Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Nebenwirkungen – Harnröhrenverengung (-striktur, -stenose)
nach Radikaler Prostatektomie (RPE) (Erfahrungen mit Stents)

Gottfried schrieb am 25.1.2001:
Nach meiner Prostataoperation wuchs bereits nach drei Monaten der Blasenausgang zu. Mit einer TURP-Operation [Entfernen von Teilen der Prostata durch die Harnröhre – Ed] wurde die Öffnung wieder erweitert. Bereits nach weiteren 3 Monaten war die Harnröhre am Blasenausgang wieder zugewachsen. Nach einer Laseroperation war bereits nach einem Monat die Öffnung wieder zugewachsen. In einer erneuten Operation sollte ein Stent die Öffnung offen halten, leider war der Stent nur lose eingelegt, so dass er vom nachwachsenden Gewebe verschoben wurde. Nachdem ich wieder nicht mehr pinkeln konnte, habe ich Hilfe auf der Takeda-Seite gesucht und gefunden. Ich habe einen Chirurgen genannt bekommen, der mir einen Stent eingesetzt hat, und seitdem ist alles ok.
Dazu schrieb Hansjörg am 25.1.2001:
Bei mir ging nach 4 Monaten nach der OP, wahrscheinlich hervorgerufen durch die Bestrahlung, die Harnröhre zu. Mit einer Schlitzung per Laser wurde dies Anfang August 2000 behoben, und ich habe seither keine Probleme mehr. Im Gegenteil, ich könnte wieder Liebesgrüße in den Schnee pinkeln, wenn da nicht das andere Problem nach der Radikalen wäre.

Kenno fragte am 27.11.2004:
Wer hat Erfahrungen mit Harnröhren-Stents, die bei Harnröhrenverschluss oder -verengungen endoskopisch in den Prostatabereich der Harnröhre eingesetzt werden und durch eine stabile Spreizung einen Dauerkatheter ersetzen sollen?
HWL gab am selben Tag den folgenden Hinweis:
Im neuen Google Scholar finden sich zu den Stichworten "Harnröhre" und "Stent" insgesamt 28 Treffer, darunter eine Doktorarbeit mit Detailergebnissen einer mehrjährigen Patientenbefragung.
Urologe fs gab einen Tag später die folgende launige Antwort:
die Harnröhrenstents sind "out". Viele Versuche sind damit gemacht worden in Harnröhre und Harnleiter, und auch ich habe damit gearbeitet.
Die Erfahrungen sind – bis auf wenige Ausnahmen – sehr schlecht, das sogenannte Urothel (die Innenauskleidung des Harntraktes) wächst einfach DURCH den Stent durch – im Prinzip erwünscht – aber macht dann erneute Stenosen, die noch schwerer zu behandeln sind.
Etwa 90-95 % haben wir wieder entfernen müssen, falls sie sich nicht ohnehin selbstständig gemacht hatten.
Um mit der "Mannheim Uroband" zu sprechen:
Prostataspirale -
zwei Meter fünfzig Stahl im Steiß,
zwar sehr schonend, aber sonst ein Scheiß.
Uns stimmt's alle froh und heiter,
jetzt hat er 'nen schönen Blitzableiter.
Kenno fragte am 29.11.2004 zurück:
vielen Dank für Deine Erfahrungen. Nach den Hinweisen von HWL habe ich unter www.memokath.com einen für mich interessanten Prostata-Stent "Memokath 028" gefunden, der in 2. Generation seit 1992 von der Fa. Engineers & Doctors nternational angeboten wird. Die Offerten klingen hoffnungsvoll, besonders weil diese Stents aus einer speziellen Titanlegierung nicht in das Muskelgewebe der Prostata einwachsen sollen und jederzeit wieder schmerzlos entfernt werden können.
Würdest Du mir trotzdem davon abraten?
Urologe fs riet in der Tat davon ab:
speziell in der Prostata habe ich KEINE dauerhaften Erfolge gesehen, auch nicht bei Titanlegierungen, die wir auch verwendeten. Im Harnleiter hat es gelegentlich funktioniert.

