Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Stent

[Das Einsetzen eines Stents ist natürlich keine Therapie gegen Prostatakrebs, sondern eine Maßnahme gegen eine mögliche Nebenwirkung, die Verengung der Harnröhre (Abfluss der Blase nach außen) oder eines Harnleiters (Verbindung einer Niere zur Blase) durch den Tumor oder als Folge einer Therapie (Radikale Prostatektomie, Bestrahlung). Ich habe sie in diese Rubrik mit aufgenommen, weil sie eine medizinische Maßnahme ist. – Ed]

Gottfried schrieb am 6.12.2000:
Seit meiner Stentimplantation haben mich schon einige Leute gefragt wie der Stent funktioniert.
Zur Vorgeschichte : Ende 98 wurde bei mir die Prostata entfernt. Nach ca. 3 Monaten verengte sich die Harnröhre im Bereich der OP-Narbe am Blasenausgang, so dass der Harn nicht mehr abfließen konnte. Nach mehreren Schlitzungen oder Pouchierungen, egal wie man diese Operationen nennt, trat immer wieder die gleiche Verengung auf. Immer nach drei Monaten war ich wieder Kunde in der Klinik. Dann wurde mir als Neuigkeit ein Stent eingesetzt, als Handwerker würde ich sagen eingelegt, denn die Öffnung war 2 cm groß und der Stent ist 5 mm dick. Also wieder auf den OP-Tisch, bis ich im Internet einen Chirurgen fand, der einen Stent so einsetzen konnte, dass dieser jetzt nach mehr als einem halben Jahr noch da sitzt, wohin er ihn eingesetzt hat, seitdem kann ich wieder Wasser lassen wie üblich und habe auch keine Inkontinenz.
Also, wer Probleme in dieser Richtung hat, kann ruhig fragen, ich helfe gerne!
Peter fragte dann am 28.5.2002 auch:
Hallo, auch mich interessiert gerade dieses Thema, da bei mir die innere Op-Narbe immer wieder so stark vernarbt, dass mir nun die zweite Schlitzung nach Sachse in der Uniklinik Köln droht. Vielleicht kann mir Gottfried seine Stenterfahrungen auch mitteilen.
Gottfried antwortete am 14.6.2002:
Ich kenne Ihr Problem von Innen heraus. Kaum war ich nach der OP dann in der Reha und schon ging es los mit Schlitzen alle 3 Monate. Zwischen dem Narbengewebe und dem Schließmuskel war ein großer Hohlraum. Das heißt die Narbenwucherungen waren eine Daumenbreite über dem Schließmuskel. Durch das mehrfache Nachschneiden kam die Narbe immer näher an den Schließmuskel heran. Den ersten Stent bekam ich in Offenbach von einer Oberärztin eingelegt. Der Stent lag quer zur Harnröhre,lose in einer zu groß ausgeschnittenen Vertiefung im Blasenboden. Der lose liegende Stent wurde vom Gewebe nach oben in die Blase geschoben und der Ausgang war wieder zu. Dann dachte ich lass es vom Chef selber gegen 5000.- DM Aufpreis machen dann klappts. Weit gefehlt, es war der gleiche Murks. Nach einem Brief an den Prof. und einem Telefonat brauchte ich zwar den Aufpreis nicht zu bezahlen, aber ich war wieder am Anfang, nur die OP-Wunde war schon nahe am Schließmuskel. Leider fand ich den handwerklich begabten Urologen der einen Stent richtig fest einsetzen konnte zu spät, denn jetzt sucht sich die Wucherung einen Weg unter dem Stent durch. Wenn der Stent beim ersten mal richtig gesetzt worden wäre hätte ich sicherlich längere Zeit Ruhe gehabt, denn durch die Muskelbewegungen am Schließmuskel wird der Stent immer wieder verformt und das Gewebe reagiert auf jeden noch so kleinen Freiraum zum Nachwachsen.

Uwe schrieb am 28.8.2003:
Gestern wurde mir unter Vollnakose eine Schiene oder Katheter oder Stent in meinen Harnleiter durch die Harnröhre eingeführt. Der klinische Urologe sagte mir hinterher, dass es sehr schwierig war. Durch die Raumgreifung meiner Metastasen ist quasi der Harnleiter so gequetscht worden, das der Urin fast nicht fließen konnte und ich somit einen Urinrückstau in der Niere hatte, der über längere Zeit meine Niere abgetötet hätte. Er hat schon ein ganz schönes Stück Arbeit gehabt, den Stent einzusetzen, der Stent ist quasi eine Kunststoffröhre, die den Urin aus der Niere in die Blase laufen läßt.
Es ist alles gut verlaufen und somit mußte mir für die Niere kein äußerer Ausgang gelegt werden.
Obwohl mich die Ärzte da behalten wollten, bin ich gestern abend nach hause gefahren. Habe natürlich immer noch Blut im Urin und Schmerzen im Penis, aber das wird sich legen. Hauptsache meine Nire kann wieder normal arbeiten.
Damit Euch so etwas nicht passiert, solltet Ihr den Creatinin im Blut von Zeit zu Zeit überprüfen. Normal baut die Niere das Creatinin im Blut ab, wenn aber die Niere nicht funktioniert, bleibt das Creatinin um Blut und ist somit ein Marker für Fehlfunktionen der Niere.
Am 30.8.2003 ergänzte Uwe:
gestern hatte ich durch den eingesetzen Stent immer noch viel Blut im Urin und von Zeit zu Zeit Schmerzen in meiner rechten Niere. Ich wollte bis Montag warten, aber meine Frau und meine Freunde haben mich genötigt, einen Urologen nachsehen zu lassen. Meine Klinik hat einen Urologen, der Notdienst macht, und er hat mich gebeten zu kommen. Mir wurde Blut abgenommen und untersucht, alles o.k. und beim Vergleich der Ultraschallbilder der Niere stellte er fest, dass sich die Niere schon ein wenig erholt hat. Die Schmerzen in der Niere kommen vom Blasenrückstau in die Niere. Wir haben in der Blase, wo der Harnleiter in die Blase mündet, ein Ventil, das den Druck aus der Blase nicht in die Niere zurückdrückt. Mein Stent in die Blase verhindert den Druck-Schließvorgang und deshalb muss ich mit dem Stent einfach öfter pieseln, damit der Druck nicht in die Niere staut und mir damit Schmerzen bereitet, das hatte mir leider vorher kein Arzt gesagt. Man lernt also immer wieder. Sonst geht es mir gut.

