Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Brachytherapien

[Die Brachytherapie (von griechisch brachys – kurz, klein) hat als radiologische Therapie die externe Bestrahlung praktisch abgelöst. Während bei der externen Bestrahlung mittels Röntgenstrahlen alles zwischen der Strahlungsquelle und der Prostata befindliche Gewebe, angefangen mit der Haut, mit bestrahlt und dadurch beeinträchtigt wird, bringt man bei der Brachytherapie die Strahlungsquelle in Form von sehradioaktiven sog. Seeds (engl. seed = Samenkorn) unmittelbar in die befallenen Areale der Prostata ein. Es ist allerdings klar, dass die Strahlung nicht am Übergang von bösartigem zu gutartigem Gewebe schlagartig aussetzt, sondern wie jede Strahlung mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, so dass auch hierbei umliegendes Gewebe, z. B. der Darm, einen Teil der Strahlung abbekommt. Je nach dem Material der Seeds – Jod, Iridium oder Palladium – beträgt die Halbwertzeit des radioaktiven Zerfalls zwei Monate oder zwei Wochen. Die Seeds verbleiben auch nach dem Abklingen der Strahlung in der Prostata.
Eine Sonderform der Brachytherapie ist das sog. Afterloading. Dabei werden zunächst Hohlnadeln in die Prostata eingebracht, die dort dauerhaft verbleiben. In diese Hohlnadeln werden in mehreren Sitzungen Strahlungsquellen eingebracht und nach einer genau berechneten Zeit wieder entfernt.
Vor der Entscheidung zu einer Brachytherapie sollte auf jede nur verfügbare Weise (Partin-Tabellen, MRT/MRTS usw.) höchstmögliche Sicherheit dafür erzielt werden, dass die Erkrankung auf die Kapsel beschränkt ist. Im Gegensatz zur Prostatektomie kann nach einer Brachytherapie keine diesbezügliche pathologische Begutachtung stattfinden. – Ed]

Günther schrieb am 28.11.2000:
Ich habe von dieser Selbsthilfegruppe sehr viel gelernt und erfahren. Möchte jedoch auf diesem Wege mit jemandem sprechen, der die Brachytherapie schon hinter sich hat. Ich habe mich auch für die Brachytherapie entschieden und bin bei der Vorbereitung. Meine Implantation der Seeds wird in einem Krankenhaus in Wien am 18. Jänner 2001 durchgeführt.
Helmut antwortete am 29.11.2000:
bei mir wurde diese Therapie im Frühjahr 1999 angewandt. Seit Dez.99 werde ich vierteljährlich untersucht. Bisher PSA-Wert < 0,1. Ich würde es heute wieder machen; was zukünftig wird, weiß man nicht!
[Günther teilte mir Ende Mai 2001 mit, dass er sich im Dezember 2000 zur DHB entschloss und sie mit gutem Erfolg durchführte (PSA zu dieser Zeit (nach einem halben Jahr) = 0,03 ng/ml) – Ed].

Wil schrieb am 23.9.2001:
...Nach Bestrahlung, insbesondere auch nach Brachytherapie, tritt bei etwa einem Drittel der Patienten ein sogenannter PSA-Buckel auf (Englisch: PSA bounce oder PSA bump). In einer Graphik sieht man dann, dass der PSA Wert zunächst sinkt und dann meistens nach vielen Monaten (im Durchschnitt nach 18 Monaten) wieder steigt, um danach endgültig zu sinken. Dieses Ansteigen hat schon manchem Patienten schlaflose Nächte bereitet.
Grund des PSA-Buckels ist angeblich eine verspätete, durch Bestrahlung induzierte Prostatitis. Wenn überhaupt der PSA-Buckel auftritt, dann meistens (96 % der Fälle) innerhalb von 3 Jahren [1].
Es kann auch mehr als einen PSA-Buckel geben, siehe Referenz [4].
