Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Metastasen

[Der Prostatakrebs gehört zu den Sorten solider Tumoren, die gern und früh metastasieren. In der Regel wächst er aus der Prostata zunächst in die Samenblasen (die in die Prostata münden), in die regionalen Lymphknoten und in die Umgebung der Prostata, bildet aber auch schon frühzeitig – nach Meinung einiger Ärzte viel früher, als die Urologen wahrhaben wollen – Fernmetastasen, hier bevorzugt in die Beckenknochen und die Wirbelsäule.
Laut Schätzungen müssen etwa 17 % der an einem Prostatakarzinom erkrkankten Männer mit einer Metastasierung rechnen. In einer amerikanischen Studie wurden 74.826 stationär behandelte Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs untersucht. Bei 84 % der Männer waren die Metastasen im Knochen lokalisiert, rund 11 % hatten Metastasen in distalen (d. h. von der Prostata entfernt liegenden) Lymphknoten gebildet, 10 % in der Leber, 9 % im Thorakal- (Brustkorb-) Bereich, 3 % im Gehirn und rund 3 % im Verdauungssystem. Bei 18,4 % der Krebspatienten traten Tumorabsiedlungen in mehreren Körperbereichen auf. Bei genauer Untersuchung stellte sich heraus, dass nur 19 % der Männer mit Knochenmetastasen auch an anderen Orten des Körpers Tochtergeschwülste aufwiesen, und zwar vor allem in der Leber (39 %), im Thorakalraum (35 %), in den distalen Lymphknoten (25 %) und im Gehirn (12 %). Wesentlich häufiger waren multiple Metastasierungen bei Patienten ohne Skelettmetastasierung, nämlich dann, wenn die primären Tumorabsiedlungen in Lymphknoten, Leber, Lunge, Gehirn, Verdauungssystem, Retroperitonealraum (d. h. im Bereich des Bauchfells, Nieren oder Nebennieren entstanden waren. Bei 43–77 % dieser Patienten kam es zur Metastasenbildung an mindestens zwei Orten.
Obwohl also ein Prostatakrebs in den meisten Fällen in den Knochen metastasiert, kommt es doch immer wieder auch zur Bildung von Fernmetastasen an anderen Orten im Körper. Für die Planung einer bildgebenden Diagnostik (Skelettszintigraphie, PET-CT, MRT) könnten solche Erkenntnisse hilfreich sein. Bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom sollten darum neben der Skelettszintigrafie und der bildgebenden Darstellung des Beckens unter Umständen weitere Tests in Betracht gezogen werden.
Der Kranke stirbt – wenn er an dem Krebs stirbt – in der Regel nicht an dem Muttertumor, sondern an den Metastasen, die nach und nach immer mehr Körperfunktionen lahmlegen.
Eine umfassende Abhandlung über Knochenmetastasen findet sich hier.
Ed]

Björn fragte am 15.3.2001:
ich wende mich an dieses Forum, da mein Schwiegervater an einem fortgeschrittenen Prostatakrebs leidet. Ich werde sein Krankheitsbild kurz und sehr laienhaft darstellen, aber ich hoffe, ihr könnt mir trotzdem helfen und mir noch mögliche Therapien vorschlagen. Mein Schwiegervater leidet seit ca. 2 Jahren an PS. Ihm wurde die Prostata komplett entfernt. Nach einem Jahr wurden Metastasen in der Brust festgestellt und es wurde eine Strahlentherapie auf den Brust- und Bauchraum vorgenommen. Sein PSA-Wert sank nach dieser Strahlentherapie auf unter 0,5 ng/ml (nagelt mich nicht auf diesen Wert fest). Vor kurzem wurden wieder eine Metastase im Rücken (kleines Problem nach Aussage der Ärzte) und eine an (nicht in) der Leber gefunden. Nach einer Operation, bei der die Gallenblase entfernt werden musste, wurden weitere Metastasen im Bauchraum entdeckt. Während dieser ganzen Zeit ist er einer Hormontherapie unterzogen worden. Der PSA-Wert ist trotz der gefundenen Metastasen nicht gestiegen. Nach Aussage der Ärzte handelt es sich um einen sehr aggressiven und schnell wachsenden PS. Bitte antwortet mir ehrlich, auch über die anstehenden Konsequenzen. Ich hoffe, wir finden noch etwas, um die Lebensdauer oder zumindest die Lebensqualität meines Schwiegervaters zu steigern.
Ralf antwortete am 16.3.2001:
Hallo Björn,
ich habe das Gefühl, dass Ihre Anfrage und Ihre Angaben in diesem Forum eine gewisse Ratlosigkeit erzeugen. Prostatakrebs-Metastasen ohne steigenden PSA-Wert dürfte es nach der reinen Lehre eigentlich gar nicht geben. Diejenigen, die dort waren, lernten erst gestern Abend bei einem Vortragsabend in Offenbach von Prof. Mitrou, dass der PK die einzige Krebsart ist, die einen zuverlässigen Indikator in Form des PSA besitzt. Wenn es nicht so makaber wäre, könnte man sagen, dass dies das Schöne am PK ist. Wir lernten aber auch, dass der PK in ganz unterschiedlich aggressiven Formen auftreten kann, und so, wie Sie es schildern, hat es Ihr Schwiegervater ganz schlecht getroffen.
Nun sind wir hier in diesem Forum alle medizinische Laien, die sich notgedrungen intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Das letzte Wort soll und muss also in jedem Fall ein Arzt haben, der aber ein anderer als der derzeit behandelnde sein kann. Viele von uns mussten suchen, bis sie einen Arzt fanden, von dem sie das Gefühl hatten, dass er kompetent ist. Unter diesem Vorbehalt also mein folgender Kommentar zu Ihrer Anfrage, wobei ich mich erst seit einem Vierteljahr mit dem PK beschäftigen muss:
Viele von uns nehmen die Behandlungsvorschläge von Dr. Robert Leibowitz, einem amerikanischen Onkologen und Hämatologen ernst, der sich ausschließlich auf den PK spezialisiert hat und die sogenannte "dreifache Hormonblockade" propagiert (ich wende sie auch an). Sie ist bei Ihrem Schwiegervater wohl nicht mehr sinnvoll. Aus Ihrer Anfrage geht allerdings nicht hervor, welche Art von Hormonbehandlung (-blockade) er bekommen hat, vermutlich die einfache mit einem LH-RH-Agonisten (z. B. Enantone, Trenantone oder Zoladex) oder die zweifache mit zusätzlich Flutamid oder Casodex. Bei der dreifachen kommt noch Proscar hinzu, sie wird aber in Deutschland gerade erst bekannt. Dies nur zur Erläuterung, ich wage kein Urteil, ob es bei Ihrem Schwiegervater noch den Versuch mit der dreifachen wert wäre. In einem frühen Stadium des PK ist in der Wirksamkeit dieser drei Therapien jedenfalls ein sehr großer Unterschied.
Dr. Leibowitz hat sich aber auch mit dem bereits metastasierten/hormonrefraktären PK auseinandergesetzt und berichtet von sehr guten Erfolgen mit Taxotere (ist seit 1996 in Deutschland zugelassen) und Aredia. Im Internet habe ich auch andere sehr positive Berichte zu Taxotere gefunden, so dass Dr. Leibowitz, dem manche vielleicht etwas skeptisch gegenüberstehen, mit seiner Meinung durchaus nicht allein ist. Aredia seinerseits ist ein sog. Bisphosphonat, das gegeben wird, wenn der PK in die Knochen metastasiert hat. Es erzielt in diesen Fällen anscheinend bemerkenswerte Erfolge. Ich denke, wenn bei Ihrem Schwiegervater Metastasen in den Weichteilen gefunden worden sind, dann liegt der Verdacht nahe, dass auch die Knochen befallen sind oder in Kürze befallen sein werden. Aredia wird auch vorbeugend gegeben, um das Knochenmaterial zu stärken.
Taxotere und Aredia sind offensichtlich anerkannte Medikamente und haben nur moderate Nebenwirkungen. Von anderen als diesen beiden habe ich im Zusammenhang mit PK nichts gehört oder gelesen.
Christian Ligensa hat dankenswerterweise alle Berichte von Dr. Leibowitz ins Deutsche übersetzt und ins Internet gestellt (http://www.prostatakrebs-bps.de), dann unter "Berichte" glaube ich, der betreffende Artikel, in dem über Taxotere und Aredia berichtet wird, heißt "Hormonrefraktärer Prostatakrebs".
Ehrlicherweise muss man wohl sagen, dass unsere Ärzte mehr oder weniger hilf- und ratlos sind, wenn der PK weit fortgeschritten ist und bereits Metastasen gebildet hat.
Mein Vorschlag im Fall Ihres Schwiegervaters wäre also, den oder die behandelnden Ärzte auf das Verabreichen von Taxotere und Aredia anzusprechen. Vielleicht finden sich in diesem Forum noch weitere Meinungen.
Ihrem Schwiegervater alles Gute, und ich hoffe, dass sich etwas für ihn findet.
Susanne schrieb dazu am 20.3.2001:
Den Ausführungen von Ralf kann ich mich nur anschließen. Fortgeschrittener und aggressiver PCa löst wirklich Hilflosigkeit aus, auch bei den Ärzten. Meinem Vater (59 J.) hat der Urologe Mitte November gesagt, er könne nichts mehr für ihn tun, allerdings könnte er ihm etliche Patienten nennen, die es keine sieben Jahre weit gebracht hätten, wie er und er dürfte da sehr froh drüber sein. In der Tat. Sieben Jahre bisher mit Krebs gehabt. Aber wer lässt sich so einfach aufgeben? An der Stelle fing unser eigentlicher Kampf erst richtig an, wo ich schon vorher dachte, wir seien gut informiert. Bei unseren Recherchen war uns nach 2-3 Wochen klar, wenn es noch eine Therapie gibt, die mehr bringen könnte, als unkontrolliert ohne Arzt PC-Spes zu schlucken, könnte es die von Leibowitz sein. Die unter "hormonrefraktärer PC, erstaunliche Ergebnisse". Natürlich sind die Möglichkeiten, wenn man alle Therapien der deutschen Schulmedizin durch hat, sehr dürftig. Der "alte" Urologe versucht ihm immer noch, das Leben vor dem Tod mies und kurz zu reden.
Aber aufgeben.....und das einzig Wichtige -DAS LEBEN -verlieren?????????????
So sind wir den Weg gegangen nach Los Angeles. Kurzfristig musste ich allein fliegen, weil es ihm gar nicht gut ging, er konnte nur noch an zwei Krücken gehen und das Morphium half auch nicht. Der PSA hatte sich in vier Wochen auf 191 verdoppelt. Ende Dezember hat die Therapie begonnen. Übermorgen bekommt er die 11. Chemo. Fakt ist: es geht ihm viel besser, er läuft seit mehreren Wochen wieder ohne Krücken und fährt auch wieder Auto. Die Blutzellwerte halten sich prima. Allerdings ist der PSA, nachdem er auf 126 gefallen ist, wieder angestiegen auf 177. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt und wie lange die Therapie seinen Zustand hält, aber wir haben keine mir bekannten Alternativen mehr. So müssen wir unseren Glauben wahren, mit dem "guten" körperlichen Zustand zufrieden sein und die Hoffnung nicht aufgeben!
Allen Betroffenen und insbesondere Ihrem Schwiegervater wünschen wir alles Gute und Erfolg auf der Suche nach einer neuen Lösung.
[Susannes Vater starb am 6. Mai 2002. - Ed]

Werner schrieb am 14.5.2001:
...Die bessere Diagnostik [zum Lokalisieren einer Metastase – Ed] ist zwar auch PET, aber nicht mit F-18-FDG, sondern mit C-11-Cholin. Das ist jedenfalls die Ansicht des Vaters dieses Tracers, T. Hara, International Medical Center of Japan, Tokio.
Er schreibt: "Die Abbildung von Prostatakrebs und seinen lokalen Metastasen war schwierig, wenn F-18-FDG benutzt wurde, weil innerhalb des Beckens die Bereiche mit hoher Anreicherung durch die überwältigende Radioaktivität im Urin (in den Harnleitern und der Blase) verdeckt wurde. Im Gegensatz dazu war es leicht, wenn C-11-Cholin benutzt wurde, weil die vom Urin stammende Aktivität vernachlässigbar und die Anreicherung durch den Tumor beträchtlich war. Die Radioaktivitätskonzentration von C-11-Cholin in Prostatakrebs- und Metastase-Orten lag meist bei einem SUV von mehr als 3. Der SUV von F-18-FDG war erheblich niedriger als der von C-11-Cholin."
In Deutschland hat man sich meines Wissens nur in Ulm mit C-11-Cholin befasst. In einer Kurzmitteilung heißt es: "Schlussfolgerung. C-11-Cholin ist ein vielversprechender Tracer für die Darstellung von Prostatakrebs und seinen Metastasen. In dieser Studie zeigten alle bekannten Metastasen C-11-Cholin-Aufnahme ..."  
Ich jedenfalls glaube an diese Methode, besonders auch deshalb, weil beim MRSI ebenfalls die erhöhte Cholinkonzentration eine Rolle spielt: "MRSI-Studien haben den dramatischen Unterschied gezeigt zwischen normaler Prostata (niedriges Cholin, hohes Zitrat) und Prostatakrebs (niedriges Zitrat, hohes Cholin)."  Zumindest sollte das C-11-Cholin PET einen besseren Hinweis geben, wo man noch zu suchen hat, als das F-18-FDG PET. Traurig, dass es in Deutschland nicht angeboten wird. Nicht einmal in Ulm, nicht einmal für Selbstzahler.    
  1. Hara T., Kosaka N. and Kishi H.: PET Imaging of Prostate Cancer Using Carbon-11-Choline. J Nucl Med 39(6), 990 (1998)

  2. Kotzerke J., Prang J., Neumaier B., Volkmer B., Guhlmann A., Kleinschmidt K., Hautmann R., Reske S.N.: Experience with carbon-11-choline

  3. Positron Emission Tomography. Eur J Nucl Med  27(9), 1415 (2000)

  4. Kurhanewicz J., Vigneron D.B., Nelson S.J.: Neoplasia 2, 166 (2000)

Uwe nahm dazu am 16.5.2001 Stellung:
von C-11-Cholin beim PET habe ich schon vor einem Jahr gehört. Leider habe ich keinerlei Bestätigung für die bessere Darstellung beim Prostatakrebs vom Leiter des PET-Zentrums in Tübingen bekommen. Heute morgen habe mit Oberarzt Dr. Risse PET in der Uni Frankfurt (in der ich war) telefoniert. Er hat mir bestätigt, dass C-11-Cholin das Problem Darstellung Blase und Prostata nicht löst. Man hat es in Ffm versucht und keine Verbesserung erfahren. Die Nachricht ist wohl eine medizinische Nachrichten-Ente. Auch sowas gibt es.
Werner antwortete daraufhin am 17.5.2001:
Ich stehe zu meinem Wort. Ich höchstpersönlich bin am 12.-14.1.1999 im International Medical Center of Japan stationär gewesen, und habe dort sowohl F-18-FDG- als auch C-11-Cholin-PET bekommen. Es ist richtig, dass man bei beiden den Urin sieht. Entscheidend ist jedoch, dass man auf dem Cholin-PET
meine (einzige) Metastase erkennt, während auf dem FDG-PET an dieser Stelle nichts ist. Das heißt: Hätte ich nur FDG-PET bekommen, wären bei mir 100% meiner Tumorbelastung übersehen worden! Die Metastase ist vor einem Jahr durch Operation verifiziert worden.
Werner glaubt nicht an eine medizinische Nachrichten-Ente! Das J Nucl Med ist das offizielle Organ der Society of Nuclear Medicine! Der Leiter des PET-Zentrums in Tübingen und der O.A. Dr. Risse in Frankfurt können mich ja einmal einladen, dann können sie meine Bilder sehen!

Wolfgang fragte am 1.6.2001:
in 01.97 wurde bei mir Prostata-Ca (PSA >80 ng/ml) diagnostiziert, der in 04.97 operiert werden sollte. Im KH erfuhr ich jedoch noch vor der OP von einer alternativen Behandlung und flüchtete aus dem KH. Nach 6-monatiger Beobachtungszeit (gleichzeitig 2-fach-Hormontherapie) wurde in Kiel eine kombinierte Brachytherapie durchgeführt, die zu einer (vorübergehenden) Heilung führte.
In 04.99 wurde jedoch wieder ein Anstieg des PSA-Wertes registriert, schließlich in 09.99 war es sicher, der Krebs war in meine Knochen metastasiert. Es wurde erneut seit 9/99 eine androgene Blockade mit Prostica und Profact-Depot-Fertigspritze bzw. ab Juni 2000 Zoladex-Implantat, Nr. 2, durchgeführt. Der PSA-Wert ging wieder auf Null ? bis Dezember 2000. Plötzlich fing er wieder an zu steigen:
05.12.00: PSA = 0,32 ng/ml
10.01.01: PSA = 0,63 ng/ml
01.02.01: PSA = 0,76 ng/ml
06.03.01: PSA = 2,10 ng/ml

In der kommenden Woche wird die nächste Untersuchung stattfinden. Doch trotz des Anstiegs hatte ich bisher die Probleme im Griff. Aber vergangene Woche verweigerte mir der Fliegerarzt die Flugtauglichkeit (für Segelflug), er könne die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Bei den Recherchen nach dem Grund hörte ich immer wieder, dass die Metastasen schnell in die Lunge bzw. ins Gehirn gehen könnten und da z. B. eine Lungenembolie bzw. im Gehirn eine Bewusstlosigkeit hervorrufen können. Diese Aussagen haben mir verständlicherweise ziemliche Kopfschmerzen bereitet. Daher:

Hat irgend jemand von ähnlichen Krankheitsverläufen gehört? Kündigt sich dieser Verlauf eventuell an? Wenn ja, wie? Oder sind das möglicherweise nur die berühmten Beipackzettelverläufe?
Wil antwortete am 1.6.2001:
Bei einem PSA > 80 ist der Prostatakrebs mit einer fast hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit metastasiert. Eine lokale Behandlung hat keinen Sinn, weil das Risiko für ein Rezidiv viel zu hoch ist. Eine OP vorzuschlagen ist nicht mehr seriös zu nennen. Wie war das klinische Stadium (TNM)? Wie hoch war der Gleason Score?
Diese Hormontherapie war OK. Wie gesagt, eine lokale Behandlung hat bei PSA > 80 keinen Sinn, gilt also auch für Brachytherapie. Bei Metastasen ist eine Heilung ausgeschlossen, kann hier auch nicht mit Brachytherapie herbeigezaubert werden.
Der erneute PSA-Anstieg ist wie erwartet. Was ist PROSTICA? Was ist der generische Namen? Nebst einem LHRH-Agonisten (Profact oder Zoladex) erwarten wir ein Antiandrogen wie Casodex, Flutamid oder Androcur. Ist PROSTICA ein Antiandrogen?
Liegt dein Testosteron unter dem Kastrationsniveau? Ich nehme an, dass dies gemessen wurde. Man braucht dieses Wissen um festzustellen, ob der Prostatakrebs hormonunabhängig (refraktär) geworden ist.
Während einer Hormontherapie mit Zoladex + Antiandrogen kann man ohne Probleme Auto fahren und warum nicht auch Segelfliegen. Du hast keine Metastasen in Lungen oder Gehirn. Wenn Du diese hättest, sähe die Lage anders aus, auch schon wegen entsprechenden Medikamenten.
Wenn Dein Prostatakrebs tatsächlich hormonunabhängig geworden ist, dann brauchst du eventuell andere oder zusätzliche Medikamente. Diese können Anlass sein, Deinen Flugschein nicht zu verlängern.
WICHTIG: Erkundige dich nach einer zusätzlichen Behandlung mit einem Bisphosphonat (Aredia). Siehe u. a. im Archiv des Forums. Nicht damit zu lange warten.
Gerd antwortete ebenfalls am 1.6.2001:
nachdem Wil Dir bereits auf die medizinische Seite Deines Problems, präzise und erschöpfend wie immer, geantwortet hat, möchte ich zum Verhalten des Fliegerarztes Stellung nehmen:
Ich bin seit sechs Jahren prostatektomiert, hatte die Deutsche PPL A bis C, sowie das US-amerikanische IFR-Rating. Seit jenem Zeitpunkt lehnt es jeder deutsche Fliegerarzt unter Hinweis auf meine Krebsoperation ab, mich auch nur zu untersuchen. Ich weiß von anderen Fällen, dass auch eine diesbezügliche Beschwerde beim LBA aussichtslos ist; es ist sogar schon ein entsprechender Prozess vom gegroundeten Piloten verloren worden. --- Dagegen ist es absolut kein Problem, von einem US-amerikanischen Fliegerarzt die Flugtauglichkeit bescheinigt zu bekommen, vorausgesetzt, dass der gesundheitliche Allgemeinzustand das rechtfertigt.
Die deutschen Fliegerärzte haben vom Verlauf einer Prostatakrebserkrankung keine Ahnung und unterstellen in ihrer Ignoranz Krankheitsfolgen und fliegerische Risiken, die nicht existieren. Auch ein solches Verhalten ist Teil der deutschen Gründlichkeit.
Wolfgang meldete sich am 18.6.2001 wieder:
Deinem Einwand hinsichtlich einer OP stimme ich zu, diese OP hatte ich deshalb ja auch abgelehnt. Da aber wirklich nicht sicher war, dass der Krebs bereits metastasiert war (TNM: PCa T2c N0 M0 GII; der oder die Gleason Score ist mir nicht bekannt, wurde bisher von keinem Arzt ermittelt oder erwähnt), was mit vielen Untersuchungen (auch Knochenbiopsie) nachzuweisen versucht wurde, entschloss ich mich zu der kombinierten Brachytherapie. Die nach dem erneuten Anstieg des PSA-Wertes 9/99 folgende Androgen-Blockade mit PROSTICA® (250 mg Flutamid; Hersteller: TAD Pharma GmbH, 27472 Cuxhaven) und Zoladex Implantat, Nr. 2 war, wie bereits beschrieben, ja nur bis 12/00 voll wirksam. Dann begann der PSA-Wert wieder zu steigen. Dieser Anstieg gipfelte nun in einem aktuellen Wert von 23 ng/ml bei einem Testosteron-Wert von 0,27. Andere Tumormarker wurden bisher nicht bestimmt. Vorgestern, am 15.06.2001, wurde wieder ein Ganzkörper-Szintigramm mit Einzelaufnahmen des Beckens und des Kopfes angefertigt. Das Ergebnis war wie erwartet: Zunahme der Metastasen in der Wirbelsäule und vereinzelt Vergrößerung vorhandener Metastasen (Sitzbein). Die korrigierten Bilder des Scans habe ich noch nicht gesehen, da ich erst morgen den Bericht erhalte. Außerdem folgen in den nächsten beiden Tagen noch Thorax- und Abdomen-CT. Dieses Ergebnis entstand übrigens, obwohl ich bereits ebenfalls seit 9/99 aller vier Wochen eine Infusion mit 90 mg Aredia bekommen habe. Entscheidend ist für mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass ich einhergehend mit der Verschlechterung meines Gesundheitszustandes in der Zwischenzeit einen Arzt (FA für Innere Medizin. Onkologe) gefunden habe, dem die Möglichkeiten des Internet, die Berichte, die Anwendungen und die neuen Medikamente bekannt sind, der die Arbeit von SHGn voll anerkennt und begrüßt, und der bereit ist, mit mir jede, und zwar die beste Therapie durchzuführen. Er möchte dann die Behandlung im Rahmen einer Studie durchführen. Zunächst jedoch will er genau wissen, zu was für einem Krebs sich mein ursprünglicher PK entwickelt hat, auch entsprechend röntgenologische sowie weitere Untersuchungen der Stellen in den Knochen durchführen. Als mögliche Therapie war bereits angedacht: Eine genau abgestimmte Chemotherapie und anschließend die DHB. Aber die Entscheidung darüber steht noch offen und wird wirklich erst getroffen, wenn alle Fragen beantwortet sind. Solltest du jetzt noch Fragen oder auch Hinweise haben, so wäre ich dir sehr dankbar, wenn diese auf dem üblichen Weg zu mir gelangen.
Wil schrieb am 18.6.2000 zurück:
Wolfgang (Geburtsjahr)
JJ/MM/TT|PSA
97/01/xx| > 80 T2cN0M0 GII
97/07/xx| BT + ADT2
98/01/xx| PSA Werte? Was war PSA-Nadir (niedrigster Wert)? < 0,05?
98/07/xx| Wann wurde ADT2 abgesetzt? Wie lange war PSA < 0,05?
99/04/xx| BS+
99/09/xx| Erneut ADT2 (Zoladex + Flutamid 250 mg) Aredia 90 mg/4 Wochen
99/12/xx| < 0,05 Stimmt das? Dann ein Jahr lang kein PSA gemessen?
00/12/05|0,32 Wie hoch ist hier das Testosteron?
01/01/10|0,63 PSA-VZ ung. 4 Wochen
01/02/01|0,76
01/03/05|2,10
01/06/15| BS+ Zunahme Kn.-Met. Vielleicht: Eine genau abgestimmte Chemotherapie und anschließend die DHB.
BS = Bone Scan = Knochenscintigramm, ADT = Androgen-Entzugs-Therapie, AB = Androgenblockade (= ADT), PSA-VZ = PSA-Verdopplungszeit.
Die Anfangsdaten (T2cN0M0 GII) waren sehr günstig. Trotzdem treten zwei Jahre nach der BT Knochenmetastasen auf (BS+). Es sieht fast so aus, als wurde unterdiagnostiziert. Warum hat es dann fünf ganze Monate gedauert, bis dann am 99/09 etwas gemacht wurde?
Die Anzahl der PSA-Werte ist sehr spärlich. War die Überwachung so minimal? Wurden außer PSA noch andere Blutwerte gemessen? AP, ALK-PHOS, PAP, CGA, siehe neue Webseite, und wie sind die Leberwerte?
Jetzt geht es darum "wie weiter". Du schreibst über eine "genau abgestimmte Chemotherapie". Ich kenne nur eine spezielle Therapie im Falle von Kleinzellen-Prostatakrebs. Sonst sind alle gängigen Chemotherapien nicht auf eine spezielle Art PK abgestimmt. Bei AndrogenUnabhängigem PK (AUPK), gibt es eine Vielfalt von Krebszellen-Arten. Weiß nicht, wie man da abstimmen könnte. Die meisten modernen Chemo's bestehen aus Taxotere PLUS und noch ein oder zwei anderen Komponenten. Des öfteren wird zunächst (vor der Chemo) versucht, mit Nizoral + Hydrocortison den PK in Zwang zu halten, während auch die LHRH-Agonist-Spritze (oder ein Implantat) beibehalten wird.
Gut, dass dein neuer Onkologe so offen steht. PK-Onkologie hat so ihre eigenen Spezialitäten. Ein fliegender Start wird dem Onkologen von PCRI geboten: http://www.prostate-cancer.org/. Dann gibt es PCRI's p2p(Patient to Physician) http://www.prostate-cancer.org/mailists/mailists.html
Aus dem letzten p2p-Bericht (p2p-digest V4 #188) entnehme ich folgendes, Antwort ein irgendeinen Patienten:
"In Ihrer Situation müssen Sie das tun, von dem wir wissen, dass es Ihnen den größten Nutzen bringt. Benutzen Sie immer erst die Therapien MIT BEKANNTER WIRKSAMKEIT UND NIEDRIGSTER TOXIZITÄT. Das tun Sie nicht. Der vorstehende Vorschlag wäre ein guter Anfang. 1. Lassen Sie die anderen Marker bestimmen. 2. Lassen Sie für den Anfang einen Knochenscan durchführen. 3. Lassen Sie Ihren Pyrilinks-D (Dpd) und Ihre Knochendichte bestimmen und fangen Sie mit einem Bisphosphonat wie Fosamax 70 an, EINMAL die Woche eine Stunde vor dem Frühstück mit Wasser, und einer knochenaufbauenden Nahrungsergänzung wie LEF's bone assure, 3 zum Abendessen und 3 beim Schlafengehen. 4. Ziehen Sie eine Androgenunterdrückungstherapie (AUT) in Betracht, oder möglicherweise eine andere Zusammenstellung wie hochdosiertes Ketoconazol (HDK) + LHRH-Agonist (Lupron oder Zoladex) + Hydrocortison + Proscar. Das HDK geht die androgenunabhängigen Prostatakrebszellen an, während die anderen Medikamente auf die androgenabhängigen Zellen wirken."
UND WEITER
"Hier ein Beispiel zu den hervorragenden Ergebnissen mit HDK oder Nizoral:
Scholz M, Strum S, Mittelman P: High-Dose Ketoconazole and hydrocortisone (Keto) for hormone refractory prostate cancer (HRPC). Proc Amer Soc Clin Oncol 19:370a, 2000.
Achtzig Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakrebs wurden rückwirkend auf Faktoren hin beurteilt, die auf ein längeres Ansprechen auf KETO schließen ließen. Die Ansprechdauer wurde vom Beginn des Keto zum PSA-Anstieg oder letzter Nachbehandlung. Der PSA-Anstieg wurde als der erste von zwei aufeinanderfolgenden PSA-Werten definiert, die 50 % über dem PSA-Nadir (PSAN) oder über dem Basis-PSA-Wert (BPSA) lagen, wenn sich kein Nadir einstellte. Bei niedrigen PSA-Werten wurde der Anstieg als PSA-Anstieg um 2 ng/dl über dem PSAN oder dem BPSA definiert, wenn sich kein Nadir einstellte (diese Definition wurde immer dann angewandt, wenn ein PSA-Anstieg um 50 % weniger als 2 ng/dl ausgemacht hätte). Das Median-Alter war 68 Jahre. Der durchschnittliche Basis-PPSA-Wert war 108 (Median 21) [der Median stellt im Unterschied zum Durchschnitt den mittleren der nach der Größe geordneten einzelnen Reihenwerte (50-%-Punkt) dar. – Ed]. Die mediane Basis-PSA-Verdoppelungszeit war 84 Tage. Die Keto-Dosis war 200 mg alle acht Stunden, die nach sieben Tagen auf 400 mg erhöht wurde mit einem 20-mg-Hydrocortison-Angebot [? - Ed]. Bei 61 Patienten schritt die Erkrankung fort. Elf sprechen nach einer mittleren Zeit von 24 Monaten immer noch an (Spanne 3 – 66). Vier noch Ansprechende hörten nach 2, 12, 17 und 25 Monaten wegen Sehproblemen, Azotämie oder Mattigkeit (zwei Patienten) mit Keto auf. Zwei starben nach 3 bzw. 30 Monaten wegen anderer Ursachen. Zwei kamen für Nachuntersuchungen abhanden, beide nach drei Monaten. Die durchschnittliche Behandlungsdauer war 15 Monate (Median acht). Die mediane Zahl der Monate mit Ansprechen mit prozentualen PSA-Rückgängen von <50, 51-75 und >75 waren 3, 6,5 und 17,5. Ein Basis-PSA von 10,0 war der einzige bedeutende Anzeichen vor der Behandlung der Ansprechdauer bei multivarianter Analyse (p < 0,003). Der PSA-Nadir war das beste Anzeichen der Gesamtansprechdauer (p < 0,0002).
Basis-PSA = 10 25 Patienten 25 mediane Zahl der Monate mit Ansprechen des Basis-PSA > 10 55 4 PSA-Nadir < 0,2 14 40 PSA-Nadir 0,2-4,0 20 18 PSA-Nadir 4,1-10 11 8, PSA-Nadir > 10 35 4.
Schlussfolgerung: Patienten mit hormonrefraktärem PK zeigen viel häufiger ein längeres Ansprechen auf Ketoconazol, wenn die Behandlung eingeleitet wird, bevor das Basis-PSA über 10 steigt."
[Übersetzung aus dem Amerikanischen durch den Editor]
Wil ergänzte am selben Tag:
Nochmal zurückkommend auf dein: < < Eine genau abgestimmte Chemotherapie und anschließend die DHB. > >

Schau mal auf http://psa-rising.org/medicalpike/chemo/taxotemcytrecur0601.shtml:
'Dr. med. Arif Hussain, ein Spezialist für Prostatakrebs am Greenebaum Krebszentrum der Universität von Maryland, kehrt bei Männern mit frühem, immer wiederkehrendem Prostatakrebs auch die Reihenfolge der Behandlung um, indem er ihnen erst eine Chemotherapie und dann eine Hormontherapie verabreicht. "Traditionell wird wird bei dieser Gruppe von Patienten keine Chemotherapie angewendet", sagt Dr. Hussain. "Sie wird oft für Männer reserviert, die fortgeschrittenen, metastasierten Prostatakrebs haben, nach einer Hormontherapie. Leider werden die meisten fortgeschrittenen Prostatakrebse im Laufe der Zeit gegen herkömmliche Therapien resistent", sagt Dr. Hussain. "Durch das Anwenden einer Chemotherapie als erste Maßnahme bei Patienten mit früher, immer wiederkehrender Erkrankung, gelingt es uns vielleicht, die Prostatakrebszellen effektiver abzutöten, bevor sie resistent werden, und das ist die Begründung für diese neue Vorgehensweise."
Der Gedanke bei einer sofortigen Chemotherapie bei Prostatakrebs ist, solche Krebszellen abzutöten, die zu keiner Zeit auf eine Hormontherapie ansprechen werden - hormoninsensitive Prostatakrebszellen. Eine Hormonblockade kann nur Zellen außer Gefecht setzen, die hormonabhängig sind ; wenn es auch nur einigen wenigen Krebszellen gelingt, ohne diesen Treibstoff zu überleben, während andere Zellen absterben, bekommen sie Platz um ihre Anzahl zu erhöhen, zu mutieren, und noch resistenter gegen jede künftige Behandlung zu werden.
Dr. Hussains noch fortlaufende Studie, jetzt in der Phase II, hat bis jetzt 26 Patienten verfolgt. Patienten, die ihre Chemotherapie abschlossen, bevor sie mit der der Hormontherapie begannen, zeigten ein Zurückgehen ihres PSA-Spiegels um 57 %. "Alle mit Chemotherapie behandelten Patienten sprachen weiter auf die Hormontherapie an, und wir glauben, dass mit so einer Kombination ein immer wiederkehrender Prostatakrebs möglicherweise wirkungsvoller unter Kontrolle zu halten ist", sagt Dr. Hussain.'
[Übersetzung aus dem Amerikanischen durch den Editor]

Ekkehard schrieb am 26.6.2001:
Salut Willi, du schriebst am 3.3.01:
Ich habe
  1. eine Magnetresonanzaufnahme meiner Prostata erstellen lassen. Ergebnis: Kein Kapseldurchbruch zu erkennen.

  2. einen IDT-Check erstellen lassen. Ergebnis: Malignine Boten-RNA Typ 1 im peripheren Blut nachgewiesen. Hinweis: Im Falle eines bereits diagnostizierten PKs kann es sich um eine oder wenige PK-Zellen mit einer tumorassoziierten Transkriptionsaktivität handeln.

Wo hast du diesen Tumorzellen-Nachweis machen lassen? Hat das die Krankenversicherung bezahlt (privat, gesetzlich, Beihilfe)?
MRT: Institut für Magn.Reson.Diagnostik, Prof. Dr. Terwey, Bremen, 0421-4973555 (1365,28 DM) (genaue Aussage ist nicht zu erwarten).
Mage-Boten-RNA: L.M.O., Labor für Molekulare Onkologie, München, Frau Dr. Prang: 089-54308-525 (1483,24 DM).
Kasse: Priv.

Petra fragte am 12.5.2002:
Gibt es eine sichere Untersuchungsmethode, welche Knochenmetastasen von anderen degenerativen Knochenveränderungen zu unterscheiden vermag. Ich denke hier an Szintigramm bzw. MTR. Welches bietet die genauere Diagnosemöglichkeit? Vielleicht kann jemand aus eigener Erfahrung berichten.
Willi antwortete am selben Tag:
schau mal unter www.microtherapy.de nach. Das Grönemeyer Institut für Mikrotherapie Universitätsstr. 142 in 44799 Bochum, Telefon 0234/9780-0, soll recht kompetent sein.

Uwe schrieb am 25.7.2002 unter dem Betreff "Knochenmetastasen" den folgenden ausführlichen Bericht:
Der fortgeschrittene Prostatakrebs breitet sich u. a. auch in die Knochen des Skelettes aus und kann bei großen Knochenmetastasen im Knochenszintigramm erkannt werden, weil der Tumor typischerweise "osteoblastisch" aufgebaut ist, eine höhere Umbauaktivität hat und dichter ist als das übrige, gesunde Skelett. Fortgeschrittene Knochenmetastasen beinhalten das Risiko von Knochenbrüchen, weil die krankhaft auf- oder abgebauten Knochen nicht die stabile Bälkchenstruktur gesunder Knochen haben. Außer Knochenbrüchen - bis hin zum Einbruch von Wirbelkörpern mit nachfolgenden Lähmungserscheinungen - werden durch Knochenmetastasen auch Knochenschmerzen hervorgerufen.
Gegen Knochenmetastasen werden folgende Therapien angewendet: Hormonblockade (fördert den Knochenabbau!), Chemo-Therapie, Örtliche Strahlen-Therapie, Örtliche oder Ganzkörper- (Radionuklide wie Strontium usw.) Bestrahlung bei starken Schmerzen, orthopädische Operation zur Stabilisierung, Bisphosphonate und Schmerz-Therapien.
Bei Knochenmetastasen gelten schon seit Jahren auch die Bisphosphonate als Standardtherapie. Bisphosphonate legen sich wie eine Schutzschicht auf die Knochenoberfläche und hemmen die Aktivität der Knochenfresszellen (Osteoklasten) und indirekt auch die Knochenaufbauzellen (Osteoblasten). Dadurch wird die knochenzerstörende Wirkung der Krebszellen gebremst. Bisphosphonate können bei Metastasen in den Knochen die Schmerzen lindern und Knochenbrüche verhindern. Früh genug eingesetzt, kann die Bisphosphonat-Therapie belastende Bestrahlungen und orthopädische Eingriffe häufig von vornherein vermeiden helfen und die Anwendung von Schmerzmitteln reduzieren.
Die älteren Bisphosphonate wie Clodronat=Ostac/Bonefos, Pamidronat=Aredia hatten nur eine eingeschränkte Wirkungstiefe. Das hat sich geändert, Zoledronsäure= Zometa 4 mg von Novartis hat eine Zulassung der Europäischen Union zur Verhinderung von krebsbedingten Knochenkomplikationen. Im Rahmen einer klinischen Vergleichsstudie an Patienten mit Knochenmetastasen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs wurde eine deutliche Verminderung von krankhaften Veränderungen des Skeletts und von Knochenschmerzen festgestellt.
Zometa 4 mg wird in eine Vene (mindestens 15 Minuten) bei fortgeschrittenen Prostatakrebs alle 4 Wochen gegeben, um den Knochenschutz aufrecht zu halten. Die häufigste Nebenwirkungen sind bei einem Drittel der Anwender Gliederschmerz, Schüttelfrost, Fieber, Abgeschlagenheit; diese Reaktion wird auf eine Aktivierung des körpereigenen Abwehrsystems zurückgeführt und tritt zumeist nur nach den ersten 1 - 3 Gaben des Medikaments auf.
Da alle Bisphosphonate die Niere schädigen können, wenn sie in zu großer Menge zu schnell verabreicht werden, ist es wichtig die angegebenen Mindestinfusionszeiten und Dosierungsempfehlungen zu berücksichtigen. Vor jeder Behandlung sollten die Nierenwerte (Elektrolyte, Kreatinin, Harnstoff) im Blut kontrolliert werden.
Da ich selbst Zometa 4 mg nehme und nur bei den beiden ersten Einnahmen z. T. erhebliche Nebenwirkungen hatte, empfehle ich, die Infusion die ersten Male auf 30 Minuten auszudehnen; soviel Zeit sollte sein. Da mein PSA sehr hoch ist, aber in meinem Knochenszintigramm nichts Krankhaftes zu erkennen war, glaube und hoffe ich, dass Zometa meinen Mikro-Metastasen in meinem Skelett ordentlich geschadet hat.
Dazu schrieb Wolfgang am selben Tag:
herzlichen Dank für deine verständlichen Ausführungen, doch natürlich habe ich eine Frage dazu. Du schriebst:
"Im Rahmen einer klinischen Vergleichsstudie an Patienten mit Knochenmetastasen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs wurde eine deutliche Verminderung von krankhaften Veränderungen des Skeletts und von Knochenschmerzen festgestellt."
Hast du Zugang zu dieser klinischen Vergleichsstudie? Könntest du mir eine Kopie dieser klinischen Vergleichsstudie beschaffen? Es reitet nämlich die halbe Ärzteschaft darauf herum, dass Zometa nicht besser sei, sondern nur auf Grund der abgelaufenen Produkt-Bindung von Aredia auf den Markt gebracht wurde.
Übrigens, ich bekomme nächsten Mittwoch die 2. Zometa-Infusion, die erste verlief vollkommen ohne Nebenwirkungen (30 Min.).
Uwe antwortete ebenfalls am selben Tag:
die Firma Novartis hat einen Infoservice unter der Telefon-Nr. 01802/232300.
Bitte rufe da an, die werden Dir die klinischen Vergleichsstudien sicher schicken.
Aus einer Studie habe ich folgendes entnommen: "Das seit Mai 2001 in Deutschland erhältliche Bisphosphonat Zometa® 4 mg (Zoledronsäure) hat im Rahmen einer klinischen Vergleichsstudie an Patienten mit Knochenmetasen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zu einer deutlichen Reduktion von Skelettkomplikationen geführt:
208 Studienteilnehmer erhielten lediglich ihre normale Standardtherapie (z. B. Chemotherapie), 214 Männer zusätzlich eine Kurzinfusion (15 Minuten) von Zometa® 4 mg à 3 Wochen. Nach 15 Monaten wurden beide Patientengruppen miteinander verglichen. Während knapp ein Viertel (22 %) der "Kontrollpatienten" in diesem Zeitrahmen einen Knochenbruch erlitten hatte, war der Anteil unter den mit dem Bisphosphonat behandelten Männern deutlich geringer (13 %). Auch andere Komplikationen wie ein Anstieg der Kalziumwerte im Blut, die Notwendigkeit einer orthopädischen Operation oder Strahlenbehandlung sowie die gefürchtete Rückenmarksquetschung traten unter Bisphophonatbehandlung deutlich seltener auf als in der Kontrollgruppe. Bemerkenswert war auch der Einfluss auf den Knochenschmerz, welcher unter Zometa® 4 mg anfangs gleich blieb, und im Krankheitsverlauf deutlich langsamer zunahm als ohne Bisphosphonat."
Klaus fragte am 27.7.2002 zu Uwes ursprünglichem Bericht:
in diesem Zusammenhang die Frage: Gibt es Untersuchungen/Erkenntnisse, dass die von Prof. Klippel propagierte frühzeitige Anwendung von Zometa prophylaktisch die Knochen "versiegelt" und damit die Bildung von Metastasen verhindert oder zumindest verzögert?? Kann man darüber irgendwo etwas nachlesen? Gibt es noch andere Experten neben Prof. Klippel, die eine solche Anwendung von Zometa empfehlen?
Uwe antwortete am selben Tag:
Novartis macht in den USA eine Phase-3-Studie über die Versiegelung von Knochen, Ende nicht bekannt.
Ich glaube auch, dass eine Versiegelung Vorteile bringt, nur Prof. Klippel ist der einzige bisher, der das propagiert. Zur Prophylaxe ist Zometa bisher nicht zugelassen, deshalb muss man es selbst bezahlen. Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, dann rufe den Infoservice von Novartis an, Tel.: 01802/232300.