Kenno schrieb am 23.4.2005:
wer mich aus den Beiträgen zu den Themen "Blasenentleerung" und "Blasenhalsschließmuskel" kennt, kann vielleicht nachvollziehen, wie ich unter dem Dauerharnröhren-Katheter, den ich fast 14- Monate tragen musste, hinsichtlich der Einschränkung meiner Lebensqualität gelitten habe.
Nun ist endlich wieder Freude eingetreten, denn ich trage seit über sechs Wochen einen Prostata-Stent und ich bereue meine Entscheidung zu dieser minimal-invasiven Lösung nicht.
Die Stent-Lösung ist ein Verfahren, welches die physikalischen Eigenschaften von Titan zur Ausdehnung bei Körpertemperatur nutzt, um die prostatisch verengte Harnröhre dauerhaft wieder offen zu halten, die Blasenentleerung durch einen genügend großen Querschnitt zu garantieren und – was ganz wichtig ist – die Lebensqualität wieder herzustellen. Das heißt, ich kann meine Potenz wieder voll mit Erektion und sogar Samenerguss einsetzen. Heute spüre ich kaum, dass ich einen Fremdkörper in mir trage.
Auch für Urologe fs wäre es wichtig zu erfahren, dass der Stent-Querschnitt so groß ist, dass ein Zystoskop für eine evtl. Blasenspiegelung hindurchpasst und der Stent deswegen nicht herausgenommen zu werden braucht.
Darauf antwortete der angesprochene fs:
Das mit dem Cystoskop ist mir bekannt – ich habe während meiner Zeit damals als Oberarzt selbst Titan-Stents gesetzt in Harnröhre und Harnleiter.
Leider bleibt aber oft der Erfolg nicht von Dauer, das ist das Problem – wäre interessant, wenn Du von Zeit zu Zeit berichten würdest. [Das sagte Kenno zu – Ed]

büdika berichtete am 15.8.2008:
Ich habe einen Stent bekommen. Bei mir war nach einer radikalen Prostata-OP der Blasenhals nach kurzer Zeit vernarbt. Ich musste bis heute neunmal geschlitzt werden.
Nach der dritten OP war der Blasenhals wieder nach kurzer Zeit vernarbt. Danach hat man mir einen Stent eingesetzt. Alle lief gut, aber nach ca. sechs Monaten war der Stent zu. Alles musste wieder raus, nichts lief mehr.
Nun hampele ich schon vier Jahre mit dem Problem herum. Außer neun OPs gibt es nichts Neues, außer, dass ich bis heute noch inkontinent bin (bis zu 15 Vorlagen am Tag).
Urologe schrieb am 27.8.2008:
Ich kenne persönlich keinen Stent im Bereich Blase/Prostata/Harnröhre, der auf Dauer funktioniert hätte.
- Alle haben mehr oder weniger das Schicksal von büdika erlitten,
- nach 6 bis 12 Monaten musste das Ding ausgebaut werden weil das Gewebe durchgewachsen war,
- und der Ausbau hat mehr Schaden hinterlassen als vor der OP.
Also meine persönliche Empfehlung – nicht machen lassen.
Dazu schrieb Hajoke einen Tag später:
Ich trage den Stent "Memokath 028" nach Seedimplantation erfolgreich nunmehr bald vier Jahre. Diese Stent-Generation zeichnet sich dadurch aus, dass der Stent (Titan) nicht in das Gewebe der Harnröhre einwachsen soll. Der Stent hat bei einem Prostata-Volumen von 50 cm³ eine Länge von 4 cm und hätte etwas länger sein können. Die 5-cm-Größe wäre aber zu lang gewesen. Die 4 cm haben aber für mein Sexualleben den Vorteil gebracht, dass das Ejakulat nicht in die Blase gedrückt wird, sondern wie bisher nach außen.
Mein PSA-Verlauf hat sich nun auch nach mehreren Bumps im 54. Monat nach Seedimplantation auf 0,38 ng/ml gesenkt.
Im Fall von "Büdika", wo eine Total-OP vorliegt, bedeutet ein Stenteinsatz meiner Meinung nach nur eine Zementierung und Freihaltung des Blasenhalses bei weiterer Inkontinenz.
Hier habe ich vom erfolgreichen Einsatz eines "Einmalkatheters" gehört, mit dem sich der Patient selbst den Blasenhalsverschluss freistoßen kann. Nach mehrmaligem Benutzen hat wörtlich der Blasenhals nach einem Jahr beschlossen, die Vernarbung aufzugeben und wieder ständig frei zu bleiben.