Anne fragte am 20.12.2004:
Heute habe ich leider wieder einmal ein Problem, d. h. eine Frage wegen meines Mannes. Mein Mann war heute bei seinem OP-Urologen und dieser hat ihm gesagt, dass er eine Harnröhrenverengung hat. Also wurde sie erst einmal ambulant geweitet. Meine Frage ist nun: Kommt das öfters vor? Der Urologe meinte, dass er evtl.nochmal stationär kommen muss. Was wird da gemacht? Ist das eine komplizierte Sache? Was ist da zu erwarten? Es nimmt einfach kein Ende. Hoffentlich wird alles demnächst mal wieder besser.
Jörg (O) antwortete am selben Tag:
ich gehe einmal davon aus, dass Ihr Ehemann eine radikale Prostatektomie hinter sich hat. Zu den Nebenwirkungen dieser Operationen zählen auch Harnröhrenstriktionen (15 %), über die Ihr Gatte bestimmt aufgeklärt wurde.
Durch die Entfernung der Prostata wird die Harnröhre bis zu 4 cm wird gekürzt und somit verengt. Normalerweise hat dies keine größeren Auswirkungen. Durch die Verkürzung und Verengung der Harnröhre kann es aber zu kleinen Harnröhrenverletzungen kommen, deren Narben die Harnröhre weiter verengen. In diesen Fällen muß eine Harnröhrenschlitzung vorgenommen werden, die bei mir stationär fünf Tage im Krankenhaus vorgenommen wurde.
Anne fragte am 21.12.2004 weiter:
Ich habe nochmal eine Frage zu der Harnröhrenschlitzung. Wird diese immer mit Laser gemacht? Oder sollte man sich speziell nach dieser Methode erkundingen. Mein Mann wird sich dieser unterziehen müssen, da eine Verengung festgestellt wurde (zwei Monate nach OP). Es wurde schon eine Erweiterung gemacht, aber ob dies anhält? Wer kann mir auch etwas mehr über diesen Eingriff sagen? Was ist dann mit der Inkontinenz? Wird diese dann dadurch noch verschlimmert? Wer hat Erfahrung damit? Mein Mann geht jetzt erst einmal in AHB und dann wird man sehen. Ich wüsste einfach gerne mehr darüber und über Erfahrungen. Hanjörg hat ja mal in Nebenwirkungen Harnröhrenverengung geschrieben. Er hat wohl so eine Sache hinter sich. Leider konnte ich keine E-Mail-Adresse finden. Sonst hätte ich nochmal dorthin geschrieben. Vielleicht kann mir jemand antworten.
Jörg (O) antwortete ihr am selben Tag wieder:
bei mir wurde der Harnstrahl im Jahre 2000 sehr dünn. Ursache hierfür war eine kleine Harnröhrenverletzung, deren Narben die Harnröhre erheblich verengten. Mein Urologe kam mit seiner Sonde bei der Vernarbung nicht weiter. Im Krankenhaus wurde mir ein Kontrastmittel in die Harnröhre gespritzt (völlig schmerzlos) und über einen Monitor konnte man sehr deutlich die Verengung erkennen. Die anschließende Schlitzung wurde nicht mit einem Laser gemacht. Klinikaufenthalt war von Montag bis Freitag. Seit diesem Eingriff habe ich keine weiteren Probleme gehabt. Zu Deiner Frage der Inkontinenz nach einer Schlitzung ist zu sagen, dass dies dann kritisch wird, wenn die Verengung nahe des verbliebenden Schließmuskels ist und dieser bei der Schlitzung verletzt wird. Mein Urologe riet mir die Harnröhre beim Wasserlassen zu dehnen, indem man sie vorne zuhält. Aber Vorsicht: dadurch könnten auch Verletzungen entstehen.
Der von Anne angesprochene Hansjörg schrieb:
die Harnröhrenschlitzung ist keine weltbewegende Angelegenheit. Ich habe mir sie in Rahmen zweier Operationen an der Schilddrüse (Knoten in der Schilddrüse und ein Nebenschilddrüsenadenom) als dritten Eingriff gleichzeitig machen lassen.
Ob mit Laser oder Stahl dürfte aufs gleiche herauskommen. Der Operateur muss ein gutes Händchen haben:
- schlitzt er zuviel, wird man inkontinent,
- schlitzt er zuwenig, gibt es wieder einen Harnverhalt.