Wolfgang fragte am 4.8.2002:
Womit kann man zweifelsfrei Knochenmetastasen diagnostizieren, lokalisieren und sichtbar machen?
Allgemein für eine Übersicht wird dafür das Knochenszintigramm benutzt, doch das ist eine sehr ungenaue Messmethode, da die Schwärzung nur eine erhöhte Knochenaktivität anzeigt.
Weiterhin werden von etlichen Ärzten aus schlichten Röntgenaufnahmen manchmal die tollsten Analysen erstellt und aus den Knochenstrukturen und -ungleichheiten die Metastasenverteilung gelesen. Doch gerade hier bin ich mir besonders unsicher, denn die Schlierenstrukturen können auch andere Ursachen haben.
Bleiben noch CT und MRT, wobei CT auf Grund der Ungenauigkeit ausscheidet, während sich MRT wohl vorwiegend für die Diagnose von Weichteilmetastasen eignet.
Kennt jemand noch andere Methoden?
Johannes konnte keine direkte Antwort liefern, schrieb aber am selben Tag:
habe zwei Knochenmetastasen die im Abstand von vier Monaten über MRT (3-D-Rekonstruktion) sichtbar gemacht wurden, die letzte MTR nach Ende der DHB ergab einen deutlich sichtbaren Rückgang der Metastasen. Deshalb bin ich erstaunt zu hören, dass diese bildgebende Untersuchung nur für Weichteile von Vorteil ist?
Klaus schrieb ebenfalls am selben Tag:
kenne noch zwei andere Verfahren, die speziell auf Detektion von PK-Metastasen abgestimmt sind:
- PET Untersuchung mit C11-Azetat als Kontrastmittel; wird in Uni-Klinik Ulm angewandt; Einzelheiten kann man unter "http://www.prostatakrebs-bps.de/pet2.html" nachlesen.
- ProstScint-Test beruht auf radioaktiver Markierung von monoklonalen Antikörpern; Test gibt es z. Zt. nur in USA (seit 1997 von FDA zugelassen) und bei einem Institut in London; Einzelheiten findet kann man im Web leicht finden über Google-Suchmaschine.
Uwe schrieb, ebenfalls am 4.8.2002:
mit den Knochenmetastasen ist das so ein Ding, mit Hilfe des Skelettszintigramms können nur Makro-Metastasen in einem Bild entdeckt werden.
Das MRT kann in stark eingeschränkten Bereichen bessere Ergebnisse erzielen, muss aber nicht.
Wenn man Mini- oder Mikro-Metastasen hat, kann man nur durch den hohen PSA vermuten oder durch die Knochen Alkalische Phosphatase (Knochen-AP), mit der man einen erhöhten Knochenumbau feststellen kann. Die Knochen-AP wird in µg/l gemessen und die Werte sollten >20 µg/l sein.
Bei einem PSA von 90 ng/ml wurde bei mir im Skelettszintigramm nichts gefunden, mein Knochen-AP war immer so um 10 µg/l, und weil er ja irgendwo sein muss, habe ich Zometa genommen und hoffe, ihm in den Knochen eins ausgewischt zu haben!
Und WolfgangII antwortete schließlich:
in München gibt es die "Diagnoseklinik München.de", bei der man PET (Positronen-Emissions-Tomographie) machen kann. PET ist ein schonendes Diagnostik-Verfahren, das bei der Tumorsuche und Tumornachsorge höchste Sicherheit bieten und eine Genauigkeit von über 90 % haben soll. Auch klicken unter: www.roentgenpraxis.de, e-mail Adresse zum Anfordern von Unterlagen (Broschüren, auch nach auch einem Video fragen): info@roentgenpraxis.de. Nach eigener Aussage befasst sich die Praxis mit Hightech-Diagnostik. Es werden z. B. virtuelle Koloskopie [Dickdarmspiegelung], Gastroskopie [Magenspiegelung], Bronchoskopie [Lungenspiegelung] und Endoskopie [allgemein Untersuchung von Körperhöhlen und Hohlorganen] durchgeführt. Es müssen keine Schläuche und andere Instrumente mehr in den Körper eingebracht werden. Das nenne ich Fortschritt. Über diese Klinik haben einige Illustrierte bundesweit berichtet, die Artikel findet Ihr innerhalb der Homepage von "www.roentgepraxis.de".
[Wolfgang, der am 4.8.2002 die Fragen gestellt hatte, starb am 15.11.2002. Wir bekamen dazu am 16.11. die folgende Mitteilung:
"Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Ihr Teilnehmer am Forum und unser Freund Wolfgang Wendekamm gestern morgen verstorben ist. Das Forum war für ihn immer ein Quell der Hoffnung.
Annette Debrassine"
- Ed]

Tom schrieb am 20.9.2002 verzweifelt:
Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Mein Vater war heute nochmals beim Röntgen, dabei wurde ein Riss im Beckenknochen festgestellt. Die Metastasen haben ihr Arbeit getan. Mein Vater klagte schon seit zwei Monaten über starke Schmerzen an einer bestimmten Stelle, jedoch wurde dem keine Beachtung geschenkt. Nun haben wir die lapidare Antwort von einem zweiten Arzt (Professor) erhalten, wenn dies rechtzeitig bemerkt worden wäre, hätte es eine Möglichkeit mit Bestrahlung gegeben. Nun gibt es anscheinend keine Möglichkeit mehr und die starken Schmerzen werden bleiben.
Daraufhin schrieb Uwe am 21.9.2002:
bitte sei stark für Deinen Vater, Du liebst Deinen Vater und leidest mit ihm. Gib ihm bitte all Deine Liebe und Deine Kraft, es ist ein Segen für Dich, Deinen Vater zu lieben und ihm ein wenig von dem, was er Dir gegeben hat, zurückzugeben.
Nun zu Riss im Beckenknochen. Herr Prof. Grönemeyer von der Universität Bochum ist Radiologe und macht eine sog. Microtherapie http://www.microtherapy.de. Er zementiert Risse in den Knochen und tötet mit Alkohol Nerven, die durch Metastasen Schmerzen verursachen. Tel.: 0234/9789-101.
Ich wünsche Dir viel Glück, dass Prof. Grönemeyer Deinem Vater helfen kann!

Wil schrieb am 21. November 2002:
Unser Kampf gegen Knochenmetastasen - BISPHOSPHONAT (Fosamax, Aredia, Zometa)
Wir wissen schon, dass eine Behandlung mit einem Bisphosphonat nicht nur Knochenresorption durch Knochenmetastasen hemmt, sondern dass auch die Knochenmetastasen selbst gehemmt werden.
Ein Bisphosphonat treibt Calcium aus dem Blut in die Knochen, und dadurch kann der Calcium-Blutspiegel zu niedrig werden (Hypocalcämie), das u. a. zu Muskelkrampf führen kann. Falls der Calcium-Blutspiegel unterhalb 8 mg/l kommt, kann sich ein "sekundärer Hyperparathyroidism" entwickeln, und dieses kann u. a. zu Knochenschmerzen führen. Deswegen empfiehlt Dr. Charles Myers entweder das Hormon Parathyroid und Calcium im Blut zu überwachen oder Calcitriol-Kapseln (Rocaltrol) und Calcium-Tabletten zu nehmen, um den Calcium-Blutspiegel im normalen Bereich zu halten.
CALCITRIOL (ROCALTROL)
Es ist auch bekannt, dass eine Behandlung mit einem Bisphosphonat nicht effektiv ist, wenn der Patient ein zu niedriges Serumcalcitriol hat. Calcitriol ist die aktive Form des Vitamins D (1, 25-dihydroxyvitamin D3 oder 1, 25-dihydroxycholecalciferol). Es treibt Calcium in das Blut, Calcium aus der Nahrung, und wenn das nicht reichen würde, "holt sich" das Calcitriol sogar Calcium aus den Knochen, und das soll natürlich nicht sein. Deswegen wird Calcitriol besser nicht genommen, wenn nicht auch ein Bisphosphonat genommen wird. Zum Beispiel kann man Fosamax, Calcitriol (Rocaltrol) und Calcium als eine Troika betrachten.
Calcitriol hat außerdem eine eigene Antikrebswirkung. Es gibt sogar eine Therapie mit hoher Dosis Calcitriol gegen hormonrefraktären Prostatakrebs. Referenz:
Beer TM, Hough KM, Garzotto M, Lowe BA, Henner WD: Weekly high-dose calcitriol and docetaxel in advanced prostate cancer, Semin Oncol 2001 Aug;28 (4 Suppl 15):49-55
Wie das funktionieren soll? Eine der Wirkungen wurde untersucht von:
Tovar Sepulveda VA, Falzon M: Regulation of PTH-related protein gene expression by vitamin D in PC-3 prostate cancer cells. Mol Cell Endocrinol 2002 Apr 25;190(1-2):115-24
Hier wird ein unerwünschtes Protein (PTHrP) erwähnt, das uns als Krebspatienten interessieren sollte:
THIOGUANIN (unterdrückt PTHrP)
Krebszellen, auch Prostatakrebszellen, produzieren ein unerwünschtes Protein. Das Ding heißt:
Parathyroid hormone-related peptide. abgekürzt PTHrP. Übrigens, das Wort "Parathyroid" wurde oben schon gebraucht in Verbindung mit Hypocalcämie.
Gallwitz und Kollegen haben neuerdings entdeckt, dass PTHrP eine Rolle spielt in einem Teufelskreis bei Knochenmetastasen. PTHrP stimuliert Knochenabbau. Die Abbauprodukte (Osteoklasten) kommunizieren mit den Krebszellen, wodurch diese in ihrem Wachstum gefördert werden. Dadurch entsteht wieder mehr Knochenabbau, und damit ist der Teufelskreis geschlossen.
Laborexperimente haben jetzt gezeigt dass eine Blockierung des PTHrP das Krebswachstum in den Knochen blockiert. Referenzen:
Gallwitz WE, Guise TA, Mundy GR: Guanosine nucleotides inhibit different syndromes of PTHrP excess caused by human cancers in vivo. J Clin Invest 2002 Nov;110(10):1559-72
und
http://www.reutershealth.com/archive/2002/11/19/eline/links/20021119elin013.html
New compounds may block cancer spread to bone
und z.B.
Asadi F, Faraj M, Malakouti S, Kukreja SC: Effect of parathyroid hormone related protein, and dihydrotestosterone on proliferation and ornithine decarboxylase mRNA in human prostate cancer cell lines, Int Urol Nephrol 2001;33(3):417-22
MEDIKAMENT. Gallwitz et al. entdeckten, dass ein altbekanntes Antikrebsmedikament "6-Thioguanin", das unerwünschte PTHrP unterdrückt (wird als Tablette genommen). Ein klinischer Versuch sei beabsichtigt. Das gleiche Medikament hat außerdem auch eine Antiangiogenese-Wirkung.
Referenz:
Presta M, Belleri M, Vacca A, Ribatti D: Anti-angiogenic activity of the purine analog 6-thioguanine. Leukemia 2002 Aug;16(8):1490-9
DOXYCYCLIN
Dieses Medikament wurde mir von Dr. Strum empfohlen, 20 mg zweimal pro Tag. In Wasser lösen und trinken. Doxycyclin ist ein Antibiotikum. Jedoch bei der sehr niedrige Dosis von 2 x 20 mg/Tag hat es kaum eine antibiotische Wirkung. Angeblich schreiben Zahnärzte es manchmal in der gleiche Dosierung vor (Handelsnamen Periostat 20 mg, zweimal täglich).
Doxycyclin hat drei interessante Wirkungen:
1) Antiangiogenese
2) Hemmung von Knochenabbau,
3) Hemmung von "Matrix-Metalloproteinasen" (MMP), die eine wichtige Rolle bei Metastase von Prostatakrebs spielen.
Dr. Myers schrieb mal folgendes: "All diese Ergebnisse [mit Doxycyclin] waren bei Tieren mit menschlichen Prostatakrebs. Die erforderliche Dosis ist viel geringer als bei der Anwendung als Antibiotikum. Der Haupt-Nebeneffekt bei der geringen Dosis dürfte Lichtempfindlichkeit sein, worüber ich mir noch am meisten Sorgen machen würde. Doxycyclin wird in die Knochen eingebaut. Auf die Dauer werden die Knochen mit Doxycyclin gesättigt, wodurch angeblich die Knochen weniger attraktiv für Krebszellen werden."
Sollte ich eine klinische Studie abwarten? Eine, die wahrscheinlich nie stattfinden wird? Oder soll ich mit Doxycyclin anfangen, weil Dr. Strum grünes Licht gegeben hat? Ich habe mich für das letztere entschieden. Es gibt mittlerweile schon einige PK-Patienten, die Doxycyclin aus Vorsorge nehmen. In unserer Apotheke bekam ich nur 100-mg-Tabletten. Diese lassen sich aber leicht in 4 Teile brechen. Ich nehme also 25 mg zweimal täglich.
NACHSCHRIFT
Wie oben erwähnt, wird 6-THIOGUANIN vielleicht klinisch untersucht werden. Davon haben wir (heutigen Patienten) natürlich nichts. Also warte ich ab, bis vielleicht einer der Onkologen (z. B. Strum, Myers, Leibowitz) grünes Licht gibt. Auf jeden Fall soll man nicht mit derartigen Experimenten anfangen, wenn nicht ein oder mehrere Onkologen dahinter stehen.

Ernst fragte am 27.9.2002:
wer hat Erfahrungen mit Punktierung/en von Knochenmetastasen?
Ich stehe vor der Entscheidung, zu der mich mein Urologe drängt, weil bei mir (lt. aktuellem MRT) im BWK 12 ein zunehmend osteoblastischer Herd bereits 75 % des Wirbelkörpers ausgefüllt und auch die angrenzenden Weichteile erfasst hat - und das unter DHB (seit 14 Monaten) und aktuellem (seit vier Monaten wieder steigendem) PSA von jetzt 0,33 ng/ml und einer VZ von vier Wochen. Mein Urologe ist irritiert, hat sich mit Radiologen beraten und will durch eine CT-gesteuerte Punktierung herausfinden, ob ich neben dem PC ggf. noch einen anderen Krebs habe...
Danach soll eine Bestrahlung stattfinden, um ein Übergreifen des Tumors auf den Nervenkanal zu verhindern. Chemo hält er jetzt (noch) nicht für angebracht.
Mein Onkologe (Dr. Scholz/USA) kennt den Befund ebenfalls und rät von der Punktierung und Bestrahlung ab, empfiehlt statt dessen eine sofortige Chemo mit Taxotere, Emcyt und Carboplatin.
Zur kompletten Info: Ich habe in einem zweiten Intervall in diesem Monat wieder mit Zometa begonnen, Casodex vor einem Monat - auf Anraten beider Ärzte - abgesetzt.
Bin für Anregungen, Ratschläge bzw. Entscheidungshilfen jeder Art dankbar.
(bPSA 1999: 32 ng/ml, GS 7, T3b, NO, MO, PV 18)
Thomas antwortete am 30.9.2002:
bei meinem Vater bestand ein ähnliches Problem, nur dass der behandelnde Urologe darauf bestand, dass es sich um eine Metastasierung des Prostata-Adenokarzinoms handelt. Wir brauchten lange, um einen anderen Urologen (70 km entferntes Uniklinikum) zu finden, der bereit war, sich den Fall noch einmal anzusehen. Er kam zu dem Schluss, dass eine Biopsie auf jeden Fall angezeigt gewesen wäre, zumal eine Metastase anatomisch sehr gut zugänglich war. Das traurige war, dass mein Vater schon so geschwächt war, dass eine Biopsie nicht mehr in Frage kam, da er die folgende Chemo nicht mehr durchgestanden hätte.
Ich würde eine Biopsie machen (weil z. B. ein Sarkom anders behandelt wird als ein hormonunabhängiges Adeno-PCa), es sei denn, der Onkologe hat plausible Gegenargumente.