Ob so ein PSA-Buckel auch innerhalb von 3 Monaten auftreten kann weiß ich nicht. Falls es stimmt, dass die Ursache des PSA Buckels tatsächlich eine "verspätete durch Bestrahlung induzierte Prostatitis" ist, so scheint mir, dass dieses nicht einfach wie eine normalen Prostatitis behandelt werden muss. Ich vermute eher, dass man diesem Phänomen einfach Zeit gewähren muss, so wie ich dieses auf e-Foren (in Englisch) verfolgt habe.
Referenz [1]
J Urol 2000 Apr;163(4):1085-9 Prostate specific antigen bounce after radioactive seed implantation followed by external beam radiation for prostate cancer. Critz FA, Williams WH, Benton JB, Levinson AK, Holladay CT, Holladay DA. Radiotherapy Clinics of Georgia and Georgia Urology, Decatar, USA.
PURPOSE: Prostate specific antigen (PSA) may temporarily increase following radiotherapy for prostate cancer without signaling cancer recurrence. We describe this phenomenon which is called PSA bounce. MATERIALS AND METHODS: From 1984 to 1995, 779 stage T1T2N0 cancer cases were treated with simultaneous radiotherapy with a 125 iodine prostate implant followed by external beam radiation. Median pretreatment PSA was 7.7 ng./ml. (range 0.3 to 188). PSA bounce was defined as an increase of 0.1 ng./ml. or greater above the preceding PSA level after simultaneous radiation followed by a subsequent decrease below that level. Disease-free status was defined as the ability to achieve and maintain posttreatment PSA 0.2 ng./ml. or less. RESULTS: PSA bounce was observed in 35% of men (273 of 779). Median time to PSA bounce was 18 months from the time of implant and 92% of bounces were observed within 36 months. Median pre-bounce PSA was 0.7 ng/ml. (range 0.1 to 8.9) and median bounce height (increase above the pre-bounce level) was 0.4 ng./ml. (range 0.1 to 15.8). No distinguishing characteristics were observed between men with PSA bounce and those with cancer recurrence, and bounce had no prognostic significance relative to recurrence. CONCLUSIONS: PSA bounce is common following seed implantation for prostate cancer. It produces anxiety in men previously treated for prostate cancer and confounds the diagnosis of recurrence.
Referenz [2]:
Health News 2000 May;6(5): 6 PSA "bounce" need not cause alarm.
Referenz [3]
J Urol 2000 Dec;164(6):2031 Re: Prostate specific antigen bounce after radioactive seed implantation followed by external beam radiation for prostate cancer. Pruthi RS.
Referenz [4]
Int J Radiat Oncol Biol Phys 2001 Jul 15;50(4):845-9 Patterns and fate of PSA bouncing following 3D-CRT. Hanlon AL, Pinover WH, Horwitz EM, Hanks GE. Department of Biostatistics, Fox Chase Cancer Center, Philadelphia, PA 19111, USA. AL_Hanlon@FCCC.edu
PURPOSE: The goals of this study were to quantify the frequency of post-treatment prostate-specific antigen (PSA)-level bouncing following three-dimensional conformal radiation therapy (3D-CRT) for prostate cancer and to identify any relationships that may exist between bouncing activity and biochemical control (bNED). METHODS: Between May 1989 and July 1995, 306 patients were treated with 3D-CRT alone. All patients had 6 or more post-treatment PSA levels and at least 5 years of PSA follow-up. The median total follow-up and total dose to the center of prostate was 79 months and 74 Gy, respectively. A bounce was defined by a minimum rise in PSA of 0.4 ng/mL over a 6-month period, followed by a drop in PSA of any magnitude. Estimates of bNED control rates were made using Kaplan-Meier methodology and comparisons were made using the log-rank test. Multivariate analysis of bNED control predictors was accomplished using a stepwise Cox proportional hazards model. RESULTS: Nearly one third of the patients experienced at least one bounce. Bouncers were found to present with higher pretreatment PSA levels and were treated with lower dose levels to the center of prostate. Five-year bNED control estimates for nonbouncers vs. bouncers were 69% and 52%, respectively (p = 0.0024). After controlling for dose and pretreatment PSA level, total number of bounces emerged as a significant predictor of bNED control (p = 0.02). CONCLUSIONS: Bouncing PSA levels occur in approximately one third of the patients treated with 3D-CRT alone, with bouncing occurring at a constant rate from 2 to 5 years post-treatment. Bouncing is associated with lower radiation dose levels, higher pretreatment PSA levels, and decreased bNED control. Nearly half of the bouncers are bNED controlled; thus, clinicians should not use bouncing as a sole indicator of relapse.

