Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Diagnostik – Prostatakrebs-Marker
(AP, PAP, CGA, NSE, CEA)

[Der bekannteste Marker für die Diagnose und Verlaufskontrolle des Prostatakrebses ist das Prostataspezifische Antigen (PSA), das kein Krebsmarker, sondern ein Organmarker ist (ein erhöhter PSA-Wert zeigt lediglich an, dass mit der Prostata etwas nicht in Ordnung ist. Nach der Krebsdiagnose per Biopsie und der Verlaufskontrolle nach einer „definitiven Behandlung“ (Operation, externe oder interne Bestrahlung, HIFU, Kryotherapie...) können ggf. weitere Marker in Betracht kommen, die aber von vielen Ärzten mehr oder weniger ignoriert werden. Sie sind vor allem Marker, die Auskunft geben können über die Bösartigkeit (Aggressivität) des Krebses.
Über Blutmarker, die speziell in der Verlaufskontrolle während und nach einer Chemotherapie eine Rolle spielen, kann hier nachgelesen werden.
Ed]
Wil schrieb am 10.6.2001:
Hier ist ein Beispiel eines amerikanischen PK-Patienten, Don aus Buffalo, New York State. Don hatte im Jahr 1991 eine radikale Prostatektomie (RP) und überwacht sein PSA. Die Tendenz ist steigend, geht jedoch dabei mal auf und mal ab. Er macht also "Watchful Waiting" (WW), beobachtend abwarten.
Neuerdings hat er u. a. folgendes messen lassen: AP [alkalische Phosphatase, mehr zur alkalischen Phosphatase hier], PAP [saure Prostataphosphatase, mehr zur PAP hier], CGA [Chromogranin A, mehr zum CGA hier], NSE [neuronspezifische Enolase, mehr zur NSE hier], CEA [carcinoembryonales Antigen] (alles PK-Marker). Zudem hat er Dr. Bostwick [ein renommierter US-amerikanischer Pathologe – Ed] seine PK-Chromosomen messen lassen: Ergebnis: Diploid, das heißt, die Chromosomen sind normal, zwei ineinander gefügte Helixen. (schlecht ist z. B. tetraploid, anaploid) [mehr zum Ploidiegrad ist hier zu finden – Ed]. Auch wurde das Vorkommen bestimmter Gene gemessen. Das schlechte Gen BCL-2 wurde nicht gefunden. Das gute Gen p53 kommt ausreichend oft vor. p53 hilft eine PK-Zelle zur Apoptose (zum Selbstmord) zu bringen, das Gen BCL-2 verhindert die Apoptose.
Diese Ergebnisse haben Don Greggs sehr beruhigt.
Jetzt frage ich euch mal euren Arzt zu bitten, solche Messungen zu machen .... und sein Gesicht zu beobachten. Kann sein, dass er guckt als sehe er Wasser brennen.
Wir haben noch einen langen Weg vor uns.
Dieter schrieb dazu am 12.6.2001 begeistert:
Diese Info ist wirklich super!!! Haben wir doch hiermit endlich Informationen über andere Krebsmarker, die wir über Blutproben ermitteln können und mit denen wir den Krebs unabhängig vom PSA-Wert und von Biopsie kontrollieren können! Welcher ist der beste hiervon?
Mein Internist lässt bereits seit April den CEA ermitteln!! Ist dieser Arzt nicht gut?!!!
Wil musste am 13.6.2001 Dieters Begeisterung wieder etwas dämpfen:
Die genannten PK-Marker (AP, PAP, CGA, NSE, CEA) machen leider eine Biopsie nicht überflüssig. Sie geben lediglich Extra-Informationen, die in selteneren Fällen wichtig sein können. Einige dienen dazu, dass bei der ersten Diagnose eine selten vorkommende PK-Art eventuell nicht übersehen wird. Die genannten Messungen an Krebszellen (Ploidy, Gen p53 und Gen BCL-2) werden an Material gemacht, das mittels Biopsie oder Prostatektomie gewonnen wurde. Ein gesamtes Bild hat vor allem Wert für die Prognose.
Früher, bevor es PSA-Messungen gab, wurde die PAP [deutsch: saure Prostataphosphatase, SPP – Ed] gemessen. Wenn der PK hormonunabhängig wird, steigt das CEA [carcinoembryonales Antigen – Ed] . Deshalb wurde auch früher schon CEA gemessen. Der normale Wert liegt unterhalb 4 ng/ml.
Im Allgemeinen ist es gut, einmal die PK-Marker zu messen, um sie ggf. später als Basiswert benutzen zu können. Das Labor unseres Krankenhauses hat sogar die PAP-Messungen abgeschafft, als PSA eingeführt wurde, leider.

