakuumgefäß, das im Unterleib eingesetzt wird, die Schwellkörper zum Schwellen bringen.
Aber hierzu gehört schon ein gehöriger Leidensdruck, um sich einer solchen OP auszusetzen. Zumal dann die natürlichen Schwellkörper für immer dahin sind.
Hoffentlich habe ich mit diesen rein "technischen" Ausführungen dir nicht die ganze Lust zum Ausprobieren genommen. Aber Probieren geht über Studieren! Sucht Euch die Methode Eurer Wahl!
Am 21.5.2002 schaltete sich Stucki in die Diskussion ein:
schalte mich als einer, der auch ein bisschen experimentiert hat, mal ein.
1.) mit Vakuumpumpe
Deine Aussagen, dass man die "Schwellkörper trainieren muss, damit sie ihre Fähigkeiten nicht verlieren" mögen stimmen, letztendlich erschlafft jeder Muskel, der nicht benutzt wird. Zum "Trainieren der Schwellkörper" werde ich mir mal eine zulegen.
Ansonsten sind meine Erfahrungen mirt der Vakuumpumpe schlecht, allein das Abbinden des Penis damit das Blut nicht zurückfließt, hat bei meiner Frau und mir jede Lust verdorben.
2. per Spritze (SKAT-Methode)
Ist die einzige Methode, die einigermaßen befriedigende bis gute Ergebnisse bei mir zeitigt. Der Pieks ist wirklich harmlos und in keiner Weise "lusttötend" (na ja, meine Frau guckt da nicht gerne zu). Allerdings ist die Erektion eher etwas schwach und nach max. einer Stunde wieder fast vollkommen verschwunden, von einem "sehr strammen Glied und einer mehrstündigen Erektion" kann also bei mir keine Rede sein. Als Wirkstoff wurde mir verschrieben (nach Test im Krankenhaus, in dem ich operiert wurde):
15 mg Papaverin HCl + 0,5 mg Phentolaminmethansulfonat auf 1ml Flüssigkeit. Ich werde den Urologen mal auf das von Dir genannte Medikament ansprechen. Die Erektionsstärke ist über einen weiten Bereich von ca. 1 - 2 ml = 40 - 80 Einheiten einer Insulinspritze auch fast unabhängig von der gespritzten Menge.
Die SKAT-Methode ist angeblich auch nicht ohne Nebenwirkungen: Die Einstiche schädigen den Schwellkörper auf Dauer und verringern damit seine Funktionsfähigkeit. Nun ja, ohne SKAT funktioniert auch nix ...
3. mit Kanüle (MUSE)
Habe ich mal probiert, war aber nix.
4. Viagra
Keinerlei Wirkung bei mir ... mein Urologe sagt, er kennt keinen Prostatektomierten, bei dem es funktioniert.
Manfred hatte am 23.5.2002 bei einer Sache noch gewisse Verständnisschwierigkeiten und fragte Stucki:
...übernimmt die Kasse auch Skat? Diese Möglichkeit würde mich stark interessieren.
Dann würde ich gerne noch erfahren, was Du mit dem Hinweis bei der Pumpe gemeint hast, das Abbinden? Verstehe ich nicht, bitte kläre den alten Esel doch mal auf. Danke!
Erektionspapst Hansjörg klärte auf:
mein Urologe verschreibt mir zwar SKAT nur auf Privat-Rezept, weil er angeblich eine Anweisung der Kassenärztlichen Vereinigung dazu hat. Jedoch meine Krankenkasse, die TKK, hat bisher anstandslos die Kosten nachträglich erstattet.
Zu deiner Frage mit dem Abbinden bei der Pumpe:
Die Pumpe baut ein Vakuum auf, damit die Schwellkörper wieder durchblutet werden und sich der Penis aufrichtet bzw. erregiert.
Ziehst du den Vakuumbehälter vom Penis ab, strömt das Blut wieder aus den Schwellkörpern zurück und "Er", der "Iste" wie Goethe so schön sagte, fällt wieder in sich zusammen.
Um das zu Verhindern wird von dem Vakuumbehälter, den musst du dir wie ein Stück Rohr vorstellen, ein sogenannter Spannring abgestreift, der möglichst dicht am Körper den Penis umspannen soll und den Blutrückfluss verhindert.
Und das ist die Krux bei der Pumpe, der Spannungsring, den es inverschiedenen Größen gibt, ist sehr gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen, unangenehm. Ist er bequem und nicht zu eng, hält die Erektion nicht an, ist er zu eng, dann schmerzt er. Auch empfiehlt es sich, um den Penisschaft die Schamhaare abzurasieren. Die zupfen beim Herunterziehen des Spannringes sonst auch ganz schön.
Aber um wieder mit Goethe zu sprechen: "Doch grau mein Freund ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum!"
Deshalb besorge dir eine Pumpe zum Ausprobieren. Da wird neben einer schriftlichen Erläuterung auch ein Video zum Anschauungsunterricht mitgeliefert. Und sei nicht enttäuscht, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Da hilft nur üben, üben und nochmals üben. Übrigens hat die Firma Heise eine Hotline, die man bei Problemen rund um die Uhr anrufen kann. Habe ich sogar einmal um 23 Uhr 30 getan. Klappte auch!
Stucki ergänzte noch:
Ja, das Abbinden ist sehr gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig zu sagen - Haare verklemmen, ziepen, es tut weh, ... Manche schwören aber drauf.
Rainer schrieb am selben Tag zu der Frage nach den Kassenleistungen:
Skat wird von der privaten Krankenkasse bezahlt. sie schrieben zwar ...... "vorbehaltlich weiterer Rechtsansprüche", aber Uwe hat drei Urteile mal ins Forum gestellt, die dies bereits geklärt haben.

Walther fragte am 10.7.2002:
Wer hat gute oder schlechte Erfahrungen mit MUSE?
Uwe hatte, und schrieb am selben Tag:
ich habe einmal Muse 1000 probiert. Er wurde steif, aber die Schmerzen waren kein Vergnügen. Nach einer halben Stunde waren die Schmerzen weg, nach einer Stunde war er endlich wieder klein, um ihn in die Hose zu stecken.
Seitdem freue ich mich, dass ich zwei gesunde Hände habe und einen Mund.
Auch Manfred konnte am selben Tag von seiner Erfahrung berichten:
hat bei mir nicht gewirkt, habe 2 verschiedene Stärken versucht, MUSE500 und Muse1000.
Ich habe eine radikale Prostatektomie 1999 über mich ergehen lassen, die für die Erektion notwendigen Nerven sind wahrscheinlich total zerstört.

Ralf schrieb am 1.1.2003:
unter http://www.cancerfacts.com/Home_News.asp?NewsId=1477&CB=&CancerTypeId=4 finden sich (in englischer Sprache) einige ernüchternde Zahlen aus der realen Welt zu der immer wieder vorgebrachten Behauptung der Urologen, dass auch nach der RP noch mit einiger Wahrscheinlichkeit Sex möglich sei, Auszug:
"Investigators at The University of Texas M. D. Anderson Cancer Center, working with researchers at the Cleveland Clinic, found that 85 percent of 1,236 prostate cancer patients surveyed reported having erectile dysfunction (ED) in the past six months. Only 13 percent of the men said they had firm and reliable erections spontaneously, and while many patients tried such ED treatments as Viagra®, penile injections, vacuum devices and penile prostheses, only 8 percent regained near-normal erections with their use."
(...stellten fest, dass 85 % von 1236 befragten Prostatakrebs-Patienten von erektiler Dysfunktion (ED) innerhalb der letzten sechs Monate berichteten. Nur 13 % der Männer sagten, dass sie feste und zuverlässliche spontane Erektionen hatten, und während viele Patienten solche Behandlungsformen gegen ED wie Viagra, Penisinjektionen, Vakuumgeräte und Penisprothesen probierten, erreichten nur 8 % durch deren Gebrauch annähernd normale Erektionen.). Der Text enthält noch weitere interessante Angaben zu dem Thema.
Josef schrieb daraufhin am 3.1.2003:
ich muß leider bestätigen, dass ich zu der großen Mehrheit der Operierten gehöre, die keine auch nur annähernd wie vor der Operation gekannte Erektion haben. Da helfen auch keine Hilfsmittel. Im Gegenteil, im Laufe der Zeit (ich wurde Mai 98 operiert) vergrößern sich die Probleme mit der ED. Zur Zeit verwende ich Viridal 40 yg und das mit eher mittelprächtigem Erfolg. Angefangen habe ich mit Viridal 10 yg. Ich verrat kein Geheimnis, wenn ich bekenne, dieses Thema macht mich kirre!
Peter konnte am 6.1.2003 Besseres berichten:
ich wurde im Juli 2000 in der Uniklinik Köln prostatektomiert! In 2002, im Winter, stellten sich bei mir zaghafte Erektionen ein. Heute kann ich wieder stramme Gliedversteifungen verspüren und herrlich mit meiner Frau schlafen. Welch ein Wunder! Da sind lt. dem Urologen wieder einige Nervenreste zusammengewachsen. Mein PSA ist seit der OP gleich 0,0! Dies nur am Rande zu den Statistiken!
Uwe schrieb dagegen am 7.1.2003:
ich kann Dir auch nur beipflichten. Ich bin vor über 4 Jahren impotent operiert worden. Vor über drei Monaten habe ich mit der Hormonblockade (HB3) aufgehört, nun sind meine Hoden wieder rausgekommen und vor über einer Woche habe ich eine sexy Frau im Fernsehen gesehen und meine Hoden haben gekribbelt. Mann, was das schön, man wird als impotenter Mann sehr anspruchslos!
Josef fragte am 11.1.2003:
wer kann mir mit wenigen Sätzen die Zusammenhänge von Testosteron - Prostatektomie - erektile Dysfunktion verständlich darstellen? Mich interessieren besonders die gegenseitigen Bedingtheiten/Abhängigkeiten.
Ralf antwortete am selben Tag:
Für das Erlangen einer Erektion ist dreierlei erforderlich:
1. Die körperlichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein,
2. im Körper muss eine ausreichende Menge Testosteron vorhanden sein,
3. es muss ein sexueller Reiz vorhanden sein (Anblick, Gedanken usw.).
Sind die Bedingungen 1. und/oder 2. nicht erfüllt, kommt es zur erektilen Dysfunktion - es ist keine Erektion mehr möglich, auch wenn Bedingung 3. noch wirken würde.
Nach einer RP ist in aller Regel Bedingung 1. nicht mehr erfüllt, weil die Erektionsnerven beschädigt sind.
Bei einer Hormonblockade ist Bedingung 2. nicht mehr erfüllt, weil im Körper nur noch kümmerliche Restbestände von Testosterom übrig sind. Bedingung 3. spielt unter diesen Umständen keine Rolle mehr, es lässt den Betreffenden kalt.