Auf einen ganz anderen Aspekt der Brachytherapie machte am 15.11.2001 Dirk, ein Krankenpfleger, unter dem Betreff "Schutz des Pflegepersonals" aufmerksam:
Ich habe mit Interesse über die Brachytherapie gelesen. Als Krankenpfleger stelle ich mir nur die Frage: Bei stationärer Aufnahme, wie gefährlich ist die Gray auf das Pflegepersonal - Folgeschäden??? Schwangere? Umgang? Vorsorge? Wer kann mir Genaueres sagen???
Darauf wusste Maria ebenfalls am 15.11.2001 eine Antwort:
Diese Frage habe ich als Freundin eines Patienten, der die Brachytherapie in Erwägung zog, einem Prof. an der Uni-Klinik Kiel - der seit 12 Jahren Brachytherapie durchführt - auch gestellt. Seine Antwort: Keine Gefahr, bzw. keine nennenswerte Strahlenbelastung für die Mitmenschen. Man solle nur unmittelbar nach dem Eingriff direkten Körperkontakt (z. B. Kinder auf dem Schoß) vermeiden.
Die Antwort stellte Dirk allerdings nicht zufrieden. Am 16.11.2001 schrieb er noch abschließend zu dieser Diskussion:
Sicher mag das die Meinung des Prof. in Kiel sein, aber bei einer normalen Bestrahlung, von 60 bis 80 Gray und bei einer Brachytherapie von 140 Gray??? Ich werde da nicht so schnell locker lassen.... es geht um meine Kollegen. ICH BETONE: Ich finde jede Art von neuer Therapie sehr gut, wenn sie Patienten hilft. Aber es wir zu selten an uns, das Pflegepersonal gedacht!

[Bodo hatte am 15.4.2002 nach Erfahrungen mit der Brachytherapie gefragt. Er erhielt die folgenden Antworten:]
Am 15.4.2002 von Wolfgang:
zu deiner allgemeinen Information möchte ich dir etwas über die Brachy-/Teletherapie nach dem Kieler Schema berichten. Ich habe diese Therapie 1997 bei mir machen lassen.
Die Brachy-/Teletherapie nach dem Kieler Schema ist die älteste der heute schon weiter verbreiterten HDR-Brachy- & Strahlen-Therapie. Dr. Bertermann ist der Vater der Methode und Prof. Dr. Kovacz der Entwickler an der Uni Kiel gewesen, die 1986 erstmals in Kiel durchgeführt wurde.
Diese Methode (After Loading) ermöglicht eine genau steuerbare Platzierung einer über (6 - 8) Hohlnadeln einführbaren Iridium-Quelle, die nach Bestrahlungsplanung gemäß der Isodosenkurven in 5-mm-Schritten zurückgezogen wird. Die Nadeln werden nach erfolgter Bestrahlung wieder entfernt; zusätzlich erfolgt eine Teletherapie. Dieser kurative Therapieansatz wurde Patienten angeboten, die für eine offene chirurgische Therapie ungeeignet waren oder diese ablehnten. Die 5-Jahres-Überlebensrate lag bei 66 Patienten über alle Stadien bei 96%. Von Patienten im Stadium T1-2 wiesen 22 % einen Progress auf, im Stadium T3 zeigten 47 % ein fortschreitendes Tumorwachstum. Eine Rezidiv- bzw. Progressionsfreiheit lag nach 5 Jahren in 31 % der Fälle vor.
Bei mir lief die Therapie wie folgt ab:
03.11.97: Beginn der Therapie.
Simulation (Einzeichnen der Bestrahlungsgrenzen auf der Haut unter der Kontrolle eines Röntgengerätes) und CT (alles mit Darmrohr) in der Uni-Klinik Kiel, Radioonkologie.