Ich musste nach der Harnröhrenschlitzung noch ca. eine Woche einen Katheter tragen, weil es immer wieder durch die Schwellung an der Wunde einen Harnverhalt gab.
Und Urologe fs schrieb:
zu unterscheiden ist zwischen "echter" Harnröhrenverengung, genannt Harnröhrenstriktur, und Vernarbung der Nahtstelle zwischen Blase und Harnröhre nach RP, genannt Anastomosenstriktur.
Erstere kommt häufig nach Entzündungen oder Verletzungen der Harnröhrenschleimhaut, dass zweite ist eine überschießende Narbenbildung.
Die HR-Striktur wird "geschlitzt", wobei 50 % wieder auftreten im Laufe des Lebens. Die Anastomosenstriktur sollte "reseziert", d. h. abgehobelt – die Narbe weggeschnitten werden. Hier reicht einfaches Schlitzen oft nicht aus.

Pit fragte am 6.3.2005:
Vor drei Jahren habe ich mich einer totalen Prostatektomie unterziehen müssen. Die OP erfolgte vom Damm aus, daher war ich über zwei Jahre lang inkontinent. Das ist nun vorbei, aber nun habe ich ganz erhebliche Beschwerden beim Wasserlassen, der Blasenschließmuskel ist wohl nervlich geschädigt, er kann nur unter starkem Pressen geöffnet werden.Die Blasenspiegelungen ergaben keinerlei Anzeichen für eine Verengung oder sogar ein Hindernis. Drei zu Rate gezogene Urologen machen einander ausschließende Therapieemphehlungen.
Der Eine will die Harnröhre im Bereich des Schließmuskels schlitzen,
der Andere katheterisieren,
der Dritte will medikamentös vorgehen.
Detrusitol zeigt aber keine Wirkung. Ein neues Präparat Emselex wird von einem anderen Arzt abgelehnt.
Hansjörg antwortete am selben Tag:
versuche es doch zuerst einmal mit einem Katheter. Den trägst du zehn Tage lang, und wenn du Glück hast, ist die Verengung behoben. Das ist m. E. die minimalinvasivste Methode. Erst im zweiten Schritt würde ich an eine Schlitzung denken.
Ich selbst musste mich nach meiner OP nach einem totalen Harnverhalt schlitzen lassen. Das wurde per Laser gemacht und ist problemlos verlaufen. Seit über vier Jahren habe ich keine Probeleme mehr mit dem Wasserlassen gehabt und bin kontinent.
Zum Schlitzen musst du dir einen erfahrenen Operateur mit einem guten Händchen suchen. Denn wenn zuviel geschlitzt wird, besteht die Gefahr der Inkontinenz.
Und Kenno schrieb:
das Schlitzen des Blasenschließmuskels ist, wie Hansjörg berichtete, sehr gefährlich. Sei froh, dass der Muskel wieder arbeitet. Auf die Gefährlichkeit hat Dr. med. Machtens (Hannover) in einer Antwort auf die Frage 2 im Nürnberger Prostata-Kongress hingewiesen. Nachzuhören in einem Audiomitschnitt, zu dem Du hier kommst.

Opa Bernhard fragte am 8.10.2005:
Mein Krebs hat die Harnöhre zugesetzt – das sagt der Professor. Als ich vor einigen Tagen in die Klinik kam, wollte er mich sofort operieren (ausschaben oder elektrisch beseitigen). Ich habe das sofort abgelehnt. War das richtig? Ich werde jetzt einen suprapubischen Katheter bekommen.
Urologe fs antwortete einen Tag später:
ein Bauchdeckenkatheter würde lebenslang einen vier- bis sechswöchigen Wechsel des Katheters bedeuten. Auch sind selbst bei bester Versorgung nach wenigen Monaten Einstichkanal und Blase chronisch entzündet. Häufige Harnwegsinfekte und antibiotische Behandlungen sind die Folge, dann verstopfen die Katheter und der Patient hat schon wenige Tage nach einem Wechsel wieder Probleme wegen Blasensteinbildung – wie lange wollen Sie das mitmachen??
Eine OP ist nicht sehr belastend, allerdings sollte das PCa therapeutisch abgeschirmt sein, denn es werden PK-Zellen in das Blut ausgeschwemmt und könnten ohne Hormontherapie dann nach einigen Jahren an anderen Stellen im Körper zu Metastasen führen.