Manfred fragte am 16.5.2003:
mein Hochzeitstage begann recht positiv. Mein neuer Onkologe teilte mir an diesem Tage mit, dass alle meine Blutwerte wie CEA,CRP, TPA, AP, PSP, PTH u.a.m. im grünen Bereich liegen und sogar mein PSA-Wert von 2,6 auf 1,7 ng/ml gesunken war. Wie gesagt, es war ein schöner Tag bis auf den Grauschleier auf den Wirbelkörpern und dem kleinen schwarzen Punkt auf einem Brustwirbel im Knochenszintigramm. Die CT-Untersuchung bestätigte meine böse Vorahnung. Wie vor zwei Jahren, als man mir recht unsanft mitteilte, dass ich PK habe, fiel ich auch diesmal wieder in ein tiefes, schwarzes Loch. Bei diesen Werten hatte ich nicht mit Knochenmetastasen gerechnet. Mich überkommt ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Der Kampf ist zu ungleich. Was kann ich dem PK noch entgegensetzen?
-Bisphosphonate
-DHB
-Chemo
-Bestrahlung
Oder alles zusammen, bis sich Knochen, Magen, Leber und andere Organe verabschieden? Welcher Arzt kennt sich mit einer "erfolgversprechenden" Therapie aus? In den zurückliegenden Jahren habe ich fünfmal meinen Arzt gewechselt. Man hat mich mit meinen geringen PSA-Werten nicht recht ernst genommen und bot mir lediglich auf Verdacht die Bestrahlung der Prostataloge ( zum Glück habe ich dem Druck widerstanden) oder die Monospritze an. Eigentlich hatte ich gerade einen Onkologen gefunden, der bereit war, mit mir die DHB durchzuführen. Bei der einleitenden Bestandsaufnahme stellte sich der obige Befund heraus. Er hat nun von der DHB wieder Abstand genommen. Mittels MRT soll festgestellt werden, wie viele Wirbel befallen sind. Bei einer geringen Anzahl sollen diese bestrahlt werden. Zudem soll ich alle vier Wochen Zometainfusionen erhalten.
Meine Frage:
Sollte ich darauf drängen, zusätzlich mit der DHB zu beginnen und/oder Chemopräparate einnehmen. Und wenn ja, welche Präparate?
Abschließend meine Daten:
Jahrgang 1947
2000/11   Ausgangs-PSA 26
2001/01   Totaloperation, T2/G2/N0/M0/GS 2+3
2001/04   Ausgangs-PSA 0,6 d.h. Wert ging nach OP nicht unter die Nachweisbarkeitsgrenze.
2002/09   In diesem Zeitraum schwankten die PSA-Werte zwischen 0,6 und 0,8.
          Verschiedene bildgebende Verfahren ergaben keinen Befund. Keine Behandlung
          außer Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Selen, Vitamin. B, C, E u.a.) und Kurkuma.
2002/11   PSA 1,1
2003/01   PSA 1,3
2003/02   PSA 1,5, Beginn mit Mistel, Celebrex und Fosamax.
          Letztere Präparate wegen Magenprobleme nach 2 Wochen wieder abgesetzt.
          Grundlegende Ernährungsumstellung.
2003/03   PSA 2,6. Neuer Arzt. Vorbereitung für DHB.
Ich wäre Euch für hilfreiche Ratschläge sehr dankbar, da ich mich momentan mit der neuen Situation überfordert fühle.
Wil antwortete am 17.5.2003:
Der PSA Wert 2,6 passte nicht in die Reihe vorheriger Werte und war lediglich ein Ausreißer. Der letzte Wert 1,7 liegt wieder genau auf der Steigungslinie mit einer PSA-Verdopplungszeit von 4,5 Monaten. Diese PSAVZ ist kompatibel mit einer GS von 5 oder 6.
Bei deinen Daten würde man noch keine Knochenmetastasen erwarten. Es ist nicht auszuschließen, dass sowohl das Knochenscintigramm (KS) als auch das CT ein "falsches Positiv" gegeben haben. Ich wage es zu bezweifeln, dass es bereits Knochenmetastasen gibt.
Ich würde in einigen Monaten noch mal ein KS machen lassen, sowie auch ein Röntgenbild und vielleicht auch ein MRI.
Wenn du Fosamax nicht verträgst, versuche dann Clodronat (Ostac, Bonefos). Frage auch nach Doxycyclin 20 mg zweimal täglich (in Wasser lösen und trinken). Es macht die Knochen unfruchtbar für Krebszellen.
Jetzt mit einer Hormonblockade (HB3) anzufangen ist eine gute Idee.
Keep smiling.
Manfred bedankte sich am selben Tag für Wils Ratschläge und schrieb:
vielen Dank für Deinen Beitrag. Dass man bei so einem geringen PSA-Wert bereits Knochenmetastasen haben kann, ist offensichtlich nicht ungewöhnlich. Mir sind zwei sehr ähnlich gelagerte Fälle von Betroffenen aus der SHG in Bremerhaven bekannt. Der Radiologe hat mir die stark vergrößerte Schnittdarstellung vom 12. Brustwirbelkörper gezeigt. Der Innenbereich wies große geschwärzte Areale auf. Wären diese Areale Entzündungsherde, so müsste ich starke Brustschmerzen haben. Dies ist jedoch nicht der Fall. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass gleich zwei bildgebende Verfahren falsche Daten liefern.
Ich denke eher, dass mein GS-Wert in Wirklichkeit höher liegt. Ich habe bisher keinen zwingenden Grund dafür gesehen, eine Zweitmeinung bei Prof. Helpap einzuholen.
Zwei Fragen würde ich gerne von Dir beantwortet haben:
1. Worin liegt der Unterschied zwischen einer MRT (Magnetresonanztomographie) und einer MRI (Magnetresonanzbildgebung)? Werden nicht bei beiden Verfahren Bilder aufgezeigt? Vielleicht (ich hoffe es sehr) wird dieses Verfahren Deine Vermutung bestätigen, dass KS und CT "falsch positiv" waren bzw. sind.
2. Weshalb empfiehlst Du mir nicht wie mein Arzt Zometa, sondern Ostac oder Bonefos? Glaubst Du, dass Zometa in Verbindung mit der HB3 die Leber zu sehr belastet?

Jürg (aus der Schweiz) schrieb am 20.8.2003:
der heutigen Ausgabe der "Neuen Zürcher Zeitung" ist der folgende Artikel entnommen, der zwar Studien über Brustkrebs betrifft, aber auch für andere Krebsarten von Interesse ist. Falls die Ergebnisse der Studie richtig sein sollten, dann wäre dies ein (weiterer) Grund dafür, vor einem Entscheid auf Op vorsichtig zu sein und im Zweifel eher auf eine systemische Bekämpfung des PK zu setzen.
"Umdenken bei der Metastasenbildung
Anscheinend frühere Entstehung als bis anhin vermutet
slz. Die gängige Theorie über die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) bei Krebs besagt, dass sich zuerst ein Tumor bildet, dieser wächst und sich aus der Geschwulst dann entartete Zellen lösen, auswandern und an einer anderen Stelle im Körper eine Metastase bilden. Die Daten einer neuen Studie von deutschen Forschern stellen dieses Schema jedoch in Frage.
Damit aus einer gesunden Zelle eine Krebszelle wird, müssen verschiedene genetische Ereignisse eintreten. Denn nur wenn sich mehrere Fehler (Mutationen) im Erbgut ansammeln, entartet eine Zelle zur Krebszelle. Und nur wenn es dem Körper während dieser Zeit nicht gelingt, die Krebszelle als solche zu erkennen und zu eliminieren, kann sich ein Tumor, eine Ansammlung von Zellen mit den gleichen genetischen Defekten, bilden. Laut dem Standardmodell der Metastasenbildung muss eine Tumorzelle dann nochmals weitere Mutationen durchmachen, damit sie eine Metastase bilden kann. Deshalb haben, so die aus diesem Modell abgeleitete Vorhersage, Metastasenzellen dieselben genetischen Defekte wie die Tumorzellen, aber zusätzlich auch weitere, «eigene» genetische Defekte.
Doch bei der Untersuchung von verschiedenen Tumorzellen von Brustkrebspatientinnen fanden Christoph Klein vom Institut für Immunologie der Universität München und seine Kollegen nicht das erwartete Muster an Mutationen. Krebszellen, die aus dem Primärtumor im Brustgewebe ins Knochenmark ausgewandert waren und Metastasenvorläufer darstellten, hatten deutlich weniger und andere genetische Fehler als die Krebszellen des Brusttumors. Daraus schließen die Forscher, dass die Metastasenvorläuferzellen sich bereits in einem frühen Stadium der Tumorentwicklung aus der Geschwulst im Brustgewebe gelöst hatten und an andere Orte ausgewandert waren. Erst im Anschluss daran sammelten sie dort weitere genetische Defekte an und bildeten schließlich eine Metastase. Diese neue Hypothese wird von weiteren Analysen bestätigt. Die aus den Metastasenvorläufern gebildeten Metastasenzellen wiesen nämlich deutlich mehr Defekte auf als die Vorläuferzellen.
Die neuen Daten zur Entstehung von Metastasen könnten auch erklären, so schreiben die Forscher, warum bei manchen Patienten erst viele Jahre nach der operativen Entfernung eines Tumors Tochtergeschwülste entdeckt werden. Die ausgewanderten Krebszellen benötigen nämlich diese Zeit, um an ihrem neuen Aufenthaltsort die für die Bildung eines Tochtertumors nötigen genetischen Defekte anzuhäufen. Mit dem bis dato gängigen Modell zur Metastasenbildung war nicht befriedigend erklärbar, warum es solche sogenannten schlafenden Metastasen überhaupt gibt. Denn es ist biologisch nicht verständlich, warum Krebszellen, die schon viele genetische Defekte angehäuft haben, bevor sie aus dem Tumor auswandern, über längere Zeit «schlafen», bis sie eine Metastase bilden.
Die Daten liefern jedoch nicht nur interessante biologische Erkenntnisse, auch die Diagnose und die Therapie von Tumorerkrankungen könnten von ihnen profitieren. So sollte bei der Therapie von Metastasen und ihren Vorläuferzellen in Betracht gezogen werden, dass diese Zellen andere genetische Defekte aufweisen als jene des Primärtumors. Dementsprechend müssen unter Umständen unterschiedliche Substanzen zur Bekämpfung von Primärgeschwulst und Tochtergeschwülsten eingesetzt werden. Laut Klein könnten die Ergebnisse auch die Diagnose von Brustkrebserkrankungen und möglicherweise auch jene von anderen Tumorarten verbessern. Gerade Brustkrebs bildet sehr oft Metastasen. Deshalb wird, vor allem in den Monaten und Jahren nach der Operation, intensiv nach Metastasen gefahndet. Klein und seine Mitarbeiter wollen für diese Suche nun ein neues Verfahren anbieten. Die in der Veröffentlichung präsentierte Methode zur Bestimmung der genetischen Defekte eigne sich nämlich auch als Testverfahren, erklärt Klein. Mit dem Verfahren könne man durch die Analyse einzelner Krebszellen aus dem Knochenmark - oder möglicherweise in Zukunft auch aus dem Blut - feststellen, ob eine Metastase vorliege oder nicht. Dafür müsse es allerdings noch standardisiert und an die im Klinikalltag erforderlichen Labormaßstäbe angepasst werden.
Quelle: PNAS 100, 7737-7742 (2003)."

Anja fragte am 8.6.2004:
Als Tochter meines PK-erkrankten Vaters habe ich mich auf die Suche hier gemacht im letzten Sommer. Habe viel Unterstützung gefunden - DANKE - nochmal an Rudolf und Peter Braun! Es hat meinem Vater sehr viel geholfen!
Allerdings geht es ihm momentan sehr schlecht. Nach 12 Chemos mit Taxotere sind die Lebermetastasen verschwunden, viele der Knochenmetastasen sind nicht mehr da. Nun hat er seit einer Woche aus unerklärlichen Gründen starke Schmerzen im Bauchraum. Keiner seiner Ärzte kann eine Ursache feststellen. Es wurde auf Galle getippt, ist aber nicht so. Sein Stuhlgang ist normal, allerdings ist er appetitlos. Sein Uro hat ihm jetzt Morphium verschrieben gegen die Schmerzen. Ist das das letzte Stadium? Obwohl der Krebs sich in den Knochen und der Leber zurückgebildet hat, ist er woanders weitergewachsen? Hat irgend jemand einen Rat?
Würde mich sehr darüber freuen!!!
Der angesprochene Dr. Peter Braun meldete sich am darauffolgenden Tag:
schön etwas von dir (euch) zu hören und dass es deinem Herrn Vater soweit gut geht. Es ist unwahrscheinlich, dass in der Leber und den Knochen Metastasen verschwinden und gleichzeitig im Bauchraum neue entstehen, zumal sie auch nicht diagnostiziert werden können, d. h. sie müssten doch noch sehr klein sein, und dann wären die Schmerzen nicht da, und wenn sie so groß sind, dass sie Schmerzen auslösen, dann würde man sie sehen, z. B im Ultraschall.
Die Schmerzen könnten Ausdruck der NW des Taxotere sein, das eine Enterokollitis und Abdominalschmerzen etc. auslösen kann. Mit Beendigung der Therapie werden die Schmerzen sicher verschwinden, aber ich weiß, das ist leicht gesagt und schwer auszuhalten.
Bezüglich der Schmerzbehandlung würde ich den Arzt ansprechen, dass er mit den vorhandenen Analgetika etwas "spielt", ich meine damit das gesamte Spektrum ausprobiert. Ob Morphin gleich genommen werden muss oder soll, möchte ich nicht beurteilen, aber es gibt noch sehr viele gut wirksame andere Analgetika.
Der Therapiezyklus geht mit 12 Applikationen vermutlich so langsam dem Ende entgegen, so dass Besserung zu erwarten ist. Denke an den Anfang, es gab ja viele Probleme, die sich offensichtlich alle im Laufe der Zeit gelöst haben. Der fehlende Appetit hängt ganz sicher mit der gesamten Situation zusammen.

Gerhard aus USA verwies am 24.6.2004 auf die folgende Seite der Rheinischen Post online über neuere Erkenntnisse beim Entstehen von Metastasen:
http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/wissenschaft/medizin/52035
Rudolf verwies zwei Tage später auf den Link zum Volltext der Studie:
http://download.cell.com/pdfs/0092-8674/PIIS0092867404005768.pdf
Marco gab am 26.6.2004 folgendes zu bedenken:
klingt gut, ist aber sicher unvollständig. Zur Metastasenbildung braucht es vier verschiedene Schritte der Entartung:
1. Die Zellen verlieren die Wachstumshemmung, die sie als normale Zellen haben, wenn sie mit Nachbarzellen in Kontakt sind.
2. Es entwickelt sich (durch permanent mit hoher Rate weitergehende Mutation) die Fähigkeit, sich aus dem Verband zu lösen.
3. Es entwickelt sich die Fähigkeit, ins Lymph- oder Blutsystem einzudringen.
4. Die ausgewanderten Zellen schwimmen nicht nur in Lymphe oder Blut (mit begrenzter Lebensdauer) sondern können anderswo andocken und eine neue Kolonie bilden.
5. Die neue Kolonie bildet die Fähigkeit aus, neue Blutversorgung zu bilden.
Jeder dieses Schritte ist im Prinzip gezielt angreifbar, in der Realität ist dies oft mit Schwierigkeiten verbunden.
Die hier oft diskutierte Anti-Angiogenese greift beim letzten Schritt an, wirkt also auch noch bei schon fortgeschrittener Situation.
Die hier auch oft diskutierte Verwendung der Bisphosphonate (Zometa u. a.) verhindert die Ansiedlung in Knochen, blockiert also teilweise den Mechanismus von Punkt 4.
Zum Verhindern des Andockens an anderer Stelle wären weitere Medikamente notwendig, ich kenne keine.
Es könnte also sein, dass dieses Twist-Gen eine wichtige Entdeckung ist, um den Mechanismus weiter zu klären, aber uns nicht weiter hilft, weil die Diagnosen oft in Stadien kommen wo vielleicht noch Punkt 5: Blutgefäßneubildung verhindert werden kann. Zu Punkt 4. und 3. weiß man viel zu wenig, es gibt Kontroversen unter den Fachleuten, wie früh dieses passiert, einige behaupten: sehr früh, eventuell schon vor Punkt 2: Lösen aus dem Zellverband.
Ich vermute und hoffe, dass meine ungebremste Fresssucht in Hinsicht auf rote Trauben jeden Herbst (Resveratrol) bei mir trotz miserabler Ausgangssituation (PSA 115, RP, Radiatio, ADT2, dann ADT3) eine sehr erfreuliche Gesamtsituation erzeugt hat: PSA unmessbar seit 20 Monaten (demnächst erste Pause), keine Metastasen nachweisbar.
Der rote Wein in den Zeiten ohne Trauben war vielleicht unterstützend, wer weiß es.
Viel Erfolg bei der Lösung dieser Probleme, jeder Schritt ist wichtig.

Maggie fragte am 18.10.2004:
Bei PK mit Knochenmetastasen werden doch sicher auch Metastasen in anderen Organen sein, oder nicht?
Ich frage mich, welches der größte Gefahrenherd bei einer so weit fortgeschrittenen Krankheit ist: der Krebs selber, die Knochenmetastasen oder Metastasen in anderen Organen? Wo liegen die Behandlungsschwerpunkte, auf was muss am meisten geachtet werden?
Ich blicke bald nicht mehr durch, wer bringt etwas Licht ins dunkle?
Urologe fs antwortete am selben Tag:
die PK-Zellen gehen erst in die Lymphknoten, dann in die Knochen.
Metastasen an anderen Orten sind zwar nicht unmöglich, aber doch sehr selten, deshalb richtet sich unser Augenmerk (zu Recht) fast nur auf diese Organe.
Anderer Befall macht sich dann meist durch entsprechende Beschwerden bemerkbar und wird dann entsprechend behandelt.
Eine über die normale Therapie hinausgehende Prophylaxe dafür gibt es nicht.

Rudolf fragte am 27.12.2004:
habe Knochenmetastasen welche mit Zometa behandelt werden. Nun soll eine Metastase auf der Lendenwirbelsäule zusätzlich bestrahlt werden. Wie lange hält so eine Bestrahlung die Metastase in Schach? Wäre es vielleicht möglich, dass sie ganz verschwindet?
Peter S. antwortete am selben Tag:
ich habe selbst auch Knochenmetastasen seit acht Jahren, die aber ruhen. Mir ist das erstemal im Oberschenkel nach vier Jahren, das zweitemal nach fünf Jahren eine M. gewachsen, die jeweils mit 16 Bestrahlungen (40 Gy) erfolgreich bekämpft wurden. Mein PSA ist wieder unter 0,04. Seitdem bekomme ich auch Zometa.
Rudolf fragte zurück:
das ist eine sehr erfreuliche Nachricht! Ich nehme an, Deine Knochenmetastasen ruhen durch eine Hormonbehandlung, oder? Kann eigentlich eine Metastase mit einem zweiten Bestrahlungszyklus bestrahlt werden?
Peter antwortete:
Seit vier Jahren die Trenantonespritze, vorher auch noch die Fugerel-Tablette [= Flutamid - Ed]. Nach meiner Information kann maximal 65 Gray an gleicher Stelle bestrahlt werden.
Darauf wieder Rudolf:
Mich würde interessieren, ob das mit den 65 Gy auch dann gilt, wenn man einmal mit 38 Gy und zwei Jahre später mit 45 Gy bestrahlt wird.
Dazu Urologe fs, immer noch am selben Tag:
prinzipiell gilt die kumulative Gesamtdosis, wobei es einen gewissen Ermessensspielraum gibt, wenn die ST schon lange her ist. Im Grunde kann aber jede einzelne Knochenmetastase erneut bestrahlt werden, wenn sich die Felder nicht überlappen.

Bernt schrieb am 14.6.2005:
Bei Knochenmetastasen handelt es eigentlich um Knochenmarksmetastasen mit reaktivem Knochenumbau. Da das Knochenmark in der Knochenmitte liegt, liegen auch Knochenmetastasen in der Regel in der Knochenmitte, wo sich das Knochenmark befindet.
Die normale Knochenszintigraphie kann in der Regel nicht unterscheiden, ob die Mehranreicherung in der Knochenmitte liegt oder am Knochenrand. Hier kann die sog. Knochenszintigraphie in SPECT-Technik weiterhelfen, um von Knochenmetastasen und degenerativen Knochenumbauprozessen (die sich meistens in Gelenknähe oder Muskelansätzen befinden) zu unterscheiden.

PHW fragte am 27.10.2005:
Nach Radikal-PS-Operation vor drei Jahren mit anschließender Bestrahlung haben sich die PSA-Werte bei mir wieder drastisch erhöht (200), trotz Antiandrogen-Medikation (teils mit Dreifach-Blockade).
Jetzt haben sich bei einer PET/CT-Untersuchung große Lebermetastasen gezeigt. An den Knochen bzw. Lymphen ist nichts erkennbar. Wäre dankbar für evtl. Ratschläge.
Urologe fs antwortete am selben Tag:
Lebermetastasen sind extrem selten. Möglicherweise liegt zusätzlich ein anderer Tumor (meist Dickdarm) vor. Das sollte wegen Therapiekonsequenzen durch Biopsie geklärt werden.
Ralf war hierüber etwas verwundert, als er, ebenfalls am selben Tag, schrieb:
ich habe von einigen Männern gehört – einige habe ich selbst gekannt oder kenne sie noch – die Lebermetastasen hatten/haben. Auch Dr. Leibowitz muss aus seiner Praxis solche Fälle kennen, denn er sagte in einem Vortrag (KISP-Texte, Nr. 37):
"Wir haben bei Patienten mit Lebermetastasen großartige Ergebnisse mit Taxotere/Carboplatin. Mein schönstes Erlebnis war ein Mann, der zu mir kam, Mitoxantron und Prednizon hatten nicht gewirkt, er sah aus wie tot und wieder aufgewärmt, die Leber voller Krebs, und wir behandelten ihn, und er schickte mir eine Karte, dass seine Frau sich dafür bedanken möchte, dass ich ihr die Beerdigungskosten gespart hatte."
Das Problem hierzulande ist, dass Carboplatin für die Behandlung von PK nicht zugelassen ist.
Zu einem anderen Medikament auf der Grundlage von Platin, Satraplatin, läuft derzeit eine Phase-III-Studie zur Anwendung bei hormonrefraktärem Prostatakrebs, allerdings in Kombination mit dem oben erwähnten Prednizon.
(http://www.boersenag.de/index.php?id=35&NEWS_ID=786820).
Studienergebnisse liegen, so weit ich weiß, noch nicht vor.
Und Hermann fragte:
Meinen Sie nicht statt einer Biopsie eine Koloskopie (zur Abklärung Dickdarm-Ca)?
Urologe fs antwortete, an beide gerichtet:
es ist nicht so, dass es Lebermetastasen bei PK GAR NICHT gibt. Aber wenn Du in BRD einen Vogel auf dem Fensterbrett siehst, ist es meist ein Spatz und kein Kolibri.
Daher sollte zumindestens ein Darmtumor ausgeschlossen werden (der würde anders behandelt), bevor die PK-Therapie darauf ausgerichtet wird.
Geeignet ist eine Koloskopie, oder auch eine Biopsie aus der Metastase.
PHW meldete sich am 10.11.2005 wieder:
Vor kurzem hatte ich über PK-Lebermetasten berichtet, die anscheinend sehr ungewöhnlich beim PK sind, aber doch dann und wann auftreten. Habe jetzt die Chemotherapie mit Taxotere begonnen. Ich bedanke mich für die informativen Zusendungen.
Habe jetzt eine neue Frage: gibt es praktische Erfahrungen, Lebermetasten mit der Afterloading-Technik zu zerstören?
Diese Methode sollte wohl ähnlich wie die Brachytherapie beim ursprünglichen PK funktionieren?
Christian (L) antwortete am selben Tag:
Deine Frage kann eindeutig mit "ja" beantwortet werden. Ich glaube, es ist die Berliner Charité, in der PK-Lebermetastasen mit Afterloading erfolgreich bekämpft werden. Einer, der damit hervorragende Erfahrungen gemacht hat, ist unser Vorstandsmitglied Franz Stadlbauer, den Du über E-Mail fstadlbauer@t-online.de ansprechen kannst.

