Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Dreifache Hormonblockade (DHB)

[Der DHB nach Dr. Bob Leibowitz sind in diesem Forum sehr viele Beiträge gewidmet, und sie nimmt hier breitesten Raum ein, weil sie vielen von uns aktiven Forumsteilnehmern als die die schonendste Behandlungsmöglichkeit (außer "watchful waiting" natürlich) erscheint. Es muss aber klar sein, dass von ihr noch keine Langzeitergebnisse vorliegen, und dass deswegen viele Urologen – wahrscheinlich sogar die meisten – es rundweg ablehnen, sie zu praktizieren, oder wenn sie es tun, dann ohne eigene Überzeugung. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge ist sie eine experimentelle Therapie.
Ich möchte allen Interessierten das sorgfältige Studium der folgenden Meinungen dazu empfehlen. Diejenigen Einsender, die sich für die DHB entschieden haben, haben sicher erst nach langem Grübeln über mögliche Alternativen und deren Folgen zu ihrem Entschluss gefunden.
Diejenigen Leser, die zu derselben Entscheidung kommen, sollten diesen Text dazu lesen, in dem gesagt wird was zu Beginn der DHB zu bedenken und zu tun ist.
Für DHB-Patienten, die eine Untersuchung auf befallene Lymphknoten nach dem USPIO-Verfahren ins Auge fassen, sollten folgendes beachten: Nach Aussage von Prof. Barentsz können Patienten, bei denen nach einer Behandlung nach der DHB in der Erhaltungstherapie das PSA untypisch steigt, dann eine USPIO-Untersuchung durchführen lassen, wenn das PSA bei 30 ng/ml oder darüber ist. Darunter ist wegen der zellulären Veränderungen durch die hormonelle Therapie nichts zu erkennen.

Ed]

Wil schrieb am 4.1.2001:
Forumfreunde
Bei der 3-fachen Hormonblockade (DHB) werden drei Medikamente verwendet. Es handelt sich hier um eine Androgen-Entzugs-Therapie (AET). Falls mittels drei Medikamenten, wird dieses mit AET3 angedeutet. Dieses in Anlehnung an dem Amerikanischen "Androgen Deprivation Therapy" (ADT), bzw. ADT3. [Das Kürzel "AET" hat sich nicht durchgesetzt, stattdessen "ADT" = Androgendeprivationstherapie – Ed]
Übrigens, D in DHB könnte sowohl Doppelt als auch Dreifach bedeuten. Darum würde ich eine Ziffer, 2 oder 3 vorziehen.
Bevor Sie hier weiter lesen, bitte, lesen Sie erst auf http:/www.prostatakrebse.de, "Themen" "Die Dreifache Hormon Blockade (DHB)". Hier wird mehr im Detail auf die Wirkungen der drei Medikamente eingegangen. Diese sind:
1) LHRH-Agonist
2) Antiandrogen
3) Finasterid
1) LHRH-Agonist
Die Markennamen dieses Medikamentes sind: Zoladex, Enantone, Trenantone, Decapeptyl, Lupron, Lucrin Depot, usw., abhängig vom Land und Hersteller.
Agonist bedeutet soviel wie "Eine Substanz, die eine gewisse Aktivität anregt". (Ein Antagonist bewirkt das Gegenteil).
Welche Aktivität wird von dem LHRH-Agonisten angeregt? Testosteron (T) wird in den Testikeln (Hoden) produziert. Diese Produktion wird gesteuert von einem kleinen Organ im Gehirn, dem Hypothalamus. (Dieses Ding steuert u.a. auch die Temperatur des Körpers). Das T durchströmt den ganzen Körper und wird von dem Hypothalamus wahrgenommen. Wenn es zu wenig T gibt, schickt der Hypothalamus einen Bericht Richtung Testikeln, jedoch über eine Zwischenstation, die Hypophysendrüse. Der Bericht ist wie beim Leuchtturm. Es werden kurze Pulsen eines Hormons, das LHRH-Hormons, zur Hypophysendrüse gesandt. Die Hypophysendrüse leitet den Bericht weiter an die Testikeln mittels eines anderen Hormons, des LH-Hormons. Die Testikeln wissen dann Bescheid: Mehr T produzieren.
Jetzt versetzen wir dem Patienten eine Spritze oder ein Implantat mit dem LHRH-Agonisten. Was passiert? Das Medikament hat in etwa die gleiche Form wie das besprochene LHRH-Hormon, ist ein LHRH-Analog. Die Hypophysendrüse reagiert und sendet LH zu den Testikeln damit MEHR Testosteron produziert wird. HALT, mehr T wollen wir doch nicht. Stimmt, aber was passiert weiter? Der Regelkreis wird durcheinander gebracht, wird erheblich vom LHRH-Agonisten gestört. Letztere regt zu immer mehr T-Produktion an. Das Regelsystem bricht zusammen. Die Hypophysendrüse wird nach einer Woche schlauer und merkt, dass das LHRH nicht pulsierend, sondern (als Medizin) ständig anwesend ist und gibt es auf. Sie produziert kein LH-Hormon mehr, so dass die Testikeln kein Testosteron mehr produzieren.
WARNUNG: Bei der ersten Anwendung des LHRH-Agonisten steigt das Testosteron erheblich an. Der Prostatakrebs wird dadurch aufflammen. Um diesem vorzubeugen, muss 7 bis 14 Tage vorher ein Antiandrogen eingenommen werden. Siehe meine vorige Email vom 2. Jan. 2001.
2) Antiandrogen (AA)
Androgene werden an zwei Stellen produziert.
1) Testikel (Hoden): Testosteron (95% der gesamten Androgenen). Produktion wird geregelt durch die Hypophysendrüse mittels des LH-Hormons.
2) Nebennierenrinden: Androstenedion, Dehydro-Epi-Androsteron (DHEA) und DHEA-Sulfat, insgesamt 5% der Androgene. Die Produktion wird geregelt durch die Hypophysendrüse mittels des ACTH-Hormons, auch dann, wenn die Hypophysendrüse kein LH mehr liefert zur Produktion. Diese Androgene sind schwach, jedoch in der Prostata gibt es Enzyme, die diese Androgenen zu Testosteron umformen. Prostatazellen einer bestimmten Art, und die Krebszellen, die daraus gebildet wurden, haben innerhalb der äußeren Hülle sogenannte Androgen-Rezeptoren (AR), kleine Proteinmoleküle, die sich also im Zellplasma befinden. Auf diese können die Androgene andocken, weil sie passen wie ein Schlüssel in einem Schlüsselloch (der Rezeptor). Jedoch, nicht alle Androgene passen gleich gut. Mancher "Schlüssel" versucht einzurasten, fällt dann meistens jämmerlich wieder aus dem "Schlüsselloch". Bei weitem am besten passt ein Hormon, das in der Zelle aus Testosteron gebildet wird, das Dihydrotestosteron (DHT). Wenn DHT sich an einen AR ankoppelt, wandert das Gebilde zu dem Zellkern mit seiner DNA (erbliche Substanz), wo sich äußert komplizierte Prozesse abspielen, u.a. auch die Regelung der Zellteilung. Das DHT nun hilft bei der Zellteilung in indirekter Weise. DHT tritt auf wie ein Dirigent eines Orchesters, wobei die Spieler die sogenannten Wachstumfaktoren sind. Letztere lassen also die Zellen wachsen, auch die Krebszellen.
Jetzt werden wir leichter verstehen können, wie ein Antiandrogen funktioniert. Es ist eine Substanz bestehend aus Molekülen, die sich wie passende Schlüssel verhalten.
Also, wenn ein DHT-Molekül versucht, an einem Androgenrezeptor (AR) anzudocken, hat es immer Pech, wenn der AR bereits besetzt ist durch ein Antiandrogenmolekül. So wird das DHT unschädlich gemacht.
Es gibt 2 Arten von Antiandrogenen (generische Namen, mit Markennamen in Klammern)
A) Nicht-Steroidale Antiandrogene: Flutamid (Eulexin), Bicalutamid (Casodex), Nilutamid (Nilandron, Anandron, Notostran).
B) Steroidale Antiandrogene: Cyproteronazetat (Cyprostat, Androcur), Tryptorelin (Decapeptyl).
Die Unterschiede in Nebenwirkungen, Vor- und Nachteile, Preise, darauf gehen wir hier nicht ein. Das Gemeinsame haben wir jedoch oben besprochen.
3) Finasterid (Proscar)
Oben, unter 2), wurde beschrieben, dass Testosteron (T) zu dem weitaus potenteren Dihydrotestosteron (DHT) konvertiert wird. Das geht nicht von alleine. Zur Konversion dient ein Protein mit dem schicken Namen "5-alpha-Reduktase" (5aR). Finasterid ist ein 5aR-Hemmer (englisch 5aR inhibitor), verhindert also die Umwandlung von T zu dem für uns gefährlichen DHT. Proscar kommt als kleine blaue 5-mg-Tabletten. Die normale Dosis ist eine Tablette pro Tag. In der Ärztebibel ist Proscar nicht für die Behandlung von Prostatakrebs indiziert. Trotzdem kann der Arzt es verschreiben, weil Proscar eine anerkannte Medizin ist. Es wird es normalerweise verschrieben für die Behandlung einer stark vergrößerten Prostata (Hyperplasi). Und wir verstehen jetzt auch, warum: Kein DHT, keine Zellteilungen, kein Wachstum von gewissen Prostatazellen, Krebs oder nicht. Es gibt auch Finasterid in Tabletten von 1 mg, (im freien Verkauf?) unter dem Namen Procepia. Diese sollen das Haarwachstum beeinflussen. Wie funktioniert das denn? Das (für uns gefährliche) DHT kommt nicht nur in der Prostata vor. Weitaus das meiste DHT wird aus T gebildet in der Haut des Körpers, und der Haut verschiedenster Organe, wie etwa der Nieren. Für den Mann bedeutet das, es führt DHT in der Haut zu viel Haaren auf Brust, Armen, usw., jedoch wenig auf dem Kopf. Weiß nicht, warum.
Bei einer Androgen-Entzugstherapie und auch durch die Einnahme von Proscar (5 mg) oder Procepia (1 mg) nimmt das DHT ab, und man verliert überall Haare, nur am Kopf kommen mehr.

Willi fragte am 8.1.2001:
Ich bekam am 28.12.2000 ein Monatsdepot Enantone "zur Vorbereitung auf die Prostatektomie". Am 05.01.2001, genau 8 Tage später, ließ ich den PSA bestimmen und bekam das gleiche Ergebnis wie aus der Blutuntersuchung vom 27.11.2000, 26,8 ng/ml. Das Flair-up tritt nicht immer ein? Wer weiß etwas dazu? Heute, 11 Tage nach der Verabreichung der Enantone habe ich meine DHB begonnen, zusätzlich Cosadex und Proscar. Ich hoffe, sie funktioniert.
Wil antwortete am 8.1.2001:
wenn es kein Aufflammen gegeben hätte, wäre das PSA am 05.01.2001 niedriger gewesen als am 28.12.2000. In den ersten Tagen ist das PSA gestiegen und war erst 8 später (zufälligerweise) wieder zurück beim Anfangswert. Erst danach ist das PSA unter den Anfangswert gesunken. Die Zeitspanne von 8 Tagen stimmt in etwa überein mit dem, was ich in 2 Emails schrieb. Siehe Archiv, die Titel: "Aufflammung. Alarm um die Jahreswende" und "Die 3 Medikamente bei AET3, auch DHB". Du hättest erst Casodex nehmen müssen, um eine potentielle Gefahr zu vermeiden. Das ist jetzt Geschichte, die Gefahr ist überstanden. Es ist zu erwarten, dass die DHB prima funktionieren wird.
Beste Wünsche

Christian schrieb am 8.1.2001:
Ein wichtiger Hinweis, wenn die Frage auftaucht, für welche Therapie soll ich mich entscheiden: 
Sie stehen vor einer wichtigen Entscheidung. Ihr Urologe hat Ihnen Möglichkeiten aufgezählt, damit Sie eine informierte Therapieentscheidung für die beste Therapie gegen Ihren Prostatakrebs treffen können. Sie sollten sich auch für die Tri Androgen Blockade interessieren. Die hat Ihr Urologen wahrscheinlich nicht erwähnt. Sie ist keine Standardtherapie ist und auch noch wenig bekannt. Viele Betroffene haben sich bereits für diese Therapie entschieden, nachdem sie die Informationsunterlagen von Dr. Leibowitz durchgearbeitet haben. Viele Urologen oder Onkologen haben diese Therapie bereits angewandt, weil sie das hohe Potential dieser Therapie für den Kampf mit dem Prostatakrebs um ein Leben in bester Lebensqualität erkennen.
Im Folgenden sind die Argumente zusammengestellt, die mir Patienten mitgeteilt haben, weshalb sie sich für die Therapie der Tri Androgen Blockade oder der Dreifachen Hormonblockade entscheiden haben: 
  1. Nach Dr. Leibowitz sind Krebszellen bei der ersten Attacke am meisten verwundbar. Er empfiehlt die stärkste Waffe zuerst und so früh wie möglich einzusetzen. Es besteht berechtigte Aussicht, durch die intensivere und längere Blockade zum frühest möglichen Zeitpunkt sehr viele Krebszellen abzutöten, so dass - wenn überhaupt - nur ein geringer Rest verbleibt, der mutieren oder aggressiv werden könnte.

  2. Es besteht ein hohes Maß an Sicherheit, dass auch eventuell ausgewanderte Krebszellen abgetötet werden, was bei einer lokalen Therapie überhaupt nicht möglich ist.

  3. Es ist mit einer Vielzahl von Patienten nachgewiesen, dass nach Abschluss des 1. Zyklus sehr lange therapiefreie Zeiten erlangt werden, in denen alle Nebenwirkungen der Hormonblockade verschwunden sind und mit der Proscar-Erhaltungstherapie eine lange Zeit hoher Lebensqualität zu erwarten ist.

  4. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass durch die deutlich längeren Therapiepausen - vor allem nach dem 1. Zyklus - das Eintreten der gefürchteten Hormonresistenz wesentlich verzögert, wenn nicht ganz vermieden wird.

  5. Sofern erforderlich, ist ein zweiter und dritter Zyklus später jederzeit möglich. Ebenso bleibt die Option für jede weitere Therapie vollkommen offen.

  6. Es gibt kein einziges konkret zu belegendes Argument, das gegen die Durchführung dieser Therapie spricht.

  7. Es scheint ein Synergieeffekt durch die Wirkung der drei Komponenten gegeben zu sein

  8. Dr. Leibowitz ist Hämatologe/Onkologe, der sich auf die Behandlung des Prostatakrebses spezialisiert hat, in Deutschland gibt es keinen einzigen Hämatologen/Onkologen mit dieser Spezialisierung. Seine Erfolge sind beachtlich, sie sind als Patientenerfahrung wissenschaftlich dokumentiert und finden zunehmend Resonanz.