Uwe schrieb am 18.1.2003:
das Thema Sexualität ist bei prostatakrebskranken Männern ein heißes Eisen. Nicht für die meist impotenten Männer, sondern für die Frauen, die durch die Krankheit ihres Mannes einen Teil ihrer Lebensqualität verloren haben. Ich wünschte mir, die Sexualität würde von den Männern nicht auf ihren erigierten oder nicht erigierten Penis reduziert, sondern erfährt den Stellenwert zwischen erwachsenen Partnern, der ihr gebührt. Siehe: http://www.prostatakrebse.de/themen/0048.htm
Petra schrieb daraufhin am 19.1.2003:
Mit diesem Beitrag triffst Du den Kern der Sache. Der Artikel hat mich sehr gerührt. Oft zeichnet sich schon Jahre davor ab, was wir Frauen als Diagnose "Prostatakrebs" erhalten. Der Artikel 43.htm spricht dieses Thema offen an.
Leider ist es in der Natur des Mannes bedingt, dass erst durch den Einsatz des Penis/Aktivierung des Wurzelzentrums die Energie zum Herzen gelangt.
Bei der Frau ist das energetisch umgedreht. Über die Öffnung des Herzens gelangt die Lebensenergie (Sexualenergie) ins Wurzelzentrum/Perineum. Ist eines dieser Zentren durch Operation oder sonstige Traumata bei den Geschlechtern blockiert, kann die Energie nicht frei fließen.
Manchmal sind die Gefühlszentren des Herzens unserer Männer geschlossen, denn den Männern wurde ja schon als Kind gepredigt, stark zu sein und keine Schwächen zu zeigen. Alle diese Männer hatten Mütter und Väter, die sie dazu erzogen haben. Zu einer Herzensqualität gehört einfach, seine Gefühle fließen zu lassen ohne Kraft und Anstrengung, und dazu braucht es nicht immer einen Penis.
Wir Frauen haben durch unsere Mutterschaft das Privileg, die Herzensenergie zum Fließen zu bringen. Schon allein durchs Stillen unserer Kinder geschieht dies. Das Gehirn schütten beim Anblick eines Babys entsprechende Glücks- und Sexualhormone aus. Das bleibt bis zu unserer späten Großmutterschaft so.
Ich wünschte für alle Männer und Frauen, die Künste des Liebens zu erlernen. In diesem Sinne wünsche ich den betroffenen Frauen und Männern, an sich zu arbeiten, sich jeden Tag bewusst neu zu berühren, die feinen Sinne zu entwickeln. Berührung ist der Schlüssel zum Herzen. Es ist nie zu spät.
Lasst Euch massieren, sucht einen für Euch passenden Therapeuten/in auf. Ihr werdet sehen, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Die Partnerschaft verändert sich über herzliche und bewusste Berührung. Fangt bei den Stellen an, wo es Euch gut tut und spürt nach, ob es auch wirklich gut ist. Manchmal ist es am Anfang nur der kleine Finger einer ganzen Hand. Hoffentlich wisst Ihr, was ich meine.
Dazu Josef am 21.1.2003:
wenn alles so einfach wäre, .........Ich habe mehr als große Probleme, zunehmend!!
Petra am 22.1.2003:
Ich habe ja schon geschrieben, was Du machen könntest. Such eine erfahrene Körpertherapeutin/en auf. Jemanden, der sich auskennt mit dem energetischen Fluss der Sexualenergie/Lebensenergie, wird Dir helfen können, Möglichkeiten zu finden auch ohne Einsatz des Penis ins Fließen zu geraten. Du bist auch so ein vollwertiger Mann und Mensch. Ich spreche aus Erfahrung, weil ich schon mit sehr verschiedenen Menschen allen Altersstufen gearbeitet habe. Es geht immer um die gleiche Angelegenheit. Alle Energiezentren müssen gut geöffnet sein, damit Liebe und Sexualität gut fließen können. Es hat nichts mit Deinem Penis zu tun. Der Penis dient von der Natur her zur Fortpflanzung und zum Abbau von überflüssiger Energie im Wurzelzentrum. Das entspricht dem männlichen Prinzip. Durch den Abbau dieser Energie/Ausgleich werden Männer friedlich und gelassen. Das ist ganz natürlich und auch in der Tierwelt zu beobachten. Ist bei einem Tier (Hund) das Kreuzbein (Os sacrum) und das Becken blockiert, läuft er mit eingeklemmten Schwanz. Kannst Du beobachten. Das geschieht durch Fehlernährung, Trauma oder Überzüchtung (Anomalien in der Knochenentwicklung), und ich denke immer mehr auch durch Kastration (OP-Eingriff beim Tier). Es bleibt ein Ort, der später schwer berührbar ist. Beim Menschen kann das ähnlich sein.
Ich habe einen 18 älteren Mann. Seit 09/02 weiß ich, dass er Krebs hat. Wir unternehmen alles, was das Körpersystem öffnet. Mein Mann hat von Geburt an ein zu kurzes Bein und dadurch verklemmt es immer wieder seine Knochen durch die statischen Veränderungen im Körper. Er geht seit kurzem regelmäßig zur osteopatischen Behandlung und Massage. Seitdem er dies für sich tut, spüren wir eine Besserung, mehr Lust und Potenz und Ausgeglichenheit. Er war früher aktiver Sportler und Sportlehrer und über Jahre gesund. Niemand hätte gedacht, dass er jemals diese Krankheit bekommen würde.
Josef am selben Tag:
ich danke für die ausführliche Antwort auf meinen kurzen Problemhinweis.
Rational ist alles klar und es leuchtet mir sogar ein. Aber emotional habe ich gewaltige Defizite. Auch habe ich schon einige Sitzungen bei einer Sexualtherapeutin gehabt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mir helfen konnte. Nach ca. 17 Terminen habe ich eine Auszeit genommen. Das ist aber jetzt schon über ein Jahr her. Vielleicht werde ich noch mal einen Anlauf nehmen.
Nach meiner Operation vor ziemlich genau fünf Jahren habe ich mit Unterstützung der Urologin so einiges ausprobiert. Pumpe: widerlich, Viagra: auch bei stärkster Dosierung wirkungslos, Skat / Viridal anfangs 10 Wirkstoffeinheiten, dann 20 und damit ging es einige Zeit so leidlich. Mit der Zeit ging die Wirkung bis zur Nichtwirkung zurück. Das bahnte sich schon geraume Zeit an. Und jetzt 40. Auch diese Dosierung hat sich als erfolglos herausgestellt und das auf Anhieb. Ich fühle mich schlicht und einfach besch.!
Ralf schrieb am 23.1.2003:
in Dr. Strums "Primer on Prostate Cancer" fand ich einen Hinweis auf das folgende Buch:
"The lovin' ain't over. The couple's guide to better sex after prostate disease" von Ralph und Barbara Alterowitz (ISBN 1-883257-02-6). Dr. Strum lobt das Buch sehr. Es scheint leider keine deutsche Übersetzung zu geben. Amazon Deutschland führt die englische Ausgabe nicht mehr, aber www.amazon.com (http://www.amazon.com/exec/obidos/tg/detail/-/1883257034/qid=1043318822/sr=1-1/ref=sr_1_1/103-8362981-0875053?v=glance&s=books)
Ich weiß natürlich nicht, wie gut Dein Englisch ist und ob Dir also dieser Hinweis etwas nutzt. Vielleicht können aber andere mit dem gleichen Problem damit etwas anfangen.