Sicher ist hier gut abzuwägen, aber bei genauer Betrachtung ist in aller Regel die OP das kleinere Übel.

Büdi fragte am 5.2.2006:
Vor zwei Jahren wurde bei mir die RPE gemacht. Alles verlief sehr gut. Bis heute PSA immer auf 0,000. Aber die Inkontinenz ist geblieben [wie sich zeigt, leidet Büdi an Inkontinenz + HarnröhrenverengungEd].
1. Zweimal Reha in Bad Wildungen
2. viermal OP ( Schlitzung )
3. einmal Weitung in der Reha
4. YENTRVE hat auch nicht geholfen.
5. Täglich Beckenbodenübungen
Es hat alles nichts geholfen.Ich habe laut Urologe eine starke Narbenbildung. Ich brauche täglich noch ca. 10 Vorlagen. Die letzte OP war vor ca. acht Wochen. Es ist schon wieder alles dicht. Ich kann nicht mehr, gib es nicht eine andere möglichkeit auser OP, die hilft. Wer hat, oder hatte die gleichen Probleme.
Urologe fs antwortete am selben Tag:
tut mir leid zu hören, aber dennoch kurze Information:
Inkontinenz durch verletzten Schließmuskel (Stress- bzw. besser Belastungsinkontinenz genannt) und Inkontinenz durch Verengung der "Nahtstelle" (Anastomosenstriktur mit Restharnbildung) sind in der Therapie grundlegend zu unterscheiden. Wenn, wie bei Ihnen, die Anastomose zu eng ist, wird Beckenbodengymnastik und Yentreve die Problematik der Entleerungsstörung nur verstärken!
Vorausgesetzt der Sphinkter (Schließmuskel) ist sicher intakt (kann bei einer Blasenspiegelung mit einem kleinen Elektroimpuls getestet werden), sollte die Narbe nicht nur geschlitzt, sondern regelrecht reseziert (ausgeschnitten) und dann für einige Tage höchstdosiert Cortison eingenommen werden (reduziert die Narbenbildung erheblich).
Und ChristineW schrieb, ebenfalls am selben Tag:
Bei meinem Mann war es ähnlich, drei Tage nach Entlassung aus dem Krankenhaus, ebenfalls Prostatektomie, war alles zu. Er wurde jetzt zum erstenmal nachoperiert, allerdings keine Schlitzung, sondern mit Laser abgehobelt. Ich habe in dieser Zeit auch Hilfe gesucht und bekam eine Information, bestellte in einer Apotheke folgendes Mittel:
THIOSINAMINUM D 12, ist aus der Homöopathie, ein Harnstoff, der eigentlich bei Vernarbungen gut helfen sollte. 2 x täglich fünf Kügelchen, nach zwei Jahren mit dieser Belastung kann man es auf jeden Fall mal versuchen, Garantie kann ich Dir natürlich nicht geben, aber wir versuchen es auch.

Joachim fragte am 17.5.2006:
Am 22.7.2003 wurde bei mir eine radikale Protatektomie durchgeführt. Die danach ¼-jährlich durchgeführten PSA-Untersuchungen liegen unter 0,04, sind also ok. Leider ist mein Harnstrahl zunehmend schwächer geworden, so dass ab Dezember 2003 in ca. zweimonatigen Abständen eine Bougierung ( Dehnung ) der Harnröhre mit verschiedenen Röhrenstärken (12-18) erforderlich wurde. Eine Endoskopierung zeigte eine Harnröhrenverengung im vorderen Teil der Harnröhre (keine Engstelle im Bereich der neuen Harnröhren-, Blasenverbindung) durch Narben. Diese sind durch den Katheter verursacht worden. Eine am 2.5.2005 von meinem Urologen durchgeführte Schlitzung zeigte lediglich für sieben Monate Erfolg. Ab 2.1.06 mußte wieder bougiert werden. Nun habe ich gehört, dass die Narben in der Harnröhre mit Stücken aus dem Mundraum geschlossen werden können. Meine Fragen: Ist das bekannt? (Wenn nein, wo kann ich mich darüber erkundigen?) Welche Unannehmlichkeiten muss man in Kauf nehmen? Wie sind die Erfolgsaussichten? Wer/welches Krhs./Klinikum führt diese Operationen durch (Erfahrungen, Häufigkeit)?