  9. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die dreifache Hormonblockade offensichtlich große Chancen bietet, die Krebsbelastung auf ein Minimum zu reduzieren, welches weder die Lebensdauer, noch die Lebensqualität ungünstig beeinträchtigt. Im günstigsten Fall ist eine Heilung zu erwarten, wie sie bei Hormonblockade selbst bei konventioneller Anwendung (einfach-, zweifach- Therapie) bereits nachgewiesen werden konnte. 

                          Christian Ligensa
 
Falls Sie die oben erwähnten Unterlagen anfordern wollen, wenden Sie sich bitte an Herrn Christian Ligensa, Tel. 02602 2433 bzw. E-Mail: ligensa@rz-online.de

Christian schrieb am 14.2.2001:
Der Bericht aus dem Deutschen Ärzteblatt /Jg 98/ Heft 5/2.Februar 2001, "Primäre Hormontherapie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom", Herausgeber Prof. Dr. Ebert, ist einfach eine Bestätigung aus ganz anderer Quelle, dass nämlich Dr. Bob völlig richtig liegt. Bei diesem Ärzteblatt-Artikel wird ja hauptsächlich das lokal fortgeschrittene und das metastasierte PCa betrachtet. Um wieviel effizienter wirken die gleichen Prinzipien: 1. Maximale Androgendeprivation, 2. sofortiger Beginn gegenüber verzögertem Beginn, 3. verlängerte Lebenszeit bei intermittierender Anwendung, die in diesem Bericht so überaus effizient als bewiesen zu betrachten sind, wenn es sich um einen lokal begrenzten oder lokal fortgeschrittenen nichtmetastatischen PCa handelt, wie Dr. Leibowitz es als eine der guten Voraussetzungen für den Erfolg seiner standardissierten 13-monatigen TAB definiert. Auch die Deutschen Ärzte kommen langsam auf die Idee, dass außer der Totaloperation und der Bestrahlung etwas wirklich Sinnvolles für ihre Patienten getan werden kann. Ich spüre in zunehmendem Maße einen abnehmenden Widerstand der Urologen, wenn sie durch Patienten mit den Unterlagen von Dr. Bob konfrontiert werden, diese anzuwenden. Es müssen nicht nur die Patienten für sich sorgen, die Ärzte scheinen mit leichter Verzögerung (ich habe die Dreifache Hormonblockade vor zwei Jahren begonnen und seit einem Jahr abgesetzt) auch auf die guten Therapien aufmerksam zu werden. Halleluja. Vielleicht kann ich meine Aktivitäten zur Verbreitung des "Diamantenstandards" von Dr. Leibowitz (wenn die totale Operation der Goldstandard sein soll) in 2 bis 3 Jahren einstellen, weil er sich in allen Urologischen Arztpraxen durchgesetzt hat. Dann gehe ich segeln.
[Der zitierte Bericht aus dem Deutschen Ärzteblatt Ebert.pdf (96 kByte) kann per Anklicken mit der rechten Maustaste hier als .pdf-Datei heruntergeladen werden. Zum Anzeigen ist der kostenlos erhältliche Acrobat Reader erforderlich. - Ed]
Wil schrieb daraufhin am 14.2.2001:
Christian Ligensa schreibt:
Der Bericht aus dem Deutschen Ärzteblatt /Jg 98/ Heft 5/2.Februar 2001, "Primäre Hormontherapie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom" ,Herausgeber Prof. Dr. Ebert, ist einfach eine Bestätigung aus ganz anderer Quelle, dass nämlich Dr. Bob völlig richtig liegt.
Was von Dr. Bob Leibowitz stark befürwortet wird,, hat eigentlich wenig mit dem Artikel von Dr. Ebert zu tun. Dr. Bob sagt, dass Prostatakrebs von Anfang an systemisch ist, d. h. schon fortgeschritten ist, auch dann, wenn der Tumor noch völlig innerhalb der Kapsel liegt. Für andere, wie auch für Dr. Ebert, bedeutet fortgeschritten soviel wie "nicht mehr ganz innerhalb des Prostatakapsels". Dr. Bob ist von seiner Hypothese überzeugt, obwohl die Richtigkeit nicht zu beweisen ist und höchstens plausibel gemacht werden kann. Die Plausibilität wird von Dr. Bob äußerst eindringlich und gut beschrieben, allerdings ohne einen Beweis liefern zu können. Somit folgt aus dem Artikel des Dr. Ebert NICHT, dass Dr. Bob richtig liegt, eben weil es um verschiedene Ausgangspunkte geht. Der Verdienst des Dr. Bob ist es eine gute Alternative für Prostatektomie und Bestrahlung zu befürworten, also für Stadien T1 und T2.
Christian schreibt weiter:
Bei diesem Ärzteblatt-Artikel wird ja hauptsächlich das lokal fortgeschrittene und das metastasierte PCa betrachtet. Um wieviel effizienter wirken die gleichen Prinzipien:
  1. Maximale Androgendeprivation

  2. sofortiger Beginn gegenüber verzögertem Beginn

  3. verlängerte Lebenszeit bei intermittierender Hormonblockade

Das stimmt. Oft werden Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs lokal behandelt, wobei die Chance auf einen Rückfall mehr oder viel mehr als 30 % ist. Schlimmer noch (und am Rande bemerkt), manche Urologen erlauben es sich lokal zu behandeln, wenn die Wahrscheinlichkeit auf Metastasen schon fast 100 % ist. So präsentierte ein Angehöriger (57) meiner Frau in Deutschland sich voriges Jahr mit PSA 80 und Malignitätsgrad G3. Ich habe gekämpft um ihn von einer Chirurgie abzuhalten. Er hat sich trotzdem operieren lassen. Nach einem Jahr, als er sich halbwegs von seiner Inkontinenz erholt hat, rief er mich an. Das war vorgestern.. Sein PSA war in 4 Monaten von 0,1 auf 2,5 gestiegen. Dann wisst Ihr alle schon, wie spät es ist. Was der betreffende Urologe gemacht hat, ist kriminell und hundsgemein oder total naiv. Natürlich wäre eine sofortige Hormontherapie der beste und sogar einzige guten Weg gewesen. Dieses hat natürlich wenig zu tun mit dem was Dr. Bob befürwortet für seine auserwählten T1-, T2-Patienten.
Zu 1) Maximale Androgendeprivation "Maximale" oder "Totale" Androgendeprivation (mittels LHRH-Agonist + Antiandrogen + Proscar) sind in Wirklichkeit nicht maximal oder total. Man müsste dafür auch noch Prolactin und IL-6 anpacken. Dies wurde schon versucht mit Hydrocortison und Bromocriptin und dieses mit einem besseren klinischen Ergebnis. So sehen wir, dass die Entwicklungen bezüglich Hormonblockade noch nicht abgeschlossen sind.
Zu 2) sofortiger Beginn gegenüber verzögertem Beginn: Absolut richtig, d. h. sofortiger Beginn ist besser. Beim Abwarten wird die Behandlung immer schwieriger, weil die meist aggressiven Zellen immer mehr genetisch mutieren.
Zu 3) verlängerte Lebenszeit bei intermittierender Hormonblockade: Wenn ein (T1-, T2-) Patient nach einer einmaligen Hormonblockade trotzdem rückfällig wird, befürwortet Dr. Bob eine aggressive systemische Behandlung, also NICHT eine intermittierende Hormonblockade.
Pioniere der Hormontherapie sind Dr. Bruchovsky, Canada und Dr. Labrie, USA. Labrie war einer der ersten, die Finasteride (Proscar) als Medikament gegen Prostatakrebs untersuchte, lange bevor Dr. Bob es anwendete. Die intermittierende Hormonblockade wurde als erstem von Dr. Bruchovsky et al. angewandt (ungefähr 1990), kurz danach gefolgt von Dr. Strum et al. des PCRI (prostate cancer research institute).
Christian schreibt weiter:
Anwendung, die in diesem Bericht so überaus effizient als bewiesen zu betrachten sind, wenn es sich um einen lokal begrenzten oder lokal fortgeschrittenen nichtmetastatischen PCa handelt, wie Dr. Leibowitz es als eine der guten Voraussetzungen für den Erfolg seiner standardissierten 13monatigen TAB definiert.
Das Protokoll nach Dr. Bob für ausgesuchte T1N0M0 und T2N0M0 Patienten ist natürlich eine gute Alternative für Chirurgie und Bestrahlung, jedoch vor allem deswegen, weil der Patient öfters mal unterdiagnostiziert wird, z. B. ein nicht entdecktes N+- oder gar ein M+-Stadium hat. Auch bei Dr. Bob kommt es natürlich vor, dass der PK eines Patienten unterdiagnostiziert wird. Bei diesen Patienten führt die Dreifache Hormonblockade (DHB=TAB), zu einem Rückfall, nachdem die 13-monatige Behandlung vorbei ist. Diese Patienten haben dann die Wahl, von Dr. Bob weiter behandelt zu werden oder von einem anderen Onkologen. So hat z. B. Dr. Strum des PCRI schon einige Patienten des Dr. Bob weiter behandelt. Dr. Bob meint, man soll in einem Rückfall den Krebs sofort hart zuschlagen weil die Krebszellen noch am meisten anfällig sind. Andere Onkologen greifen jedoch dann meistens zu der intermittierende Hormonblockade.
Christian schreibt weiter:
Auch die Deutschen Ärzte kommen langsam auf die Idee, dass außer der Totaloperation und der Bestrahlung etwas wirklich Sinnvolles für ihre Patienten getan werden kann. Ich spüre in zunehmendem Maße einen abnehmenden Widerstand der Urologen, wenn sie durch Patienten mit den Unterlagen von Dr. Bob konfrontiert werden, diese anzuwenden.
Das ist gut. Und Christans Arbeit hat hier sicherlich einen günstigen Einfluss.
Christian beschließt mit:
Es müssen nicht nur die Patienten für sich sorgen, die Ärzte scheinen mit leichter Verzögerung (ich habe die Dreifache Hormonblockade vor zwei Jahren begonnen und seit einem Jahr abgesetzt) auch auf die guten Therapien aufmerksam zu werden. Halleluja. Vielleicht kann ich meine Aktivitäten zur Verbreitung des "Diamantenstandards" von Dr. Leibowitz (wenn die totale Operation der Goldstandard sein soll) in 2 bis 3 Jahren einstellen, weil er sich in allen Urologischen Arztpraxen durchgesetzt hat. Dann gehe ich segeln. Christian
Wir sollen keine Ärzte vergöttern, auch nicht Dr. Bob. Dr. Bob hat seinen Verdienst, jedoch nur wegen seinem Einsatz der Hormonblockade bei Patienten im frühesten Stadium des PK. Die Ehre für Hormonblockade sowie auch die Anwendung von Proscar kommen anderen zu. Es gibt da viele, die beigetragen haben und dies alles, benoch vor Dr. Bob mit seinem Protokoll anfing.
Ein Griff aus der Literatur:
  1. Labrie C, et al, Combination of an antiandrogen and a 5-alpha-reductase inhibitor: a further step towards total androgen blockade, Endocrinology 128: 1673-1675, 1991

  1. Gormley GJ, Role of 5 alpha-reductase inhibitors in the treatment of advanced prostatic carcinoma, Urol Clin North Am 1991 Feb;18(1):93-8

  2. Goldenberg SL, Bruchovsky N, Gleave ME, Sullivan LD, and Akakura K: Intermittent androgen suppression in the treatment of prostate cancer: A preliminary report. Urology 45:839-845, 1995.

[Christian hat hierauf zweimal geantwortet, seine Antworten erschienen nicht auf dem Forumsserver, dann gab er es leider auf. Er war offensichtlich mit einigen von Wils Bemerkungen nicht einverstanden. Zu einer Bemerkung Wils muss ich auch etwas sagen: Dr. Strum hat seine Behauptung, dass er Patienten von Dr. Leibowitz nachbehandelt hätte, später ausdrücklich zurückgezogen. - Ed]