Gerd und Irmela schrieben am 4.2.2003 zu Thema "Liebe und Sexualität"
Zuerst möchten wir uns euch vorstellen:
Gerd (66) hat u.a. Psychologie studiert, leitet die SHG Prostatakrebs und Psyche, hat 1995 die Prostata entfernt bekommen, kann seitdem ohne Hilfsmittel keine Erektion mehr haben, war zweimal am Scheitern einer Liebesbeziehung beteiligt und erlebt heute gemeinsam mit Irmela eine beglückende Liebes- und Sexualbeziehung.
Irmela (60) hat Medizin studiert, ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, hat das Ende einer Liebesbeziehung durch Freitod hinter sich und erlebt heute gemeinsam mit Gerd eine beglückende Liebes- und Sexualbeziehung. --- Wir beide haben genügend theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrung in Bezug auf unser Thema erworben..
Nun möchten wir Euch einige Informationen geben:
Aus Gesprächen mit einzelnen Partnern und Paaren aus den Selbsthilfegruppen wissen wir, dass die Beziehung vieler Paare bei weitem nicht mehr so glücklich ist, wie sie einmal war und wie die Partner es sich im Grunde wieder wünschen. --- Das ist leider gar nicht so ungewöhnlich, denn man schätzt, dass mehr als 50 % aller Paare in der BRD an diesem Verlust leiden.
Bei Paaren, bei denen der männliche Partner an Prostatakrebs und an erektiler Dysfunktion leidet, wird das Beziehungsproblem, das in der Regel schon lange vor der Krebsdiagnose begonnen hatte, noch deutlich verstärkt. Diese Entwicklung führt dann zu solch enttäuschten Feststellungen von Frauen: "Bei uns läuft nichts mehr." Oder: "Mein Mann fasst mich nicht mehr an." --- Von Männern ist zu hören: "Ich fühle mich überfordert". --- "Ich habe Angst vorm Versagen". Oder "Ich bin froh, dass ich jetzt einen Grund habe, mich zurück zu ziehen."
Wenn wir den Verlust unserer Sexualität beklagen, ist uns nicht bewusst, dass in einer Liebesbeziehung Sexualität nur ein Ausdruck von Liebe ist. Unsere nachlassenden sexuellen Freuden hängen nicht in erster Linie mit der organischen Behinderung zusammen, sondern mit der vernachlässigten Liebe. Oft haben unsere sexuellen Probleme ihren Ursprung lange vor Ausbruch unseres Krebses.
Es ist uns selbstverständlich, dass wir
Aber wir glauben, dass unsere Liebe und unsere Sexualität ohne viel Zeit und Kraftaufwand lebendig bleiben.
Wenn Ihr bereit seid, für Eure Liebe und für Eure Beziehung Zeit und Kraft einzusetzen, wird auch Euer sexuelles Erleben wieder reicher werden.
Die einzigen, die Euch helfen können, seid Ihr selbst. Hier einige Vorschläge als Hilfe zur Selbsthilfe:
Spürt einmal - jeder für sich - den Fragen nach:
Wir raten Euch zu einem Vorgehen in fünf Schritten:
1. Gemeinsame Ziele Wahrscheinlich werdet Ihr herausfinden, dass Ihr Euch auseinander gelebt habt, weil Ihr immer weniger Gemeinsames habt und immer weniger gemeinsam tut. Früher hattet Ihr gemeinsame Projekte, wie z.B. den Aufbau Eurer Beziehung, die Erziehung der Kinder, der Bau Eures Hauses oder was auch immer. Aber was tut und erlebt Ihr denn heute noch wirklich gemeinsam? Überlegt doch mal wieder zusammen, welches Projekt Ihr gemeinsam in Angriff nehmen könntet. Wir denken, dass das schönste Projekt sein könnte: "Unsere Liebe retten und wieder wachsen lassen".
2. Unsere Liebe Fragt Euch einmal - jeder für sich - ob Ihr Euren Partner noch liebt. --- Die meisten von Euch werden diese Frage mit einem klaren "Ja" beantworten können, denn die Liebe stirbt immer zuletzt. Selbst wenn Paare sich trennen, ist fast immer noch bei beiden Liebe vorhanden; sie ist nur von Zerwürfnissen und Entfremdung überdeckt und es bedarf langen Getrenntseins, bis sie verlischt.
3. Aussprache Sucht das klärende Gespräch mit Eurem Partner. In diesem Gespräch darf es nicht darum gehen, dem Partner Vorwürfe zu machen, sondern darum, sich gegenseitig zu verstehen und Fehler zu verzeihen. --- Sprecht darüber, wie es Euch geht und wie Ihr Euch bei verletzendem oder gleichgültigem Verhalten des Partners fühlt. Sehr wahrscheinlich werdet Ihr erfahren, dass etwas, das Euch verletzt hat und worunter Ihr leidet, von Eurem Partner zwar verursacht, aber fast niemals in böser Absicht unternommen oder unterlassen worden ist. -- Hütet Euch vor Verallgemeinerungen und Unterstellungen; Trefft Aussagen über Euch selbst und nicht über den Partner. -- überlegt gemeinsam, was Ihr tun könnt, damit Eure Liebe wieder wächst. Ihr habt es selbst in der Hand, etwas gutes für Euch beide zu tun. --- Und bitte, sprecht ohne falsche Scheu auch über Eure Sexualität und darüber, was Ihr tun könnt, sie wieder erfüllter werden zu lassen. --- Ihr werdet staunen, wie rasch Ihr Euch nach dem Gespräch besser fühlt, wenn Ihr beide ehrlich daran arbeitet, dass Eure Beziehung wieder liebevoller wird.
4. Zärtlichkeit Seid wieder zärtlich miteinander; helft Euch gegenseitig zu verstehen, was den Partner glücklich macht und schenkt ihm dann dieses Glück, das er braucht..
5. Vorsätze Verabredet nun, was Ihr wieder gemeinsam tun wollt; und dass Ihr in Zukunft einander, Euerer Liebe und Eurer Sexualität Aufmerksamkeit, Zeit und Kraft widmet und regelmäßig das offene Gespräch sucht.
Dazu schrieb Josef am 6.2.2003:
ich möchte Irmela und Gerd herzlich gratulieren, weil sie alles im Griff haben. Mein uneingeschränkter Neid ist den beiden sicher. Das ist keineswegs witzig gemeint - todernst!
Die Ratschläge sind jedenfalls auf ersten Blick schlüssig und rational nachvollziehbar, wenn da nicht das große Aber wäre. Ich meine die emotionale Komponente. Obwohl meine PE schon ziemlich genau 5 Jahre zurück liegt, fühle ich mich zunehmend als behindert an einem wirklich neuralgischen Punkt. Das kann es doch nicht gewesen sein. Hilfreich in der Partnerschaft ist der Zustand beileibe nicht.
Anfangs kam ich nach diversen Erprobungen verschiedener Möglichkeiten (Pumpe, Muse, Viagra) ich auf SKAT. Für eine "ausreichende" Erektion ist jetzt auch die 40-prozentige Wirkstoffvariante erforderlich. Die Urologin traute mir die Technik der Injektion nicht so recht zu. Aber sie musste sich von dem Resultat einer Injektion selber überzeugen.
Aufgrund der geringen Resonanz, auch auf Ihren Anstoß zur Sexualität von Mitte Januar hin, habe ich das Gefühl, daß ich mit meinen Problemen allein auf weiter Flur stehe. Ich verstehe das nicht.
Dazu meldete sich Jutta am selben Tag:
sicherlich bist Du nicht allein, aber entweder ist bei vielen die Sorge um das Überleben im Vordergrund oder/und Liebe + Sexualität sind ein absolutes Tabuthema - und über Gefühle spricht "Mann" nicht -.
Ich würde mir sehr wünschen, dass sich hier eine offene Diskussion entwickeln könnte, die nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für uns Co-Betroffene eine Hilfe bieten kann.
Ich für mein Teil bin trotz einer positiven Lebenseinstellung teilweise sehr verzweifelt und unglücklich.
Wie kann ich einem Mann, d. h. meinem Mann helfen, sein Selbstbewusstsein zu stärken, wie soll ich mich verhalten? Eigene Wünsche äußern mit dem Bewusstsein, ihn damit zu überfordern und immer wieder auf seine Behinderung hinzuweisen? Das kann es nicht sein. Wir sprechen viel miteinander, aber die Traurigkeit lässt sich nicht wegdiskutieren. Ich habe Angst, dass unsere bisher liebevolle Beziehung in ein kumpelhaftes Verhältnis abrutscht. Es ist schwer, schriftlich das so rüberzubringen, wie es gemeint ist, jedenfalls denke ich, dass die meisten von uns Männern und Frauen Hilfe brauchen.
Vielleicht gibt es ja doch noch einige Mutige, die nicht resignieren und um die Liebe kämpfen.
Hans antwortete Jutta am 7.2.2003:
über dieses Thema ist es schwer zu schreiben, und noch schwieriger ist es, mit dem Partner ein Gespräch zu beginnen. Aber du solltest es unbedingt versuchen.
Das Problem beginnt bei deinem Mann. Er fühlt sich in einer sehr schwachen Position. Vielleicht musst du dir auch über die Begriffe Liebe und Zärtlichkeit klar werden. So wie im Laufe der Beziehung die Lust abnimmt, nimmt die Zärtlichkeit zu, sofern Liebe vorhanden ist. Dein Mann glaubt vielleicht, er könne deinen Vorstellungen nicht mehr entsprechen und zieht sich daher zurück. Es sollte euch gelingen, das auszudrücken, was ihr euch gegenseitig bedeutet, was jeder vom anderen an "Liebe" erwartet, und ihr werdet evtl. herausfinden, dass ihr sehr wohl die Erwartungen des anderen erfüllen könnt. Wenn ihr zu zweit nicht darüber sprechen könnt, dann versucht es doch einmal mit der Hilfe eines Dritten, eines Mediators. Das kann auch ein guter Freund sein.
Georg antwortete Josef am 8.2.2003 wie folgt:
Du bist weiß Gott nicht alleine! Ich bin sicher, dass nahezu alle unsere Mitbetroffenen, die durch die Prostatektomie impotent geworden sind, mehr oder weniger unter ihrer Impotenz leiden, je nach dem, welchen Stellenwert die Sexualität in ihrem Leben spielte oder spielt. Impotenz - der Verlust der Männlichkeit - ist in den Augen unserer Gesellschaft ein Makel, und den gilt es zu verschweigen. Es gibt nur wenige, die offen über ihr Problem "Impotenz" sprechen, und das wird auch verständlicherweise so bleiben, denn wer will schon seine Impotenz aus freien Stücken seiner Mitwelt mitteilen und sich der Häme seiner Mitmenschen aussetzen.
Es war mir vor der Operation bewusst, dass ich danach impotent sein werde. "Gesundheit geht vor" war der Kommentar meines Arztes zu dieser Frage. Von seinem Standpunkt aus gesehen hatte er recht und auch ich war überzeugt, dass ich damit gut werde umgehen können. Nur sind solche Gedanken die Theorie und die Praxis hat mich eines besseren belehrt. Das Zusammensein von Mann und Frau findet seine Erfüllung in aller Regel in der körperlichen Vereinigung, in der beide zum Orgasmus kommen. War es vor der Operation und Impotenz beschwinglich leicht, schön und unkompliziert zu nahezu jeder Zeit mit seiner Partnerin " ins Bett zu gehen ", so wird dieser ehemals selbstverständliche Akt durch meine Impotenz zu einer im Voraus zu planenden Handlung. Es fehlt die Spontanität, es fehlt der versöhnende Geschlechtsakt nach einem kleinen Streit, es fehlt der künstlich herbeigeführten Erektion an Härte und es fehlt meinem Orgasmus an Intensität, weil Samenblasen und Prostata nicht mehr beteiligt sind. Vor allem aber macht mir die Gewissheit zu schaffen, meinen sexuellen Beitrag in unserer Beziehung nicht mehr so leisten zu können, wie ich es vor meiner Impotenz konnte. Das macht sich auch und insbesondere an der geringeren Zahl der "Geschlechtsakte" bemerkbar.
Klar, bewusst sage ich mir, Du kannst ja nichts dafür, dass Du durch den verdammten Krebs impotent geworden bist, aber eine innere Stimme sagt mir etwas anderes: Potenz ist Männlichkeit, Impotenz Schwäche.
Berührungen und Zärtlichkeiten tauschen wir ständig aus, das war so, ist so und bleibt so - und geht auch nicht durch den Hormonentzug verloren. Verloren aber geht doch ein schöner Bestandteil unserer Beziehung: die spontane ungehinderte körperliche Vereinigung.
Das ist traurig, traurig, traurig und kann auch nicht durch noch so gut gemeinte Verhaltensvorschläge schön geredet werden.
Lieber Josef, Du bist nicht alleine.

Fred fragte am 27.7.2003:
es ist mir ein bisschen peinlich, diese Frage zu stellen. Was ist eigentlich nach einer Therapie genau los? Ich meine, wird nach dem Geschlechtsverkehr noch Samenflüssigkeit ausgeschieden?
1. Nach einer radikalen Prostatektomie (kommt nach dieser Therapie beim Geschlechtsverkehr noch Samenflüssigkeit aus dem Penis)
2. Nach einer Brutaltherapie mit Seeds (kommt nach dieser Therapie noch Samenflüssigkeit aus dem Penis)
3. HIFU (Kommt nach dieser Therapie noch Samenflüssigkeit aus dem Penis?)
Weiß jemand darauf vielleicht jemand eine Antwort? Es ist schon peinlich so was zu Fragen! Kann man nach diesen Therapien noch Kinder zeugen?
Martin antwortete am selben Tag:
Zu 1: Nein. Das Ejakulat = die Flüssigkeit, die als Träger der Samen dient, wird in der/durch die Prostata produziert. Wenn Du nach einer Radikalen PE keine Prostata mehr hast, kann sie auch keine Flüssigkeit erzeugen. Es ist keineswegs peinlich, sich Gedanken darüber zu machen, was "danach", bloß solltest Du schnellstens Deine Kenntnisse der Anatomie des menschlichen Körpers nachholen.
Zu 2 u 3: Hierfür bin ich nicht kompetent genug, betroffene Anwender diverser Therapien könnten aus eigenen Erfahrungen bestimmt besser berichten als ich. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass es von dem Grad/Umfang der Verletzung/Beeinträchtigung der Prostata und ihrer Fähigkeit, Ejakulat zu produzieren, durch diese Eingriffe abhängt, diese dann von dem Tumorstadium/-Größe, und somit auch von der Fähigkeit, "danach" Sex überhaupt noch zu haben, denn die Prostata (und ihr Ausstoß des Ejakulats beim Orgasmus) reagiert m. W. auf den Reiz durch die für die Potenz und das Sexualempfinden zuständigen Nerven.