"wassermann" fragte am 20.6.2006:
Mal wieder eine Milchmädchen-Frage:
Sind eigentlich Fälle bekannt, in denen Beschwerden verursachende Knochenmetastasen nicht von einem erhöhten PSA-Wert (z. B. über 0,1 nach RPE, ohne HB) begleitet werden? Ein Urologe lachte über die Frage. Hätte ein Szintigramm eine solche Metastase nicht vor ein paar Monaten bereits erkennen müssen?
Urologe fs antwortete am selben Tag:
Also, Knochenmetastasen sind extrem selten bei PSA unter 10, aber unter bestimmten Konstellationen durchaus möglich (höchste Gleason Scores 9-10, neuroendokrine Tumore).
Die Szintigrafie hinkt auch etwas hinterher. Eine PET-Untersuchung ist in der Regel ca. sechs Monate früher im Nachweis.
Meistens sind allerdings dann andere Laborparameter deutlich erhöht, wie z. B: PAP, Ostase, alkalische Phosphatase, ggf. CGA und NSE.
Ich persönlich habe noch keine Metastase bei PSA unter 0,1 gesehen in 20 Jahren, und ich habe eine ganze Menge PK-Patienten.

ebachstelze fragte am 28.8.2006:
Mein Mann hat ein Prostatakarzinom. Die Werte liegen jetzt bei 200, Gleason 4+5=9 mit Metastasierung von Kopf bis Fuß, er hat sehr starke Schmerzen, bekommt Morphium, einmal im Monat Zometa, alle drei Monate Hormonspritze und sehr viele Schmerztabletten. Dann bekommt er jede Woche eine Chemo, Docetaxel, und nichts hilft. Er hat weiter Schmerzen, keinen Hunger, nur schlecht ist ihm, auch dafür bekommt er was, er ist nur am Schlafen. Was kann man noch tun? Zweimal hat er im Krankenhaus eine Schmerztherapie mitgemacht. Habe Angst!
HansiB antwortete am selben Tag:
Auch ich habe Knochenmetastasen vom Kopf bis zu den Füßen, bin aber vermutlich jünger als Dein Mann. Habe "nur" GS 8, dafür etwas höheres PSA. Bei meinen Metastasenschmerzen (allerdings lediglich im linken Fuß) haben Schmerzmittel praktisch nicht geholfen, seit Dezember 2004 sind die Schmerzen weg und die Metastasen scheinen zu ruhen. Gegen Knochenschmerzen sollte dieser Link, evtl. Hilfe bringen können:
http://www.quadramet.de/scripts/patienten/schmerztherapie_mit_Radionukliden/wasbedeutetrnt.php?menu=3&sub=1
Mir wurde diese Therapie zur Reduzierung der Metastasen verschrieben, diese wirkt allerdings nur gegen die Schmerzen (die ich ja zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hatte).
Als Stärkung, Entgiftung und Minderung von Nebenwirkungen würde ich zur Einnahme folgender Medikamente, wie Celluläre Bierhefe, Knoblauch (wenn verträglich und möglich), evtl. Selen (ist auch in der Bierhefe enthalten) und Spirulina-Algen raten. Dein Mann sollte versuchen, sich wenn möglich zu bewegen und kleine Mengen Nahrung zu sich zu nehmen.

Werner R. Schrieb am 20.2.2006:
Leibowitz sagt, dass der Primärtumor (hier in der Prostata) gewisse regulierende Funktionen auf vorhandene oder sich entwickelnde Metastasen habe [Dr. Leibowitz begründet diese These mit der Forschung von Dr. Judah Folkman Ed].
Schwierig wird es, wenn sich die Forscher die Tumorzellen der Metastasen anschauen. Durch das Auftreten von Tumorzellen (hier Prostatakrebszellen) in einer neuen Umgebung, z. B. in den Knochen, kommunizieren diese in ihrer völlig neuen Umgebung – die ihnen offenbar gute bis sehr gute Lebensbedingungen bietet – mit den umliegenden Zellstrukturen. Das passiert weitergehend als man bisher wusste.
Nun kann hier bezogen auf die Tumorzellen eine völlig neue Population von Zellen entstehen, die gegenüber den Zellen des Primärtumors (Primarius) auch zum Teil völlig neue Eigenschaften aufweisen.
Das bedeutet, dass das Ansprechen auf therapeutische Interventionen in den einzelnen befallenen Knochenbereichen durchaus verschieden sein kann.
Das zeigt, dass nicht nur die Tumorzellen bei der Entwicklung neuer therapeutischer Strategien in den Fokus gebracht werden dürfen, sondern auch die durch den Tumor veränderten nebenliegenden Zellbereiche und auch die "Extrazelluläre Matrix".
Hier setzt z. B. "Zometa" als Bisphosphonat an.
Das Bisphosphonat kann hier als ein gutes Werkzeug den Kreislauf von Knochenresorption durch Tumorzellen unterbrechen.
Zometa hat eine lange Halbwertzeit von ca. zehn Jahren. Aber der Wirkstoff wandert von der Knochenoberfläche in die Knochen. Wirksam ist ein Bisphosphonat in der Tumortherapie jedoch weitgehend an der Oberfläche, daher sollte Zometa alle 3 - 4 Wochen verabreicht werden.
Die Forscher an der Orthopädischen Universitätsklinik in Würzburg befassen sich u. a. mit diesen Fragen.

RuStra schrieb am 23.12.2009:
Erneut mache ich aus gegebenem Anlass einen Versuch, das "Eigentlich-ist-da-nichts-mehr-zu-machen"-Thema einer Diskussion, was evtl. zu machen wäre, zuzuführen.
Ich kann nicht erneut einfach mitansehen, wie das Knochenmetastasen-bedingte Leiden voranschreitet und den Ärzten nichts anderes als Schmerzlinderung (per Bestrahlung oder Radionukleide, abgesehen von den bekannten diversen Schmerz-Medikamenten) einfällt. Kein Vorschlag, was direkt gegen den Wachstumsdruck, der ja die Schmerzen verursacht, zu machen ist.
Im konkreten Fall geh'ts um einen Befall des gesamten Skeletts, die Wirbelkörper sind von oben bis unten metastasiert, so dass Paralysierung droht.
Was aber ist die Physiologie dieser Sorte Metastasen? Woher nehmen diese Geschwüre ihre Energie, wie produzieren sie die Stoffe für ihren Stoffwechsel und für ihre Teilung? Welche hormonelle Steuerung haben sie? Welche Wachstumsfaktoren sind beteiligt, hat die Hemmung des VEGF beispielsweise einen Sinn? Wie kann vom Verständnis des Knochenstoffwechsels und von der Kenntnis der Umbauprozesse bei Knochenmetastasierung her ein indirekter Wachstumsstopp bewirkt werden?
Dazu schrieb Hans-J. am selben Tag, auf mehrere Beiträge aufgeteilt, die hier zusammengefasst sind:
Ein sehr, sehr komplexes Gebiet, mit schlüssigen Antworten tun sich Forscher, Ärzte, Fachleute sehr schwer. Das ganze Dilemma wird sichtbar, wenn man die Veröffentlichungen im Zeitablauf betrachtet und die Halbwertzeit der Informationen bewertet.
Wir stehen am Anfang in der Forschung und können immer nur teilbruchstückhaft aktuelle Therapien anwenden, wohl wissend, dass die Forschung wegweisende Grundlagen der Biomedizin/Chemie erst seit geraumer Zeit vermehrt erforscht.
Die Gründe hierfür sind zu komplex und sicherlich auch unterschiedlichen Interessen geschuldet.
Zitat:
Was aber ist die Physiologie dieser Sorte Metastasen?
Zitat:
Bei einer bösartigen Erkrankung verändert sich eine Zelle in einem Organ, z. B. der Brustdrüse oder der Prostata. Sie beginnt, sich unkontrolliert zu teilen und einen Tumor zu bilden. Benachbartes Gewebe wird verdrängt oder zerstört. Einzelne Zellen lösen sich ab und können mit der Blutbahn in das gut durchblutete Knochenmark geschwemmt werden. Dort setzen sie sich fest, teilen sich und bilden eine Tochtergeschwulst, auch Knochenmetastase genannt.
Tumorzellen greifen in den Knochenumbau ein
Im Knochen sind verschiedene Zellen ständig damit beschäftigt, die Knochenstruktur zu optimieren. Knochensubstanz-abbauende und – aufbauende Prozesse halten sich die Waage. Haben sich jedoch Tumorzellen eingenistet, stören sie dieses Gleichgewicht.
Nicht alle Knochenmetastasen wirken auf die gleiche Weise. Es gibt Metastasen, die zu einem vermehrten Abbau der Knochensubstanz führen (osteolytische Metastasen). Andere bilden neue Knochensubstanz, die allerdings nicht so belastbar wie gesunder Knochen ist und daher leicht bricht (osteoblastische oder osteosklerotische Metastasen). Osteolytische Metastasen findet man zumeist beim Multiplen Myelom, einer Form des Blutkrebses. Die Metastasen des Prostatakarzinoms sind in der Mehrzahl osteosklerotisch. Einige Tumoren bilden auch Absiedlungen mit einem gemischten Erscheinungsbild.
Einige Stellen des Skeletts sind häufiger betroffen
An einigen Stellen des Skeletts kommen Metastasen häufiger vor, als an anderen. Dazu gehören die Wirbelsäule, die Rippen, der Schädel und die rumpfnahen Anteile von Oberarm- und Oberschenkelknochen.
Aber auch neuere Forschungsergebnisse - wenn auch nur an Mäusen getestet - sollten mit einfließen.
Mäusestudie zeigt: Krebszellen müssen nicht erst reifen, um sich in anderen Organen festzusetzen
Metastasen bilden sich möglicherweise bereits in einem frühen Stadium einer Krebserkrankung und nicht erst in einer späten Phase, wie bisher angenommen. Das schließen US-amerikanische Forscher aus Untersuchungen an Mäusen, denen sie gentechnisch veränderte Zellen mit anschaltbaren Krebsgenen injizierten. Diese Zellen bildeten auch dann Tochtergeschwülste, wenn sie während der Wanderung durch den Körper noch keine Kennzeichen einer Krebszelle aufwiesen und sich erst am Zielort in eine bösartige Form umwandelten. Bisher hatte Wissenschaftler angenommen, die Krebszellen würden bereits am Muttertumor aktiviert und begännen dann erst ihre Ausbreitung. Die Erkenntnisse dieser Studie werfen ein völlig neues Licht auf die Entstehung von Metastasen, schreiben die Forscher um Katrina Podsypanina vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York.
Bislang galt die Umwandlung der Zellen in eine entartete Form innerhalb des Primärtumors als Voraussetzung für die Entstehung von Metastasen. Die Aktivierung bestimmter Krebsgene – sogenannter Onkogene – sei dabei ein wesentliches Kriterium für die Fähigkeit, sich auf andere Organe auszubreiten und dort zu überleben, so die Theorie. Doch die Studie von Katrina Podsypanina und ihren Kollegen wirft nun Zweifel an diesem Entstehungsmechanismus auf.
Die Forscher zeigten in ihrer Mausstudie, dass sich Zellen womöglich erst nach der Wanderung durch den Körper in bösartige Krebszellen verwandeln. Dazu injizierten sie Mäusen gentechnisch veränderte Brustdrüsenzellen mit Onkogenen, die sie nach Belieben einschalten konnten. Bevor die krebsauslösenden Gene angeschaltet wurden, konnten die Zellen sich wie normale Zellen über den Blutkreislauf bis zur Lunge vorarbeiten und dort bis zu 16 Wochen auch ohne angeschaltete Krebsgene überleben.
Auf diese Art und Weise können sich unreife, potenzielle Krebszellen über den Körper ausbreiten und in Organen ausharren, bis sie aktiviert werden, schließen die Forscher daraus. Dies könnte auch erklären, warum bei manchen Brustkrebsarten erst lange, nachdem der Muttertumor behandelt worden ist, Metastasen auftreten. Bislang wurde die Metastasenbildung, die auch die Hauptursache für die hohe Sterblichkeit bei Krebs darstellt, eigentlich eher in eines der letzten Krebsstadien eingeordnet. Die Erkenntnisse könnten äußerst hilfreich bei der Entwicklung neuer Strategien für die Bekämpfung der Metastasenbildung sein, erklären die Forscher.
Quelle:
Katrina Podsypanina (Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1126/science.1161621
Zitat:
Welche hormonelle Steuerung haben sie?
Wie man Metastasen verhindern könnte
Erst wenn ein Enzym des Primärtumors das Gewebe in anderen Organen verändert hat, können dort neue Tumoren wachsen
Metastasen entstehen nicht dadurch, dass sich Krebszellen aus einem Primärtumor lösen und passiv mit dem Blut an einen anderen Ort gelangen. Dort, wo ein neuer Tumor wachsen soll, haben sich zuvor bereits Knochenmarkszellen angesammelt. Diese schaffen in der so genannten prämetastatischen Nische erst die Voraussetzungen für neues Krebswachstum. Amerikanische Mediziner konnten jetzt zeigen, dass ein vom Primärtumor freigesetztes Enzym notwendig ist, um die Zellen aus dem Knochenmark anzulocken. Die Aktivität des Enzyms Lysyloxidase (LOX) zu blockieren, könnte sich als wirksame Vorsorgemaßnahme gegen die Bildung von Metastasen erweisen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Cancer Cell".
"Wir haben zuvor nie ganz verstanden, wie normale Gewebe verändert werden, um es Metastasen zu ermöglichen, dort gezielt und erfolgreich einzudringen", sagt Amato Giaccia von der Stanford University. Er und seine Kollegen untersuchten, welche Bedeutung das Enzym LOX, das von Tumoren bei Sauerstoffmangel verstärkt gebildet wird, für das Wachstum von Tochtergeschwülsten hat. Beim gesunden Menschen verstärkt das Enzym die Struktur des Bindegewebes, indem es Kollagene und Elastine vernetzt. Frühere Versuche mit Mäusen, denen menschliche Brusttumore verpflanzt wurden, hatten gezeigt, dass die Hemmung des Enzyms das Wachstum von Metastasen in den Lungen verhindert. Jetzt fanden die Forscher heraus, wie diese Wirkung zustande kommt. Sie konnten nachweisen, dass sich das von den Brusttumoren produzierte Enzym zusammen mit Fibronectin in den Lungen der Mäuse ansammelt. Fibronectin ist ein Protein, an das sich Zellen anheften können. Zusammen mit der Aktivität von LOX sorgt es dafür, dass Knochenmarkszellen angelockt werden. Diese verändern die prämetastatische Nische weiter so, dass es auch Krebszellen möglich wird, dort Fuß zu fassen und zu einem Tumor heranzuwachsen. "Wir haben Gründe dafür anzunehmen, dass diese an Mäusen erzielten Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind", sagt Giaccia. Deshalb sollte bald eine klinische Studie zeigen, ob die Behandlung mit einem LOX-Hemmstoff Krebspatienten davor schützen kann, Metastasen zu bilden. Bisher gebe es kaum wirksame Therapien gegen Metastasen bildende Krebsformen, so die Forscher. Mehr als 90 Prozent der durch Krebs verursachten Todesfälle seien auf die Ausbreitung des Primärtumors zurückzuführen.
Quelle: Stanford University
meni.li. schrieb am 24.12.2009 zu RuStras Beitrag:
Deine Frage:" Hat die Hemmung von VEGF eventuell einen Sinn ?" – Wahrscheinlich kann man da nur "ausprobieren".
Thalidomid: 50 mg 90 Stk ca. 150,- Euro mit T Rezept. Kombiniert mit Entzündungshemmer?
Avastin: Warte ich noch auf Antwort meines Uros, ob's da noch Kleinstudien gibt, wo er mit aufgenommen werden könnte. Melde mich, wenn ich was erfahre. Das berührt und beschäftigt einen schon, auch wenn man nicht viel helfen kann.
Am 26.12.2009 meldete Hans-J. sich wieder:
Zitat:
Deine Frage:" Hat die Hemmung von VEGF eventuell einen Sinn ?" – Wahrscheinlich kann man da nur "ausprobieren".
Hierzu kann ich nur eine - schlechte Übersetzung aus dem Englischen anbieten - aber trotzdem aufschlussreich. Vielleicht lohnt es, diese noch einmal ins Deutsche zu überarbeiten.
Originaltext:
Monoclonal antibodies (MAbs) directed against vascular endothelial growth factor (VEGF) receptors on cancer cells, have been found to slow the growth of a variety of cancers including colorectal, breast and lung.
While a number of blockbuster biotechnology products( based on these MAbs ( Avastin by Genentech/Roche and Eribitux by Bristol-Myers Squibb/ImClone/Merck KGA) have been approved to treat a variety of different cancers their effectiveness as cancer treatments has been the subject of intense debate since their approvals.
Although numerous human clinical trials have shown that VEGF inhibitors slow the growth and development of tumors, they, as a class, don't seem to significantly increase the survival time for most cancer patients.
Further, Avastin and Erbitux are generally not used as stand alone treatments but are used in combination with more tradition anti-cancer chemotherapies.
The high costs of these drugs, (Avastin's worldwide sales hit $ 3.5 billion last year) and their variable effectiveness have caused many to question the usefulness of this class of drugs to treat cancer patients.
The well-publicized use of these drugs as cancer treatments coupled with anecdotal evidence about their effectiveness has put practicing oncologists between a rock and a hard place when it comes to treating patients with cancer. In an article in Sunday's New York Times one prominent oncologist said that despite the controversy, “I still use Avastin routinely.
Nevertheless, most oncologists find it difficult to withhold Avastin or Erbitux from cancer patients seeking hope.
As one oncologist put it “ When I am not sitting in front of a patient, I think about whether drugs like Avastin are worth it to society. But when facing a seriously ill patient, who, based on clinical trial results, might benefit — even if only a little — from Avastin, I think about the patient's needs.”
Regardless of their therapeutic value, the main issue with this class of anti-cancer drugs is cost.
Avastin treatment costs patients about $4000-$9000 per month— Eribitux treatment is even more costly! While Medicare and most private insurers cover 80% of the cost, patients can be responsible for 20% or more of treatment costs.
As posited in the Times article “If Avastin were inexpensive or if it cured cancer or even held it at bay, as the drug Gleevec does for blood cancer, few might care.”
Are anti-VEGF drugs real cancer treatments or expensive red herrings? Clearly, the jury is still out on that one.
That said, I think that only cancer patients can truly provide an accurate response to that question!
Übrsetzung (von Ed):
Von monoklonalen Antikörpern (mAk), die gegen Rezeptoren für den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF-Rezeptoren) eingesetzt wurden, hat man festgestellt, dass sie das Wachstum einer Vielzahl von Krebserkrankungen verlangsamen, dazu gehören Colorektal-, Brust- und Lungenkrebs.
Während eine Anzahl gutes Geld einbringender Biotechnologie-Produkte, die auf diesen Mabs basieren (Avastin von Genentech/Roche und Erbitux von Bristol-Myers Squibb/ImClone/Merck KGA für das Behandeln eines breiten Spektrums unterschiedlicher Krebsarten zugelassen worden sind, ist seit ihrer Zulassung ihre Wirksamkeit zum Behandeln von Krebs Gegenstand heftiger Diskussionen.
Obwohl zahlreiche klinische Studien am Menschen gezeigt haben, dass VEGF-Hemmer das Wachstum und die Entwicklung von Tumoren verlangsamen, scheinen sie als Medikamentenklasse das Überleben der meisten Krebspatienten nicht wesentlich zu verlängern.
Ferner werden Avastin und Erbitux im Allgemeinen nicht als Monotherapie eingesetzt, sondern werden in Verbindung mit traditionelleren Krebs-Chemotherapeutika verwendet.
Die hohen Kosten dieser Medikamente (der weltweite Verkauf von Avastin erreichte im vergangenen Jahr 3,5 Mrd. Dollar) und ihre schwankende Wirksamkeit haben Viele dazu veranlasst, den Nutzen dieser Medikamentenklasse für das Behandeln von Krebspatienten in Frage zu stellen.
Der gut dokumentierte Einsatz dieser Medikamente zur Krebsbehandlung, zusammen mit Einzelfallberichten zu ihrer Wirksamkeit, bringt die Onkologen bezüglich der Behandlung von Krebspatienten in eine Zwickmühle. In einem Artikel in der Sunday's New York Times sagte ein bekannter Onkologe, dass er trotz des Meinungsstreits Avastin weiterhin routinemäßig einsetze. "Es ist sicher kein Knüller, und tatsächlich kann der zusätzliche Nutzen bescheidener sein, als wir zugeben möchten." Andere sind zuversichtlicher bezüglich VEGF-Hemmern zur Krebsbehandlung, "Selbst wenn diese Medikamente 'wirken', von welcher Wirkung sprechen wir dann?" fragte Fran Visco, Vorsitzender der Nationalen Koalition gegen den Brustkrebs. "Aber wir vermarkten sie und geben sie jedem".
Trotzdem haben die meisten Onkologen Schwierigkeiten damit, Avastin und Erbitux Krebspatienten vorzuenthalten, die nach einer Hoffnung suchen.
Wie ein Onkologe es formulierte, "Wenn ich nicht einem Patienten gegenübersitze, denke ich darüber nach, ob Medikamente wie Avastin es der Gesellschaft wert sind. Aber angesichts eines schwerkranken Patienten, der nach den Ergebnissen klinischer Studien einen Nutzen haben könnte – selbst wenn er nur gering ist –, denke ich an die Bedürfnisse des Patienten.
Ungeachtet ihres therapeutischen Werts ist der Knackpunkt bei diesen Medikamenten ihr Preis.
Die Behandlung mit Avastin kostet die Patienten etwa 4000 bis 9000 Dollar im Monat, Erbitux ist sogar noch teurer! Während Medicare und die meisten privaten Krankenversicherer 80 % der Kosten übernehmen, können 20 % oder mehr am Patienten hängenbleiben.
Wie der Artikel in der Times postulierte, "Wenn Avastin preiswert wäre, oder wenn es Krebs heilen oder selbst in Schach halten könnte, wie Glivec es bei Blutkrebs tut, würden sich Wenige Gedanken machen".
Sind Anti-VEGF-Medikamente wirklich Krebs-Therapeutika oder teure Ablenkungsmanöver? Offensichtlich berät das Gericht hierzu noch.
Nichtsdestoweniger glaube ich, dass nur Krebspatienten eine zutreffende Antwort auf diese Frage geben können.