Ralf schrieb am 14.02.2001:
...Ich habe mich vor zwei Monaten für die DHB entschieden, und dann vor einiger Zeit, zunächst für mich, niedergeschrieben, warum ich dies tat. Es ist ein langer Aufsatz daraus geworden (10 Seiten), und ich möchte meine Gründe hier einfach zur Kenntnis geben und zur Diskussion stellen.
[Dieser lange Text kann per Anklicken mit der rechten Maustaste hier als PDF-Datei heruntergeladen werden. Zum Anzeigen von PDF-Dateien ist der kostenlos erhältliche Acrobat-Reader erforderlich. - Ed.]
Dieter schrieb am 27.8.2001:
Ich habe 22 "Thesen" zusammengestellt und meinem neuen Urologen zur Information gegeben. Seine Stellungnahme: 18 Punkte kann er unterschreiben (das ist für mich als Laien ein hervorragendes Ergebnis!). Und er sagte mir, er könne die Therapie medizinisch unterstützen, nur sozial nicht. Er meinte dies in Bezug auf die hohen Kosten, weil er dann in seinem Arzneimittelbudget keinen Spielraum mehr habe, um -zig anderen Patienten die notwendigen Mittel zu verschreiben....)
Ich habe inzwischen einen Internisten+Onkologen, der meine DHB voll trägt und mir sogar 3* Casodex/Tag verschreibt! Seit 3/2001 läuft nun meine DHB, ich habe anfangs Flutamid genommen und Probleme mit Leberwerten und Durchfall bekommen. Inzwischen habe ich auf Casodex umgestellt. Mir geht es sehr gut, habe gestern eine Radtour (65 km) gemacht und bin sehr zuversichtlich bezüglich meiner Therapie!
Natürlich kann ich auch nicht mit Sicherheit das Ergebnis der Therapie voraussehen, entscheidend für die DHB war für mich die Überlegung, dass PK in sehr frühen Stadien Mikrometastasen verbreitet, die nicht entfernt mit dem Knochenszintigramm erkannt werden (erkennt Metastasen erst ab 8 mm Größe!!!) Und wenn darauf basierend ein Arzt sagt, "Sie haben keine Metastasen", dann kann ich das einfach nicht glauben!
PK ist eine systemische Erkrankung, also im Körper wirkend und vielleicht nur im allerersten Stadium noch lokal. Daher halte ich eine systemische Therapie, wie die DHB, auch für die bessere Alternative gegenüber lokalen Therapien, wie die PE oder Strahlentherapie!! Insofern bin ich der Ansicht, daß die DHB zwar keine Garantie ist, den Krebs vollständig wegzukriegen, aber sie ist - vor allem bei höhergradigen PKs (T2x und T3x) - mit Sicherheit derzeit die beste der möglichen Optionen!!!
[Hier folgen Dieters Argumente. Vor allem für das Ausdrucken und eventuelle Vorlegen beim behandelnden Arzt ist es günstiger, diesen Text per Anklicken mit der rechten Maustaste hier als .pdf-Datei herunterzuladen. Gerade für den zuletzt genannten Zweck halte ich Dieters Text für sehr gut geeignet. Zum Anzeigen von .pdf-Dateien ist der kostenlos erhältliche Acrobat Reader erforderlich. – Ed]
Argumentation gegen lokale Therapien, für eine Hormontherapie.
Feststellungen und Thesen:
1. Prostatakrebs ist ein Krebs, der hormonabhängig ist (Testosteron) und bei Hormonentzug „verhungert“
2. Prostatakrebs ist in sehr frühen Stadien bereits systemisch (Mikrometastasen)
3. Diese Mikrometastasen werden bei den Standarduntersuchungen nicht erkannt.
4. Blutuntersuchungen zur Erkennung frühzeitiger Metastasierung -
PSM-Test (findet 1 Krebszellen unter 10 Mio Blutzellen) und
RT PCR sind in USA bekannt (siehe Auszüge aus Artikel von Prof.Dr.Dr.med.habil.Ben L.Pfeifer), in Deutschland aber nicht bekannt, erst recht nicht angewandt.
5. Beim Knochenszintigramm werden Metastasen erst erkannt, wenn diese ca. 8 mm und größer sind.
6. Wenn der Tastbefund positiv ist, dann ist der Krebs schon lange! metastasiert.
7. Die meisten Fälle von PK-Metastasierungen werden in Deutschland gar nicht oder erst bei der Operation erkannt.
8. Dabei kann eine lokale Therapie überhaupt nur dann erfolgreich sein, wenn auch Mikrometastasen mit Sicherheit ausgeschlossen werden können.
9. Daher versagen lokale Therapien sehr oft, wenn die Mikrometastasen später wachsen und explodieren.
10. Prostatakrebs ist bereits in wesentlich früheren Stadien eine systemische Erkrankung, als dies in der Urologie zugegeben wird.
11. Die Hormonbehandlung (2-fach, LH-RH und Antiandrogene) wird bei metastasierten Prostatakrebsen angewandt.
12. Diese Hormonbehandlung hat zu beachtlichen, initialen Erfolgen, oftmals nachweisbare Reduzierung der Tumormasse sowohl in der Prostata als auch in den Metastasen geführt.
13. Eine lang andauernde Hormonbehandlung führt zu hormonresistenten Krebszellen
14. Zunehmend wird daher auf Intermittierende Hormonbehandlung übergegangen - mit Behandlungspausen, in denen Testosteron wieder produziert wird und der Krebs wieder auf Hormone reagiert. (daher ist Orchiektomie der größte aller Fehler!)
15. Immer mehr klinische Studien beweisen, daß die Kombination LHRH plus ein Antiandrogen eine verbesserte Wirksamkeit aufweist. (Prof. Dr. Pfeifer)
16. Weder die chirurgische noch die chemische Kastration (LHRH) können die in den Nebennieren gebildeten Androgene beeinflussen. (Prof. Dr. Pfeifer)
17. Adrenale Androgene sind für bis zu 20 % des in der Prostata nachzuweisenden Dehydrotestosteron verantwortlich. (Harper u.a)
18. Die von der Nebenniere stammenden Androgenvorstufen sind für die Entwicklung von Hormonresistenz und die Aufrechterhaltung des Krebswachstums verantwortlich (Labrie u.a.)
19. Prostatakrebszellen produzieren Angiostatin, dieses hemmt das Wachstum der fernen Metastasen.
20. Eine Hormonbehandlung - Entzug von Androgen - führt zu Apoptose von Prostatakrebszellen. (Empfehlung von Flutamid seitens der Urologischen Chirurgen)
21. Dihydrotestosteron (DHT) wirkt wesentlich stärker auf den Prostatakrebs (Faktor 5-10), daher ist Proscar als 3. Komponente erforderlich!
22. Für jede einzelne dieser 3 Komponten der DHB ist in wissenschaftlichen Studien eine krebsmindernde Wirkung nachgewiesen. Warum sollte dann die Kombination nicht noch besser wirken???
Begründung für Ablehnung der sog. Standardtherapien Prostatektomie und Strahlenbehandlung:
Bei meiner Diagnose G1/T1c bei PSA=6,0, Biopsie 1/3 Proben rechts positiv, hochdiffernziert (links unbestimmt) ist die Krebsbelastung mit ziemlicher Sicherheit sehr gering.
Dementsprechend halte ich es für wahrscheinlich, daß es sich bei mir noch um einen nichtmetastasierten Krebs handelt.
1. Bei solch geringer Krebsbelastung ist eine konservative Behandlung eher angemessen als eine radikale Operation oder Bestrahlung!
2. Die „Nebenwirkungen“ sowohl einer Operation als auch einer Strahlenbehandlung (Impotenz, Inkontinenz (Harn und/oder Stuhl), Fisteln, etc.) sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf Dauer bzw. über längere Zeit und sind gravierend und beeinträchtigen erheblich die Lebensqualität.
3. Wenn lt. Fachwelt sogar „Watchful waiting“ eine akzeptable Lösung ist und es keine Beweise für bessere Ergebnisse bei radikaler Behandlung (Prof. Pfeifer) gibt, warum sollte ich dann diese gravierenden Nebenwirkungen in Kauf nehmen?????
4. Wenn die Krebszellen lokal in der Prostata bekämpft werden durch operative Entfernung (oder Bestrahlung), wird kein Angiostatin mehr erzeugt, welches das Wachstum von Metastasen hemmt. Folglich wachsen die Metastasen exponentiell, insofern ist die Prostatektomie oder die Bestrahlung kontraproduktiv, wenn nicht absolut sicher gestellt ist, dass keine metastasierten Krebszellen im Körper sind.
5. Dies ist aber mit den angewandten Methoden niemals sicherzustellen!!!
7. Es gibt viele Fälle (einige persönlich bekannt), wo nach der OP der PSA wieder angestiegen ist! War dann diese OP nicht umsonst??? Oder sogar falsch??
Meine Begründung für die Hormontherapie nach Dr. Leibowitz (Dreifache Antiandrogen Blockade):
Wenn die 2-fache Hormonbehandlung (LHRH + Antiandrogene) bei metastasiertem Krebs so gute Erfolge hat und sowohl in der Prostata als auch in den sehr viel aggressiveren Metastasen, warum sollte diese Behandlung nicht auch bei lokal begrenztem Krebs gut sein?
Durch die totale Hormonblockade über 12-14 Monate werden die Krebszellen in der Prostata und die Mikrometastasen durch Apoptose vernichtet.
Proscar verhindert die Umwandlung von Testosteron in Dehydrotestosteron, letztes ist jedoch um ein Vielfaches stärker krebsfördernd als Testosteron.
Die Hormonblockade dauert nur 13 Monate (12-14), wird dann abgesetzt, so dass der Testosteronspiegel sich wieder normalisiert. Dies verhindert die Bildung von hormonresistenten Krebszellen.
Proscar ist in Doppelblind-Studien in USA 1992 als positiv in bezug auf Senkung der PSA-Werte nachgewiesen (siehe „Proscar-Grüße am Vatertag“ von Dr. Leibowitz und Hinweis auf „Journal of Urology“, Vol. 148 v. Okt.1992).
Durch die Anwendung von Proscar wird weiterhin die Bildung von Dehydrotestosteron verhindert, damit das Wachstum von Prostatakrebs.
Die Nebenwirkungen Diarrhoe, Gynäkomastie und Hitzewallungen sind temporär, lassen sich durch Gegenmittel oder durch Umstellen auf andere Medikamente reduzieren und hören nach Beendigung der Hormontherapie wieder auf.
Die Potenz kehrt ebenfalls zurück (ca. 6 Monate nach Absetzen von LHRH).
Die Wiederaufnahme der Hormonblockade ist jederzeit möglich, wenn erforderlich. Dies ist aber bei den inzwischen über 100 Patienten von Dr. Leibowitz nach Zeiträumen von bis zu 10 Jahren noch nicht in einem einzigen Fall erforderlich gewesen, da die PSA-Werte kontrolliert sich auf einem niedrigen Niveau halten.
Selbst die radikalen Therapien sind nicht verbaut, falls erforderlich.
In der Abhandlung von Prof. Dr. Dr. med. habil. Ben L. Pfeifer, Lexington, USA:
Prostatakrebs: Kontroversen und neue Aspekte für Diagnostik und Therapie
Darin schreibt der Autor:
Pro und Kontra Vorsorgeuntersuchung:
„... dass bis heute kein Nachweis über eine Lebensverlängerung von Patienten mit
Prostatakrebs durch Früherkennung und anschließender Behandlung mittels radikaler Operation oder Bestrahlung erbracht werden konnte.
„Wir wissen heute, daß die klinische Diagnostik von Prostatakrebs unzuverlässig ist in Bezug auf die Auswahl von Patienten mit ‚heilbarer‘ Krebserkrankung. ...so haben 30 % zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen.... Bei weiteren 30 % ergibt die klinische Untersuchung, dass der Krebs die Kapsel bereits durchbrochen hat und damit, unabhängig von allen thearpeutischen Bemühungen innerhalb von 10 Jahren metastasiert.“
„...dass nur bei 40 % aller Patienten mit Prostatakrebs eine potentiell heilbare Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung vorliegt.“
„Unter diesen 40 % sind weitere 10 %, bei denen während einfacher Prostatektomie minimaler Krebsbefall entdeckt wird, welcher für die meisten Experten keine aggressive Behandlung rechtfertigt.“
„Leider wird bei der radikalen Prostatektomie bei diesen echten Kandidaten (30 %) noch einmal bei etwa der Hälfte festgestellt, dass kurative Behandlung wegen vorher nicht erkanntem Befall außerhalb der Prostata ausgeschlossen ist".
„Für die verbesserte Beurteilung frühzeitiger Metastasierung sind kürzlich zwei weitere Testmethoden beschrieben worden: Der prostataspezifische Membran-Antigen (PSM) Test ...
und die sog. Reverse Transcriptase Polymerase Chain Reaction (RT PCR)...
ist man in der Lage, eine einzige Prostatakrebszelle unter 10 Millionen Blutzellen zu identifizieren....“
Behandlungs-Dschungel:
„So bestehen Urologen seit Jahren darauf, daß die radikale Entfernung der Prostata die einzige wirklich kurative Behandlungsmethode darstellt (‚Goldstandard: Radikale Postatektomie‘). Zu leicht wird dabei allerdings vergessen, dass es für diese Behauptung absolut keine Beweise gibt, und möglicherweise die Empfehlung zum Eingriff auch von einer finanziellen Motivation des Urologen beeinflusst wird. In den USA kostet dieser Eingriff immerhin zwischen 20.000 und 30.000 US-$ und der Operateur erhält davon einen erheblichen Anteil“....
„So wird der Radiologe Bestrahlung empfehlen....“
„Der betroffene Patient ist deshalb gut beraten, eine zweite oder dritte Meinung einzuholen, bevor er sich für einen Behandlungsweg entscheidet.“
„Zu den kurativen Behandlungsverfahren für Prostatakrebs, der auf die Vorsteherdrüse beschränkt ist, zählen nach wie vor die radikale Prostatektomie und die Bestrahlung.
Obwohl weder für die operative, noch für die Bestrahlungsbehandlung Beweise vorliegen, dass sie im Vergleich zu mehr konservativen Therapien einen zusätzlichen Überlebensvorteil für Patienten erbringen....“
Diese Aussagen sind in einem umfangreichen Literaturverzeichnis belegt... (siehe Original-Artikel)

Jean hatte am 13.4.2001 die folgenden Fragen zur DHB (rot), und Wil gab einen Tag später die Antworten dazu (blau):
1) Nicht nur Urologen behaupten, dass die Hormone zur Androgenblocke die Höhe des PSA nur maskiere, und die meisten Krebszellen in Wirklichkeit nicht per Apoptose absterben. Ein Nachweis, ob die Krebszellen zumindest aus der Prostata verschwunden sind, können man doch erbringen, wenn man etwa 6 Monate nach dem Absetzen der Androgenblockade, eine Biopsie durchführen würde. Warum haben Dr. Leibowitz und seine Patienten eine solche Biopsie fast nie durchführen lassen und orientieren sie sich ausschließlich am PSA-Wert?
Bei einer Androgenblockade sterben Prostatakrebszellen, gesunde Zellen sowie auch Krebszellen, daran zweifelt kein Prostatakrebsoncologe. Plausibilität: Der Bestrahlung einer stark vergrößerte Prostata geht oft eine Hormonblockade voran, damit die Prostata schrumpft und die Bestrahlung mit weniger Risiko ausgeführt werden kann. Also, Zellen sterben. Wenn nicht auch Krebszellen sterben würden, müsste der PSA-Wert nach Absetzen der Androgenblockade in relativ kurzer Zeit wieder hoch sein, und dies ist nicht der Fall. Dr. Strum mit seiner 30-jährigen PK-Erfahrung hat wiederholt bestätigt dass eine Androgenblockade Krebszellen zur Apoptose bringt. Ich zweifle nicht daran, dass dieses auch von Pathologen eingehend untersucht wurde. Was schon bekannt ist, muss nicht nochmals mit einer Biopsie bestätigt werden, zumal eine Biopsie selbst nicht ganz ohne Risiko ist.
In der Februar-2000-Ausgabe von The Prostate Forum beschreibt Dr. Myers, wie die Wirkung von Androgenblockade und von Proscar u. a. auch über die Blutversorging der Krebszellen verläuft:
2) Das PSA-Plateau nach dem Absetzen der Androgenblockade liegt in der Regel bei 1,80 ng/ml. Proscar maskiert diesen Wert zu 30-80 %. Wenn man dies berücksichtigt, kommt man auf einen PSA-Wert von bis zu 5,5 ng/ml, ein durchaus bedenklicher Wert. Sehe ich da etwas falsch?
Die Spanne 30-80 % mag stimmen für 100% der Patienten, jedoch bei den meisten Patienten reduziert Proscar die PSA Produktion um 40-60%. Als ich mit Proscar anfing, ist mein PSA nach einem Monat gesunken von 1,80 auf 0,95. Die offizielle Empfehlung ist es, eine 50-%-Reduktion anzusetzen. Wichtiger ist, dass Proscar meine PSA-Verdopplungszeit von 2 Monaten auf 7 Monate verlängert und die PK-Wachstumsrate in gleichem Maße verringert hat.
3) Die AD3-Therapie hat verschiedene Nebenwirkungen: reversible: Hitzewallungen, Libidoverlust, Durchfall, Impotenz. irreversible: Schädigung der Leber, Osteoporose.
Meine Erfahrung während 4,5 Jahren unabgebrochene AB2 (LHRH-A + Nilutamide):
Hitzewallungen JA, Libidoverlust 50 %, Durchfall NEIN, Impotenz JA. Irreversible: Schädigung der Leber NEIN, Osteoporose JA (weil keine Gegenmaßnahmen).
Die Vorbeugungen gegen Osteoporose wurden z. B. von Wil de Jongh ausführlich beschrieben. Kann man gegen Leberschädigungen vorbeugen? In der Literatur werden weitere Nebenwirkungen beschrieben: (www.prostate-cancer.org/mailists/p2pindex.html Jan 2001)
Silymarin, einen Extrakt der Mariendistel, gibt es als Kapseln. Die schützen die Leber. Noch potentere Wirkung haben Silibinin-Kapsel (von LEF). Meine Leber-Blutwerte waren immer OK. Trotzdem nehme ich seit zwei Jahren 2 x 2 Kapseln Silymarin täglich, aus Vorsorge. Auch Gelbwurz soll eine leberschützende Wirkung haben.
Reduzierung des Kurzzeitgedächtnisses und koginitiver Fähigkeiten wie logisches Denken/Mathematik. Als Mathematiker und Informatiker macht mir das richtig Angst. Weiß jemand etwas darüber?
Bin Physiker/Mathematiker und habe auch während der AB2 fleißig weiter programmieren können, alles mathematisch, dabei neue Methoden entwickelnd. Vielleicht deswegen hat mein Gedächtnis nicht gelitten.
Ich denke: Geistig aktiv bleiben hält jung. Dann gibt es noch Gingko Biloba (als Kapseln), die ich kaum genommen habe. Da fällt mir ein wie mein Schwedischer Freund mal witzelte: „Mein Gedächtnis ist so gut, dass ich mich nicht mal erinneren dass ich jemals etwas vergessen habe.“
4) Um die Umwandlung in hormonresistente Krebszellen zu verzögern wird die Einnahme begleitender Stoffe wie Curcuma, Tomaten usw. empfohlen. Soll dies erst NACH dem Absetzen der Androgenblockade oder von Anfang an erfolgen?
Ich vermute daß es für alle PK Patienten zu allen Zeiten gut ist. Man kann eventuell auch kleinere Mengen verzehren. Kleine häufige Dosen über lange Zeit geht oft gut, gilt auch oft für Medikamente, vor allem bei vorbeugender Anwendung.