Lucie schrieb am 12.9.2003:
Mit großem Interesse habe ich den Beitrag von Gerd Unterstenhöfer u. Irmela Klimpel gelesen. Ihr sprecht mir aus der Seele. Wir sind seit 35 Jahren verheiratet und haben viele Höhen und Tiefen durchlebt. Aus allen Krisen sind wir gestärkt herausgekommen. Mein Mann und ich hatten einen Lebenstraum, unser Alter unter südlicher Sonne zu verbringen. Der Traum hat sich nun erfüllt. Wir leben in einem Haus in der Türkei. Dann 6 Wochen vor der Rente der große Schock. Prostatakrebs! Es folgte OP und das ganze Programm. Gott sei Dank konnte der Krebs vollständig entfernt werden. PSA Wert z. Zt. 0,02. Wir sind darüber sehr glücklich, wenn da nicht diese Impotenz wäre. Ich komme einfach nicht klar damit. Ich liebe meinen Mann von ganzen Herzen, genieße seine Zärtlichkeit.
So weit so gut. Doch im Abstand von ein paar Wochen breche ich buchstäblich zusammen, weine nur noch bin voller Trauer, Frust und Wut. Wir haben es mit der Pumpe probiert, klappte nicht, außerdem war es für ihn sehr schmerzhaft. Für beide nur Frust. Dann die SKAT-Methode. Er war total begeistert, dass das funktioniert. Ich komme damit nicht klar. Mein Mann hat sich in seiner Sexualität sehr verändert. Einerseits sehr egoistisch, andererseits irgendwie lustlos. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Mir fällt nur der Vergleich ein "wie Essen ohne Hunger". Gespräche bringen uns nicht weiter. Ich habe Schuldgefühle, aber auch meine Bedürfnisse. Ich weiß nicht mit der Situation umzugehen. Was ich mir wünsche, ist mit Frauen PK-betroffener Männer in Kontakt zu kommen. Wie schaffen das andere Frauen? Wie sind deren Erfahrungen? Im Internet habe ich den Eindruck, dass sich zu wenig Frauen äußern. Oder sich einfach in ihr Schicksal ergeben? Ich habe das Gefühl, alleine dazustehen. Frauen, meldet Euch!
Leider meldeten sich durchweg nur Männer. So antwortete Uwe am 13.9.2003:
Gerd und Irmela sind meine Freunde, und auch ich bin prostatektomiert. Dein Beispiel mit "Essen ohne Hunger" ist sehr bildhaft. Dein Mann hat keinen Hunger, weil für ihn "Essen" der erlebte eigene Orgasmus ist. Diesen Hunger habe ich auch nicht mehr, aber ich habe einen Hunger nach Zärtlichkeit, Nähe, Körperlichkeit zu meiner Frau gefunden, die für mich gleichwertig ist. Da Frauen im Gegensatz zu Männern nicht schwanzorientiert sind, kann meine eine erfüllte Sexualität mit der Frau haben, die man liebt, und man muss auf nicht verzichten, im Gegenteil, die Liebe kann viel tiefer werden.
Und am selben Tag schrieb der also angesprochene Gerd:
ich bin zwar keine Frau, die sich melden soll, aber da Du Dich auf einen Beitrag von Irmela und mir beziehst und da ich annehme, dass meine Antwort vielleicht nützlich ist, melde ich mich.
Ich nehme an, dass Du das Problem, das so trennend und belastend zwischen Euch steht, richtig und sehr anschaulich beschreibst, wenn Du es "wie Essen ohne Hunger" beschreibst.
Es gibt zwei mögliche Ursachen dafür, die Deinen Mann dazu bringen "sexuelle Pflichtübungen" auf sich zu nehmen, oder besser gesagt, sich ihrer zu entledigen, hinter denen er aber leider nicht mit seiner ganzen Manneskraft und seiner ganzen Liebe stehen kann, so wie es früher war, wenn Ihr Euch geliebt habt.
Es kann sein, dass er noch unter Medikamenten steht (wie z. B. Hormonblocker o. ä.) die seine Libido, d. h. sein Liebesverlangen oder seinen Wunsch nach körperlichem Ausdruck seiner Liebe, erheblich verringern.
Es kann aber auch sein - und das halte ich für viel wahrscheinlicher - dass er sich durch den Krebs und die Operation so in seiner Männlichkeit verletzt fühlt, dass er sich selbst nicht mehr für einen gesunden und sexuell leistungsfähigen Mann hält. Das ist dann natürlich etwas, was Du merkst und was dann zu dem von Dir beschriebenen Verhalten führt.
Nach meiner Erfahrung kann man solche seelischen Verletzungen jedoch heilen, wenn der Betroffene es wirklich will.
Einen Tag später schrieb Jörg:
Georg hat seine Erfahrungen mit der Sexualität nach seiner Totaloperation unter Liebe und Sexualität am 8.2.2003 in diesem Forum eingehend beschrieben. Seine Erfahrungen sind mit den meinigen deckungsgleich und sie verdeutlichen das Dilemma, in dem wir Männer uns nach Verlust unserer Potenz befinden:
Das sexuelle Verhältnis zwischen Mann und Frau ist gestört, weil wir keine natürliche Erektion mehr erzeugen können.
Zärtlichkeiten jeder Art sind zwar eine gute Sache, sie ersetzen jedoch keinen erfüllten Geschlechtsverkehr. Den aber erwartet und erhofft unsere Partnerin. Leider scheint es in der Natur des Mannes zu liegen, mit dem Verlust der Potenz auch das Interesse am Geschlechtsakt zu verlieren. Ich hoffe, dass sich viele betroffene Frauen mit Dir in Verbindung setzen.
Harald schrieb am 17.9.2003:
als Mann ist es nicht einfach, seine Gefühls-und Erlebniswelt offen darzulegen. Dafür sind wir genetisch nicht eingerichtet und auch nicht erzogen. Ich versuche es trotzdem einmal:
OP mit 53 Jahren, ohne Nervenerhalt, vor 3½ Jahren. Mein Urologe und der operierende Professor haben mich über alle möglichen Folgen aufgeklärt und gesagt, dass sie das mit der Sexualität auch wieder hinbekämen. Das gesamte Ausmaß der Folgen war mir aber nicht so richtig bewusst, zumal ich fest damit gerechnet hatte, dass zumindest einseitig nervenerhaltend operiert werden könnte. War aber nicht so. Die ersten Monate war ich noch mit der Genesung und der Inkontinenz voll beschäftigt. Dann aber kam das große Erwachen. Die Libido war (und ist noch) voll da, aber es tat sich nichts mehr. Keine Regung beim Austausch von Zärtlichkeiten mit meiner Frau oder bei visuellen und sonstigen sexuellen Reizen. Meine ganze Gefühlswelt war zusammengestürzt. Ich verfiel in depressive Stimmungen, die ich nur mühsam mit Hilfe meiner Frau einigermaßen bewältigen konnte. Die angepriesenen Wunderpillen, auf die mein Urologe und ich große Hoffnungen gesetzt hatten, wirkten nicht ausreichend. Eine Skat-Therapie war die nächste Option. Sie hat auch Wirkung gezeigt, mit der ich durchaus zufrieden bin und die wir heute manchmal noch anwenden. Aber eine Erektion auf Bestellung war etwas, an das sich meine Frau und ich erst gewöhnen mussten. Nach anfänglichen mentalen Verkrampfungen sind wir im Urlaub das Problem SKAT-Injektion nochmal angegangen. Und es war sehr schön. Für beide. Ich denke, die Frau hat erst mal das Problem, dass sie glaubt, nicht die Begehrnis nach ihr ist der Auslöser für die Erektion, sondern diese ist künstlich. Sobald sie verinnerlicht, dass in unserer Situation die Begehrnis mit der nicht vorhandenen Erektion nichts zu tun hat und dass das Hilfsmittel Skat-Injektion nur eine äußerlich Unterstützung darstellt, dürfte dahingehend kein Problem mehr auftreten. Bei uns war es jedenfalls so.
Die sexuelle Reizschwelle ist nach der OP wesentlich höher, das Erlebnis des Orgasmus ist nach meinem Empfinden auf etwa 20 % verringert.
Parallel zu dem ganzen Dilemma habe ich mich mit der Psyche und Sexualität der Frau beschäftigt. Die Erkenntnisse die ich dabei gewonnen habe, waren sehr sehr hilfreich. Wie Uwe bereits geschrieben hat, ist auch für uns die Liebe zueinander noch tiefer geworden und hat sich mehr auf die Kopfebene konzentriert. Zärtliche Berührungen, Blicke, Worte und einfach nur Gemeinsamkeit lösen Empfindungen aus, für die ich vorher nicht dermaßen sensibel war.
Die sexuelle Befriedigung meiner Frau ohne Erektion ist in zärtlichen Stunden jederzeit, auch mehrmals möglich, wenn sie es möchte. Ich komme dabei meist zu kurz. Meine Frau hat noch etwas Scheu, mich sexuell zum Höhepunkt zu bringen. Aber wir arbeiten dran.
Das hört sich jetzt alles so an, als sei alles in Ordnung. Ist es aber nicht. So 1 bis 2 mal im Monat falle ich in ein tiefes Loch, werde depressiv und möchte als gar nicht mehr da sein. Auslöser ist die Gesamtsituation, nicht nur die sexuellen Aspekte. Vielleich tragen auch die Wechseljahre des Mannes dazu bei. Meine Frau hilft mir dann wieder rauszukommen und es geht wieder weiter. Allein tät ich das nicht schaffen. Das Leben geht weiter und ich erfreue mich daran, und ich hoffe, dass es noch lange so weitergeht, wenn auch mein PSA-Wert langsam steigt.