Jürgen fragte am 27.9.2004:
in verschiedenen Forumbeiträgen wird neben dem PSA-Wert empfohlen, weitere Tumormarker feststellen zu lassen. Als ebenfalls Betroffener – T1c, PSA 4,96, GS 3+3 - habe ich erstmals u.a. den CGA-Wert ermitteln lassen. Ergebniss 277.
Normwert soll kleiner 100 sein. Nun meine Frage:
welche Bedeutung hat der erhöhte Wert, oder soll nur anhand des Wertes eine Verlaufkontrolle erfolgen? Wie ist eine Veränderung zu beurteilen?
Leider konnte ich im Forumsarchiv hierzu keine weiteren Erkenntnisse erwerben.
Elke verwies am selben Tag auf den Text unter Uwe Peters' "Themen".
Ludwig schrieb, ebenfalls am selben Tag:
erhöhte CGA-Werte müssen nicht zwangsläufig auf die Prostata zurückzuführen sein, z. B. falsch hohe Chromogranin-A-Spiegel werden unter anderem auch bei einer chronischen Niereninsuffizienz (Creatinin > 3 mg/dl) gemessen.
Man sollte daher eine CGA-Messung bei Prostatakrebs vor allem bei höheren Gleason-Scores (ab 4+3) zur zusätzlichen Informationsgewinnung heranziehen, da man bei Gleason-Grad 4 manchmal auf solche Zellprodukte trifft.
Hohe Krebsvolulima (viele Stanzen positiv) und wenig PSA lassen den Verdacht auf neuroendocrine Anteile zu.
Wenn dein Gleason-Score – zweitgeprüft durch einen Experten wie Helpap oder Bonkhoff – mit 3+3 stimmt und das Krebsvolumen niedrig ist, also nur wenig malignes Material bei den Biopsien gefunden wurde, würde ich die Ursache für das erhöhte CGA auch woanders vermuten.
Sicherheitshalber könnte man auch den NSE zur Kontrolle mit heranziehen (Hinweis: Blut muss innerhalb 1 Stunde verarbeitet oder wenigstens zentrifugiert werden, da durch den Zerfall der Blutblättchen auch NSE freigesetzt wird).

Heinrich fragte am 12.10.2004:
Hallo, wer kann mir helfen?
Alter 56
RPE 2002 (PSA 5,0)
pT3
GL 8
PSA seither < 0,01
Im BPS habe ich kürzlich unter der Rubrik “Therapie-Entscheidung” gelesen, dass die Bestimmung des PAP ein wichtiger Prognosefaktor für einen möglichen Wiederanstieg (Rezidiv) des PSA nach einer lokalen Therapie wäre.
Ich habe daraufhin folgende Werte bestimmen lassen:
Saure Phosphatase = 3,4 U/l
Prostataphosphatase = 1,6 U/l
Testosteron = 4,01 ng/ml
Was sagen diese Werte in meinem Falle aus?
Urologe fs schrieb es ihm am selben Tag:
Die PAP – tatrathemmbare saure Phosphatase – Prostataphosphatase muss VOR der OP gemessen werden und sollte unter 3 U/l sein, sonst über 60 % Frührezidive.

Bernhard A. fragte am 25.12.2006:
Überwiegend werden hier im Forum die Tumormarker CEA, CGA, NSE, SPP, AP genannt. Wofür sind und welche Bedeutung haben die von Ihnen [gemeint ist Urologe fs – Ed] genannten Tests? Welche Kosten entstehen? Bcl2, Her2/neu, Cox2, AR?
Urologe fs antwortete am selben Tag:
Das [die letzgenannten – Ed] sind genetische Marker, die Prof. Bonkoff an der Tumorzelle (aus Biopsie oder op-Präparat) bestimmen kann – sog. "Bio-Profiling", wie es beim Brustkrebs der Frau schon lange üblich ist. Das andere (CEA, CGA, NSE, SPP, AP) sind Blutwerte im Verlauf.
Diese Untersuchungen werden beim Brustkrebs bezahlt, beim PK (noch) nicht – aber auf jedem Kongress hört man: ... eigentlich müssten wir von den Gynäkologen lernen und ebenfalls Bio-Profiling verwenden ....
Pro Marker muss man mit ca. 50 Euro rechnen.
Dazu schrief Ralf, ebenfalls am selben Tag:
Dazu passt, dass Prof. Bonkhoff mir vor einigen Tagen eine Neufassung seiner "Patienteninformation zu Krebsmarkern" zusandte. Sie liegt bei den KISP-"Texten" und ist jetzt 3.200 KB groß (vorher 340 KB).