Reinhard fragte am 27.7.2001:
Ich habe jetzt den 5. DHB-Zyklus begonnen. Mein PSA/Testosteron am Ende des 3. Zyklus war 0,10/0,12 ng/ml. Vier Wochen später, am Ende des 4. Zyklus, ist das PSA/Testosteronverhältnis 0,08/2,75 ng/ml. Hat jemand von Euch eine Erklärung für einen derart plötzlichen Wiederanstieg des Testosterons während der DHB-Therapie??
Ich erhalte alle 4 Wochen eine Einmonatsspritze Zoladex, und nehme 3x täglich Casodex und 1x Proscar.
Uwe antwortete am 28.7.2001:
ich habe 2 Jahre eine Hormonblockade gemacht. Innerhalb dessen war mein niedrigster Testosteron-Wert 0,07 ng/ml und mein höchster 0,47 ng/ml. Warte in Ruhe Deinen nächsten Wert ab, der dann wohl wieder gefallen ist.
Anderer Meinung war Wil am 28.7.2001:
Einen Anstieg des Testosterons von 0,12 auf 2,75 ng/ml innerhalb eines Monats halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Sogar nach Absetzen der DHB würde es einige Monate dauern, bevor das PSA [Wil meint hier wohl das Testosteron. - Ed] wieder über 2 ng/ml liegt. Ich denke eher an einen Laborfehler und würde mal nachfragen oder sofort nochmal messen lassen.

Wil schrieb am 23.9.2001:
Das hiesige Thema bezieht sich auf:
http://www.astrazeneca.com/newssection/NewsReleases/press_release_148.html
Pressebericht
http://www.astrazeneca.co.uk/downloads/SPC_Casodex_150mg_(7371c)_UK.pdf
PDF-Datei über Casodex, Zusammenfassung von Produkteigenschaften Auszug: < < Casodex 150 mg should be taken continuously for at least 2 years or until disease progression. > > )Casodex 150 mg soll täglich eingenommen werden während mindestens 2 Jahren oder bis zum Fortschreiten der Krankheit).
Günter Hampel schrieb:
das [täglich Casodex 150 mg während 2+ Jahren oder bis zum Krankheitsfortschritt.] ist leider die Anwendung bei unseren Urologen, wir DHBler hören schon nach 13 Monaten mit Casodex und Zoladex bzw. Enantone auf, sodass es gar nicht erst zu Hormonunabhängigkeit des PC's kommt !!!
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Offensichtlich wurde in Deutschland im Laufe der Zeit, der Begriff "DHB" zu weiträumig aufgefasst. Hier eine Übersicht mit Definitionen:
ADT = AndrogenDeprivationsTherapie (Deprivation = Entzug, hier durch Blockade), ADT3 = ADT mittels 3 Medikamenten. In der professionelle Literatur wird ADT am meisten gebraucht. HT (HormonTherapie), HB (HormonBlockade) und AB (AndrogenBlockade) sind alles Synonyme von ADT. Die ADT3 wurde zum erstenmal 1989 von Dr. Strum angewandt, in dem Jahr, in dem auch das dritte Medikament (Proscar) zugelassen wurde.
DHB = Dreifache HormonBlockade - eine 13 Monate dauernde ADT3, eine von Dr. Leibowitz empfohlene Behandlung, insbesondere auch dann, wenn das Tumorstadium T1 oder T2 ist und keine Metastasen festgestellt werden können. DHB ist die Übersetzung des Englischen TAB, Triple Androgen Blockade, eine Bezeichnung, die in den VS. nur mit Dr. Leibowitz assoziiert wird. "DHB" ist kein weiträumiger Begriff. Die DHB ist vielmehr ein genau vorgeschriebenes Protokoll.
Nach dieser Definition dürfen Patienten mit festgestellter Metastase (T+N+M0 und T+N+M+) nicht die DHB folgen, sondern einer ADT (ADT1, ADT2 oder ADT3).
Die Dauer einer ADT ist nicht definiert, außer bei der DHB. Wenn die Behandlungsdauer zeitbegrenzt sein soll, geben die Empfehlungen nicht die Gesamtdauer, sondern die Dauer, nachdem der PSA-Wert zum erstenmal unter die untere Messgrenze gesunken ist. Früher wurde die Therapie nicht abgebrochen, solange der PSA unterhalb der Messgrenze blieb. 1995 hat Dr. Bruchowski die intermittierende ADT (IADT) vorgeschlagen für Patienten die dafür geeignet sind. Es wird dann die ADT abgesetzt, nachdem der PSA-Wert mehr als z. B. 18 Monate unterhalb 0,04 ng/dl gelegen hat. Die IADT hat Vorteile. Sie trägt zur besseren Lebensqualität bei, und es wird aus guten Gründen vermutet, dass sie lebensverlängernd wirkt. Außerdem ist sie kostensparend. Die IADT ist eine experimentelle Therapie. JEDOCH, eine kontinuierliche ADT ist ebenfalls eine experimentelle Therapie, eine Tatsache die leicht übersehen wird.
Am Rande sei bemerkt, dass Dr. Leibowitz die IADT nicht empfiehlt. Er empfiehlt eine aggressive Behandlung, nachdem die DHB versagt. Übrigens, der Titel des folgenden Artikels ist irreführend: Oncologist 2001; 6(2):177-82 Treatment of localized prostate cancer with intermittent triple androgen blockade: preliminary results in 110 consecutive patients. Leibowitz RL, Tucker SJ.
Leibowitz benutzt hier den Begriff "intermittierend", ein Synonym für periodisch, während in dem Artikel die Rede ist von einer einmaligen Behandlung (a "one-off" treatment). Derartige Begriffsverwirrungen tragen natürlich nicht zum guten Verständnis bei.

Lothar fragte am 17.12.2001:
ich habe Unterlagen von Dr. Leibowitz und Dr. Strum über die Anwendung der Dreifach-Hormonblockade gelesen, und beide sind der Meinung, dass die beste Wirkung im Frühstadium oder fortgeschrittenem Stadium des Prostata-Karzinoms erzielt wird.
Ich bin eben dabei, mittels Brief Argumente zusammenzufassen, um meinen Urologen zu überzeugen, mit mir die DHB zu machen.
Obwohl ich bereits 1x Antiandrogenspritze (Lucrin-Depot 1 Monat) plus Androcur (ca. 3 Wochen) und eine weitere Spritze (für 3 Monate) erhalten habe, frage ich mich, ob die DHB überhaupt wirksam sein wird mit folgender Diagnose:
Von 1995 bis 2000 PSA stets ansteigend von 12,5 bis 24,8, 4 Biopsien negativ. Dieses Jahr 2001, PSA 36,2, Biopsie positiv in der rechten Prostataseite. Im Spital festgestellt, dass rechte Seite Lymphknoten befallen ist, beide Lymphknoten entfernt, aber Prostata nicht entfernt.
Im CT, MRI und KS keine Metastasen festgestellt. Laut Austrittsbericht Diagnose Prostatakarzinom T3 N2 MO G2 (in der letzte Biopsie wurde von der Pathologie aber Gleason Greading 2+3 genannt). PSA vor Operation 59,5 ng/ml, nach 1. Spritze 2,0, Ergebnis nach 2. Spritze muss ich noch abwarten. 
Frage: Macht es noch Sinn, mit dem Urologen über die DHB zu diskutieren, ich habe das Gefühl, mein PK ist evtl. schon zu weit fortgeschritten. Hat jemand eigene Erfahrung?
Uwe antwortete ebenfalls am 17.12.2001:
es macht immer Sinn, über die DHB nachzudenken. Kein Mensch weiß, was für Dich und Deinen Krebs richtig ist. Erst, wenn Du unter Messen und Steuern sowohl die EHB mit LHRH-Agonisten oder Antiandrogenen als auch die ZHB mit LHRH-Agonisten und Antiandrogenen als auch die DHB mit LHRG-Agonisten und Antiandrogenen und 5alpha-Reduktaste-Hemmer gemacht hast, wirst Du wissen, welche Hormonblockade bei Dir am besten wirkt. Jeder Krebs ist anders, auch Deiner, also finde selbst die beste Therapie heraus.
Dieter meldete sich einen Tag später:
Ich mache auch die DHB (seit 3/2001) und bin der Auffassung: Eine PE (Prostata-Entfernung) - oder Strahlentherapie - bringt als lokale Therapie nur dann Aussicht auf Erfolg/Heilung, wenn diese ganz im Anfangsstadium erfolgt, also bei PSA <10, Gleason-Summe < 6; T1-Stadium. Der amerikanische Arzt Dr. Walsh operiert nur bei diesen Kriterien und räumt hierbei immer noch eine Quote von 30 % ein, bei der keine Heilung erfolgt und andere Therapien zusätzlich erforderlich sind. Bei allen späteren PK-Stadien und höheren PSA-Werten und Gleason-Werten, also insbesondere, wenn der Krebs schon die Kapsel durchbrochen hat, ist die PE nicht kurativ, da diese eben nur eine lokale Therapie ist und existierende Micro-Metastasen weiter leben. (Mikrometastasen sind in den bekannten bildgebenden Verfahren nicht sichtbar! Das Knochenscintigramm zeigt nur Metastasen größer 8 mm!).
In den meisten Fällen nach einer PE wird sofort oder später eine Hormon-Blockade angehängt. Warum dann nicht gleich die Hormon-Blockade DHB??? Hier ist m. E. die DHB als systemische, also im ganzen Körper wirkende Therapie überlegen. Hier werden die Krebszellen zum "Hungertod" getrieben. Allerdings ist keine Gewähr dafür, dass alle Krebszellen absterben. Es wird ein kleiner Rest bleiben. Insofern ist die DHB nicht kurativ, wenngleich auch die Metastasen bekämpft werden und die Erfolgschancen dadurch größer sein dürften als bei der PE. Wir wissen dies auch nicht genau, aber die Logik der DHB ist an sich schon überzeugend.
Bei der DHB besteht immer ein Risiko, dass androgenunabhängige Krebszellen sich herausbilden. Daher wird die DHB ja auch nur zeitlich begrenzt. Aber dies sollte auch während der DHB kontrolliert werden durch Messung weiterer Krebsmarker wie CEA, CGA, NSE und den AP. Ich lasse regelmäßig den PSA-Wert und auch den CEA-Wert bestimmen. Während der DHB ist mein PSA <0,06 ng/ml, der CEA-Wert ist von 3,5 auf 1,8 ng/ml gefallen! Daraus schließe ich, dass nicht nur meine Prostata, sondern auch mein Krebs kleiner geworden ist.
Aber es muss die schnellstmögliche und umfassende Hormonblockade sein, also die DHB!! Alle anderen Hormon-Blockaden sind nur "halbe Sachen". Dass die Urologen bei Anwendung 1HB oder 2HB nur Teilerfolge erzielen, ist ja nur logisch! Aber diese Teilerfolge werden dann gegen die DHB vorgebracht! Also, bitte nach dem Motto: Wenn HB - dann richtig! Nicht zögern, sondern möglichst schnell und stark zuschlagen – DHB! Sonst besteht die Gefahr, dass der Krebs sich an eine Hungersituation gewöhnen kann und Strategien entwickelt zum Überleben. Wenn dann der Krebs klein oder mini geworden ist, bestehen ja immer noch alle Therapie-Optionen. Wenn Sie aber im ungünstigen Falle mit der DHB den Krebs auch nur 5 Jahre in Schach halten können, dann gibt es bis dahin vielleicht vollkommen neue Therapien gegen PK....(mikromolekulare oder gentechnische Therapien???). Insofern hoffe ich, dass ich Ihnen mit diesen Informationen helfen konnte, und ich wünsche Ihnen eine gute Entscheidung!!