In der ersten Woche erfolgten 4 Bestrahlungen, insgesamt 25 Bestrahlungen.
Nach der 4. Bestrahlung (07.11.97) Einnahme eines Kontrastmittels (125 ml). Eine halbe Stunde später Dokumentations-Simulation unter Kontrolle eines Röntgengerätes.
Am 12.11.97 in der Urologie: Ultraschall-Untersuchung und Planungs-TPS mit Katheter in der Harnröhre als Simulation der Messsonde.
17.11.97: 1. After Loading (1. Spickung); 2 Tage Aufenthalt in der Uni-Klinik Kiel.
18.11.97: Simulation der neuen Grenzen ohne Kontrastmittel.
08.12.97: 2. After Loading (2. Spickung);
12.12.97: Ende der Therapie und Entlassung.
Meine Therapie in Zahlen: Kombinierte Brachy-/Teletherapie nach dem Kieler Schema, 50 Gy kleinvolumige Box Primärregion und Lymphabflusswege des kleinen Beckens, ED 2 Gy, nach individueller CT-Planung, 2 x 15 Gy HDR-AL, Referenzisodose = Prostatakapsel.
Die interstitielle Brachytherapie wurde zweimalig mit einer jeweiligen Referenzdosis von 15 Gy, bezogen auf die Prostatakapsel, mit Iridium 192 durchgeführt.
Diese Therapie bescherte mir 18 wunderbare Monate mit meiner Frau. Von der DHB/ADT3 hatten wir 1997 noch nichts gehört, und die Brachy-/Teletherapie war auf jeden Fall genau so effektiv wie eine Prostatektomie, hatte jedoch nicht deren Nebenwirkungen. Dass bei mir schon vorher Mikrometastasen ausgetreten und auch schon bis außerhalb des Bestrahlungsbereiches vorgedrungen waren, konnte man nicht wissen. Daher würde ich diesen Schritt heute wahrscheinlich wieder wagen, dann allerdings eine DHB oder gleich eine Chemo anschließen.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Bericht einen guten Überblick verschaffen konnte.
Und Ludwig schrieb, ebenfalls am 15.4.2002:
wäre es nicht logischer, eine Hormonbehandlung von ca. einem Jahr vor einer Brachytherapie zu machen, bzw. die Brachy als krönenden Abschluss einer langen Hormonbehandlung anzusehen, um die verbliebenen Hormon-unabhängigen Zellen abzutöten?
Wie bei einer Biopsie werden ja Löcher in die Prostata und damit sehr wahrscheinlich in Tumorbereiche gemacht.
Da bei einer vielmonatigen Hormonbehandlung das Tumorvolumen durchaus auf ein Zehntel sinken kann, ist die Wahrscheinlichkeit, die Hohlnadeln größtenteils oder ganz im gesunden Gewebe einzubringen, viel größer. Die Chance einer Tumoraussaat reduziert sich bei Minimum der Krebslast sicher erheblich.
Bei einigen Patienten wurde die Krankheit wahrscheinlich erst durch die Manipulation an der Prostata systemisch.
Ich glaube, ein Jahr Hormonbehandlung vorher kann einem eventuell viele Jahre Hormonbehandlung hinterher ersparen.
Wenn man einen vielleicht noch echt organbegrenzten PK hat, muss der erste Schuss sitzen und bei unserem Gegner das Licht ausgehen, einen Fehlschuss sollte man sich da nicht leisten. Und da bedarf es Besonnenheit und guter Vorbereitung - glaube ich.