Zitat von Rudolf:
Erneut mache ich aus gegebenem Anlass einen Versuch, das "Eigentlich-ist-da-nichts-mehr-zu-machen"-Thema einer Diskussion, was evtl. zu machen wäre, zuzuführen.
Ich kann nicht erneut einfach mitansehen, wie das Knochenmetastasen-bedingte Leiden voranschreitet und den Ärzten nichts anderes als Schmerzlinderung (per Bestrahlung oder Radionukleide, abgesehen von den bekannten diversen Schmerz-Medikamenten) einfällt.
Zur Zeit müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es keine nachweisbare Therapieform für diesen Erkrankungsgrad gibt. Neben dem Schweigen im Walde – von Seiten der Ärzteschaft – können auch die Selbstversuche agierender Betroffener nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Forschung in zu viele ungeordnete Bahnen verläuft, dieses ergibt sich zwangsläufig aus dem Eigeninteresse jeden Forschers.
Eine mögliche Vermarktung nach Erprobung durch die Forschungsgelder ergibt eine weitere Unbekannte.
Was können die Ärzte anbieten?
Ihre Bindung an die Leitlinien erlaubt Ihnen kaum Spielraum. Budget und Restriktionen engen zudem weiter ein. Sie laufen zudem noch Gefahr - bei Eigeninitiative - sich außerhalb der Rechtsnorm zu stellen.
Dem Schwerstbetroffenen bleibt nur, sich in Eigenverantwortung in das Schicksal zu ergeben oder durch learning by doing selber zu bewegen.
Das du dieses Thema angestoßen hast – lieber Rudolf – finde ich sehr gut. Es gibt viel mehr Schwerbetroffene als angenommen, die mitlesen und sich nicht melden, weil sie z. T. auch nicht können, sich abseits gestellt sehen.
Dadurch entsteht eine Lastigkeit zugunsten der Vorsorge, der Leichtbetroffenen; aber auch die Schwerstbetroffenen haben ein Anrecht auf Leben. Ob die derzeitige Antwort der Medizin – hier palliative Versorgung – dem entspricht, darf kritisch hinterfragt werden.
Oder wäre hier nicht doch viel mehr möglich???

tubaspieler fragte am 23.11.2010:
Ich habe einige Metastasen in Wirbeln, Rippen und Becken. Das wurde mir im letzten Jahr nach einem Knochenszintigramm mitgeteilt. Ein MRT und ein CT wurden vom Bereich der Lendenwirbel und des Beckens gemacht. Ich wurde daraufhin in diesem Bereich auch bestrahlt. Nun wurde nach einem MRT im Brustwirbelbereich festgestellt, dass beim 3. Brustwirbel eine Bruchgefahr bestehen könnte und es wurde gleich von Bestrahlung gesprochen. Wenn ich nun an die Nebenwirkung der Bestrahlung der Lendenwirbel und des Beckens denke, habe ich bedenken mich im Bereich des 3. Brustwirbels auch bestrahlen zu lassen, vor allem, weil es nicht sicher ist, dass der Wirbel bruchgefährdet ist. Meine Internistin will nun eine Kontrolluntersuchung im Januar durchführen lassen. Was ist denn nun besser, ein CT oder ein MRT oder noch ein Knochenszintigramm?
Strahlentherapeut Daniel Schmidt antwortete am selben Tag:
1. Zur Beurteilung der Bruchgefährung wäre eine CT besser als eine MRT und sicherlich besser als eine Skelettszintigraphie.
2. Eine Bestrahlung des 3. Brustwirbelkörpers wäre mit den üblichen Strahlentherapienebenwirkungen verbunden (Müdigkeit, Hautrötung). Darüber hinaus könnten Schluckbeschwerden auftreten. Dramatisch ist das Ganze allerdings nicht und meines Erachtens sicherlich verträglicher als eine Bauch- oder Beckenbestrahlung.
Am 24.11.2010 ergänzte Strahlentherapeut Daniel Schmidt:
Eine Bestrahlung von Knochenmetastasen ist eine palliative Behandlung.
Das heißt, man macht diese um beim Patienten möglichst mit wenig Nebenwirkungen und wenig Aufwand Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
Eine aufwendige Technik mit IMRT usw. ist meistens völlig überflüssig bei Wirbelkörpermetastasen, einzige Ausnahme wäre ein bereits vorbestrahlter Wirbelkörper, der erneut bestrahlt werden sollte.
Eine einfache Planung, sogar ohne Planungs-CT mit einfacher Einstellung am Simulator, genügt in einigen Fällen (z. B. bei einzelnen Wirbelkörpern oder Extremitäten). Eine CT-Planung empfiehlt sich oft bei Metastasen in den Beckenknochen oder wenn mehrere Wirbelkörper bestrahlt werden müssen.
Aufwendige Techniken als Standard für alle Patienten sind in meinen Augen oft nur Geldmacherei. Die IMRT lässt sich deutlich besser als jeder 2D- oder 3D-Bestrahlung vergüten. Eine Überlegenheit hinsichtlich Effektivität oder Nebenwirkungsarmut ist niemals gezeigt worden.
Zur Fraktionierung/Dosis gibt es eine Fülle von Studien. 10 x 3 Gy ist die Standardfraktionierung. Bei ausgeprägten Befunden geht man gerne mit der Dosis höher, z. B. 12 x 3 Gy. Bei Patienten im schlechten Allgemeinzustand oder mit limitierter Prognose (z. B. hormon- und chemotherapierefraktär) neigt man zu kürzeren Schemata, wie 1 x 8 Gy oder 5 x 4 Gy.
Eine Bestrahlung mit 20 x 1,8 Gy bedeutet doppelt so lange Behandlungszeit und ist hinsichtlich Effektivität der Bestrahlung mit 10 x 3 Gy unterlegen, da die biologische effektive Dosis tiefer ist (obwohl 20 x 1,8 Gy = 36 Gy und 1 10 x 3 Gy = 30 Gy, sind die 30 Gy effektiver, weil sie in größerer Einzeldosen gegeben werden).

Hans-J. fragte am 14.3.2011 in Richtung "Strahlentherapeut Daniel Schmidt":
Im Januar 2010 wurde in der caudalen margo lateralis scapula r. [d. h. am seitlichen Rand des rechten Schulterblatts – Ed] zwei Knochenmetastasen festgestellt und ab Februar 2010 bestrahlt. Die Dosis 40 Gy an 20 Tagen à 2 Gy. Aus drei Winkeln mit 3D konformal.
Das Zielgebiet mit Sicherheitssaum so bemessen, das beide im Zielgebiet die Dosis 40 Gy zu 100/95 % erreichten.
Eine Metastase ist mit PET/CT F18 Colin nicht mehr vorhanden. Laut PET/CT F18 vom 10.02.2011. Die andere leuchtet in der Spätaufnahme mit 4,8 SUW.
Wäre eine erneute Bestrahlung mit verkleinertem Zielgebiet mit welcher Dosis anzuraten?
Da ich bisher mit meinen ADT-Therapien äußerst geizig umging und das CGA und die NSE normal, lediglich das CEA bei 2,4 ng/ml liegt, kann man davon ausgehen, dass auch diese Metastase noch hormonabhängig ist.
Ob eine evtl. Strahlenresistenz – aufgrund der 40 Gy – vorhanden ist, kann ich nicht beantworten, aber ihre Erfahrung wäre eine Hilfe. Ob auch eine evtl. andere Bestrahlungsart gewählt werden sollte, wobei auch mehrere Bestrahlungswinkel das Zielgebiet besser umfassen, wäre auch hierzu ihre Stellungnahme sehr erwünscht.
Strahlentherapeut Daniel Schmidt antwortete am 15.3.2011:
Machbar ist es schon, ob es sinnvoll ist, bleibt fraglich. 40 Gy sind nicht sehr viel, und die Scapula ist an sich weit weg von strahlenempfindlichen Strukturen, also ist es technisch möglich.
Wenn Sie es nochmals machen lassen, dann würde ich eine konformale Technik sicherlich empfehlen. IMRT braucht man dafür nicht, 3D sollte aber schon sein.
Darauf fragte Hans-J. am selben Tag zurück:
Da die Scapula ein kleines Feld ist und die Metastase schon einmal 40 Gy Dosis abbekam, wäre doch in Anbetracht der weiten Distanz zur Lunge die Nachbestrahlung bis zu welcher Gesamtdosis – einschl. Nachbestrahlung – noch als geringtoxisch für den Knochen anzusehen. 68, 72, 80 Gy?
"40 Gy sind nicht sehr viel und Scapula ist an sich weit weg von strahlenempfindlichen Strukturen, also ist es technisch möglich."
Dieses bezog sich sicherlich auf die Erstbestrahlung. Leider aber wird dies als Standard angesehen. Evtl. wäre bei der Erstbestrahlung mit 50 Gy dieses nicht passiert.
Da bisher alle Metastasen mit 1,8 Gy je Fraktion, die letzten drei Metastasen mit 2 Gy je Fraktion bestrahlt wurden, hat es ja auch funktioniert. Die Nachweise durch das zweite PET sind eindeutig:
"Vollständige Remission der Knochenmetastasen".
Das hieße dann bis dato, sehr strahlensensibel entsprechend geringe Strahlendosis. Nun hat jedoch die Metastase sowohl eine ADT hinter sich als auch eine Strahlentherapie erfahren.
Was wäre ihr Vorschlag zu der Höhe einer Re-Bestrahlung?
Daniel Schmidt antwortete am 16.3.2011:
"Leider aber wird dies als Standard angesehen. Evtl. wäre bei der Erstbestrahlung mit 50 Gy dieses nicht passiert".
Es gibt keinen "Standard" bei Knochenmetastasen. Die meisten Patienten werden mit 10 x 3 Gy bestrahlt. Eine Knochenmetastase mit 50 Gy zu bestrahlen ist in den meisten Fällen ein Overkill. Bei den meisten Patienten reichen geringere Dosen aus.
In Ihrem Fall würde ich nochmal 36-40 Gy in 2-Gy-Einzeldosis probieren.
Wenn man deutlich höher mit der Dosis geht, kommt langsam das Risiko einer Knochennekrose in den Vordergrund.