Walter schrieb am 14.2.2002:
ich wende mich an Euch, da Ihr meines Erachtens die gesamte Materie kennt und vor allem über die DHB Bescheid wisst. Ich mache die DHB seit 10 Monaten, und im März beginnt der elfte Monat. Angefangen habe ich mit einem Malignitätsgrad IIa,Gleason Score 3+3= mein PSA Wert lag bei 7,6 ng/ml. Seit mehreren Monaten habe ich einen PSA Wert von 0,05-0,07 ng/ml, und einen Testosteronwert von 0,2. Nun denke ich daran, meine Therapie abzubrechen, da ich mich teilweise sehr schlecht fühle. Da ich eine Dreimonatsspritze Trenantone im Januar bekommen habe, wirkt die ja sowieso bis Anfang April, wo ich dann die DHB auslaufen lassen möchte. Meine Frage an Euch: Kann ich es verantworten, zwei Monate vorzeitig aufzuhören, oder würde das alles in Frage stellen. Und wenn ja, höre ich gleichzeitig mit Casodex auf oder mache ich damit noch für 2 Wochen weiter, um dann nur noch Proscar zu nehmen.
[Auf Anfrage von mehreren Forumsteilnehmern, worin denn seine Probleme bestünden, teilte Walter am 17.2.2002 noch das Folgende mit: - Ed]
Mein Hauptproblem ist, dass ich hauptsächlich nachts so starke Hitze- und Schweißausbrüche bekomme, so dass ich denke, meine letzte Stunde ist gekommen. Es ist nicht die Hitze oder der Schweiß, der mich fertig macht, sondern ein furchtbares Gefühl in meinem Körper, das ich nicht beschreiben kann. Nach diesen Hitzeattacken werde ich von so heftigen Schüttelfrösten heimgesucht, dass ich mich mit allem, was mir zur Verfügung steht, zudecken muss, um wieder langsam in den Normalzustand zu kommen.. Das geht jede Nacht bis zu 10 Mal so dahin, oft auch in umgekehrter Reihenfolge. Natürlich leide ich auch unter Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Schwächezuständen...
[Walters Anfrage führte zu dem folgenden teilweise etwas heftigen Austausch unterschiedlicher Meinungen, der zeigt, wie weit in einigen Punkten im Forum die Ansichten auseinandergehen: - Ed]
Uwe war am 15.2.2002 der folgenden Meinung:
lasse doch die DHB auslaufen, nimm noch einen Monat zwei Casodex, dann noch einen Monat eine Casodex, den letzten keine mehr. Aber immer Proscar weiternehmen. Wenn Du Dich schlecht fühlst, dann liegt das meistens an der Spritze, die Du ja noch drei Monate im Körper hast.
Wil antwortete am selben Tag:
Was sind mehrere Monate? Drei Monate PSA <0,05 wäre zu kurz. Was ist sich schlecht fühlen? Symptome? Warum vermutest du, dass die DHB die Ursache ist? Müdigkeit?
[Zur Frage zwei Monate vorzeitig aufzuhören:] Ich zähle EINEN Monat vorzeitig - kann mich irren. Hier wäre eine kurze PKG zeitsparend.
Wie auch immer, in deiner Situation erhoffst du, eine einmalige Behandlung soll reichen. Dieses beruht auf Erfahrungen von Leibowitz. Dann muss du dich auch daran halten. Sonst machst du dir (oder uns) Vorwürfe, wenn nachher PSA wieder steigt und dabei nicht abflacht. Du würdest dann wieder eine Hormonbehandlung anfangen müssen (eine intermittierende Hormonblockade). Natürlich kann deine Entscheidung von den Symptomen abhängen. Falls nicht auszuhaltende Müdigkeit, dann auch an Anämie (als Folge von Testosteronentzug) denken. Siehe Informationen auf der Webseite.
Dieter schrieb ebenfalls am 15.2.2002:
Ich mache ebenfalls die DHB bei Ausgangsdaten von bPSA=6,0; T1c; G1(GleasonSumme = 2-4) und habe seit Juni den Nadir erreicht (<0,06 ng/ml). Ich halte mich an die Regel von Dr.Leibowitz: "ab Erreichen des Nadir noch 9 Monate DHB!!!". Dr.Steven Strum sagt sogar 12 Monate!, bei schlechteren Ausgangsdaten eher bis 18 Monate!
Da ich nicht weiß, wann dein PSA-Nadir (Tiefstpunkt) erreicht wurde, kann ich dir auch nicht sagen, wie lange noch. Du kannst dies aber nun selbst ausrechnen. Ich rate dir, wenn du es irgendwie aushalten kannst, halte zumindest die 9 Monate durch!! besser 10 Monate. Sonst kommt dein PSA zu schnell wieder hoch und dein Prostatakrebs sagt: "endlich habe ich wieder etwas zu fressen, nun werde ich es dem Walter aber zeigen!"
Die Aussage von Wil ist absolut korrekt: man muß die PSA-Kurve kennen! Erst dann kann man sagen: es reicht oder mach weiter. Die Aussage von Uwe halte ich für leichtfertig und nicht fundiert!
Uwe fragte noch am selben Tag zurück:
woher weißt Du, daß meine Aussage leichtfertig und nicht fundiert ist? Im Umkehrschluss heißt das, Deine Aussage ist seriös und fundiert! Wirklich wissen Dr. Leibowitz und Dr. Strum nicht, mit welcher Hormonblockade über welchen Zeitraum bei Walter alle hormonabhängigen Prostatakrebszellen der Apoptose zugeführt werden. Alle Erfahrungen sind nur durchschnittliche Statistik und können zutreffen oder auch nicht. Außerdem, Du hast den Menschen Walter vergessen, er sagt: "Nun denke ich daran, meine Therapie abzubrechen, da ich mich teilweise sehr schlecht fühle." Für mich steht im Mittelpunkt der Therapieempfehlung der Mensch und nicht der Prostatakrebs. Es ist viel wichtiger ein Leben mit hoher Lebensqualität zu führen, also auch mit einer hohen Widerstandskraft, als eine Therapie durchzuhalten, um Durchschnittswerte zu erfüllen, die durch nichts bewiesen sind.
Lieber Walter,
lass' Dich nicht irre machen, wir sind Laien, wie die meisten Urologen auch, wirklich weiß nur Gott, wie es weitergeht. Höre auf Deine innere Stimme und mache das, wovon Du meinst, daß es richtig ist!
Dieter antwortete hierauf am 17.2.2002:
ich möchte, obwohl inzwischen bereits einige weitere Kommentare hierzu eingegangen sind, doch noch deine Frage beantworten und einige Punkte klarstellen:
1. Es geht mir genauso wenig um Zahlen, Statistiken und Prinzipien,sondern um den Menschen, in diesem Falle Walter. Ich denke aber an den Walter, der sich für die DHB vor Monaten entschieden hat, und der vielleicht in ein paar Jahren sich sagen muss: hätte ich doch damals die DHB 2 Monate länger gemacht....
2. Ich bin - wie wir alle - kein Fachmann, kein Arzt, sondern Betroffener. Insofern verlasse ich mich auf die Erkenntnisse und Erfahrungen der hervorragenden Prostatakrebsspezialisten: Dr.Leibowitz und Dr. Strum.
Ich will mich daher an das Protokoll halten, welches Umfang und Zeitdauer der DHB beinhalten, und ich rate allen, dieses ebenso zu tun. Nur dann haben wir die hinreichend große Chance auf gute Ergebnisse. Hierbei wissen wir, dies ist nicht Heilung, sondern 90-95%-ige Verringerung des PK-Volumens! Damit erhoffen wir, nach der Therapie genügend viele Jahre Ruhe zu gewinnen, so dass dann möglicherweise neue Therapien verfügbar sein werden, mit denen der Krebs heilbar sein wird. (siehe viele Beiträge zu neuen Therapie-Ansätzen, auch im Forum bei http://www.prostatakrebs-bps.de).
Die DHB wirkt durch nahezu vollständige Blockade über die vorgeschriebene Zeit und führt zur Apoptose (Zell-Selbstmord) durch Verhinderung der Zellteilung und "aushungern" des PK. D. h. mit jedem Monat DHB werden weitere Krebszellen absterben. Das Zeitlimit basiert auf den Erfahrungen der beiden o. g. Spezialisten und berücksichtigt die maximal mögliche Reduzierung von Krebszellen, aber auch die mögliche Entstehung hormonunabhängiger Krebszellen, von Osteoporose. Dass Dr. Strum hierbei längere Zeiten (12 Monate ab Erreichen des PSA-Nadir) vorschreibt als Dr. Leibowitz (9 Monate) spricht aber dafür, die DHB eher etwas länger durchzuhalten als zu früh abzubrechen.
Die DHB ist ein festgeschriebenes Protokoll von Prostatakrebsspezialisten, basierend auf deren Erfahrungen. Die besten Ergebnisse wurden erzielt bei frühen PK-Stadien und beim ersten Einsatz. Es ist bekannt, dass spätere Zyklen nicht mehr so wirksam sind. Daher soll der erste Zyklus DHB maximal dosiert und zeitlich durchgestanden werden.
Ich werde mir nie anmaßen, aus dem Bauch heraus zu Änderungen der DHB zu raten. Wenn ein Patient dies trotzdem machen will, ist es seine Entscheidung. Er muss aber dann auch über die Risiken und Nachwirkungen informiert sein!!!!
Und nun, Uwe, zu deiner Frage an mich:
"woher weißt Du, daß meine Aussage leichtfertig und nicht fundiert ist?" Hier meine Begründung:
Du rätst zum Abbruch der DHB, ohne genauere Daten zu haben. Du meinst, mit der DHB kann man variieren nach gutdünken und empfinden. Bei der ersten DHB halte ich Experimente für falsch. Überlegungen und Experimente aus deiner Sicht kann man machen, wenn NACH der ersten DHB der PSA-Wert wieder steigen sollte. Daher halte ich deinen Ratschlag zum DHB-Abbruch im Falle von Walter für leichtfertig und nicht fundiert! "Es gibt keinen Grund, die DHB zu ändern, solange der PSA-Wert kontrolliert unten bleibt, wirkt sie!!" (wörtliche Aussage Dr. Strum beim Treffen in Bad Reichenhall).
Hansjörg schrieb am 16.2.2002:
deinem [d. h. Uwes – Ed] Beitrag kann ich nur zustimmen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mit einer gewissen "Gläubigkeit" Therapien verfochten werden, obwohl wir wissen, dass jeder Prostatakrebs anders ist und jeder Mensch anders reagiert. Die "Gläubigkeit" bezieht sich auch auf die Hoffnung, mit irgenwelchen Mittelchen und Kräuterchen den PK besiegen zu können.
Ich bin deiner Meinung, dass es viel mehr auf die Befindlichkeit des Einzelnen ankommt und viel wichtiger die "Lebensqualität" ist, als beispielsweise den PSA- oder andere Indizes als Maßstab für mein Wohlergehen zu nehmen.
Ludwig meinte ebenfalls am 16.2.2002:
ich finde, wir sollten unsere Beschwerden mal in Gegenwart von unter Chemotherapie stehenden brustoperierten Frauen und leukämiekranken Kindern führen. Auch die nehmen auch eine oft nur geringe Chance wahr.
Und als letzter schrieb Ralf, auch am 16.2.2002:
bei Walters Ratsuche scheiden sich hier offensichtlich die Geister wie selten. Was wir hier treiben, wird immer der Austausch von Glaubensbekenntnissen sein, da niemand von uns die Wahrheit kennt, geschweige denn für sich gepachtet hat. Ich will aber auch noch meinen Senf dazugeben.
Alle Antwortenden haben Recht, wenn sie sagen, dass aus Walters Angaben nicht hervorgeht, worin sein Sich-schlecht-Fühlen besteht, und dass man Näheres wissen müsste, um besser raten zu können. [Walter lieferte diese Information später nach. - Ed] Dennoch:
Ich begann die DHB im Dezember 2000 (bPSA 12,2 ng/ml, G2a, GS 2+3). Im März 2001 hatte mein PSA den magischen Wert von 0,01 ng/ml erreicht, seit Juni 2001 ist es überhaupt nicht mehr messbar. Nach Beratung mit meinem Urologen entschloss ich mich für die "sichere Seite" und die Formel nach Dr. Strum, also das PSA zwölf Monate lang <0,01 ng/ml zu halten. Meine DHB wird damit 15 Monate, bis Mitte März 2002, dauern. Ich bin jetzt auf der Zielgeraden und schlucke an meiner letzten Packung Flutamid. In vier Wochen bin ich durch und werde dann drei Kreuze schlagen. Dass das Ganze kein Spaziergang sein würde, war mir von vornherein klar, aber was auf einen zukommt, weiß man erst später und ist sicher individuell unterschiedlich.
Ab Ende August 2001 bekam ich zunehmend solche Probleme mit dem Gehapparat - Schmerzen in Knie- und Knöchelgelenken und im Mittelfußknochen, Muskelschmerzen -, dass ich zu meiner Frau sagte "wenn das so weitergeht, dann sitze ich am Ende der DHB im Rollstuhl". Es kamen u. a. hinzu Schlafstörungen und Antriebslosigkeit, die habe ich immer noch. Mit Walter könnte ich sagen, dass ich mich "teilweise sehr schlecht" fühlte. Die Probleme mit dem Bewegungsapparat, die wohl auf Ödeme zurückzuführen waren, habe ich durch Lymphdränagen und das Tragen eines Kompressionsstrumpfes seitdem wider Erwarten überwunden, ich bin "auf niedrigem Niveau stabil".
Ich bin mit Dieter und Wil der Meinung (Glaubensbekenntnis!), dass wir als Individuen nicht anfangen sollten, unsere Therapien und Therapiedauern selbst zu erfinden, sondern uns in diesem Fall (ausnahmsweise!) auf die Ärzte verlassen sollten, die den wohl weltweit größten Erfahrungsschatz mit der DHB, TAB, AB3 oder wie immer man sie nennen mag, besitzen, nämlich die Drs. Strum und Leibowitz.
Ich stelle es mir jedenfalls entsetzlich vor, sich in ein paar Jahren, wenn es für Korrekturen zu spät ist ist, täglich selbst vorhalten zu müssen "hätte ich doch damals bloß ... gemacht!". "..." könnte für "zwei Monate länger" stehen.
Langer Rede kurzer Sinn: Walter, wenn es irgend geht, würde ich an Deiner Stelle die zwei Monate noch mit voller Medikamentation durchhalten.

Till fragte am 20.4.2002:
ich habe sehr viel von Euren Erfahrungen profitiert. Aber - jetzt kommt das große Aber: Seit Dez. 01 mache ich die TAB, habe aber seit Febr. 02 erhebliche Schwierigkeiten mit der Leber, seit gestern so bedenklich, dass mein Urologe die Therapie beenden will:
   Jan. Febr.  März  April 2002
GOT 12   42     44     80
GPT 14   94    133    244
GGT  8    9     15     27
Meine Leber war vorher nicht geschädigt, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Weiß jemand Rat?
Peter antwortete am selben Tag:
das Zeug (Casodex) geht auf die Leber. Was tut ihr gut?
Mariendistel (Silymarin), Kurkuma/turmeric (Curcuminoide, bes. Curcumin), Artischocke, Dr. Budwigs Leinsamen/Öl-Formel, generell Antioxidantien, S-Adenyl-Methionin.