Wolfgang berichtete am 2.8.2002:
zur Info und ohne Kommentar, Auszug aus aol/Gesundheit/Prostataleiden:
Brachytherapie weniger erfolgreich als gedacht
In den vergangenen Jahren wurde häufig die sogenannte Brachytherapie angewandt. Dabei wird die Prostata laut (Professor) Jonas in einer Operation mit Hohlnadeln gespickt. Sie senden Strahlen aus, durch die die Krebszellen deaktiviert werden, erläutert der Urologe. Von einer radikalen Entfernung der ganzen Drüse wird abgesehen. Nach neuen Erkenntnissen aus den USA sind die Heilungserfolge der Brachytherapie laut DGU-Präsident Professor Jens Altwein aber um mehr als 30% niedriger als bei einer operativen Entfernung der Prostata. "Auch die Komplikationen sind keineswegs so niedrig wie behauptet", sagt Altwein. Heftige Nebenwirkungen für den Darm und ein ständiger Harndrang seien oft die Folgen. "Wenn die Brachytherapie fehlschlägt und der Krebs erneut ausbricht, ist eine Entfernung außerdem nicht mehr möglich", so Altwein. Zudem werde annähernd jeder zweite Patient ein Jahr nach der Strahlentherapie impotent.
[Wolfgang Wendekamm starb am 15.11.2002 an Prostatakrebs. – Ed]

Susanne fragte am 30.3.2003:
Ein guter Freund von mir hat sich dazu entschlossen, seinen Prostatakrebs (T2c, PSA 10, Gleason 6) mit Brachytherapie / Seed-Implantation behandeln zu lassen. Auf der Suche nach erfahrenen Kliniken und Zentren bin ich bislang auf Köln, das Tumorzentrum in München und die ambulante Praxis im Ullsteinhaus Berlin gestoßen. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand Tipps zu erfahrenen und anerkannten Zentren geben kann.
Frauen beim Thema Prostatakrebs unter sich – Barbara antwortete am selben Tag wie folgt:
die längste Erfahrung hat meines Wissens Mannheim bzw. dessen Depandance Heidelberg. Am 25.3. erschien übrigens in der Ärzte-Zeitung ein Artikel über eine neue Bestrahlungsalternative, bei der computergesteuert die Dosierung für die unterschiedlichen Zonen des Krebses unterschiedlich ausgesucht wird - langjährige Erfahrung in New York, erforscht in Heidelberg seit 15 Jahren, in der Krebstherapie dort eingesetzt seit 6 Jahren (DKFZ = Deutsches Krebsforschungszentrum, IMRT = intensitätsmodulierte Strahlentherapie). Autorin des Artikels ist Ingeborg Bördlein.
Georg konnte am 2.4.2003 mit weiteren Adressen aufwarten:
eine Alternative mit guter Erfahrung ist das Klinikum in Augsburg. Das Klinikum führt vor der Seeds-Implantationstherapie eine Lymphadenektomie durch um festzustellen, ob der PK noch lokal ist.
Die Adresse ist:
Klinikum Augsburg/Urologische Klinik
Stenglinstr. 2, 86156 Augsburg
Tel. 0821/400 28 70, Fax 0821/400 33 30
Ich habe zwar keine persönliche Erfahrung, hatte aber einen guten Eindruck, als ich mich vor Ort informiert habe. Ich habe mich aber derzeit noch für keine Therapie entschieden (PSA 7,5; GS 6).
Und Wolfhard ergänzte am 3.4.2003:
MH Hannover, Abteilung für Urologie, Prof. Dr. U. Jonas und Dr. Stefan Machtens; Paracelsus-Strahlenklinik in Hannover.
Uwe hatte am 4.4.2003 noch den folgenden Tipp:
der Hersteller der Seeds die Firma Bebig in Berlin http://www.bebig.de hat mir eine Liste der Brachy-Therapie-Anbieter zugeschickt, bei Frau Karolin Riehle anfordern: karolin.riehle@ezag.de oder Tel.: 030/941084-138

Andreas fragte am 5.3.2003:
Bei meinem Vater wurde vor einer Woche Prostatakrebs diagnostiziert. Sein PSA war 7 ng/ml, nochwas, (im August 2002 6,4; bei Biopsie, nur 2 Proben!!! wurde nichts entdeckt...). Gleason weiß ich leider nicht, soll aber nicht aggressiv sein (vermute mal 5-6). Alle weiteren Tests negativ, heute macht er noch den Knochenscan, aber ich gehe mal davon aus, dass der auch negativ sein wird. Was ich so im Internet bisher gelesen habe, soll die operative Entfernung der Prostata die größten Heilungschancen haben. Die Onkologin meines Vaters empfahl ihm aber zur externen Bestrahlung mit anschließender Hormonbehandlung. Ist das bei diesem Befund angebracht? Von der Kombination habe ich noch nirgendwo was gelesen. Mein Vater hat, glaube ich, Angst vor einer Operation, aber ich denke, dass dies die sicherste Methode wäre... Also hat jemand Erfahrung mit der Kombination von ext. Bestr. und Hormontherapie? Gibt es dazu Studien?