Uwe schrieb am 16.11.2003
wir Männer sind in der Regel so in unseren Prostatakrebs vertieft, dass wir oft vergessen, dass unsere Partnerinnen Mitbetroffene sind.
Mein Freund Gerd und ich werden im Dezember [2003 – Ed] einen Selbsthilfegruppen-Abend nur für Frauen von Betroffenen veranstalten, Thema. "Wie gehe ich mit dem Prostatakrebs meines Mannes um?".
Druckt bitte die Seite aus und gebt sie Euren Frauen, vielleicht hilft Gerds Seite, Eure Kommunikation zu verbessern. Siehe:
http://www.prostatakrebse.de/themen/0073.htm
Droste schrieb dazu am selben Tag:
euer Vorhaben kann ich nur als löblich und höchst anerkennenswert bezeichnen.
Nur, ich werde meiner Frau davon nichts erzählen. In mir sträubt sich alles. Ich fühle mich nicht nur so, sondern ich bin ein (sex.) Krüppel. Davon beißt keine Maus einen Faden ab. Kann ich im Ernst von einer Frau erwarten, dass sie meinetwegen ihr gesamtes Sexualleben in die Ecke stellt und dann im hohen Alter verbiestert und verbittert dem "Leben" nachtrauert. So viel bin ich doch wirklich nicht wert. Wenn mich das Schicksal schon so getroffen hat, kann ich doch nicht von meiner Frau erwarten, sich freiwillig vom Leben abzuwenden. Ich bin doch wirklich nicht der Nabel der Welt, um den sich mindestens meine Frau zu drehen hat.
Vielleicht hat Gerd mit seinem Privatleben als Betroffener den einzíg richtigen und für beide gangbaren Weg beschritten. Allein, mir fehlt der Mut.
Das rief Hansjörg auf den Plan. Am selben Tag schrieb er:
warum fühlst du dich als "sexueller" Krüppel? Nur weil du auf natürlichem Wege keine Erektion mehr zustande bekommst?
Vielleicht hilft dir ein Auszug aus einem Artikel im Fokus Nr. 35 über die weibliche Sexualität:
"Der Akt ist überschätzt
Der bessere Liebhaber ist immer der, der seinen Penis nicht zu wichtig nimmt. Für die sexuelle Erfüllung der Frau ist der klassische Koitus nicht das Maß aller Dinge - vaginale Orgasmen sind höchst rar. Die Klitoris ist nicht die "infantile Quelle des Vergnügens" wie Freud kolportierte, sondern hauptverantwortlich für weibliche Orgasmusfähigkeit."
Soweit der Fokus.
Lass also deine Phantasie spielen und deine Frau braucht nun nicht "ihr ganzes Sexualleben in die Ecke zu stellen und sich von der Welt abzuwenden".
Am selben Tag schrieb auch Wolfhard, an Droste gewandt:
meine Frau würde sagen, wenn ich so handeln, so denken würde: DU kennst nur dich!
Was steckt dahinter:
Bei uns hat sich Anfang diesen Jahres eine Frauengruppe von Männern mit Prostatakrebs nur ganz schwer zusammengefunden. Meine Frau ist die Initiatorin. Es war nicht auszumachen, warum sie an einen Großteil der Frauen nicht herankam. Die Resonanz war nämlich nicht nur dünn, sie war frustrierend. Der Zufall kam ihr zu Hilfe, die Sache aufzuklären. Die ersten beiden Einladungen zur Frauenrunde (nennen wir sie mal so) hatte ich nämlich an die monatliche Einladung, die an die betroffenen Männer gingen, angehängt. So sparten wir Porto. Erst als Uwe zu einem Diskussionsfrühstück mit betroffenen Frauen zu uns eingeladen war, hat meine Frau nur so zur Erinnerung, der Termin war lange vorher bekannt gegeben worden, eine Kurznachricht an die Frauen direkt adressiert. Die Rückmeldungen kamen prompt: "Von dem Termin weiß ich nichts." "Hättest Du uns nicht eher informieren können." "Ich komme, aber bitte in Zukunft eher informieren".
Etliche der betroffenen Männer hatten genauso reagiert wie Sie: Ihre Frauen allein gelassen. Ihren Frauen die Möglichkeit genommen, sich mit anderen betroffenen Frauen auszutauschen, was Frau für uns, die Männer, tun kann.
Es gibt einen Spruch, den ich nur sinngemäß wiedergeben kann, der m. E. hier aber recht gut passt: Wenn Du mich festhältst verlierst Du mich. Denken Sie mal darüber nach und trauern Sie nicht über Ihr Dasein. Freuen Sie sich über jede Minute, die Ihnen mit Ihrer Frau geschenkt wird.
Drostes Meinung ließ auch Helga nicht ruhen. Am 17.11.2003 schrieb sie:
ich bin Helga, die Lebensgefährtin von Manfred.
Es stimmt also doch, dass Männer vom Mars und Frauen von der Venus abstammen!? Ich bin Zeuge, wie wenig ihr Männer wisst, was wir Frauen wollen und brauchen. Manfred spricht zwar (meistens) über das, was ihn bedrückt, aber seine Ansichten nach der Diagnose PK waren haarsträubend. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich schleunigst ausziehen und mir einen anderen Mann suchen sollen, damit er vergrämt und verbittert mit seinem Schicksal hadern kann. Liebe ich an ihm etwa das "beste Stück"? Nee, ich liebe den Kerl mit all' seinen Macken!
Wie lange bist Du mit Deiner Frau zusammen, dass Du sie noch immer nicht kennst? Oder Ihr habt Euch längst auseinander gelebt und Deine Erkrankung ist Dir willkommener Anlass?
Frauen sind ganz anders als ihr Männer euch das so denkt!
Das Thema regte weitere Frauen zum Schreibn in diesem Forum an. Ebenfalls am 17.11.2003 schrieb Helen auf Helgas Beitrag hin:
ich kann Helga aus vollem Herzen zustimmen! Es ist auch mir momentan fast unmöglich, meinem Mann klarzumachen, dass für mich die Ehe und die Liebe zu ihm aus weit mehr besteht als aus seinem 'besten Stück'. Ich gehe zwar immer zu den monatlichen Männertreffen als stumme Zuhörerin mit, würde es aber sehr begrüßen, wenn auch im Raum Stuttgart ein sogenanntes Frauentreffen stattfinden könnte. Das Problem für mich ist, dass ich im Freundes- bzw. Freundinnenkreis dieses Thema nicht anspreche.
Hansjürg schrieb am selben Tag, an beide Damen gewandt:
es ist schön, wie offen Ihr über die sexuelle Paarproblematik von uns Ektomierten schreibt. Ihr bestätigt das, was ich unseren Betroffenen immer predige: "Wir Männer nehmen unseren eregierten Penis viel zu wichtig. Die meisten Frauen legen in einer Partnerschaft viel mehr Wert auf andere Dinge, wie Zärtlichkeit, Zuwendung, Zuverlässgikeit und Zuneigung".
Auch Viktoria machte sich Ihre Gedanken:
An alle, die sich angesprochen fühlen.
So wie Sie, meine Herren, über Sexualität diskutieren, geht es nicht um Freihet, sondern um Versklavung. Sie sprechen über die verlorene Sexualität und messen ihr eine Bedeutung bei, die ich als beschämend empfinde. Ich behaupte, dass die Sexualität nicht im Geschlecht liegt und sich nicht darauf beschränkt. Und ich bin mir sicher, dass auch Sie, ohne sich dauernd zu bemitleiden, Lust mit dem ganzen Körper geben und empfangen können.
Sie vermitteln mir den Eindruck, dass Sie ihr Machtsymbol verloren haben, und Sie machen sich deswegen zum Opfer.
Dass durch diese Krankheit vieles in Ihrer, und unserer Ehe anders ist, bedeutet nicht, dass wir Frauen uns Vorträge über unser Verhalten anhören müssen. Das genügt, wenn sich einer von Ihnen mal im Forum darüber auslässt. Jeder kann besser oder weniger gut mit diesem Problem umgehen. Ich denke, für uns Frauen dieser Männer gilt die unabdingbare Voraussetzung, dass wir uns weiterhin haben, dass trotz unserer Sorge über die Nachrichten, die wir von den Ergebnissen der nächsten Untersuchung erwarten, wir leben und fröhlich sein können. Wir tun nichts Gutes für unsere Männer, wenn wir zulassen, dass sie verweichlichen und in Selbstmitleid versinken. Auch die verlorene geschlechtliche Sexualität ist kein Grund zum Mitleid. Weder für uns Frauen, noch für unsere lieben Männer. Außerdem, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrheit von Ihnen dieses Problem in ihrer Ehe hat. Es kann der Verstand, auch wenn wir nur 1 % davon haben, uns nicht erlauben, dass die Sexualität in unserer Situation so eine wichtige Rolle übernimmt. Viel mehr sollen die Herren versuchen, mit ihren Partnerinnen/Ehefrauen Angenehmeres zu tun. Das Leben ist so schön, und man soll sich für das Leben entscheiden. Auch wenn die Entscheidung auch ein Verzicht sein kann. Sie haben die Krankheit nicht gewählt, und sie mussten ihre Potenz aufgeben. Sie haben sich entschieden, oder sie sind überredet worden, sich operieren zu lassen, jetzt müssen sie diese Entscheidung mit all ihren Nachteilen mit Klugheit tragen: Kann jemand von Ihnen sicher sein, im Leben immer die richtigen Wege gewählt zu haben? Aber wenn man sich für das Leben entscheidet, kann das nie falsch sein.
Mag sein, dass es für viele betroffene Ehefrauen/Partnerinnen ein Bedürfnis ist, sich mit anderen Betroffenen zu treffen. Wäre es nicht besser, ihre Männer zu überzeugen, mit Ihnen etwas Schöneres zu tun? Zum Beispiel tanzen! Warum sollen wir nicht tanzen, dann ist unser Tanz ein Tanz der Liebe, der Nähe, der Gemeinsamkeit und natürlich auch ein Tanz der Auseinandersetzung. Das alles kann man beim Tanzen ganz gut. Aber niemals den Tanz aufgeben.
Ein weiser und vom Leben geprüfter Mensch schrieb folgendes Gedicht:
"Wenn du mal am Boden bist
dann tanze ein paar Runden
und vergiss den ganzen Mist,
der dich so geschunden.
Tanzen macht die Seele frei
und außerdem viel Freude
und man trifft so nebenbei
viele nette Leute."
Ich wünsche Ihnen, dass Sie trotz fehlender Sexualität Partner in der gleichen Bewegung sind.

Michael B. fragte am 19.5.2004:
Nach der totalen Prostatektomie ohne Nervschonung ist die Potenz hin und somit ein Riesenstück an Lebensqualität ( bin 52 J. alt). Erbitte Auskunft über gute Vakuumpumpen und deren Bezugsquellen.
Es meldete sich am 21.5.2004 Günther:
auf unserer Internet-Seite "Therapie der ED: Vakuum-Erektionshilfen" findest du eine Übersicht über gängige Pumpen mit Bildern und Bezugsquellen. Übrigens ist die Pumpe für dich nicht die einzige Möglichkeit, SKAT käme auch in Frage.
Günther
Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz), www.impotenz-selbsthilfe.de.
Darauf antwortete Michael B. am 22.5.2004:
SKAT habe ich auch schon dreimal angewendet, nach den letzten zwei Malen bin ich in der Klinik als Notfall gelandet wegen permanenter und schmerzhafter Erektion, ist alles gut gelaufen, habe es mit Humor genommen, die Urologen in der Ambulanz hatten sehr viel Verständnis. Das vorherige Erlebnis war narürlich traumhaft für mich nach einer sehr langen Abstinenz. Übrigens, meine Frau hat mich auch immer begleitet. Du siehst, ich bin schon ziemlich auf dem Laufenden, nur mit der Pumpe habe ich keine Erfahrung.
WalterG hatte eine ähnliche Erfahrung gemacht. Am selben Tag schrieb er:
Ich nehme Caverject; das sind Einmalspritzen. Habe Viagra ausprobiert; Ergegebnis: Heiße Ohren (war wohl nichts). Dann Skat; kaum Wirkung und zu umständlich. Jetzt kommts, Uro verschreibt mir Caverject, sagt nur, soll ich mal probieren; hab ich, in einem Mittelmeerland am Wasser; hab gleich die volle Dosis (10 µg) genommen, weil ja Viagra und Skat nicht die gewünschte Wirkung zeigten; erste Stunde phänomenal, dann wurde es meiner Frau doch wohl zuviel. Dachte, ich geh' ins Meer und schwimme mal 'ne Runde, war genau das Falsche; nach sechs Stunden endlich normal. Bei nächstenmal nach einer Stunde unter eine warme Dusche gestellt; hat geholfen. Zu Hause mit meinem Uro darüber geredet; hat mich groß angeschaut und gesagt : Ist eigentlich logisch. Tip: Versuch es beim nächsten mal mit einer warmen oder heißen Dusche.

Dorothea schrieb am 20.5.2004:
mein Mann wurde im Oktober letzten Jahres laporoskopisch radikal prostatektomiert. Stadium T2c Gleason 6 (3+3) laut Helpap. Soweit ist auch alles in Ordnung, PSA bei 0,03 ng/ml.
Leider ist eine Erektion nicht mehr möglich, was in unserem Alter sehr schwer zu verkraften ist, mein Mann ist 51, ich 43.
So haben wir es versucht, dass er zu einem Orgasmus kommt, was ja auch ohne Erektion möglich sein soll.
Dies hat auch funktioniert, nur leider folgte nach dem Höhepunkt ein Schmerz in der Prostata- und Hodengegend, der auch noch für ca. weitere 24 Stunden bestehen blieb. Ungefähr vergleichbar mit einem Tritt oder Schlag in die Hoden.
Wir hielten dies für eine operationsbedingte Reaktion, die sich wieder gibt, wenn alles wieder "in geordneten Bahnen" läuft. Leider ist dem aber nicht so, auch der mittlerweile vierte Versuch bescherte meinem Mann die stundenlangen Schmerzen. Unser Hausarzt hat dafür keine Erklärung.
Vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen und eine Erklärung woher das kommt oder vielleicht eine Lösung. Wir wären sehr dankbar, denn mittlerweile trauen wir uns gar nicht mehr zärtlich zu sein, aus Angst, es könne wieder stundenlange Schmerzen auslösen.
Der Bericht von dem noch möglichen Orgasmus verblüffte Droste; am selben Tag fragte er:
helfen kann ich euch leider nicht. Aber ich habe ein Problem wie Ihr Mann. Ich wurde 1998 radikal operiert mit den bekannten Folgen. Nun schreiben Sie von einem Orgasmus ohne Erektion. Wie geht das denn? Sie tun mir einen großen Gefallen, wenn Sie mir das "Rezept" verraten.
Hansjörg konnte auch dazu Auskunft geben und schrieb, ebenfalls am selben Tag:
es wundert mich immer wieder, dass die meisten operierten Männer ihre Orgasmusfähigkeit mit der Erektionsfähigkeit gleichsetzen.
Die Orgasmusnerven, die von der Penisspitze (der Eichel) durch den Beckenboden verlaufen, werden normalerweise bei einer radikalen Prostataoperation nicht tangiert im Gegensatz zu den Nerven, die für die Erektion zuständig sind, die am Rande oder am Rande durch die Prostata entlang laufen. Deshalb kann auch ein radikal Operierter einen Orgasmus haben.
Wie? Ganz einfach durch die Reizung der Penisspitze und die kann ja auch ohne Erektion durch die Partnerin oder sich selbst erfolgen. Wobei ich zugeben muss, dass es mit Partner oder Partnerin schöner ist.
Da die Ejakulation und die Kontraktion der Prostata beim Orgasmus fehlen, ist er bei Operierten meist eingeschränkt. Ich selbst schätze ihn bei mir auf 30 % der früheren Stärke ein. Es gibt allerdings Berichte von Operierten, die den Orgasmus in gleicher Stärke wie vor der OP erleben.
Daran sieht man einmal wieder, dass Orgasmus nicht gleich Orgasmus ist und jeder Mensch den offensichtlich anders erlebt, was auch stark mit seiner sexuellen Prägung zu tun haben soll.
Auch benötigt der Operierte eine stärkere psychische und physische Anregung und es dauert meist länger, was nicht unbedingt für die partnerschaftliche Erotik ein Nachteil sein muss.