Unter dem Betreff "PK, vom Miezchen bis zum Tiger" schrieb Wil am 16.6.2002:
Wie Dr. Charles Myers neuerdings betonte, es gibt keinen Krebs, der so variabel ist wie Prostatakrebs. Er reicht von "nicht unbequemer als eine Kopfschuppe"; bis hin zum Tödlichsein.
Übrigens, aus diesem Grunde finde ich, dass der Begriff "Leidensgenossen" bei PK im allgemeinen nicht zutrifft. Dabei mag ich dieses Wort sowieso nicht.
Hier unten teile ich die Patienten grobweg in drei Gruppen auf, von Miezchen bis zum Tiger.
Die DHB ist nur für die erste Gruppe relevant. Bei der Beurteilung der Wirksamkeit der DHB darf man natürlich nicht Patienten mit einbeziehen die von vornherein kein Kandidat für eine DHB sind.
I. --------
T1/T2N0M0-Patienten sind Kandidaten für eine DHB, eine Alternative für eine lokale Behandlung, genauso wie die Monotherapie mit Casodex dies ist.
Des öfters gibt es noch eine Alternative. Bei einer Gleason-Summe von 6 oder niedriger ist das PK-Wachstum langsam, und die PSA-VZ (Verdopplungszeit) ist entsprechend lang, z. B. 10 Monate oder länger. In diesen Fällen kann eine geeignete Diät die PSA-VZ erheblich verlängern. Es handelt sich dabei genau um die gleiche Diät, die für gesundes Herz und Kreislauf empfohlen wird (Dr. Dean Ornish). Dr. Myers berichtete über eine Studie mit der Ornish-Diät wobei die PSA-VZ sich verdreifachte.
Auch die übliche Blutdrucksenker (ACE-Hemmer, wie Ramipril) und Cholesterol senkende Medikamente (wie Lipitor) können dabei effektiv helfen.
II. --------
T3 N+-Patienten können von einer DHB natürlich nicht das gleiche Ergebnis erwarten wie die T1/T2N0 Patienten.
Diese Patienten können besser die Hormonblockade länger als 13 Monate durchführen. Also keine DHB (die per Definition genau 13 Monate dauert), sondern allgemeiner eine kombinierte Hormonblockade. Nach Absetzen der Therapie wird der PK mit Sicherheit wieder wachsen, das PSA wird steigen, ohne sich auf einem Plateau zu stabilisieren. Wenn dann das PSA einen gewissen Wert überschreitet, kann man eine zweite Runde Hormonblockade durchführen (intermittierende Hormonblockade). Die Pausenzeiten bei einer intermittierenden Hormontherapie lassen sich erheblich verlängern durch eine gesunde Ernährung (Ornish-Diät) und durch Gebrauch von Proscar, aber auch durch einige andere wissenschaftlich belegte Mittel.
III. --------
Für T3N+M+-Patienten und für Patienten mit einem sehr hohen GS (8 und höher) dürfte eine Hormonblockade alleine nicht optimal sein. Schon seit einigen Jahre wird immer mehr an Extrabehandlungen gedacht, wobei natürlich eine gründliche und zuverlässige Diagnose vorliegen muss:
1) Eine lokale Behandlung mit dem Ziel, die gefürchtete AUPK-Zellen in dem primären Tumor los zu werden, oder gar nicht erst aus den (beherrschbaren) AAPK-Zellen entstehen zu lassen.
2) Medikamente (z. B. Doxycyclin, Calcitriol, COX-2-Hemmer und Lipitor) und biologische Mittel (z. B. Quercetin, Vitamin E), die PK-Wachstum über eigene Mechanismen hemmen (z. B. Antiangiogenes, Reduzierung von IGF, TGFb-1 und TNF-alpha).
3) Eine zeitweilige gut verträgliche Chemotherapie. Nur als Beispiel: eine 8-wöchige Behandlung mit Docetaxel (Taxotere) und einer Hochdosis Calcitriol (Rocaltrol), Referenz: Beer TM et al. "Weekly high-dose Calcitriol and Docetaxel in advanced prostate cancer", Semin Oncol 2001 Aug;28(4 Suppl 15):49-55
--------
Zum Schluss: Ich habe öfters nachgedacht über die Behauptung von Dr. Leibowitz, dass der Prostatakrebs immer eine systemische Krankheit sei. Eine solche Aussage verlangt eine Definition von "systemisch". Wenn sich einige wenige PK-Zellen im System befinden, heißt dies noch nicht, dass sie den Fuß an Land setzen können, sich irgendwo anhaften und vermehren können. Denn dafür müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Es muss hier einen Grünbereich und einen Graubereich geben. Unter günstigen Bedingungen kann eine lokale Therapie heilend sein, ist sie tatsächlich auch in 30 bis 70 % der Fälle. Das Problem ist nur festzustellen, ob die Wahrscheinlichkeit für die günstige Bedingung ausreichend groß ist.
Eine Behauptung, wie Dr. Leibowitz sie macht, darf man streng genommen nicht machen. Das weiß er selbst sicherlich auch.

Günter stellte am 11.8.2002 eine grundsätzliche Frage, die einige Diskussion auslöste:
was spricht dagegen, dass man mit der DHB beginnt und später eventuell doch eine PE durchführen lässt?
Uwe vertrat dazu am 12.8.2002 die folgende Meinung:
nichts spricht dagegen, erst mal die DHB zu versuchen und, wenn es nicht klappt, hinterher die Prostata zu entfernen oder zu bestrahlen.
Ich kenne Deine Werte nicht, allerdings glaube ich, dass eine DHB nur sinnvoll ist, wenn man einen Haustierkrebs hat, oder anders ausgedrückt, die Gleasonsumme zwischen 2 und 6 liegt.
Ludwig schrieb am selben Tag:
ich würde die Klinik fragen, in der ich die eventuelle OP machen lassen würde, ob sie nach Hormonbehandlung bedenkenlos operieren. Es erfordert mehr chirurgisches Können bei stark verkleinerten Prostatas, vor allem bei nerverhaltenden Operationen.
Auf der anderen Seite verringert gerade die vorangehende Hormonbehandlung das Risiko einer Tumoraussaat bei allen Manipulationen an der Prostata. Das ist die Zwickmühle - leider.
Zu Uwes Meinung hatte nun Maria einen Tag später eine Frage:
Du hast geschrieben: "...allerdings glaube ich, dass eine DHB nur sinnvoll ist, wenn man einen Haustierkrebs hat oder anders ausgedrückt, die Gleasonsumme zwischen 2 und 6 liegt".
Nicht nur im Zusammenhang mit Günters Problemstellung (Suche nach Entscheidungshilfe, ob Op, Brachytherapie oder DHB?) könnte man Dich so verstehen, dass Du bei einem GS über 6 eine andere Therapie als die Hormonblockade favorisierst... ?
Uwe antwortete am selben Tag:
mich hat der neue Cocktail von Leibowitz verunsichert. Er redet auf einmal von einem lokalisierten Krebs, davon wurde vorher nie gesprochen, seine Kriterien wie mehr als eine Biopsieprobe oder mehr als 50 % zeigen nur, dass er von Statistik keine Ahnung hat. Angeblich ist die DHB sehr erfolgreich und ich kann nur annehmen, wenn, dann beim Haustierkrebs. Ich habe viele Mitglieder in meiner SHG, die die DHB machen. Einer, der vor einem Jahr mit der DHB aufgehört hat, erreicht kein Plateau, sein PSA steigt und steigt, er hat einen Raubtierkrebs. Deshalb glaube ich, dass die DHB bei Gleason > 6 nicht sinnvoll ist, aber das ist nur meine Meinung, es kann auch sein, dass ich falsch liege, wer weiß das schon.
Übrigens, ich habe die DHB sechs Monate gemacht, sie hatte keinerlei positive Auswirkung auf meinen PSA-Verlauf, jetzt mache ich die HB3!
Dies verunsicherte nun Günther (mit "th"):
nun hast Du es geschafft mich zu verunsichern und bitte deshalb um Deinen Rat was ich nun machen soll.
Mein aPSA war 7,26, GL 8, Seit 12/2000 mache ich die DHB. Ab April 2001 war mein PSA 0,05 ng/ml. Ab Juni 2001 0,01 ng/ml und niedriger. Beim Absetzen der DHB am 31.03.02 hatte ich 0,004 ng/ml. Ab April 2002 bis Juli 2002 bin ich bei 0,003 ng/ml. LH stieg von 0,1 auf 0,3, Testosteron von 0,09 auf 0,21 ng/ml.
Jetzt muss ich durch Dich fürchten, dass alles umsonst war.
Rüchblickend freue ich mich, dass ich in dieser Zeit beste Lebensqualität hatte, Sport wie Golf, Schifahren, Langlaufen, Segeln betrieb und ich hatte nicht einmal Wallungen.
Frage wie Maria, was sollen wir Deiner Meinung nach tun? Operieren, bestrahlen? Oder nun doch, wenn mein PSA ansteigt, die neuen Erkenntnisse von Dr. Leibowitz annehmen?
Ralf, der auch die DHB durchgeführt hatte, war am 15.8.2002 der Meinung, dass vorerst kein Grund zur Sorge besteht:
ich sehe keinen Grund, warum Günther fürchten sollte, dass alles umsonst war. Dass nach dem Absetzen der DHB das PSA wieder ansteigt, ist vollkommen normal, da die ja noch vorhandene Prostata jetzt wieder Testosteron aus dem wieder angesprungenen Kraftwerk in PSA umwandeln kann. Nach den Leibowitzschen Kurven kann es jetzt mit dem PSA eine bis zu dreijährige Berg-und-Tal-Fahrt geben, da müssen wir durch und dabei die Nerven behalten (die behandelnden Ärzte auch!).
Apropos Leibowitz und seine DHB und sein antiangiogener Cocktail. Ich habe das Gefühl, dass hier einiges durcheinander geht.
Die 130 oder so Patienten, anhand deren Krankheitsverläufe er die DHB propagiert, sind alles Patienten, die die DHB als Ersttherapie durchgeführt haben. Nur für diesen Fall gelten die günstigen Prognosen, die wir jetzt gemeinsam auf den Prüfstand stellen.
Natürlich kommen zu Dr. L. auch Patienten, die eine andere Ersttherapie hatten, in der Regel RP oder Bestrahlung, und die jetzt mit wieder ansteigendem PSA konfrontiert sind. Solche Patienten hat er in seine Statistik nicht mit aufgenommen. Auch bei diesen Patienten führt er zunächst die dreifache Hormonblockade durch, aber hier sind aufgrund der vorangegangenen Behandlung die Prognosen nicht so günstig, und hier kommt es nach einiger Zeit zum Wiederanstieg des PSA. Bis vor einiger Zeit hat Dr. L. hier einen zweiten Zyklus propagiert, jetzt weiß er es besser ("die Besserung durch den zweiten Zyklus kann maximal nur so lange anhalten wie der erste Zyklus") und wendet beim zweiten Durchgang anstelle einer erneuten HB seinen antiangiogenen Cocktail an.
Wer also wie Du, Günther, Willi, Willy, Dieter, ich und andere die DHB als Ersttherapie gewählt hat, braucht sich nach meinem Verständnis über den antiangiogenen Cocktail vorerst keine Gedanken zu machen.
Eine andere Aussage von Dr. L. besagt, dass, wenn während einer Hormonblockade das PSA anstieg, bei einer etwaigen zweiten HB nie dasselbe Antiandrogen verwendet werden darf, da sich die jetzt hormonrefraktären Krebszellen das ursprünglich verwendete Antiandrogen als Ersatznahrung anstelle von Testosteron auserkoren haben, und sie dies "nie vergessen". Nach dieser These solltest Du, Uwe, es also bei Deiner derzeitigen HB3 statt mit Casodex wohl besser mit Flutamid versuchen.

Manfred fragte am 13.5.2003:
laut Leibowitz soll man zum Beginn einer DHB mit einem LHRH-Agonisten, einem Antiandrogen und Proscar gleichzeitig beginnen, vorausgesetzt, man hat keine Metastasen. Wenn man aber nach einer Total-OP ansteigendende PSA-Werte hat, muss man davon ausgehen, dass bereits Mikrometastasen vorhanden sind.
1.Welche Zeit sollte dann zwischen der Einnahme z.B. von Casodex/Proscar und der Spritze liegen, um das Flare-up zu verhindern?
Die Knochendichtemessung hat ergeben, dass bei mir schon eine Vorstufe einer Osteoporose vorliegt ( T-Score-Wert von -2,17). Ich denke, mein Arzt wird mir aus Kostengründen kein Zometa verschreiben.
2.Gibt es andere, wirkungsvolle Präparate, die ich parallel zur DHB einnehmen sollte ( Fosamax vertrage ich nicht).
Ralf antwortete am 14.5.2003:
Leibowitz sagt nicht, dass man mit einem LHRH-Agonisten und einem Antiandrogen gleichzeitig beginnen *soll*, sondern er sagt, dass es keinen Grund gibt, es nicht zu tun. In einem Vortrag vor einer amerikanischen SHG im August 2001 sagte er zu dem Thema:
"Einige Ärzte schreiben, dass man am Beginn einer Hormonblockade, um das Flare-up zu vermeiden, zwei Wochen vor der ersten Dosis Lupron mit Casodex oder Flutamid anfangen muss... Der erste, der das untersucht hat, war niemand anderes als Fernand Labrie. Und Labrie berichtete über Männer mit D2-Prostatakrebs, metastatischem Prostatakrebs, zum Beispiel mit Knochenschmerzen. Wenn man gleichzeitig Flutamid plus Lupron nahm, wurde der klinische Flare vollständig eliminiert, keiner von den 41 Patienten mit symptomatischer D2-Erkrankung [dies ist eine Angabe entsprechend der amerikanischen Einstufung nach Whitmore und Jewett. D2 bedeutet Befall entfernter Lymphknoten, Metastasierung in die Knochen oder Organe der Bauchhöhle. - Ed] mit Knochenschmerzen berichtete von verstärkten Schmerzen, wenn sie gleichzeitig mit Lupron und Flutamid anfingen. Wo steht es also geschrieben, dass man mit Flutamid ein oder zwei Wochen vor Lupron anfangen muss? Das sind Männer mit Metastasen! Auf irgendeiner Webseite wird darüber geklagt, dass ich behaupte, nie eine Flare-Reaktion bei dreifacher Blockade bei Männern mit lokalisiertem Krebs gesehen zu haben. Labrie sah bei zweifacher Blockade bei Männern mit Metastasen nichts. Warum sollte man es also sehen?
Letzte Woche hab' ich was Interessantes gelesen. Der Grund für die Flare-Reaktion ist, wie Sie wahrscheinlich wissen, dass die erste Dosis Lupron oder Zoladex in den ersten beiden Wochen paradoxerweise den Testosteronspiegel erhöht und dann bis auf Kastratniveau absenkt. Aber wussten Sie, dass es zwei oder drei Tage dauert, bis das Testosteron steigt? In diesen ersten zwei oder drei Tagen nimmt man schon Proscar und Casodex, ohne den Flare-up-Effekt. Wie ich es mache, ist schon eine Behandlung, bevor der Flare einsetzt.
Darum glaube ich, dass ich nie eine Flare-Reaktion gesehen habe."
Einer seiner bekannten Leitsätze ist, dass man alle Waffen, die man hat, so frühzeitig wie möglich einsetzen soll. Nach gängiger Vorgehensweise brächte man den LHRH-Agonisten mit sieben bis 14 Tagen Verspätung ins Gefecht. Das ist sicher kein sonderlich starkes Argument, und wer auf Nummer Sicher gehen will, kann nach meiner Meinung getrost auch erst das Antiandrogen einnehmen und sich erst einige Tage später den LHRH-Agonisten spritzen lassen.
Zu Deiner zweiten Frage kann ich nichts sagen, ein Bisphosphonat sollte es schon sein. Schlimmstenfalls musst Du das Zometa selbst bezahlen, aber auch das kann zu Anfang starke Nebenwirkungen verursachen, siehe Uwes Bericht im Forumextrakt - Medikamente – Zometa.
Und Uwe schrieb am selben Tag:
Meine Seite "Hormonblockade: Negativ-Wirkungen" schreibt auch vom Flare-up, siehe:
http://www.prostatakrebse.de/prostatakrebs/51.htm
Nach der Einnahme von Antiandrogenen steigt das Testosteron ein wenig, weil die Prostatazellen und die Prostatakrebszellen kein Testosteron mehr verbrauchen, aber das Zellwachstum wird gehemmt. Das Flare-Up merkt man in der Regel nicht, weil einen Monat nach der Spritze das Testosteron schon ganz unten ist. das Flare-up mag ja nicht bei allen passieren, aber wenn es passiert, ist es ein Turbo-Beschleuniger für den Krebs, dem wir uns nicht aussetzen sollten.
Zometa ist ein probates Mittel gegen Hypercalzämie (oder wie man das schreibt). Allerdings solltest Du die Negativ-Wirkungen von Zometa nicht unterschätzen, ohne wirklichen Grund sollte man es nicht nehmen. Außerdem halte ich nichts davon, viele Therapien nebeneinander zu machen, dann weiß man nicht, welche wirkt und welche nicht.