Hansjörg antwortete am selben Tag:
es gibt eine französische Studie, die nachwies, dass bei einer Kombination von Bestrahlung und Hormonblockade, insbesondere bei den High-Risk-Patienten mit Gleason 8-10, wo man das eigentlich nicht vermuten würde, signifikant längere PSA-freie Zeiten zu verzeichnen waren, als in der Kontrollgruppe, die nur bestrahlt wurde.
Diese Info habe ich aus einem Vortrag von PD Dr. Thomas Schnabel, Chefarzt der Radiologie und Strahlenklinik am Klinikum Ludwigshafen.
Die Studie selbst habe ich mir nicht gemerkt.
Ich selbst habe mit gutem Erfolg auch diese Kombinationstherapie gemacht, nachdem nach der OP bei mir befallene Lymphknoten in der feinpathalogischen Untersuchung gefunden worden waren.

Horst MUC verwies am 15.11.2004 auf den folgenden Link mit einem Artikel zur Brachytherapie:
http://www.urologie-centrum.de/download/Uronews-04-04.pdf

Bernhard A. stellte am 17.12.2006 die nachstehende gute Zusammenfassung über Brachytherapien ins Forum:
Bei der Seed-Implantation handelt es sich um ein weiterentwickeltes Verfahren, bei dem winzige Strahlenquellen direkt in den Tumor eingebracht werden. Dieses Verfahren wird in erster Linie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom eingesetzt. Als Strahlenquellen kommen Jod-125 und Palladium-103 zum Einsatz. Ein einzelner Seed ist exakt 4,5 mm lang. Die Jod-125-Seeds kann man auch als "Rapid Strands" erhalten (s. Abb.), d. h. die Seeds sind in einen Vicrylfaden eingewebt. Dieser schützt relativ sicher vor der Wanderungstendenz der winzigen Strahler im Gewebe nach der Implantation. In unserem Zentrum verwenden wir derzeit ausschließlich die "Rapid Strands", da bisher sehr gute Erfahrungen damit gemacht wurden.
Behandlungserfolg : Die permanente Seed-Implantation ist bezogen auf die Heilungsrate eine absolut gleichwertige Alternative zur Operation. Neuste Studien bestätigen dies auch im Langzeitvergleich (Radge et al. 2001, Stone et al. 2002). Heilungsraten werden aus großen amerikanischen Zentren mit 80-90 % für die sogenannten frühen Stadien der Erkrankung angegeben. Die Erfolgskontrolle wird ausschließlich durch die Kontrolle des PSA-Wertes durchgeführt. Im ersten Jahr nach der Behandlung, sollten vierteljährliche Kontrollen erfolgen, im zweiten Jahr nur noch halbjährliche. Als Zielpunkt sollte ein Wert von kleiner 1,0 ng/ml erreicht werde. Hierbei muss beachtet werden, dass sich der endgültige Tiefstand des PSA oft erst nach ein bis zwei Jahren zeigt. Auch gewisse Schwankungen des PSA-Wertes sind aufgrund strahlenbedingter entzündlicher Veränderungen der Prostata möglich. Die Nebenwirkungen bei der permanenten Seed-Implantation sind sehr gering. Man unterscheidet zwischen akuten- und späten Nebenwirkungen. Die akuten Nebenwirkungen treten in der Regel erst nach 3-4 Wochen auf und sind durch eine vorübergehende lokale Reizung der Blase und des Darm charakterisiert, d. h. es kann zu "brennen" und zu einer Erhöhung der Frequenz beim Wasser lassen kommen. Selten kann es zusätzlich zu einer Reizung des Enddarmes mit Durchfall kommen. Die späten Nebenwirkungen sind Impotenz und Inkontinenz sowie chronische Reizungen von Blase und Darm. Die Impotenzrate ist ca. 10-30 % innerhalb von vier bis sechs Jahren und die Inkontinenzrate beträgt weniger als 1 %. Damit hat die Brachytherapie deutlich weniger Nebenwirkungen als die operative Entfernung der Prostata.