Erwin fragte am 28.12.2004:
Nach Prostatektomie (nerverhaltend) und AHB (völlige Kontinenz erreicht) nun der erste Versuch mit einer Vakuumpumpe. Das ging besser als erwartet! Zu meiner Überraschung war der Höhepunkt jedoch kein "trockenes Ereignis"! Meine Vermutung: Urin, obwohl Blase vorher entleert. Wird sich das im Laufe der Zeit ändern (da für Partnerin nicht so angenehm)? Was sagt der Urologe? Wer hat sonst noch Erfahrungen?
Elke antwortete am selben Tag:
ich habe auch diese Erfahrungen gemacht und empfehle, die Partnerin entsprechend "vorzuwarnen". Natürlich solltest Du vor sexuellen Aktivitäten, die Dich zum Orgasmus bringen, Deine Blase entleert haben, damit die Menge des austretenden Urins möglichst klein bleibt.
Intravaginalen Verkehr mit dieser Art der "Ejakulation" würde ich als Frau nur mit Kondom befürworten. Das Scheidenmilieu verträgt den Ph-Wert des Urins nicht gut, es kann mit Entzündungen reagieren und anfällig für Infektionen werden. Die Ejakulation außerhalb dürfte da geringere Sorgen machen.
Das Problem ist der fehlende Blasenschließmuskel - wenn Du Deinen Beckenbodenmuskel durch Training weiter aufbauen kannst, wird es weniger und weniger werden und Dein Orgasmus für Dich dabei intensiver zu spüren sein.
Geduld und ein offenes Gespräch helfen bis dahin.
Und Urologe fs schrieb einen Tag später:
es muss nicht unbedingt Urin sein. Wenn die Konsistenz mehr wie Ejakulat aussieht, dann ist es Drüsensekret aus den paraurethralen (d. h. neben der Harnröhre liegenden) Cowperschen Drüsen.

Wolfgang schrieb am 11.4.2005:
Nach einer Prostataentfenung im Januar nervschonden (bds) ist es bei mir mit der Erektionsfähigekeit auch mit Sidelnafil noch nicht gut bestellt. Ich möchte der Schwellkörperatrophierung [Atrophie = Schwinden, Schrumpfen von Organen – Ed] vorbeugen und bitte um Empfehlung von Methoden.
Hansjörg (inzwischen Ressort Erektile Dysfunktion und Sexualität im BPS) antwortete am selben Tag:
wenn die PDE-5-Inhibitoren nicht wirken, solltest du es mit der SKAT-Methode (Spritzen) versuchen [PDE-5 = Phosphodiesterase-5; PDE-5-Inhibitoren (-Hemmer) = Sammelbegriff für Medikamente gegen erektile Dysfunktion (ED) wie Sildenafil (Viagra), Vardenafil (Levitra) und Tadalafil (Cialis) – Ed].
Der meistgebrauchte Wirkstoff ist Alprostadil (Caverject oder Veridal). Wenn Alprostadil zu gut wirkt (zu lange oder zu schmerzhafte Erektionen), kannst du es mit Androskat (Parpavarin mit einem Alphablocker) versuchen. Es ist nicht ganz so wirkungsvoll wie Alprostadil, hat aber auch nicht so starke Nebenwirkungen. Androskat wird nach Verordnung durch den Urologen vom Apotheker über die Auslandsapotheke bezogen.
Die Pumpe hilft zwar eine Erektion zu erzeugen, aber nicht um der Atrophie der Schwellkörper vorzubeugen. Grund: Sie füllt die Schwellkörper mit venösem, also sauerstoffarmen Blut und nicht mit arteriellem, sauerstoffreichen. Das erreichen nur die PDE-5-Inhibitoren oder SKAT.
P.S.: Keine Angst vor der Spritze in die Schwellkörper. Sie tut wirklich nicht weh!

Bernd57 fragte am 18.4.2005 unter dem Betreff "Welche Vakuumpumpe?":
von meiner GKV (KKH) kann ich das "Modell Rapport Classic" von Owen Mumford GmbH erhalten. Die Pumpe habe ich mir im Internet angesehen, macht auf mich aber einen sehr simplen Eindruck (scheinbar wird mit einem Hebel manuell die Luft entzogen). Meine GKV würde aber auch 216 Euro für eine andere Pumpe übernehmen.
1. Frage: Wer hat Erfahrung mit der GKV-Pumpe ?
2. Frage: Welche Pumpe wird von Nutzern empfohlen (muss kein Porsche-Modell sein).
Helmut2 anwortete ihm:
ich bekam im April 2002 von der TK eine "Osborn Erec Aid-System Classic" Preis 449,40 DM bezahlt, leider musste ich nach längerem Experimentieren wieder aufgeben, denn es war mehr Frust als Lust!
Es ist dennoch ein Top-Gerät, ist sehr stabil und zuverlässig und würde Dich nicht enttäuschen, bedenke, es wird ein kräftiges Vakuum benötigt, um das Glied zu einem GV gerecht zu werden.
Wie ich schon gehört und gelesen habe, sind andere schon zu Bruch gegangen, aber auf dieses Gerät hast Du ein Leben lang Garantie!
Schau mal unter www.dipl-ing-heise.de nach, da kanst es anschauen. Dein Urologe kann es auch verschreiben, und es wird bei nachgewiesenem ED auch von den Kassen bezahlt.

Maler fragte am 21.4.2005:
Habe mich für die schonendere OP, Prostataentfernung mit 75 g bei sieben Tagen Krankenhausaufenthalt, die ich hinter mir habe, entschieden. Jetzt die Frage:Wann kann ich wieder mit der Potenz rechnen, da leider nur einseitig nerverschonend operiert werden konnte. Es wurde mir mit 63 J. gesagt, ca. ein Jahr nach OP ist ein erfolgreicher Geschlechtsverkehr möglich. Habt ihr nach der OP Erfahrungswerte? Es wäre lieb von euch, mir die Erfahrungen mitzuteilen. Denn ein Jahr ist sehr lang!
Jürgen antwortete am 23.4.2005:
meine OP war im April 2004. Ich wurde nerverhaltend, links, operiert. Manchmal ist eine leichte Erektion da, reicht aber nicht aus, um einen ordentlichen Geschlechtsverkehr zu haben. Leider – ich bin deswegen sehr traurig!!
Cialis, Viagra, Levitra – alles probiert. Alle diese Medikamente vertrage ich nicht. Ich bekomme wahnsinnige Kopfschmerzen, die unerträglich werden. Habe zu meinem Unglück auch noch eine Trigenimus- (1.2.3.ast) und Occipitalneuralgie. Diese Medikamente und die Neuralgien vereinbaren sich wohl nicht.
Urologe fs meldete sich am 28.8.2005:
Bis 18 Monate nach OP ist noch mit Veränderungen in der Erektionsfähigkeit zu rechnen, danach eigentlich nicht mehr.

Ilse-Doris fragte am 31.8.2010:
Mein Mann hat seine Operation schon vier Jahre hinter sich, aber wir haben immer noch Probleme mit der Sexualität. Die Pumpe war am Anfang gut, wird aber immer schlechter, habt ihr dazu eine Meinung?
Gestern hat er sich eine Skat-Spritze geben lassen, es tat nur weh und sonst nicht (10 mg), das finde ich auch keine gute Lösung.
Er wollte sich ein Implantat machen lassen, aber sein Urologe meinte, das wäre nicht gut, es gäbe Entzündungen und wenn es entfernt werden müsste, ginge gar nichts mehr.
Ich bin nicht überzeugt von dem Urologen was diese Thema betrifft, aber fachlich ist er in Ordnung.
Wer hat Erfahrungen mit einem Implantat oder sonst eine Lösung, vielleicht eine neue Pumpe oder, oder. Ein Erfahrungsaustausch wäre für uns sehr hilfreich, also schreibt alles was ihr probiert habt und wie ihr es empfindet.
Hansjörg antwortete am 31.8.2010:
Ich persönlich halte das Penisimplantat für das beste Hilfsmittel. Nur mit einem Penisimplantat ist ein spontaner (ohne große Vorbereitungen) Geschlechtsverkehr fast wie früher möglich.
Wie immer in Deutschland, es wird mehr vor den Gefahren als vor den Möglichkeiten, die das Implantat bietet, gewarnt. In USA soll es das meist benutzte Hilfsmittel sein. Allerdings sollte es nur von einem Operateur mit Erfahrung auf diesem Gebiet eingesetzt werden.
Die Betroffnen aus unserer Gruppe, die sich dazu entschlossen haben sind, alle sehr zufrieden damit. Allerdings haben wir in unserer Region auch einen Spezialisten mit viel Erfahrung bei der Operation des Penisimplantates und des künstlichen Schließmuskels. Beides sind ähnliche Systeme.
Bei echtem Interesse darf ich Adressen zum Erfahrungsaustausch weitergeben. Die Telefon-Nr. unserer SHG ist 0621/721422.
Noch ein Hinweis: Manche Kliniken verlangen wegen der aufwendigen OP und der Kosten für das Implantat auch bei gesetzlich Versichterten eine Zuzahlung. Das muss aber nicht sein, es gibt genügend Kliniken, die das ohne Zuzahlung machen.
Der Hersteller AMS bietet eine Suchmaschien für Kliniken, die Erfahrung damit haben:
http://www.americanmedicalsystems.de/arztsuche/erektile-dysfunktion/
Zum Abschluss noch folgende Anekdote: Ich hatte vor einiger Zeit Besuch eines Betroffenen aus unserer Gruppe. Wir kamen auch auf die Hilfsmittel für oder gegen die erektile Dysfunktion zu sprechen. Da machte er folgende überraschende Aussage:
"Alle anderen Hilfsmittel taugen nichts! Jetzt mit dem Penisimplantat bin ich endlich zufrieden und ich bin ein besserer Liebhaber als vorher als gesunder Mann!"
Hintergrund dieser Aussage ist, dass mit dem Penisimplantat die Erektion unbeschränkt aufrecht erhalten werden kann, ohne dass die (künstlichen) Schwellkörper geschädigt werden. Bei allen anderen Hilfsmitteln gibt es da Limitationen.
SunTzu schrieb am 7.12.2011:
Ich las Deine Frage erst jetzt.
Ich habe mich vor zwei Jahren für ein Implantat entschieden und kann es nur empfehlen. Es gibt leider nur sehr wenig Erfahrungsinformation über Implantate, die offen mitgeteilt werden. Die Aller- Aller- Allermeisten denken nach der Aktivierung des Implantats nicht mehr über ED nach.
Mein Urologe hat mir auch nicht dazu geraten, jetzt sagt er selbst, dass ich mehr Erfahrung habe als er, was Implantate betrifft.