Ralf schrieb am 7.8.2003:
die Prostate Oncology Specialists (Drs. Richard Lam und Mark Scholz) in Mar del Rey/Kalifornien bieten auf ihrer Homepage www.prostateoncology.com => Info => Booklets einige sehr gute und interessante Texte. Ich möchte sie nach und nach übersetzen, um sie auch denjenigen unter uns zugänglich zu machen, die mit englischsprachigen Texten Probleme haben. Ich habe dazu die Genehmigung von Dr. Scholz erhalten. Den ersten Text "Wie den Nebenwirkungen einer Hormonblockade vorgebeugt werden kann" mache ich hiermit zugänglich. Ich halte ihn für einen der wichtigsten, zumindest für diejenigen, die bereits in der DHB sind oder sie ins Auge gefasst haben. Ich wünschte, er hätte mir vorgelegen, als ich meine DHB begann!

Ralf schrieb am 5.2.2004:
Prof. Fernand Labrie, Leiter des Forschungszentrums für Onkologie und molekulare Endokrinologie am Forschungszentrum der Universitätsklinik Laval, Québec, Kanada, gilt als der Vater der Hormonblockade-Therapien mit LH-RH-Agonisten und Antiandrogenen und soll einer der ersten, wenn nicht der erste, gewesen sein, die auch 5-alpha-Reduktasehemmer gegen PK einsetzten. Ärzte wie Dr. Leibowitz und Dr. Strum berufen sich in Fragen der Hormonblockade auf ihn und seine Forschung. Das schließt nicht aus, dass manche deutschen Urologen noch nie von ihm gehört haben.
Ich kriege jetzt die Entstehungsgeschiche nicht mehr so ganz zusammen, aber jemand fand einen interessanten längeren Artikel von Prof. Labrie zur Hormonblockade und ihren Erfolgen im Internet, leider auf Französisch, das nun nicht jeder von uns lesen kann (ich mit Mühe). Jürg bot sich als ein Übersetzer an und fand noch Co-Übersetzer, ich habe bei den Grafiken die französischen Texte durch deutsche ersetzt, so gut es ging bzw. erforderlich war, und versucht, dem Gesamtwerk ein optisch gefälliges Äußeres zu geben. Kurz, das Werk ist fertig, und siehe, es ist uns wohlgelungen und abrufbar hier. Das Herunterladen wird bei einigen ein wenig dauern, die Datei ist etwa 370 kByte groß.

Christian schrieb am 30.5.2004:
Es scheint wieder mal an der Zeit zu sein, ein paar Bemerkungen zur DHB zu machen bzw. diese zu wiederholen. Die Patientenergebnisse hatte ich schon mal vor einiger Zeit ins Forum gesetzt.
Wir haben mit einem Professor der Urologie eine Absprache getroffen, dass er uns bei der Auswertung der deutschen Patienten helfen wird. Auch Patientenergebnisse müssen unter wissenschaftlichen Kriterien zusammengestellt sein. Ein anderer Ansatz wäre dümmlich. Da die DHB keine Wundertherapie ist, sondern der Erfolg, wie jede andere Therapie auch, stark abhängig von den wesentlichen Ausgangsdaten des Patienten (geringes, mittleres, hohes Risiko) und eine Therapie nur dann so wie erwartet wirken kann, wenn das Konzept, so wie vorgesehen durchgeführt wird, ist eine differenzierte Gruppenbildung erste Voraussetzung einer sinnvollen Vergleichbarkeit. Nach den derzeitigen Daten gibt es z. B. DHBler die nur 50 mg Casodex genommen haben, es gibt welche, die vorher mehrere Monate eine Depotspritze erhalten haben oder Flutamid oder eine Casodex Monotherapie, die nicht die 13 Monate durchgehalten haben oder die bestrahlt oder operiert worden sind. Alle diese verschiedenen Patienten sind unter dem Aspekt einer wissenschaftlichen Aufarbeitung aus der gesamten Bewertung herauszunehmen, weil sie die Kriterien der DHB nicht erfüllen. Bei dem Konzept handelt es sich um das Prinzip, dass so früh wie möglich mit dem ersten Ansturm die stärksten verfügbaren Waffen eingesetzt werden. Ein Krebs, der "Vortherapien" erfolgreich überlebt hat ist schwieriger zu bekämpfen, weil er bereits selbst Teilerfolge gegen Therapien erzielt hat. Es ist gestärkt.
Nach derzeitigem Informationsstand ist die DHB auch hier in Deutschland in den günstigen Voraussetzungen (geringe und mittlere Risikogruppe, ohne Vortherapien) nach wie vor extrem erfolgreich, die Unmessbarkeit des PSA-Wertes wurde in allen diesen Fällen erzielt.. Da wir aber keinen Hinweis über Erfolg oder Misserfolg erhalten können, wenn wir nur 1 oder 2 Jahre nach Absetzen der DHB betrachten, ist der Beginn einer Auswertung auch nicht so eilig. Wir fangen jetzt langsam an.
Ich bin der bei weitem am längsten von der DHB abgesetzte Patient, es sind jetzt fast 4½ Jahre her. Mit aPSA von 29 ng/ml, Gleason Score 3+4=7 und cT3a habe ich 2 Komponenten aus der höheren Risikogruppe und einen aus der mittleren. Immer noch erlebe ich ein Achterbahnverhalten des PSA-Wertes, der sich seit Absetzen etwa um 6 herum bewegt. Dabei sind Extremausschläge bis 12,8 (mal 2 macht 25,6 ng/ml!!!) zu verzeichnen, die nicht zu einer Empfehlung für einen zweiten Zyklus geführt haben. Ohne wesentliche Änderung meines antiangiogenen Cocktails fiel er nach 4 Wochen auf 5,4. Meine letzte Messung vor 3 Tagen lag wieder bei 6,4 ng/ml. Dr. Bob warnt vor voreiligen Maßnahmen und empfiehlt keine Zusatzernährungsfehler zu machen und die Nerven zu behalten.
Die vier Jahre hoher Lebensqualität kann mir schon mal keiner mehr nehmen.
Das Auswerteergebnis der Studie, die im wissenschaftlichen Journal der amerikanischen Onkologen "The Oncologist" im Jahr 2001 zur Veröffentlichung angenommen worden ist, wurde weiter fortgeschrieben. Auch hier sind die bisher 185 Patienten in der Studie sicher nicht alle, die mit DHB behandelt worden sind, es sind aber die in einer Gruppe untereinander vergleichbaren Patienten. Hier das Ergebnis.

Dieter V schrieb am 10.8.2005:
nun möchte ich Euch ebenfalls meine bisherigen Ergebnisse erläutern, aber zuvor auch meine damaligen Überlegungen schildern, die mich zur Entscheidung für die DHB geführt haben.
Dies ist ein Bericht, der aufzeigen soll, dass die DHB in den meisten Fällen als Ersttherapie gut wirkt.
Diese Therapieoption Hormonblockade mit drei Medikamenten – heißt dann HB3 oder ADT3 – ist aber auch nach Radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie eine gute Möglichkeit, wenn der PSA wider Erwarten doch wieder ansteigen sollte und eine weitere Therapie nötig wird. Die HB3 wirkt systemisch!
---------------------------------------------------------
Meine Ausgangswerte nach der Biopsie im Nov. 2000 waren:
Alter: 61 Jahre
Der PSA-Wert ist vom Sommer 1999 =4,5 bis Okt.2000 auf 6,1 gestiegen, eine PSA-Verdoppelungszeit von 3,5 Jahren
Biopsie im Nov. 2000
aPSA=6,1; T1c; GS 5(2+3)Erstbefund; GS 7(4+3)Zweitbefund Helpap,
1 von 3 Stanzen positiv
(die anderen 3 Stanzen gingen "daneben" dank "fingerkontrollierter" Biopsie)
Knochenszintigramm (KS) o.B. (= keine Metastasen >12 mm)
Leider habe ich den PSA-Wert nach der Biopsie und vor Beginn der Therapie nicht mehr messen lassen. Leider habe ich vor Beginn der DHB auf Anraten der Urologen beginnend Dez. 2000 eine einfache HB mit Flutamid gemacht. War falsch, würde ich nie mehr machen!
Nach der Partin-Tabelle war nach dem Erstbefund die Wahrscheinlichkeit einer organbegrenzten Erkrankung bei 75 %, nach dem Zweitbefund aber nur bei 43 %!
Die Wahrscheinlichkeit eines Kapseldurchbruches lag entsprechend bei 23 % (nach dem Erstbefund) bzw. bei 47 %, also doppelt so hoch nach dem Zweitbefund! Den Zweitbefund habe ich jedoch erst später bekommen. Man kann aber daraus erkennen, wie wichtig ein solcher ist VOR der Therapieentscheidung...
Ich habe mich im Dezember 2000 für die DHB entschieden, obwohl nach dem path. Erstbefund eine hohe Wahrscheinlichkeit bestand für ein lokal begrenztes PCa*):
  1. ich scheute das allgemeine Operationsrisiko (Infektionen, auch Todesfälle mit geringer Wahrscheinlichkeit)
  2. eine Operation wirkt nur lokal, nicht aber auf Mikrometastasen!
  3. ich wollte die dauerhaften Nebenwirkungen einer Radikalen Prostatektomie nicht akzeptieren (Impotenz, 80 %, Inkontinenz, 5-8 %)
  4. ich wollte die Langzeit-Nebenwirkungen einer Strahlentherapie nicht akzeptieren ("kommen Sie zur Bestrahlung mit einer vollen Blase, dann drückt diese den Dünndarm weg...")
  5. ich konnte nicht ausschließen, dass bereits Mikrometastasen gestreut sind (das Knochenszintigramm war ohne Befund, das sagt aber nur, dass keine Metastasen größer 10-12 mm da sind) 6. die DHB wirkt systemisch, also auch auf eventuell vorhandene Mikrometastasen!
  6. die DHB hat keine dauerhaften Nebenwirkungen
  7. ich habe auch während oder nach der DHB alle Therapieoptionen**) offen – auch die möglicherweise bis dahin neuen Therapiemöglichkeiten!
*) wie froh war ich später, dass ich mich für die DHB entschieden hatte, als das erheblich schlechtere Ergebnis des Zweitbefunds vorlag...
**) manche Chirurgen operieren nicht/nicht gerne nach einer Hormonblockade, andere raten "zur Verkleinerung des Krebsherdes durch eine vorangehende Hormonblockade" vor einer Operation.
Ich habe mich also für die DHB entschieden. Mein Urologe wollte aber da nicht mitmachen. Im Januar fand ich einen Onkologen, der bereit war, mich zu unterstützen (die Urologen sehen den Krebs vor allem lokal, die Onkologen denken systemisch!).
Beginn der DHB im März 2001, Ende der DHB im April 2002 nach 14 Zyklen = 13 Monate.
Antiandrogen:
Anfangs Flutamid, dann Durchfall. Wechsel auf Nilutamid (aus Frankreich) für vier Monate, danach Casodex 150 mg/Tag, vier Monate, dann wieder Flutamid "aus Kostengründen" (ich würde nie mehr mit Flutamid diese Therapie machen, da Casodex 150 mg viel besser wirkt und weniger Nebenwirkungen hat!).
LHRH-Depotspritze:
Zoladex 1 Monatsdepot am Anfang und am Ende, 4 x 3-Monatsdepot alle 84 Tage. Gut vertragen.
Proscar 1 Tabl. täglich bis heute.
Der Therapieverlauf war sehr gut, mein Onkologe bekam jeweils die aktualisierte Kurve vorgelegt, da war er begeistert und sagte: "sieht ja sehr gut aus, machen wir weiter so!"
Hier nun der gesamte Verlauf bis Juli 2005, also 3¼ Jahre nach Ende der DHB, und 4¾ Jahre nach der Diagnose:





Der PSA-Wert ist also seit einem Jahr stabil im Bereich 2,5. Damit ist eingetreten, was Dr. Leibowitz für die meisten Fälle voraussagt, ein stabiles PSA-Plateau.
Ob nach einer Hormonblockade der PSA-Wert unter Proscar zu verdoppeln ist, ist unklar. Schließlich ist das Gewebe der Prostata nach einer HB stark verändert. Aber selbst wenn ich den PSA-Wert proscarbedingt verdoppele, liegt der Wert mit 5,0 noch deutlich unter dem Ausgangs-PSA vom Okt. 2000.
Im April 2005 habe ich – drei Jahre nach Ende der DHB – weitere Krebsmarker kontrolliert:
Testosteron: 6,7 (2,8 ...8,0)
CEA: 3,1 (bis 3,4)
CGA: 10 (<110)
NSE: 10,8 (<12,5)
PAP: 1,1 (<2,5)
Insofern bin ich mit dem bisherigen Ergebnis der DHB sehr zufrieden. Mir geht es sehr gut. Ich freue mich, keine Einschränkungen in der Lebensqualität zu haben. Natürlich kann ich nicht sagen, ich bin den Krebs los. Aber das könnte ich auch nicht sagen nach einer Radikalen Prostatektomie oder Strahlentherapie.
Sollte ich in einigen Jahren doch noch einmal etwas gegen den Krebs tun müssen, habe ich alle Optionen offen – einschließlich der bis dahin evtl. gegebenen neuen Therapien.
Bis dahin habe ich aber viele Jahre gewonnen bei guter Lebensqualität. Und dafür bin ich dankbar!
Ich danke Christian Ligensa für seinen Einsatz! Ohne ihn hätte ich von dieser Therapiemöglichkeit nichts erfahren! Ich hatte aber auch das Glück, dass ich nicht gleich bei PSA 4,5 im Juli 1999 habe eine Biopsie machen lassen, wie es der Urologe wollte. Denn dann wäre ich heute wahrscheinlich operiert.
Denn damals wusste ich noch nicht einmal "wie man Prostata schreibt". Bis heute habe ich viel gelernt. Und es gilt:
informierte Patienten leben länger – und besser!