Das Afterloading ist im Gegensatz zur Seed-Implantation ein Verfahren, bei dem die Strahlenquelle nur temporär im Tumor verbleibt. Dieses Verfahren wird im Vergleich zur Seed-Implantation auf breiter Ebene eingesetzt. Zum Einsatz kommt es beim Prostatakarzinom, bei gynäkologischen Tumoren, bei Bronchialtumoren,bei Speiseröhrentumoren und bei Tumoren im Hals-Nasen-Ohren Bereich. Da in unserem Zentrum sehr viele Prostatabehandlungen durchgeführt werden, soll an dieser Stelle nur das Afterloading Verfahren bei der Therapie des Prostatakarzinoms genauer beschrieben werden.
Das HDR-Afterloading Verfahren bei der Behandlung des Prostatakarzinoms wird überwiegend in Kombination mit der sog. 3-d-konformale Strahlentherapie durchgeführt. Das Afterloading sollte außerdem mindestens 2-3 mal durchgeführt werden. Die Gründe dafür sind ausschließlich strahlenbiologischer Art. Diese Methode wird in der Regel bei Patienten mit einem etwas erhöhten Risiko eines lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms durchgeführt. Durch die externe Bestrahlung werden nämlich auch die Randbereiche und die lokalen Lymphknoten um die Prostata herum bei der Behandlung miterfasst. Behandlungserfolg: Auch hier gilt ähnliches wie bei der Seed-Implantation. Berücksichtigt werden muss allerdings, dass die kombinierte Afterloading-Behandlung überwiegend bei den Risiko-Patienten durchgeführt wird. Für diese Patientengruppe zeigt sich in Studien eine Heilungsrate von 60-80% (Stone et al. 1999,Kovac et al. 2002). Damit ist diese Technik der Strahlentherapie bei Risiko-Patienten der operativen Therapie sogar überlegen. PSA-Kontrollen sollten auch bei dieser Therapie im ersten Jahr vierteljährlich und im zweiten Jahr halbjährlich erfolgen. Die Nebenwirkungen der Afterloading-Behandlung sind mit denen der Seed-Implantation vergleichbar. Da das Afterloading in der Regel mit einer externen Bestrahlung kombiniert wird, muss man hier entsprechend differenzieren. Bei der externen Bestrahlung kann es ebenfalls zu lokalen Reizungen von Blase und Darm kommen, die Nebenwirkungen des Darms sind hier jedoch etwas häufiger. Auch über eine gewisse Müdigkeit klagen einige Patienten bei der äußeren Bestrahlung. Sie ist vergleichbar mit der Müdigkeit, die nach einem ausgedehnten Sonnenbad auftritt und wird auch als "Strahlenkater" bezeichnet. Auch hierbei verschwinden in der Regel alle Nebenwirkungen nach Abschluss der Behandlung. Das Afterloading hat bei der kombinierten Behandlung nur sehr wenige Nebenwirkungen, da es nur als kleinvolumige Dosisaufsättigung (Boost) im Tumor eingesetzt wird.
ERFOLGVERSPRECHENDE KOMBINATION. Insgesamt 1835 Patienten nahmen an der Studie teil. Sie erhielten entweder nur eine Strahlentherapie oder einer Kombination aus Strahlentherapie und Hormonblockade. Wie Pickles berichtet, hatten die Männer der beiden niedrigsten Risikogruppen keinen wesentlichen Nutzen von einer zusätzlichen Hormontherapie. Anders waren die Resultate bei den drei Gruppen mit höherem Risiko: In der Gruppe mit dem höchsten Risiko waren bei 45 Prozent der Männer, die eine Kombi-Therapie erhalten hatten, die PSA-Werte nach fünf Jahren unverändert – ein Hinweis darauf, dass die Behandlung effektiv war.