MariaMGB fragte am 21.9.2011:
Mein Mann (68) wurde vor vier Wochen wegen eines Prostatakarzinoms radikal prostatektomiert (da Vinci mit bds. Nervenerhalt). In der Begleitbroschüre zur Op. steht, dass die sogen. sexuelle Rehabilitation frühestens vier Wochen nach Op.beginnen sollte. Er hat nach entsprechender Reizung schon jetzt Erektionen, die zur Einführung ausreichen. Er traut sich aber nicht, bis zum Orgasmus weiterzumachen, weil er befürchtet, dadurch im Op.-Bereich Schaden anzurichten. Ist diese Sorge berechtigt?
Heribert antwortete einen Tag später:
Die Wundheilung ist spätestens nach sechs Wochen guter Schonung abgeschlossen. Wenn man sich dann noch weitere sechs Wochen Zeit lässt. bis man Bäume ausreißt oder den Gemüsegarten an einem Nachmittag umgräbt oder beim Bodenturnen den Spagat macht, sollten auftretende Beschwerden gering sein. Wenn es weh tut, macht es eh' keinen Spaß.
Nach normalem OP-Verlauf soll nach Katheterentfernung sofort mit Schwellkörpertraining begonnen werden und nach drei Wochen sei eine geschlechtliche Näherung kein Problem mehr. So der dozierende Urologe bei der Reha in der Quellenthal-Klinik in Bad Wildungen-Reinhardshausen.

