Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Diagnostik – Tumormarker allgemein

Hans fragte am 13.9.2005
werden die Tumormarker NSE; CEA; CGA und PAP unter ADT3 günstig beeinflusst? Ist es möglich oder wahrscheinlich, dass diese Marker nach Ende der ADT3 ansteigen?
Konkret: Bei Ende des letzten Zyklus meiner ADT3 ist z.B. mein Wert für CGA bei 65 und der für PAP bei 2,1. Ist jetzt, also nach der ADT3 (weiterhin Einnahme von 0,5mg Avodart/Tag), ein Anstieg über die Grenzwerte zu befürchten?
Bernt schrieb dazu am selben Tag:
Gefunden in http://www.prostata-sh.info/:
"...Klinische Studien zeigen, dass die NE-Differenzierung im Rahmen des Tumorwachstums und mit der Androgenresistenz zunimmt. In diesen Studien wurde bei lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinomen bereits nach 9 Monaten einer maximalen Androgenblockade (MAB) eine deutliche Zunahme der chromogranin-A-Serumwerte beobachtet. In dieser Studie traten bei Patienten mit normalen CGA-Werten deutlich weniger Knochenmetastasen auf als bei Patienten mit mit erhöhtem CGA.
Die Autoren der Studie empfehlen deshalb, im Rahmen einer Androgenenzugstherapie die Chromogranin-A-Serumwerte zu bestimmen und im Fall eines Anstiegs von CGA auf eine intermittierende Androgenblockade(IADT) umzusteigen. Durch die intermittierende Androgenblockade wurde der CGA-Wert gesenkt. D.h. es erscheint prinzipiell möglich, dass durch die Unterbrechung des Androgenentzuges bei der IADT ein beträchhtlicher Teil der der Chromogranin-A-positiven Tumorzellen ihren endokrinen Charakter verlieren und wieder zu exokrinen Zellen (PSA-positiven) werden.
In anderen Studien konnte belegt werden, dass Patienten mit androgen-insensitiven Prostatakarzinomen und mit nur leicht erhöhtem Chromogranin-A-Serumwerten (bis zu 150ng/ml) und nur wenigen Knochenmetastasen von einer Estramustinzherapie profitieren. Bei höheren CGA-Werten spricht diese Therapie nicht an.
Ein Chromogranin-A-Anstieg unter Androgenentzug kann ein frühes Zeichen der Androgenresistenz sein.
Die NE-Differenzierung im Prostatakarzinom ist kein Tumormarker, der routinemäßig bei PCa-Patienten bestimmt wird.
Wenn es jedoch um die Entscheidung bzgl. einer Bestrahlung handelt, empfiehlt es sich, den NE-Status (also den CGA-Wert) und den NSE-Serumwert zu bestimmen, insbesondere wenn es um eine primäre Strahlentherapie (z. B. anstelle der der radikalen Prostatektomie) geht. NE-Tumorzellen sprechen auf eine konventionelle Strahlentherapie nicht an.
aus: Der Urologe 7-2004, August 2005
Urologe fs, ebenfalls am selben Tag:
Es ist in der Tat so, dass prinzipiell "unsterbliche" neuroendokrine Zellen sich unter Testosteron wieder in eine normale Prostatakrebszellen zurückwandeln können (Quelle: Prof. Bonkhoff). Das ist ja die wesentliche Rationale für eine IAB und gegen eine Dauerbehandlung.
Bernt fragte zurück:
Kann man denn bei normalen Werten von CGA und NSA relativ sicher sein vor einer größeren neuroendokrinen Tumorlast? (Ich erinnere an das Schicksal von Wil. Ich kann mir nicht vorstellen,dass Wil die o. g. Tumormarker bei sich nicht bestimmt hat, obwohl er es im Forum anderen regelmäßig empfohlen hat).
fs antwortete, immer noch am 13.9.2005:
Eigentlich schon. Einzelne neuroendokrine Zellen gibt es häufig, die sind aber ohne Bedeutung – erst, wenn ca. 5 % des Tumors NE-Differenzierung aufweist, wird es interessant.
Deswegen sind auch die leichten CGA-Erhöhungen unter DHB nicht tragisch, sondern der massive Anstieg der Marker (um ein Mehrfaches).
Wils neuroendokriner Tumor war eine Sache für sich.