Dieter V, der Gesundheitspolitische Sprecher des BPS, schrieb am 15.3.2005:
DHB - Erste Studienergebnisse (Dr. Strum, Dr. Leibowitz)
Seitens des BPS wird nach wie vor die Auswertung der bisherigen DHB-Daten betrieben (allerdings gegen einige Schwierigkeiten). Hierzu laufen weitere Gespräche mit Ärzten, nachdem erste Ansätze im Sande verlaufen waren.
Denn wir sind der Auffassung, dass eine solche Auswertung mehr Gewicht hat, wenn diese von einem klinisch-wissenschaftlichen Professor getragen wird, als wenn der BPS diese alleine macht. Außerdem wird vom BPS eine Studie zur DHB in Deutschland angestrebt. Hier sind aber noch sehr viele Gespräche notwendig für Konzeption, Organisation und Finanzierung einer solchen Studie. Daher muss man hier sehr viel Geduld haben! Wir sind also dabei, das Thema DHB voranzutreiben! Aber vieles läuft naturgemäß im Hintergrund...und erfordert viel Zeit und Geduld!
In dem Buch "Ein Ratgeber zum Prostatakrebs" (ISBN-Nr. 3-00-017057-X, 19,95 €) schreibt Dr. Strum auch zur Wirkung der DHB bzw. ADT3 (ADT=Androgen Deprevation Therapy), wie er diese Therapie nennt.
Diese Aussagen beginnen auf Seite 144 als "Versuchsergebnisse mit der intermittierenden ADT":
... Auf Seite 145 steht:
"Tatsächlich hatte die Mehrzahl der Patienten, die in der Vergangenheit mit einer konventionellen ADT (Anmerkung DV: die übliche HB1 mit nur LHRH-Analogon) behandelt wurden, fortgeschrittenen PK mit Metastasen in den Knochen und/oder den Lymphknoten. Sie repräsentieren eine Gruppe, die am allerwenigsten für diese Behandlung geeignet ist, da gerade diese Patienten die höchste Wahrscheinlichkeit aufweisen, dass ein überwiegender Teil ihrer Tumorzellen-Population aus AUPK (=Androgen-unabhängigen PK-Zellen) besteht"
Die in Deutschland übliche einfache Hormonblockade ist auch der Grund für die Vorbehalte seitens der Urologie:
"Früher oder später wird der PK hormonrefraktär". Dies ist aus meiner Sicht auch nicht verwunderlich, da die einfache HB keine vollständige HB ist und daher immer eine Restwirkung Testosteron verbleibt, die es etlichen PK-Zellen ermöglicht, sich an eine Umgebung mit wenig Testosteron zu gewöhnen, und die es dann irgendwie fertigbringen, auch unabhängig vom Testosteron sich zu teilen. Dann nämlich sind die PK-Zellen hormonunabhängig!
Die Einfache HB begünstigt die Entwicklung von AUPK!
Natürlich kann auch zu Therapiebeginn bereits ein Teil der PK-Zellen hormonunabhängig sein, wenn die Ausgangsbedingungen schlechter sind (z. B. hoher Gleason-Score und/oder nachgewiesene Metastasen).
Dies hat Dr. Strum beschrieben (siehe oben).
Das ändert nichts daran, dass bei günstigen Ausgangsbedingungen die Hormonblockade eine gute Therapieoption darstellt.
Dr. Strum beschreibt auf den folgenden Seiten die Ergebnisse seiner Studien an 225 Patienten, die er ohne vorherige Therapie entweder einer ADT2 (zweifachen HB mit LHRH+Casodex 50 mg/Tag) oder einer ADT3 (zusätzlich 2 Proscar/Tag) nach einer Blockadezeit mit mindestens 12-monatigem PSA-Nadir <0,05 mit jeweils anschließender Therapie-Pausezeit, die bei der ADT2 bei PSA=5,0 und bei der ADT3 (Proscar wurde auch in der Pausezeit eingenommen) bei PSA=2,5 beendet und dann erneut eine Blockadephase eingeleitet wurde (Konzept der intermittierenden HB).
Er vergleicht die Ergebnisse der Patienten, die über mindestens 12 Monate einen unmessbaren PSA-Wert hatten:
Desweiteren schreibt Dr. Strum:
"So bemerkenswert diese Daten sind, so muss doch darauf hingewiesen werden, dass die beeindruckendsten Ergebnisse bei Patienten erzielt wurden, die einen PSA-Rückfall nach einer RP, einer RT oder nach beiden Behandlungen erlitten und die IADT3 als nächste Therapie wählten. Die durchschnittliche behandlungsfreie Zeit hat fünf Jahre überschritten, und ihr Ende ist immer noch nicht erreicht (Abb. 60)."
Und dann schreibt Dr. Strum weiter:
"Leibowitz et al. erreichten mit einem leicht unterschiedlichen Ansatz überragende Ergebnisse bei 110 aufeinander folgenden Patienten mit klinischem Stadium T1-T3, die jede Form einer lokalen Behandlung ablehnten und mit einer ADT3 (DHB) behandelt wurden. Die durchschnittliche Gesamtbehandlungsdauer betrug 13 Monate und die PSA-Spiegel aller Patienten sanken auf < 0,1 ng/ml. 84 % der Patienten hatten Krebs im Stadium T1c bis T2a. 51 % wiesen einen Gleason-Score von 4-6 auf. Bei Verlaufskontrollen über einen Zeitraum von durchschnittlich 36 Monaten ab Beginn der ADT3 betrug der mittlere PSA-Spiegel 1,3 ng/ml.
85 der 110 Patienten haben mit der ADT mindestens 12 Monate ausgesetzt und haben einen durchschnittlichen PSA-Spiegel von 1,6 ng/ml, nur mit einer Erhaltungstherapie von 5 mg Proscar täglich. Zum Zeitpunkt Mai 2000 war bei keinem dieser Patienten eine weitere Behandlung erforderlich geworden (persönliche Mitteilung von Dr. Leibowitz)".
Soweit das Zitat von Dr. Strum.
Hierzu möchte ich noch hinzufügen: Die ersten Patienten hat Dr. Leibowitz bereits ab 1990 mit der DHB therapiert, im März 2004 waren es bereits über 185 Patienten.
Hierüber hat Dr. Leibowitz eine Aktualisierung seiner bisherigen Ergebnisse veröffentlicht:
Von diesen 185 haben sich vier Patienten aus unterschiedlichen Gründen für eine nachträgliche lokale Therapie entschieden, 13 Patienten, die mindestens einen Hoch-Risikofaktor (d. h. PSA ab 20; GS ab 8; ab T2b) hatten, benötigten einen 2. Zyklus, alle anderen 168 Patienten waren noch immer ohne zweite Therapie. Bei einer medianen Verlaufskontrolle über 61 Monate ist das mittlere PSA bei 2,8 ng/ml mit einem Testosteron von 5,53 ng/ml.
Das ist eine Erfolgsquote von 168/185= 91% nach median fünf Jahren!
(siehe hierzu www.prostatakrebs-bps.de => Medinisches => Dreifache Hormonblockade => Patientenerergebnisse - Aktualisierung vom März 2004)
Dr. Strum beschreibt danach die Unterschiede seiner ADT3 und der DHB nach Dr. Leibowitz:
Nach Dr. Leibowitz genügt PSA < 0,1, nach Erreichen dieses PSA-Nadirs noch neun Monate Therapiezeit, mindestens aber 13 Monate Gesamtdauer DHB.
Nochmals Dr. Strum auf Seite 149: "Auf alle Fälle sind beide Studien provozierend genug, um eine großangelegte Studie zum Vergleich der IAD3 mit der IAD2 zu rechtfertigen, vor allem bei klinisch lokalisierten Erkrankungen oder bei PSA-Rezidiven nach einer radikalen Prostatektomie (RP), einer Strahlentherapie (RT) oder nach Kryochirurgie."
----------------------
Dr. Strum beweist also hier mit seiner Studie und mit den Daten von Dr. Leibowitz, dass die Dreifache HB mit Proscar-Erhaltungstherapie erheblich bessere Ergebnisse hat als die Zweifache HB!
Um wieviel besser wird dann die Dreifache HB sein gegenüber der bisher üblichen Einfachen HB?
Wir kennen viele Patienten, die mit bisher sehr guten Ergebissen die DHB gemacht haben. Einige wenige Urologen haben das Potential der DHB bereits erkannt und unterstützen ihre Patienten dabei. Natürlich muss man immer auch den Einzelfall betrachten. Der Patient muss die Voraussetzungen erfüllen und genau Bescheid wissen, was er machen will.
Wenn die Voraussetzungen für die DHB nicht erfüllt sind? Was dann?
Dann sind letztlich RP und/oder ST bei einer anzunehmenden systemischen Erkrankung zumindest alleine auch nicht kurativ! Dann ist die Frage, welche Kombination von Therapiemöglichkeiten wird die aussichtsreichste sein?
DHB + Chemo oder RP + sofortige DHB oder DHB + ST oder DHB + transurethrale Hyperthermie?????
Dr. Leibowitz behandelt seine Hochrisiko-Patienten seit 2001 mit der DHB + niedrigdosierter metronomer Chemo.
Alle von Hochrisikofaktoren betroffenen DHB-ler sagen:
Ich bin froh, die DHB gemacht zu haben, auch, wenn der Erfolg bei meinen Ausgangswerten nicht so gut ist. Zumindest habe ich Zeit gewonnen. Und was hätte ich gehabt von einer RP? Außer den Nebenwirkungen?
Wir kennen einige Patienten, die dann nach DHB mit antiangiogenen Medikamenten den sog. antiangiogenen Coctail PCAAC teils mit Erfolg versucht haben, die Therapiepause zu verlängern. Zum Teil haben sie einen 2. Zyklus DHB begonnen oder lokale Therapien zusätzlich gemacht, die ja als Option immer noch nach DHB offen sind.
Soweit zu den bisher vorliegenden Studienergebnissen.
Die Studie von Dr. Strum ist zumindest eine vergleichende Studie, die Ergebnisse von Dr. Leibowitz zählt zu den "Fallserien". Hierzulande verlangt man für die Zulassung einer Therapie höchste Evidenzkriterien (Doppelblind, randomisiert, 2-armig oder mehr... Vergleich zu einer oder mehreren Standardtherapien).
Ich bin der Auffassung, dass dies schon ethisch nicht vertretbar ist, zufallsabhängig Patienten eine schlechtere (Standard-)Therapie wie die Einfache Hormonblockade zu geben, nur um einen hochevidenten Nachweis der besseren Wirksamkeit zu erzielen.

KlausS fragte am 21.1.2013:
Ich habe vom 27.04. bis 11.06.12 eine bildgeführte intensitätsmodulierte helikale Radiotherapie mittels 6-MV-Photonen auf die paraaortalen Lymphabflusswege bds. mit einer Gesamtdosis von 46,8 Gy in Heidelberg durchgeführt (Lymphknotenmetastasen).
Am 24.08.12 habe ich meine Dreifach-Hormonblockade ausgesetzt um festzustellen, ob die Radiotherapie was gebracht hat.
PSA am 05.11.12, 0,66 ng/ml, Testo 0,52 ng/ml
PSA am 09.01.13 4,88 ng/ml, Testo 1,95 ng/ml
Dies ist eine PSAVZ von 36 Tagen. Sehr heftig, wie ich meine.
Bei meinem Besprechungstermin mit meinem Urologen wurde mir erstmal wieder eine Trenatone-Depotspritze verabreicht. Avodart 0,5 mg nehme ich sowieso. Das ausgesetzte Bicalutamid 150 mg soll ich auch weiterhin weglassen und ein Knochenszinti machen lassen.
Knochenszinti vom 21.01.13 (heute) ergab soweit keine Auffälligkeiten.
Ich habe mich nun wieder etwas gefangen und glaube, dass die Trenatone-Depotspritze zu früh gesetzt wurde. Was sollte man evtl. noch tun?
Urologe antwortete einen Tag später:
PSAVZ darf nicht berechnet werden am Ende einer Hormontherapie und steigenden Testosteronspiegeln, das Bild ist durch Vergleich unter/nach Therapie völlig verzerrt.
Des weiteren funktioniert die Bestrahlung von Lymphknoten/MIKROmetastasen oder prophylaktisch recht gut, bei aber bestehenden "echten" Lymphknotenmetastasen ist die erreichbare Strahlendosis zu gering (ab etwa 50 Gy bekommt der Darm Probleme, aber ab 60 Gy aufwärts werden erst ausreichend Toxizität in die Metastase gebracht), so dass unsere Strahlentherapeuten davon ganz abgegangen sind.
Also bleibt aktuell eine intermittierende Hormontherapie als Lösung über. Dazu erst einmal beobachten, wie sich Testosteron und PSA weiter entwickeln (möglicherweise beruhigt sich die Anstiegsdynamik).
Mit Avodart kann die Dynamik ein wenig "geglättet" werden, ohne allzusehr in die Hormonachse einzugreifen.
Wiedereinstieg mit der Hormontherapie, je nach Dynamik bei ca. 10, am besten nach DHB-Kriterien (Testo kleiner 0,2 ng/ml, besser 0,1 ng/ml unter Therapie
PSA-Nadir 0,05 ng/ml oder niedriger für mindestens sechs Monate unter Therapie, dann erneute Pause
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