Jürgen schrieb am 7.4.2012 zum Thema "Penisimplantat":
Aus meiner Sicht gibt es nicht Besseres als das Schwellkörperimplantat. Ich habe es seit fünf Jahren und bin SEHR zufrieden. Eine Entzündung hatte ich nie. Es funktionierte sofort sehr gut.
Ich möchte es nicht mehr hergeben. Auch meine Frau ist SEHR zufrieden. Seit dieser Zeit haben wir wieder ein erfülltes Sexualleben.
Die Kosten von 9.800,00 EUR hat die gesetzliche Krankenkasse übernommen.
Ich kann nur allen zuraten, die sich mit dem Gedanken tragen, sich für ein Schwellkörperimplantat zu entscheiden. Die OP ist schon belastend – wie eben jede andere OP auch. Nach sechs Wochen wird das Implantat aktiviert, und man kann wieder eine lange anhaltende Erektion genießen.
JürgenM fragte am 29.7.2016:
Hat hier jemand Erfahrungen mit Erektionspumpen? ist das nicht besser als Chemie? und ergänzte einen Tag später: Meine Krankenkasse übernimmt für eine Vakuumpumpe dir Kosten nicht. Und 500 Euro dafür habe ich im Moment nicht.
Eine Pumpe aus dem Sexshop ist zwar billiger soll aber nicht so gut sein
carloso antwortete am selben Tag:
Wenn die Partnerin klar kommt mit einer Vakumpumpe ist es allemal besser als mit Medikamenten, und die Krankenkasse bezahlt das auch, wärend die Potenzmittel von der Krankenkasse nicht bezahlt werden. Dabei möchte ich raten, eine Medizinisches Vakumpumpe anzuschaffen und nicht eine aus einem Erotikgeschäft.
Muggelino schrieb einen Tag später:
Gib dir Zeit mit der Wiederherstellung der sexuellen Funktionen. So kurz nach der OP ist "er" ja noch völlig verschreckt. Die vorhandenen Nervenbahnen können etwas in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Aber die können sich auch wieder erholen. Eine einfache Pumpe aus dem Sexshop (oder auch von Amazon) tut auch ihre Wirkung für den Anfang. Bei mir hat es leidlich funktioniert. Inzwischen hab ich entdeckt, dass ich sogar ohne Erektion einen Orgasmus bekommen kann. Darauf muss man also nicht verzichten.
Und carloso schrieb:
Für 500 € bezahlt die Krankenkasse nicht, das ist richtig, aber die einfache Ausführung für ca. 140 € bezahlt die Krankenkasse in Deutschland. Wenn Du in einem anderem Land bist, dann bin ich nicht informiert. Ich habe die Vakumpumpe auch, um den Schwellkörper zu stimmulieren. Ich hatte eine RPE ohne Nervenerhalt, und da helfen keine Potenzmittel, aber mit Vakumpumpe mit Stauring funktioniert es einigermaßen. Wenn Du einseitige Nervenerhaltung hattest, dann musst Du Geduld haben, das kann bis zu einem halben Jahr oder sogar ein Jahr dauern, bis der Erfolg kommt. Nur nicht den Kopf hängen lassen! Solltest Du schon eine Nächtliche Erektion gehabt haben dann ist der Erfolg nicht mehr weit entfernt.
JürgenM lieferte diese Information nach:
Ich habe von meiner Krankenkasse eine schriftliche Ablehnung für eine Vakuumpumpe. Hat jemand Erfahrung, was man da selber kaufen kann?
Harald_1933 gab diesen Tipp:
Hier gibts eine für weniger als 300 €.
Heribert schrieb:
In der Quellental-Klinik und in vielen anderen Reha-Kliniken, die Nachbehandlungen nach Prostataresektion betreiben, wird nach Eintreffen auf unmittelbar folgendes Beüben der ED mit allen Mitteln verwiesen, auch die Anwendung von Vakuumpumpen, die dort sogar bereitgestellt wurden, um die Technik zu erlernen.
Urologe schrieb am 1.8.2016:
Die beste Vakuumpumpe (mit lebenslanger Garantie) ist die Osbone ErecAid, und ich habe bisher nie Kostenübernahmeprobleme gehabt. Wir haben das Ganze immer über die Firma Heise Medizintechnik abgewickelt, die sich auch Zwecks Kostenübernahme, als Service, direkt mit den Krankenkassen auseinandergesetzt hat. Die Pumpe ist ein "Hilfsmittel" laut Kassendefinition, und Kostenübernahme kann eigentlich nicht abgelehnt werden.
Am selben Tag schrieb Starlight:
Ich wurde vor zwei Jahren mit einseitigem Nervenerhalt operiert. In der ersten Zeit nach der OP habe ich mit der von "Urologe" genannten Pumpe für Durchblutung gesorgt und mit den verschiedenen Medikamenten experimentiert.
Habe Geduld, bei mir wurde es auch erst nach längerer Zeit wieder besser. Es ist zwar nicht wie vorher, es fehlt immer noch die Standfestigkeit, aber ein lustvolles Zusammensein mit meiner Frau ist möglich.
Mit der Pumpe war es so, dass ich mit dem Rezept meines Urologen bei der gesetzlichen Krankenkasse angerufen habe. Die Kasse hatte sogar spezielle Bezugsbedingungen bei der oben genannten "ErecAid", es war überhaupt kein Problem, das Gerät zu bekommen. Mit der Pumpe ist eine ausreichend starke Erektion möglich.
Hast Du eine schriftliche Ablehnung? Ich würde dagegen einen Widerspruch einlegen. In einem anders gelagerten Fall hat das bei mir schon mal geholfen. Notfalls einfach mal die Möglichkeit des Kassenwechsels andeuten.
Hawaii1978 schrieb am 5.9.2017:
Ich bin 35 Jahre alt, mein Mann 45 Jahre. Wir haben einen 3 jährigen Sohn. Mein Mann hatte eine Prostatektomie im Mai dieses Jahres. Inkontinenz: alles in bester Ordnung / Potenz: es geht nichts mehr.* Es konnte nicht nervenschonend operiert werden. Anschließend wurde festgestellt, dass nicht alle Krebszellen entfernt werden konnten. Aus diesem Grund beginnt nun in zwei Wochen die Bestrahlung. Ebenfalls hat er vor ca. 4 Wochen mit der Hormontherapie begonnen.* Lipidoverlust, es geht gar nichts mehr, ich denke, ich muss hier nicht weiter darauf eingehen. Zärtlichkeit ist alles noch wunderbar, aber alles andere eben nicht.
Und ich fühle mich schuldig, während ich das schreibe, aber ich habe unglaubliche Mühe damit.* Ich bin 39 Jahre alt, soll ich nun die kommenden Jahre auf Sex verzichten? Wie soll das gehen? Wenn ich ihn darauf anspreche, dann sagt er mir, dass die Lust nach der Hormontherapie wieder kommt (nach zwei Jahren Hormontherapie- toll!!), aber trotzdem werden wir diese Spritze brauchen müssen. Wir haben sie bereits ausprobiert, es funktioniert, macht aber Schmerzen und ganz ehrlich, wer will so Sex haben? Wir reden viel zusammen, aber ich merke, dass mir manchmal auch das Verständnis fehlt. Ich gebe mir Mühe, und in der Regel bin ich einfühlsam, weil ich ihn wirklich liebe. Aber dann denke ich wieder, es kann doch nicht wahr sein, dass ich mit 39 Jahren nie mehr oder nur noch selten Sex haben kann. Es macht mich unzufrieden, denn es war für uns immer ein wichtiger Bestandteil. Dann wiederum habe ich ein schlechtes Gewissen, weil das so egoistisch von mir ist. Er hat Krebs und ich bin diejenige, die unzufrieden ist, wie tief kann man sinken. Trotzdem macht es mich so unendlich wütend und traurig zu gleich. Auch machen mir seine Launen teilweise zu schaffen, manchmal ist er super angenehm und dann wieder extrem mies gelaunt. Ich weiss, alles Auswirkungen der Hormone. Ich würde das liebend gern gelassener sehen, aber mich machen diese Momente dann sehr traurig. Ebenfalls habe ich Angst, was ist nach der Bestrahlung? Ist dann alles gut? Ist der Krebs bis dann sonst wo noch? Bis jetzt wurde, gemäss Untersuchungen, nichts festgestellt. Es ist immer diese Angst da. Dann denke ich an unseren Sohn, er muss das alles auch mit ansehen und das bricht mir das Herz. Wie geht ihr mit euren Ängsten um? Was macht euch Mühe? Was sind eure Erfahrungen? Wie löst ihr das mit dem Sex (trifft vielleicht eher auf die jüngeren hier zu ;-) )? Habt ihr Tipps? Ich habe Angst, dass unsere Beziehung den Bach runter geht, weil ich teilweise unzufrieden bin, er das dann zu wenig versteht oder ich zu egoistisch bin, und ihm nicht die ideale Stütze sein kann. Für diejenigen, die mich jetzt verurteilen, es ist nicht so, dass ich immer unzufrieden bin ;-), ich bin grundsätzlich einfühlsam, verständnisvoll und immer zur Stelle, wenn er mich braucht.
Vielleicht könnt ihr mir helfen. Danke.
Weibsbild antwortete am selben Tag:
Also erst einmal möchte ich dir sagen, dass du kein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle haben musst. Obwohl ich das auch von mir kenne... Gefühle sind nie falsch, sie sind einfach da und dürfen auch sein! Alles darf...
Ich kann dich verdammt gut verstehen und weiß genau, wie du dich fühlst! Auch ich verurteile mich oft, wenn ich ungehalten werde... weil er doch derjenige ist, der den Krebs hat und ich mich ja einfach mal zusammen reißen könnte.
Mir geht es ähnlich wie dir. Gerade was die Stimmungsschwankungen angeht, leide ich auch. Wir Partner sind halt genau so betroffen, wenn auch nicht unmittelbar, so doch mittelbar. Ich fühle mich seit der Diagnose im Januar in einem Ausnahmezustande und manchmal fehlt auch mir die Kraft. Daher hole ich mir Hilfe... werde einen Psychotherapeuten aufsuchen. Das empfehle ich dir auch, hol dir Hilfe! Entlaste dich ... auch für euren Sohn.
Bei dem Thema Sexualität kann ich dir nicht helfen, weil es für mich/uns kein Thema ist. Ich bin halt auch schon älter. :-) Aber ich kannn dir aus Lebenserfahrung heraus raten im Heute zu bleiben. Du weißt ja nicht was kommt... und ich habe erst gestern in einer Studie gelesen, dass das mit der Potenz halt lange dauern kann.
Fühl dich gedrückt…
Ebenso Urologe:
Sicher sollte erst einmal ein Jahr nach dem Eingriff abgewartet werden. Bis dahin gibt es die Möglichkeit der Vakuum-Penispumpe. die zwar das Ganze etwas technisiert, aber sonst oft recht gut funktioniert. Desweiteren könnte, über den Urologen angeleitet, eine SKAT-Therapie mit Caverject erfolgen (Schwellkörper-Autoinjektion-Therapie). Nach einem Jahr könnte sogar überlegt werden, eine Penisprothese einzubauen.
Zu allen Optionen sollte aber zunächst eine ausführliche Beratung des Paares beim Urologen erfolgen.
nomade schrieb:
Also das mit dem Sex trifft auch auf die Älteren noch zu…
Ich habe das Glück, nervenschonend operiert worden zu sein und zumindest derzeit auch keine Hormonsuppression oder Bestrahlung zu brauchen. Trotzdem funktioniert es noch nicht, nicht mal mit blauen Pillen, obwohl bei mir ja noch Hoffnung besteht. Und sicher sein kann ich mir auch nicht, ob Stufe zwei nicht noch kommt, denn der Rand war nicht perfekt sauber.
Wir haben aber für uns die SKAT-Spritze als Ausweg entdeckt, und unsere ist bei der Erektion weder schmerzhaft noch finden wir, dass es den Sex stört. Wenn wir kuschelig werden, gehe ich nach nebenan, setze mir die Spritze und wir machen weiter. Nach 10-15 Minuten wird es dann wie eine natürliche Erektion und wir genießen es. Klar, ohne Libido ist das schwieriger, ich kann gar nicht beurteilen, wie schwierig. Aber manche berichten, dass es durchaus mit solchen Hilfsmitteln noch geht. Außerdem: Ist denn schon klar, dass er zwei Jahre lang Hormonunterdrückung bekommen soll? Wenn die Bestrahlung kurativ sein soll, wird das m. W. nicht so lange gemacht. Oder gibt es schon Metastasen?
Kurz gesagt: Wenn die Behandlung kurativ ist und die Hormone nicht mehr unterdrückt werden – was ich Euch wünsche – sollte auch die Freude am Sex zurück kommen. Ja, ihr braucht dann die Spritzen, aber es gibt Leute, die sie schon 20 Jahre benutzen und aneinander Freude haben. Wenn die Behandlung nicht kurativ ist, wirst Du Deinen Mann über kurz oder lang verlieren. Er wird Dir sehr dankbar sein, wenn Du ihn bis zum Ende begleitest. Und jeder denkt in dieser Situation auch über den anderen nach, wenn man sich liebt. Ich würde in der Situation meine Frau bitten, sich einen Sexpartner zu suchen, aber mich nicht allein zu lassen.
Klingt brutal, aber es ist eine brutale Krankheit.
Georg_ ging auf die mögliche Behandlung ein:
Ich glaube zwar auch, dass es besser ist, die Bestrahlung mit einer Hormontherapie zu kombinieren. Aber die S3-Leitlinie, nach der sich die Ärzte meist orientieren, empfiehlt sie nicht. Denn eine Wirksamkeit konnte in Studien nur bei Patienten mit hohem Risiko gezeigt werden.
Ob und wie lange Hormontherapie gemacht werden soll, könntet Ihr mit dem behandelnden Arzt besprechen. Es gibt da keine eindeutigen Vorgaben, oft wird sie sechs Monate nach der Bestrahlung beendet.
Statt der üblichen Hormonspritze kann man auch Bicalutamid verwenden. Damit wird das Testosteron nicht unterdrückt und die Libido bleibt erhalten. Man kann jederzeit auf diese Tabletten umstellen. Es gibt auch eine große Studie, die erfolgreich Bicalutamid in Kombination mit Bestrahlung eingesetzt hat. Ihr könntet Euch mit dem Arzt darauf einigen, noch drei Monate nach der Behandlung die Spritze einzusetzen und dann auf Bicalutamid umzustellen.
rembert schrieb einen Tag später:
Zuerst darfst du nicht den Fehler machen und dir den Schuh zu sehr anziehen.... Zweifel auf keinem Fall an deiner Attraktivität !!!
Dein Mann ist im Moment einfach durch das fehlende Testosteron im Kopf auf anderen Spuren unterwegs. Das wird sich aber geben, sobald die Hormontherapie aufhört bzw. ihr die Medikation ändern lasst. siehe den Hinweis von Georg mit dem Biclutamid.
Du musst da jetzt irgendwie mit durch, sofern du deinem Kind nicht den Vater nehmen willst aufgrund deiner Hormone ..sorry..
Sexualität ist wichtig und trägt viel zu deiner Zufriedenheit bei..ich kann das gut verstehen.. und das ist wahrscheinlich auch das größte Drama bei diesem Krebs.
Da ist im Moment viel was da auf euch einprasselt und jeder geht eben damit anders um.
Was die Zukunft bringt ist natürlich ungewiss und es kann dir keiner sagen wie es sich bei deinem Mann entwickelt. Ich kann dir nur raten, hier im Forum mal zu schnüffeln und dann wirst du feststellen, dass hier viele mit schweren Diagnosen zu kämpfen haben und davon aber keiner relativ kurzfristig die Radieschen von unten gesehen hat. Dieser Krebs begleitet einen eben gerne über viele, viele Jahre ;-)).
Rede mit deinem Mann, lass dich anders von ihm befriedigen in der problematischen Phase und wenn sein Körper wieder reagiert am Ende der Hormontherapie.. dann ist es doch eigentlich unerheblich,ob er vielleicht eine Viagra brauch oder eine Spritze um seine Erektion vollständig zu erlangen ?!
Gehe mal davon aus, dass der Urologe ihm Caverject verordnet hat zum Spritzen.. ich habe eine Zeitlang auch dieses Hilfsmittel benutzt. Bei Caverject hatte ich allerdings abartige Schmerzen im Penis und habe da die Finger von gelassen. Durch Zufall bin ich damals auf Androskat gestoßen. Das gibt es in der COSMOS Apotheke in Mannheim. Sechs Monate haltbar, super Wirkung und bei mir völlig ohne Nebenwirkungen und trotz Privatrezept total preiswert.Nicht zu vergleichen mit Caverject. Die Apotheke schickt dir das nach Hause. Frag da einfach mal nach.
Mich hat es übrigens mit 43 erwischt ..
nomade meldete sich noch einmal:
Das Duomix SKAT von der Cosmos ist auch mein Tipp. Keine Schmerzen – außer dem kleinen Pieks – und eine Erektion, die sich für uns beide natürlich anfühlt.
Die blauen Pillen dagegen werden ohne Erhalt der Nerven leider kaum helfen.
Auch ich würde Euch aber raten, die Hilfe eines/einer Psychoonkologen/in Anspruch zu nehmen, die sind durchaus auch für die Partnerin und nicht allein für den Patienten da.
Cornelia fragte am 7.9.2017:
Bei meinem Mann wurde Prostatakrebs diagnostiziert. Wert:8-9 [vermutlich war der Gleason Score gemeint – Ed]. Bei der Biopsie 10 Proben haben alle angezeigt. Gestern Knochenszintigraphie und ein Emire [MRT? – Ed] gemacht.
Es wurden keine Metastasen gefunden.
Der Arzt hat uns aber versichert, dass es ein sehr aggressiver Krebs ist und uns keine Zeit mehr bleibt lange zu überlegen, wie weiter.
Wir leben seit 9 Jahren zusammen. Mein Mann ist 59 J, ich 56 Jahre, und wir haben doch noch ein sehr schönes Sexualleben miteinander. Wie wird es nach der OP sein?
Ich nehme an, dass sie die ganze Prostata entfernen werden und somit auch die umliegenden Nerven, die doch wichtig sind für den Mann (Erektion).
Ich liebe meinen Mann sehr und kann mir nicht vorstellen, nicht mit ihm mehr Sex zu haben. Wie soll das weiter gehen?
Hinzu kommt jetzt,dass es komplett blockiert ist und wir schon seit 6 Woche nicht mehr miteinander geschlafen haben. Das macht mir und auch sicherlich ihm zu schaffen.
Es wird in diesem Forum immer wieder geschrieben, dass es auch andere Möglichkeiten gibt Sex mit dem Partner zu haben. Was ist aber, wenn er überhaupt keine Lust mehr hat? Und ich habe Lust mit Ihm zu schlafen. Das ist doch auch sehr deprimierend für Ihn.
Wie kann ich meine Lust abstellen?
Georg_ antwortete am selben Tag:
Die Diagnose ist sicher ein großer Schock für Euch. Aber Prostatakrebs wächst sehr langsam, Ihr braucht nichts zu überstürzen. Bis zu sechs Monate könnte man sich die Entscheidung überlegen. Der Arzt will meist möglichst schnell die Operation durchführen, da er sie mit der Kasse abrechnen will.
Bei einem "Diagnostizien Wert:8-9" ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass nach der Operation noch zusätzlich eine Bestrahlung durchgeführt werden muss. Daher ist es bei hoher Agressivität oft besser gleich eine Bestrahlung zu machen und sich die Operation zu ersparen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Potenz erhalten bleibt, dann deutlich höher.
Macht also auch einen Termin bei einem Strahlentherapeuten und besprecht die Situation mit ihm.
Briele schrieb:
Stell Dir vor, Du bekämst eine potentiell lebensbedrohende Diagnose, die möglicherweise den Verlust Deiner Sexualorgane betrifft. Meinst du wirklich, Deine Hauptsorge wäre, wie es mit dem Sex weitergeht? Ich denke da fühlt man sich erst einmal so, als sei einem der Boden unter den Füßen weg gezogen, hat Angst, Todesgedanken.
Das muss man erst einmal sacken lassen, hat dafür aber nicht wirklich Zeit, denn es gilt bestmögliche Entscheidungen zu treffen im Hinblick auf Arztwahl, Therapie, usw.
Es tickt jeder anders, aber in so einer Situation wäre ich konsterniert, würde mein Partner monieren, daß wir jetzt schon 6 Wochen nicht miteinander gevögelt haben. Ich würde ehrlich gesagt nicht nur erhoffen, sondern erwarten, daß es jetzt einmal nur um mich, mein Leben geht und anderes sich hinten anstellt.
Wie es mit dem Sex weitergehen wird, kann Dir vermutlich heute keiner sagen. Deine Lust musst Du nicht abstellen. Es gibt Millionen partnerlose Frauen und Männer, die damit notgedrungen alleine zurecht kommen.
Alles zu seiner Zeit, Cornelia! Jetzt haben Dinge Priorität die Deinem Mann helfen noch möglichst viele Jahre gut zu leben. Alles andere wird sich finden, so auch Möglichkeiten gemeinsam eine befriedigende Sexualität zu erleben.