Hans-J. schrieb am 2.4.2012:
Wenn man sich die neueren Forschungsergebnisse der schwer Krebserkrankten vor Augen führt, rücken nun langsam Optimierungsversuche der Wissenschaft in den Vordergrund. Das Ziel: die Rezidivraten zu senken, indem die Verursachung des Wiederauflebens und mutierten Tumorwachstums mit einer gezielten Tumorstammzelltherapie zu verbessern ist.
Eine vereinfachte Einführung nachfolgend:
Tumorstammzellen
Der Löwenzahn im Garten
Die frappierende Ähnlichkeit zwischen Stammzellen und Krebszellen erkannten Wissenschaftler bereits vor einigen Jahrzehnten. Jedoch erst der rasante technische Fortschritt in der Zell- und Molekularbiologie ermöglichte es, dieses faszinierende Forschungsfeld näher zu beleuchten. Ausgehend von Forschungsergebnissen von Prof. John Dick (University of Toronto) beim Studium von Leukämien stellten im Jahr 2001 Prof. Irving Weissman und Prof. Michael Clarke (beide University of Stanford) das Krebsstammzell-Konzept vor.
Es besagt, dass viele Tumoren, ähnlich wie gesunde regenerierende Gewebe, hierarchisch aufgebaut sind. An der Spitze des Tumorgewebes stehen die sogenannten Krebsstammzellen („cancer stem cell“ CSC), die höchst-bösartig sind und durch Differenzierung große Mengen an proliferierenden Tumorzellen hervorbringen, die die Masse der Krebsgeschwulst bilden. Während herkömmliche Chemotherapien und Bestrahlungen diese sich schnell teilenden Tumorzellen effizient abtöten können, wodurch sich der Tumor oft drastisch verkleinert, sind die CSC wesentlich unempfindlicher und bleiben nach der Therapie meist unerkannt im Körper zurück.
Die verbleibenden CSC können dann über kurz oder lang zum Wiederauftreten des Krebses, dem sogenannten Rezidiv, führen, das oft durch zusätzlich erworbene Mutationen noch aggressiver ist als der ursprüngliche Primärtumor. Aggressive Krebsarten verhalten sich also so ähnlich wie der Löwenzahn im Garten. Mit dem Rasenmäher (Chemotherapie/Bestrahlung) erzielt man zwar rasche Erfolge. Ohne die Entfernung der Unkrautwurzel (die CSCs) ist aber kaum eine langfristige Wirkung (Heilung) zu erzielen.
Es ist die Kombination verschiedener Eigenschaften, die CSCs so unempfindlich gegen klassische Chemotherapien machen. Da die Krebsmedikamente in der Regel sich teilende Zellen angreifen, sind ruhende/schlafende CSCs gegen solche Substanzen unempfindlich, wie eben auch normale Stammzellen eine Chemotherapie gut überleben. Dies kann man sich verdeutlichen durch die Tatsache, dass nach dem Absetzen der Chemotherapie die Haare wieder nachwachsen, und sich auch das Blutsystem und die Darmschleimhaut wieder normalisieren.
Stammzellen im Tiefschlaf benötigen auch sehr wenig Energie und Sauerstoff und befinden sich darüber hinaus in versteckten Nischen. Dies macht es schwierig, sie mit entsprechenden Mengen an toxischen Substanzen zu erreichen. Die Sauerstoffarmut ihrer direkten Umgebung fördert auch ihr Überleben während der Bestrahlung. Die komplizierte Struktur der CSC-Nischen ist dafür verantwortlich, dass Krebsstammzellen nur durch die Kombination verschiedener Strategien wirkungsvoll und vollständig eliminiert werden können.
Könnten wir Therapien entwickeln, die an der Tumorstammzelle angreifen, wären wir näher an der Ursache von Krebs und könnten ihn vielleicht langfristig heilen.“ Andreas Trumpp und Kollegen sind auf diesem Weg einen wesentlichen Schritt voran gekommen. Die Entdeckung der schlafenden Stammzellen löste die Suche nach Substanzen aus, die diese unbegrenzt teilungsfähigen, aber oft im Tiefschlaf liegenden Tumorstammzellen aufwecken und sie damit für eine Chemotherapie empfänglich machen können.
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/Presse_Aktuell/Einrichtungen+A+bis+Z/Zentren/Tumorzentrum+CCC+T%C3%BCbingen/Forschung/Tumorstammzellen.html
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/Presse_Aktuell/Einrichtungen+A+bis+Z/Zentren/Tumorzentrum+CCC+T%C3%BCbingen/Forschung/Therapieresistenz+und+Zelltodmechanismen.html
http://www.innovations-report.de/html/berichte/studien/strahlentherapie_krebs_tumorstammzellen_gezielt_170621.html
Am 18.5.2012 fuhr Hans-J. fort:
Es tut sich einiges in der Beforschung von Tumorstammzellen für die Entwicklung von neuen Therapien.
Ein Weg wird nachfolgend dargestellt, wahrscheinlich wird die Entwicklung noch viel Zeit benötigen, jedoch die Konsequenz – aus bestehenden Standardtherapien - eine Verbesserung herbeizuführen für die Betroffenen – ist angekommen.
Tumorstammzellen beim Prostatakarzinom
Das Ziel des Projektes ist die Identifizierung der Eigenschaften von Prostatakarzinomzellen, die mit dem Auswachsen zu Skelettmetastasen verbunden sind. Da das Prostatakarzinom zu den klinisch weniger aggressiven Tumoren zählt und durch lange Perioden von tumor dormancy charakterisiert ist, werden ex-vivo-Analysen von Patientenproben, in-vitro-Modelle und in-vivo-Tiermodelle eng verflochten, um Aussagen über das maligne Potential der Zellen treffen zu können.
Aus dem Knochenmark von Prostatakarzinompatienten werden wir verschiedene Subpopulationen von disseminierten Tumorzellen isolieren, durch Profilanalysen charakterisieren und den Stanmzellcharakter jeder Population in vitro und in vivo prüfen. Die Zusammensicht der Datensätzen wird verwendet, um Zielstrukturen für neue adjuvante Therapien zu definieren.
Es ist wahrscheinlich, dass Tumorstammzellen in vielen Tumoren existieren. Folgende Eigenschaften erscheinen grundlegend für den Nachweis von Tumorstammzellen:
- Die Fähigkeit zur Selbsterneuerung, also zur asymmetrischen Zellteilung
- Die Fähigkeit zu allen im Tumor vorkommenden differenzierten Zellen auszureifen
- Das Vorhandensein spezifischer Oberflächenmarker, Pumpen oder Enzyme
- Die geringe Proliferation
- Eine Signalgebung, die auch in adulten und embryonalen Stammzellen aktiv ist, wie die Wnt-, Shh-, Notch-, Bmi-1- und PTEN-Signalwege
Tumorstammzellen können zum einen von Gewebestammzellen abstammen, zum anderen können sie ihren Ursprung aber auch in schon differenzierten Zellen haben, die sich wieder "entdifferenzieren".
Der Nachweis von Tumorstammzellen in einer Tumorart kann zu einer grundlegenden Änderung in der klinischen Vorgehensweise führen. Es werden nicht mehr, wie bisher, die zahlenmäßig überwiegenden differenzierten Tumorzellen für die Prognose, die initiale Patientenstratifizierung und die Beurteilung des Therapieansprechens, einer minimalen Resterkrankung oder eines Rezidivs ausschlaggebend sein, sondern die Zahl, die Funktionsfähigkeit und das Genexpressionsmuster der wenigen Tumorstammzellen in Primärtumor und Metastasen.
Ein Tumor mit Tumorstammzellen wird nur dann erfolgreich therapiert werden können, wenn auch die Tumorstammzellen abgetötet oder differenziert werden. Es verdichten sich die Hinweise, dass die sich langsam teilenden Tumorstammzellen resistent sind gegen konventionelle Chemo- und Strahlentherapie, die bevorzugt sich schnell teilende Zellen trifft. Darüber hinaus exprimieren Tumorstammzellen Transporterproteine, die klinisch eine Chemotherapieresistenz verursachen. Therapien, die auch die TSZ treffen, ohne die Gewebestammzellen zu beieinträchtigen, müssen entwickelt werden.
Soweit der Forschungsverbund Tumorstammzellen.
Am 27.5.2012 setzte Hans-J. fort:
Ein weiterer möglicher Ansatz ist die differenzierte Anwendung der Strahlentherapie nach vorlaufender Feststellung, ob Tumorstammzellen vorliegen und wieviel.
Strahlentherapie: Tumorstammzellen gezielt ausschalten
München - Eine Strahlentherapie kann Krebsstammzellen, die für die Ausbreitung der Erkrankung verantwortlich sind, dauerhaft ausschalten. Wichtig sei es jedoch, die Anzahl der Stammzellen im Tumor zu kennen, um die Strahlendosis darauf abzustimmen. Eine neue Nachweismethode könnte hierfür die Voraussetzungen schaffen, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).
Welche Parameter zur Feststellung ob Tumorstammzellen vorliegen sind erforderlich?
Dazu wird ein Gewebeschnitt des operativ entfernten Tumors angefärbt. Stammzellen lassen sich anhand des sogenannten CD44-Moleküls auf der Zelloberfläche erkennen.
Eine Studie aus den Niederlanden an Patienten mit Kehlkopftumoren ergab, dass mit der Anzahl der Stammzellen auch die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall (Rezidiv) nach der Bestrahlung steigt. "Patienten mit wenigen Stammzellen konnten dagegen geheilt werden", erklärt Prof. Baumann vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.
DEGRO-Präsidentin Prof. Rita Engenhart-Cabillic meint: "Künftig können wir möglicherweise nach einer Probeentnahme aus dem Tumor die Zahl der Stammzellen prüfen und die Strahlentherapie danach ausrichten." Bei einigen Patienten könne es sinnvoll sein, die Strahlendosis anzuheben, um die Heilungschancen zu verbessern. Andere benötigten vielleicht eine geringere Strahlendosis als bisher für notwendig erachtet.
Die Strahlentherapie werde die Chemotherapie jedoch nicht ersetzen. "Beide Verfahren können sich gut ergänzen. So gibt es Substanzen, die Tumorzellen für eine Strahlentherapie empfänglicher machen ", so Engenhart- Cabillic.
Nicht alle Krebszellen bergen das gleiche Risiko. Nur Tumorstammzellen können ein erneutes Tumorwachstum nach der Therapie auslösen und Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Eine einzige Zelle kann einen Rückfall auslösen, was sie so gefährlich macht. Die Chemotherapie verkleinert Tumoren, indem sie vor allem Nicht-Stammzellen bekämpft. Sie ist insofern weniger erfolgreich, als die Stammzellen überleben und weiterhin Metastasen bilden können.
Immunsystem: Warum bekämpft der Körper die veränderten Zellen nicht?
Die meisten gestreuten Krebszellen überleben den Transport in Blut- oder Lymphgefäßen nicht, oder sie können in einem anderen Gewebe als ihrem Ursprungsorgan nicht weiter wachsen. Trotzdem schaffen es einige, Metastasen zu bilden. Warum erkennt die körpereigene Abwehr, das Immunsystem, diese Krebszellen nicht?
Die wenigen Krebszellen, die tatsächlich zu invasiv wachsenden Tumoren oder Metastasen werden, sind zwar verändert, aber nicht "fremd" im Körper oder "fehl am Platz". Sie haben nach den derzeitigen Modellvorstellungen lediglich körpereigene zelluläre Mechanismen genutzt, die eigentlich für andere Zwecke gedacht sind. So schlüpfen sie durch die Kontrolle des Immunsystems und entgehen auch weiteren Schutzmechanismen des Körpers.
Bestimmte Gene sind für die jeweilige gewebetypische Oberflächenstruktur von Zellen verantwortlich. Sie enthalten die Erbinformation für Proteine, die auf der Zellhülle "präsentiert" werden. An diesen Mustern können sich Zellen zum Beispiel gegenseitig "erkennen". Ein solches Oberflächenmerkmal ist das CD44-Protein. Man findet es für begrenzte Zeit auf normalen Zellen, die Wanderungsbewegungen ausführen, wie etwa bei Immunzellen, die bei einer Verletzung in das betroffene Gewebe einströmen. In gesunden ausgereiften Zellen, die ihren festen Platz im Gewebe gefunden haben, muss das Gen für dieses Protein und damit das zugehörige Oberflächenmuster abgeschaltet sein. Viele Krebszellen haben die Produktion des CD44-Proteins jedoch wieder aktiviert. Die daraus entstehende "Tarnung" ermöglicht den Zellen die Ausbreitung vor allem über die Lymphgefäße.
Zum Weiterlesen: http://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/immunsystem.php
Der nächste Teil kam am 16.6.2012:
Die Wissenschaft scheint in ihrer Meinung sich mehr und mehr der derzeitigen Lehrmeinung hinzuwenden, dass die Tumorstammzellen auch sehr eng in Verbindung mit Metastasierung anzusehen ist.
Ebenso stehen auch die Resistenzen in einem sehr engen Zusammenhang miteinander.
Hierzu habe ich noch einmal eine sehr verständliche Darstellung gefunden, aber vor allem sind die weiteren Links eine wahre Fundgrube an Wissen, die auch mit laienhaften Verständnis aufzunehmen sind.
Kurz erklärt: Wenn Krebszellen auf Wanderschaft gehen
Metastase: Tochtergeschwulst, entsteht durch Absiedeln bösartiger Tumorzellen
Normalerweise haben Zellen im Körper ihren festen Platz: Eine Leberzelle ist Teil eines Gewebeverbands, sie bleibt in der Leber und wandert nicht in die Lunge. Deckgewebe sind gegen darunter liegende Gewebsschichten durch eine Basalmembran abgegrenzt, dichte Netzwerke aus faserbildenden Substanzen. Eine Ausnahme bilden zum Beispiel Blutzellen oder Zellen des Immunsystems, die im Körper wandern können.
Bösartige Zellen solider Tumoren können jedoch diese anatomischen Grenzen unter Umständen überschreiten. Sie wachsen "invasiv" und zerstörend in das umgebende Gewebe ein, zum Beispiel aus der Darmschleimhaut in die Muskelschicht der Darmwand. Oder sie lösen sich aus ihrem Zellverband und gehen auf Wanderschaft. Die Zellen gelangen in die Blut- oder Lymphbahnen, werden weitertransportiert und dringen dann in andere Gewebe ein. Dort können sie sich unter ungünstigen Umständen ansiedeln, teilen und eventuell Tochtergeschwulste des ursprünglichen Tumors bilden, sogenannte Metastasen (vom griechischen Wort für Übersiedelung) oder Filiae (vom Lateinischen filia für Tochter).
Tochtergeschwulste: Wie entstehen Metastasen?
Metastasen: Eine Veränderung reicht nicht.
Krebszellen müssen sich aus ihrem Zellverband lösen können, den Weg über den Blut- oder Lymphstrom überleben und sich in anderen Geweben ansiedeln. Erst wenn sie sich dort auch teilen können, kommt es zu Metastasen.
Damit Krebszellen metastasieren, also streuen können, müssen sie verschiedene Eigenschaften gesunder Zellen verloren und andere hinzugewonnen haben. "Klebemoleküle", sogenannte Zelladhäsions-Proteine wie Catenine und Cadherine, halten Zellen normalerweise im Verband zusammen. Fehlen diese Moleküle auf der Zelloberfläche, löst sich eine Zelle leichter aus dem Gewebeverband heraus. Außerdem muss eine Krebszelle in der Lage sein, die Basalmembran zu durchbrechen. Dazu gibt sie proteinauflösende Enzyme ab, sogenannte Proteasen. Es kann auch sein, dass sie andere Zellen in ihrer Umgebung veranlasst, solche Substanzen vermehrt zu bilden. Durch die entstandene Lücke in der Basalmembran wandert die Zelle aktiv in das benachbarte Gewebe ein; sie kann so auch durch die Wände von Adern oder Lymphgefäßen in die Blut- oder Lymphbahnen gelangen.
Normale Zellen, die den Kontakt zu ihren Nachbarzellen oder zur Basalmembran verlieren, begehen gezielt "Selbstmord", sie leiten die sogenannte Apoptose ein. Versagt dieses Apoptose-Programm, können Tumorzellen auch außerhalb eines festen Gewebeverbandes sowie in der Blutbahn oder in der Lymphflüssigkeit überleben.
Fachleute unterscheiden die
- lymphogene Metastasierung über die Lymphbahnen von
- der hämatogenen Metastasierung über das Blut.
Wandern Tumorzellen in die Lymphabflusswege des Gewebes, in dem sie entstanden sind, bilden sich zunächst Absiedelungen in den nahegelegenen, regionalen Lymphknoten. Diese bezeichnet man als Lymphknotenmetastasen. Da das Lymphgefäßsystem mit großen Venen in Verbindung steht, können Tumorzellen auf diesem Weg in die Blutbahn gelangen. Andere Tumorzellen wandern direkt in sie versorgende Blutgefäße ein. Durchdringen sie nach einer Wanderung durch den Körper erneut die Blutgefäßwand, können sie solide Metastasen in anderen Organen bilden. Tumorzellen streuen gelegentlich auch direkt vom Primärtumor in Körperhöhlen. Dies kann zum Beispiel bei Primärtumoren im Bauchraum zum Befall des Bauchfells oder sogenannten Abtropf- oder Abklatschmetastasen anderer Bauchorgane führen. Eine sogenannte Peritonealkarzinose des Bauchfells können also beispielsweise Zellen stehen, die sich von einem Eierstocktumor gelöst haben.
Metastasen, die in einem anderen und meist auch nicht benachbartem Gewebe angesiedelt sind, werden als Fernmetastasen bezeichnet. Im Gegensatz dazu bezeichnet man Lymphknotenmetastasen in der Umgebung des Primärtumors als regionale oder regionäre Metastasen.
Wie setzen sich abgelöste Zellen in anderen Geweben fest?
In der Anheftung von Krebszellen scheinen sogenannte Integrine beteiligt zu sein. Diese Substanzen verbinden normalerweise Zellen sowohl mit anderen Zellen als auch mit der sogenannten extrazellulären Matrix, die zwischen den Zellen liegt.
Metastasen-initiierende Tumorzellen: Nicht alle Zellen im Tumor sind gleich
Die Zellen innerhalb eines Tumors unterscheiden sich voneinander. Viele Beobachtungen sprechen dafür, dass Metastasen nur oder überwiegend von Tumorstammzellen ausgehen. Diese Zellen benötigen eine für sie besonders geeignete Umgebung, eine sogenannte Nische, um sich zu teilen und das Wachstum von Metastasen zu unterhalten. Unter den vielen Zellen, die aus dem Primärtumor in die Blutbahn gelangen, befinden sich nur wenige, die die Entstehung von Metastasen auslösen oder "initiieren" können. Nicht jede Tumorzelle, die in ein fremdes Gewebe wandert, wächst zu einer Metastase aus. Das kann verschiedene Gründe haben:
Findet die Tumorzelle keine geeigneten Bedingungen, also keine passende "Nische", leitet sie die Apoptose ein. Die Zelle stirbt also, bevor sie sich vermehren kann.
- Die Tumorzelle stirbt zwar nicht ab, verharrt aufgrund einer für sie nicht günstigen Umgebung im Ruhezustand.
- Die abgelöste Tumorzelle ist keine Tumorstammzelle. Ihre Teilungsfähigkeit ist beschränkt oder gar nicht gegeben. So kann sie nur wenige oder gar keine Tochterzellen bilden.
Anhand dieser Voraussetzungen für die Metastasierung wird auch deutlich, warum bei den allermeisten Operationen oder bei der Entnahme von Gewebeproben durch Biopsie kein erhöhtes Metastasierungsrisiko durch verstreute Zellen besteht.
Prognose: Wie bedeutsam ist die Metastasierung für den Verlauf einer Krebserkrankung?
Metastasen
Wenn Krebs noch keine Metastasen gebildet hat, ist die Krankheit einfacher zu behandeln.
Bei soliden Tumoren ist das Vorhandensein oder Fehlen von Metastasen ein entscheidender Faktor, der den Verlauf der Erkrankung bestimmt. Geht es Krebspatienten nach zunächst erfolgreicher Behandlung schlechter, sind dafür überwiegend Metastasen verantwortlich.
So genannte Mikrometastasen, einzelne Zellen oder Zellverbünde von nicht mehr als zwei Millimetern Größe, lassen sich durch übliche Untersuchungen nicht nachweisen. Bildgebende Verfahren stoßen hier an ihre Grenzen. Krebsforscher hofften daher lange, mehr über die Prognose von Patienten über molekularbiologische Nachweise einzelner Zellen zu erfahren. Tatsächlich lassen sich verstreute Tumorzellen bei vielen Krebsarten inzwischen mit verschiedenen Verfahren nachweisen. Die Hoffnung, diese Tests in der Praxis zu nutzen, wurde zumindest bisher jedoch weitgehend enttäuscht. Nach bisherigem Kenntnisstand erlaubt der Nachweis einzelner Zellen nur bedingt Aussagen über die Prognose eines Betroffenen. Viele Untersuchungen belegen, dass einzelne Zellen nicht automatisch als Metastasierung angesehen werden können. Ihnen fehlt anscheinend oft die eigentliche Bösartigkeit, die sie befähigen würde, echte Tochtergeschwülste zu bilden. Auch verharren Tumorzellen häufig für längere Zeit oder sogar für immer in Ruhestellung. Gefährlicher wird es, wenn einige dieser ruhenden Tumorzellen beginnen, sich wieder zu teilen, eine Eigenschaft, die möglicherweise nur bei den sogenannten Tumorstammzellen vorhanden ist. Solange es nicht gelingt, die ruhenden sicher von den gefährlichen Zellen zu unterscheiden, haben Einzelzellnachweise keinen Stellenwert in der Krebsdiagnostik und Krebstherapie. Wesentliche Erkenntnisse erhoffen sich Wissenschaftler und Mediziner daher von der Forschung an Tumorstammzellen, mehr dazu
http://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/krebsentstehung.php#tumorstammzellen
Dazu schrieb LowRoad am 18.6.2012:
Eine interessante Aufarbeitung! Warum metastasieren manche Tumoren, andere nicht oder nur in bestimmte Organe/Gewebe? Auch der Bereich der Tumorstammzelle, ihre Entstehung, Bedeutung und therapeutische Ansätze diesbezüglich sind äußerst interessant. Ich hatte dazu schon mal ein kurzen Beitrag gebracht [1], wer will kann sich das ja noch mal anschauen.
Ich möchte aber hier nochmal auf die Bedeutung der verstreuten (disseminierten) Tumorzellen hinweisen, da dies wahrscheinlich das Bindeglied zu den oligometastasierten Erkrankungen stellt. Einleitend eine kleine Studie von Morgan & Kollegen[3]. Er suchte bei 569 Pts. vor einer geplanten Prostatektomie mit kurativer Intention nach dissiminierten Tumorzellen (DTC) im Knochenmarkstroma (BMS). DTCs waren in 408 von 569 Pts. (72 %) nachweisbar! Wir wissen aber, dass weit mehr als 28 % der operierten Patienten dauerhafte Remission erfahren, die DTCs demnach nicht weiter auffällig werden. Noch interessanter war, dass selbst bei 3 von 34 (8,8 %) der als gesund eingestuften Männern (Kontrollgruppe) DTCs im Knochenstroma nachweisbar waren.
Ein Hinweis für den sehr frühen hämatogenen Metastasierungsprozess. Warum sich PCa-Zellen so gerne im Knochen ansiedeln, liegt an deren Rezeptoreigenschaften. Hierbei steht die CXCL12 - CXCR4 Achse im Mittelpunkt des Interesses[5]:
Die Osteoblasten, die die hämatopoetische Stammzellnische ausbilden, können die angedockten Tumorzellen in einen "Dornröschenschlaf" versetzen[4]. Das erklärt zumindest teilweise, warum nach Primärtherapien lange rezidivfreie Zeiträume erkennbar sind. Ein wichtiger Grund dieses "Dornröschenschlafs" ist das Immunsystem. Es z. B. durch Cortisondauertherapie zu kompromittieren erscheint zumindest in frühen PCa-Stadien fraglich. Hier begründen sich meine Bedenken bezüglich einer frühen Therapie mit Abiraterone, welches mit Prednisolon oder einem ähnlichem Cortisonpräparat verabreicht wird. Enzalutamid (MDV3100) oder auch Galeterone (TOK-001), welche ohne Cortison auskommen, erscheinen mir vorteilhafter (fast tracked for prostate cancer, aber noch nicht zugelassen).
Manche Überlegungen gehen auch dahin, die disseminierten Tumorzellen durch geeignete Medikamente aus der Stammzellnische in die Zirkulation zu treiben, um sie einer entsprechenden Therapie zuführen zu können. Eine Knochenmarktransplantation macht man aber nicht ohne Not, da muss wohl noch etwas mehr Evidenz her.
In den Leitlinien wird von lokaler oder metastasierter Erkrankung gesprochen, der Zwischenbereich "oligometastasierte Prostatakrebs" existiert dort nicht. Von z. B. Messing[6] wissen wir, dass Pts. mit ≤5 (Fern-) Metastasen einen bedeutend günstigeren Krankheitsverlauf haben, als Männer mit mehr als fünf Metastasen. Er stellt die Frage, ob lokale Therapien dieser Metastasen nicht vorteilhaft sein könnte, bis hin zu dauerhafter Remission? Schick und Kollegen konnten zumindest eine Verlängerung der rezidivfreien Zeit zeigen[7]. Ralf hat einen erklärenden Text übersetzt [2], danke!
Sichere Entdeckung dieser "wenigen" Metastasen ist der Schlüssel zum Erfolg. Cholin PET/CT ist die Mindestvoraussetzung, PET/MRI ergibt besseren Organbezug und kann evtl. durch Diffusionsgewichtung (DW-MRI) ergänzende Daten liefern. USPIO-MRI ist momentan nur bei Bravo in Orlando möglich, Kosten etwa $7.500,-! Barentsz will ab Oktober mit einem neuen USPIO-Verfahren wieder OnLine sein, drücken wir ihm die Daumen.
[1]: LowRoad, Prostate Cancer Stem Cell Therapy: Hype or Hope?
[2]: RalfDm, Der oligometastasierte Prostatakrebs
[3]: Morgan, Disseminated tumor cells and risk for prostate cancer recurrence
[4]: Helmberg, KNOCHEN-STOFFWECHSEL
[5]: Dalton, The Bone Marrow Microenvironment as a Tumor Sanctuary and Contributor to Drug Resistance
[6]: Messing, Is there a favorable subset of patients with prostate cancer who develop oligometastases?
[7]: Schick, A Limited Course Of Androgen Deprivation And High Dose Targeted Radiotherapy Of Regional And/or Distant Oligometastatic Recurrences May Prolong Biochemical Free Survival In Prostate Cancer Patients

helmut (i) schrieb am 16.6.2012:
Schon wiederholt habe ich über meinen Bruder berichtet, dessen Erkrankung nach wie vor einen sehr ungünstigen Verlauf nimmt.
Nach OP (09), Rezidiv-Bestrahlung (10) und Hormonblockade bis Okt.11 wurde nun per PET-CT eine Metastase im Iliosakralgelenk festgestellt.
Beängstigend ist der außergewöhnlich rasche PSA - Anstieg:
25.04. 1,4
29.05. 3,8
14.06. 6,95
Er steht nun vor der Entscheidung, die Metastase bestrahlen zu lassen oder eine erneute Hormonblockade zu beginnen, evtl. beides gleichzeitig.
Ist es überhaupt denkbar, dass eine einzelne Metastase einen derart rasanten PSA-Anstieg verursacht?
Ist es denkbar, dass eine umfangreiche Mikro-Metastasierung ursächlich ist?
Diese Vermutung wird allerdings durch die Tatsache abgeschwächt, dass die PET-CT-Untersuchung mit modernster Technik in Heidelberg durchgeführt wurde.
Ich bitte um Meinungen und evtl. Empfehlungen.
(Was ich persönlich nie verstanden habe, ist die allgemeine Empfehlung, dass man Metastasen erst bestrahlt, wenn sie Beschwerden machen. Es ist doch davon auszugehen, dass sie ihrerseits weiter streuen!?!)
Dazu schrieb Strahlentherapeut Daniel Schmidt am 18.6.2012:
1. Die Theorien dazu, ob Metastasen streuen können oder nicht sind diffus. Man kann keine definitive Aussage dazu treffen.
Im Tiermodell können Metastasen metastasieren, d. h. wenn Sie Tumorzellen aus einer Metastase eines Tiers einem anderen Tier spritzen, wachsen im anderen Tier auch Metastasen.
2. Metastasen bestrahlt man in der Regel, wenn Sie Symptome machen oder drohen, solche zu verursachen (z. B. bei Knocheninstabilität, Nervenkompression, etc.).
Eine Metastase im Ileosakralgelenk kann man sicherlich gut bestrahlen und kann sehr oft zu Beschwerden (Schmerzen) führen, da dort eine Menge Nerven verlaufen.
3. Der Weg, die Metastase zu bestrahlen und den PSA-Verlauf abzuwarten, ehe man mit einer weiteren Hormon- oder Chemotherapie beginnt, ist sicherlich machbar. Vermutlich ist diese eine Metastase nicht die einzige aktive im Körper, wenn man den PSA-Verlauf anschaut. Allerdings kann es auch sein, dass der PSA-Wert nach der Bestrahlung abfällt und erst nach einigen Monaten steigt, womit Ihr Bruder einige zusätzliche Monate ohne Hormon- oder Chemotherapie "gewonnen" hat. Wenn man diesen Weg geht, sollte man sicherlich den PSA-Wert kontrollieren, z.B. alle zwei Monate.
4. Eine umfangreiche Mikrometastasierung ist sehr gut möglich, auch wenn das PET-CT diese nicht gezeigt hat. Eine PET-CT sieht nur Tumorzellverbände oder "Cluster" um etwa eine Million Zellen, alles darunter bleibt unentdeckt, bis es die entsprechende Größe erreicht hat.

Archi2012 schrieb am 18.8.2012:
Im Stenostil meine Vorgeschichte:
- Im Januar 2010 Biopsie und Diagnose Prostata-Tumor : pt3a; pn0, M0; G3, Gleason Score 4+4
- Op auf Anraten meiner Urologen Prof. Dr. Haupt und Dr. Karl Dörr (aus Speyer a. Rh.) am 27.05.2010
- Nach OP PSA linear steigend von 0,21 auf 0,50, Stand:10/2011
- Auf Anraten der beiden o. g. Urologen Bestrahlungstherapie vom 14.11.11 bis 10.01.12 bei Fr. Prof. Dr. Sautter-Biehl in der Klinik f.Radioonkologie u. Strahlentherapie des städtischen Krankenhause in Karlsruhe (Bestrahlungsgerät:LINAC 3); PSA danach 0,80 ng/ml.
- Anfang Juni 2012 Harnleiter-Kolik und Einlieferung insDia konissen Krankenhaus Speyer; dort der Zufallsbefund nach CT: suspekte Rundherde sehr klein bis 12 mm (9 Stck größere) in der Lunge (bei einem ausgewiesenen PSA-Wert von 0,98 ng/ml).
- Lungenbiopsie in der Thoraxklinik in Heidelberg bei Prof. Dienemann mit der Diagnose nicht operabler Metastasen (da zu klein und etagenmäßig verteilt) des Prostata-Karzinoms in beiden Lungenflügeln, aber kein Lungen-Primärtumor.
- Entlassung aus der Thoraxklinik vor ca. 14 Tagen und Weiterbehandlung bei den beiden o. g. Urologen.
- z. Z. Hormonblocker-Behandlung mit PAMORELIN LA 11,25 mg, TRS 1 St. N1 sowie LEKTINOL AMP 25x0,5 ml N3.
- begleitend zwecks Immunstärkung: - Biopran; -Leinöl nach Dr. Budwig; - wilde Aprikosenkerne; Mutaflor Kapseln und Multi-comp–Dragees
- begleitend in Heilpraktiker-Behandlung (Biomechanik-Therapie) bei HP Ingo Bauer aus Speyer a. Rh.
Nun meine Frage: Was kann ich zu einer wirksamen Therapie noch beitragen, denn die Begründung meiner Urologen wg. der angesichts des niedrigen PSA-Wertes dennoch erfolgten Metastasierung ist m. E. doch etwas dünn ("atypischerKrankheitsverlauf")?
LowRoad antwortete am 20.8.2012:
Pulmonary Metastases [Lungenmetastasen – Ed] from Prostate Cancer sind eine rare Erscheinung. Erstmal zu den statistischen Daten [1]:
Zwischen 1967 und 1995 wurden knapp 20.000 Männer aus unterschiedlichen Gründen autopsiert. Dabei wurde bei 1589 (8,2 %) PCA entdeckt, und bei 35 % von diesen 1589 Männern war der Krebs bereits hämatogen metastasiert.
90 % -> Knochen
45 % -> Lunge
25 % -> Leber
21 % -> Brustfell
13 % -> Niere
Lungenmetastasen sind demnach doch eine nicht allzu seltene Erscheinung. Was aber selten ist, ist dass sich diese als solide Tumore darstellen, also ein Proliferationsverhalten zeigen. So ist aus anderen Studien bekannt, dass nur etwa 2 % Lungenmetastasen in der Primärdiagnostik zeigen [2]. Das war 1995 so, dürfte heutzutage, wegen der stärkeren Betonung der PSA-gestützten Früherkennung, günstiger aussehen.
Die Leitlinien kennen keine spezielle Behandlungsstrategie bei Lungenmetastasen, so dass die Hormonentzugstherapie (ADT) als Basistherapie gelten darf. Tatsächlich beschreibt Schellhammer in [2], dass ADT-naïve Patienten mit Lungenmetastasen zu 76,5 % mit Schrumpfung (RECIST) auf eine ADT-Behandlung ansprechen. Schließlich kommt er zum Fazit: "...pulmonary metastases is not necessarily worse than for patients with metastatic disease at other sites." Vielleicht hilft Dir das.
Bis hierhin ist das wohl alles leitlinienkonform, aber was könnte man weitergehend noch machen? Das ist Deine Frage und auch diese will ich versuchen, aus meinem Verständnis heraus zu beantworten. Die von Dir beschriebenen Lungenmetastasen sind leider nicht mehr kurativ behandelbar, das sollte klar sein. Somit geht es um Lebenszeit, Lebensqualität und das richtige Verhältnis von beidem.
Mich würde die Frage umtreiben, warum ausgerechnet bei mir sich der Krebs in den Lungen manifestiert hat. Eine Antwort auf diese Frage könnte therapeutische Optionen erschließen. Du bist nun in einer "glücklichen Lage", dass Du Tumorgewebe aus den entsprechenden Regionen verfügbar hast. Dieses könnte man molekularbiologisch untersuchen lassen. Das ist so eine Art Schwerpunkt meines Interesses, der nicht von vielen hier geteilt wird, das solltest Du wissen, aber ich denke, nur durch eine individualisierte Therapiegestaltung könnten man evtl. Lebenszeit und -qualität gewinnen. Copeland und Kollegen berichteten beispielsweise: "...all 13 cases that were stained for PSAP [prostate specific acid phosphatase = Saure Prostataphosphatase – Ed] were positive..." [3], was heutzutage den Einsatz der PAP-spezifischen Therapie mit Sipuleucel-T als Option erscheinen lässt.
Natürlich kannst Du das auch immer noch machen, wenn die vorgeschlagenen Standardtherapien nicht den gewünschten Erfolg zeigen. Vielleicht kommst Du ja auch damit aus - wünsche ich Dir jedenfalls.
Zu deinem komplementärem Weg (Biobran, Leinöl nach Dr. Budwig, Aprikosenkerne,...) möchte ich Dir raten, es nicht zu übertreiben. Das wird NIEMALS eine zielgerichtete Standardtherapie ersetzen können.
---------------------------------------
[1]: Metastatic patterns of prostate cancer: an autopsy study of 1,589 patients
[2]: Schellhammer, Pulmonary metastases from prostate cancer.
[3]: Copeland, The Morphologic Spectrum of Metastatic Prostatic Adenocarcinoma to the Lung

spertel schrieb am 14.9.2011 in einem Diskussionsfaden, in dem es um einen Fall von in die Lymphknoten metastasiertem Krebs ging:
Es macht keinen Sinn, sichtbare Metastasen bildgebend darzustellen, wenn diese nicht eliminiert werden können.
Darauf kam der Urologe M. Schostak am 3.12.2012 zurück und schrieb:
Heutzutage ist eine Lymphknotenchirurgie und/oder eine Bestrahlung von tumorbefallenen Lymphknoten sicher wesentlich besser möglich als noch vor einigen Jahren.
Und klären, ob eine Metastase eliminierbar ist oder nicht, kann man nur mit Bildgebung.
Welche der beiden Methoden besser geht, hängt sicher v. a. davon ab, wen man fragt (ich würde z. B. operieren), wahrscheinlich nehmen sich beide Optionen nicht viel.
Die Messing-Studie (RPX + LAE mit positiven LK [im Klartext: Radikale Prostatektomie mit Lymphadenektomie mit positiven Lymphknoten – Ed]) hat gezeigt, dass eine lokale Therapie besser ist als nur Hormone und dass es eine gewisse Chance gibt, ganz um Hormone herum zu kommen. In der EORTC-Studie von Schröder waren positive LK ohne Therapie des Primärtumors mit und ohne Hormontherapie prognostisch sehr schlecht anzusehen.
Fazit:
Lokale Therapiemaßnahmen ausnutzen,
entfern-( oder bestrahl)bare LK angehen (ggf. Bildgebungsgesteuert).
Klaus (A) fragte am 13.9.2013:
Komme eben zurück aus der Praxis eines Nuklearmediziners/Radiologen und kann immer noch nicht glauben, was mir dort gesagt wurde.
Die Sachlage:
Ende 2004 wurde bei einem PSA von 1.2 eine einzelne Knochenmetatsase im Becken bestrahlt, die vorher durch F18 PET/CT gefunden wurde. In 2005 fiel daraufhin mein PSA nach jahrelangem kontinuierlichen Anstieg zum erstenmal ab bis 0,5; dieser Abfall war für mich der Beweis, dass es wirklich eine Knochenmetastase war.
Mein PK wurde Ende 1994 nachgewiesen. Ich lebte damals nahe bei Aachen. Vor wenigen Wochen traf ich zufällig den mich damals behandelnden Urologen, der mir angeboten hat, meine ganzen alten Unterlagen bei ihm abzuholen, was ich auch tat.
Zu Hause schaute ich mir das alles an; dabei fiel mir auf einem Röntgenbild von 1997 ein heller Schatten auf, der sich genau in der Region der 2004 bestrahlten Metastase befand.
Ich hatte das eigentlich nicht sehr ernst genommen; als ich heute zu dem (mir gut bekannten) Nuklearmediziner ging wegen einer Schilddrüsen Abklärung habe ich das alte Röntgenbild von 1997 und die PET/CT Bilder von 2004 mitgenommen, um seine Meinung einzuholen.
Seine Einschätzung: Die Lage des Schattens von 1997 und der 2004 gefundenen Knochenmetatase sind identisch!! Er meint, dass die Metastase schon 1997 da war!!!! Seine lapidare Erklärung: "in der Medizin ist alles möglich".
Nun war meine RPE Anfang 1995; das PSA blieb danach bis 1999 unter der Nachweisgrenze ehe es begann, sehr langsam anzusteigen. D.h., dass ich 1997 – zwei Jahre nach RPE – bei einem PSA von nahe null eine Knochenmetastase gehabt haben soll, die dann erst 7 Jahre später bei einem PSA von 1.2 durch PET/CT gefunden wurde???? Wie kann das sein?? Normalerweise wäre wohl die einzige Erklärung: Neuroendokrine Metastase(n).
Das kann aber nicht sein, denn dann wäre ich wohl heute nicht mehr auf dieser Welt. Im übrigen spreche ich auch immer noch sehr gut auf (intermittierende) ADT an und die neuroendokrinen Marker lagen immer im Normbereich.
Ich habe keine Erklärungen – irgendwie ist mein Verständnis von PK-Entwicklungen erschüttert.
Vielleicht hat jemand eine Idee??
Hartmut S antwortete am selben Tag:
Natürlich kann das sein. Eine Metastase, wenn sie durch den PK entstanden ist, wächst nicht so schnell und ist immer noch behandelbar. Dein PK wurde 1994 nachgewiesen. Das sind schon fast 20 Jahre. Dass Zellen noch hormonsensibel sind, kann nicht ausgeschlossen werden. Mache dir da aber nicht so viele Gedanken.
Ebenso Urologe fs:
Es gibt dormante (schlafende) Metastasen, die viele Jahre lang überhaupt kein Wachstum zeigen und dann, aus bisher unbekannten Gründen, auf einmal aktiv werden.
Und Hvielemi schrieb:
Dein Stammtumor hatte Gleason-Score 3+3.
Das aussergewöhnliche an deiner Knochenmetastase ist, dass es sie überhaupt gibt. Sonst wird ja gesagt, Gleason-Grad 3 metastasiere nicht. Nun bist Du eben eine Ausnahme, und dass zwischenzeitlich nicht mehr Metastasen aufgetaucht sind, bestätigt die Regel: GG3 metastasiert nicht, oder eben äusserst selten. Wie es scheint, wuchsen deine Krebszellen auch in dieser untypischen Knochen-Metastase sehr langsam, wie sie dies auch im Stammtumor zu tun pflegten.
In deinem Profil steht dieser wunderliche Satz: „mehrere PET/CT's: Knochenmetastase im Becken! Kontroll MRT: Fehlalarm - keine Knochenmetastase“
Wenn das PET eine Aktivität anzeigt, genau dort, wo schon vor Jahrzehnten ein simples Röntgenbild was anzeigte, IST da etwas, auch wenn das MRT das übersieht. Irgendwoher kommt ja der PSA-Anstieg, und irgendetwas reagiert jeweils auf die AHT.
Klaus, wenn Du nochmal in der Off-Phase deiner AHT wieder einen PSA-Anstieg haben solltest, geh nach Heidelberg zu Prof. Haberkorn oder nach München, neu auch Ulm, um bei ca 2 ng/ml ein PSMA-PET machen zu lassen. Das zeigt PCa an und nichts als PCa, während alle anderen bildgebenden Vefahren entweder Dichten oder allgemeine Stoffwechselaktivitäten anzeigen.
Und wenn es wieder diese eine untypische Metastase ist, lass sie Dir wegmachen, von einem Knochenchirurgen.
Diese Krankheit scheint mir insofern nicht systemisch, als dass es klar erscheint, dass eine einzelne, genau lokalisierte Metastase vorliegt. So eine einzelne geringaktive Knochenmetastase kann man bestimmt rausfräsen, wie das der Zahnarzt mit Karies macht?
Sandra75 fragte am 18.12.2013:
Mein Vater hat seit einer Woche ein sehr dickes Bein (Wasseransammlung), nur die rechte Seite, die auch von Metastasen betroffen ist bzw. im Frühjahr bestrahlt wurde. Die Ödeme beginnen an der Leiste bis runter zum Fuß. Venen sind ok, also keine Thrombose.
Hat jemand von Euch eine Erklärung dafür, ob die Ödeme von den Knochenmetastasen in der Hüfte kommen? Sind momentan echt ratlos. Er bekommt auch Lymphdrainage, bisher mit wenig Erfolg. Bin über jede Antwort dankbar.
Urologe fs antwortete einen Tag später:
Das wird wahrscheinlich von Lymphknotenmetastasen im kleinen Becken kommen. Er sollte Oberschenkel-Maßkompressionsstrümpfe Kompressionsklasse 2 verschrieben bekommen. Durch den Gegendruck kann das Lymphödem in der Regel gut beherrscht werden.


Harald_1933 schrieb am 8.6.2014 unter dem Betreff "Knochentumoren: Linderung der Schmerzen":
Zitat:
Falls Sie oder einer Ihrer Angehörigen aufgrund von Knochenmetastasen an Knochenschmerzen leidet, sollten Sie Behandlungen mit ExAblate, bei der ein Kernspin-gesteuertes fokussiertes Ultraschallverfahren angewendet wird, in Betracht ziehen. Bei ExAblate handelt es sich um ein einmaliges Behandlungsverfahren, bei dem die den Knochentumor umgebenden Nervenzellen zerstört werden, was eine rasche und andauernde Schmerzlinderung bewirkt. Eine einmahliges gibt keine schädigende Strahlung, und Sie müssen sich normalerweise nicht zu mehreren Behandlungssitzungen einfinden. Die meisten Patienten verspürten nach einigen Tagen eine Schmerzlinderung und waren darüber hinaus in der Lage, die Dosierung der eingenommenen Schmerzmittel zu reduzieren.
Zitatende
Bitte hier und hier anklicken.
Darauf antwortete Hans-J. am selben Tag:
Deinen Hinweis finde ich gut und eine weitere Möglichkeit für Schwerbetroffene, die Metastasen behandeln zu lassen.
Wie Du weißt, haben sowohl Malte als auch ich diese Möglichkeit in Anspruch genommen. Jedoch möchte ich den Erfolg noch nicht bewerten und frühzeitig die Werbetrommel für ein Verfahren rühren, welches zwar die Zulassung hat, aber belastbare Daten noch ausstehen.
Hier möchte ich zunächst die 3-Tesla-Ganzkörper-MRT Ende Juni abwarten.
Jedoch die Schmerzreduzierung ist sehr, sehr gravierend. Vor allen Dingen aber auch an Stellen feststellbar, wo die Nervenbahnen als Leiter fungieren und das an Stellen, die man zunächst in keinem Zusammenhang mit den Metastasen bringt.
Ein Auszug Deines zweiten Links:
Zitat:
Der fokussierte Ultraschall zerstört die äußere Knochenmembran, in der die schmerzempfindlichen Nerven eingebettet sind. Die fokussierten Ultraschallwellen werden auf eine kleine Fläche auf dem schmerzenden Knochen fokussiert. Dies bewirkt einen Temperaturanstieg auf der Oberfläche des Knochens und eine Zerstörung des angrenzenden Nervengewebes. In den meisten Fällen werden auch die darunter liegenden Metastasen überwärmt. Dadurch kann in vielen Fällen auch eine Reduktion der Tumormasse und ein Wiedereinbau von normalen Knochenmineralien erreicht werden.
Inwieweit die darunterliegende Metastasen auch zerstört werden, kann man vor der Behandlung nicht mit letzter Sicherheit sagen. Es sind aber bei den bisherigen Behandlungen öfter zur Rekalzifierung (erneute Kalkeinbau im Bereich der Metastasen) gekommen. Die derzeitige Datenlage erlaubt aber noch nicht, die Metastasen als solches zu behandeln.
Zitatende
Auf das Potential der Ableger der ursprünglichen HIFU wurde von mir ja schon in Vorjahren hingewiesen. Die Verbesserungen im Zeitablauf und die unterschiedliche Anwendungen - siehe Magdeburg, Mannheim, Dachau, Bottrop - sind bekannt.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Studien durch moderne Informationswege schneller erheben lassen, damit der Nutzen sich nicht nur für Mutige einstellt.
Rolando schrieb am 15.7.2017 zu der Frage, ob auch osteoklastische (Knochensubstanz abbauende) Metastasen Schmerzen verursachen können:
Sowohl osteoplastische als auch osteoklastische Metastasen können ein Einklemmen von Nerven verursachen. Im Falle von osteoplastischen Metastasen führt die überschießende Neubildung von Knochen zur Kompression der Nervenfasern.
Bei osteoklastischen Vorgängen kommt es zum Zusammensintern (Zusammensinken/Zusammenbrechen) von Knochenstrukturen, die dann ebenfalls eine Kompression von Nervensträngen verursachen, z. B. entlang der Wirbelsäule im Bereich der paarig angelegten Öffnungen (Foramen intervertebrale) für die austretenden Spinalnerven oder als Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose), jeweils durch ein Zusammensintern der Wirbelkörper ausgelöst.
Je nach Ausmaß der Kompression entstehen dann Schmerzen, Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen,... (Sensibilitätsstörungen), Muskelschwäche, Lähmungen (motorische Störungen), Fehlregulation der Durchblutung (vaskuläre Störungen) und sonstige vegetative Beeinträchtigungen (z.B. erhöhte Schweissbildung, Frösteln/Gänsehaut) im Versorgungsgebiet der komprimierten Nervenstrukturen. Zum Teil kann es auch zu Funktionsstörungen von inneren Organen kommen (Herzbeschwerden, Verdauungsstörungen,...), je nach Lokalisation einer Nervenkompression entlang der Wirbelsäule.