Mein Urologe meint, dass eine erneute Schlitzung z. Zt. nicht ratsam sei.
Ralf antwortete am selben Tag:
Auf der 47. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie (4.-6. Mai 2006 in Frankfurt/Main) gab es einen Vortrag aus dem Bereich der Kinderurologie, der vielleicht in diesem Zusammenhang für Dich interessant sein könnte: "Operative Korrektur der Hypospadie – Heilbronner Erfahrungen". "Hypospadie" ist etwas, womit sich vermutlich niemand von uns herumschlägt. Es bezeichnet eine Entwicklungsfehlbildung, wobei bei einem Knaben die Harnröhre nicht an der Penisspitze mündet, sondern vorher, irgendwo an der Unterseite des Penis (kommt angeblich bei einem von 300 neugeborenen Knaben vor). Die Heilbronner (Urologische Klinik Heilbronn, http://www.urologie-heilbronn.de/) haben eine Technik entwickelt, aus der Innenseite der Unterlippe einen Hautlappen zu entnehmen und daraus eine Art Verlängerung der Harnröhre zu formen. Der Vorteil der Mundschleimhaut ist, dass sie mitwächst, was bei dem beschriebenen Krankheitsbild unschwer als wünschenswert zu bezeichnen ist. Die Heilbronner haben auch Erfahrung mit dem Präparieren des Mundschleimhautlappens, was wichtig ist. Bei Kindern soll die Wunde unglaublich schnell heilen; nach zwei Tagen können Sie schon wieder Kartoffelchips essen (mit Paprika!); bei Erwachsenen dauert es wohl etwas länger.
Die Studie wurde erstellt von Schulze M., Teber D, Klein JT, Subotic S, Seemann O und Rassweiler JJ.
Wende Dich doch an die Heilbronner und schildere Dein Problem.
Und Urologe fs schrieb einen Tag später:
Eine der besten Kliniken für Probleme mit der Harnröhre ist das AK Harburg Frau Prof. Fisch. Hier werden alle gängigen und experimentellen Verfahren zur Behandlung einer Harnröhrenenge durchgeführt. Dort scheut man sich nicht einmal davor, bei Anastomosenengen nach radikaler Prostatektomie bei einer erneuten OP eine komplett neue Anastomose zu legen.

ArturWo fragte am 8.10.2008:
Vor fünf Jahren bin prostatektomiert worden. Es geht mir soweit gut, aber seit der Op. habe ich eine Harnröhrenstriktur, so dass die Harnröhre alle zwei bis drei Monate bougiert (gedehnt) werden muss. Auch drei Harnröhrenschlitzungen in dieser Zeit brachten keinen Erfolg.
Nun habe ich gehört, dass die Schließung der Narben in der Harnröhre mit körpereigenem Material (z. B. Mundschleimhaut) oder anderen Materialien erfolgversprechend sein soll. Hat darüber jemand Erfahrung, kann mir jemand Hinweise geben?
Urologe fs konnte. Am selben Tag antwortete er:
Es ist in der Tat so, dass nach der dritten erfolglosen Schlitzung eine offene Korrektur erfolgen sollte. Eine Patch-Implantation mit Mundschleimhaut, Nabelschnurvene u. a. kann sehr erfolgreich eingesetzt werden.
winfried45 fragte am 26.5.2014:
Ich habe seit meiner RPE im März 2008 eigentlich keine großen Probleme gehabt. Allerdings hat man bei meiner letzten Kontolluntersuchung im Feb. 2104 einen Blasentumor festgestellt, der im März und im April 2014 auch vollständig entfernt wurde. So weit – so gut.
Bei der 1. und auch bei der 2. OP musste jeweils die Harnröhre "geschlitzt" werden, da sie für den Eingriff zu eng war. Bereits drei Wochen nach der. 1 OP wurde der Harnstrahl wieder schwächer, sodass ich schon davon ausgehen musste, dass bei der 2. OP auch wieder geschlitzt werden musste.
Jetzt, vier Wochen nach der 2. OP, habe ich den Eindruck, dass der Harnstrahl erneut schwächer wird. Bin schon ganz verzeifelt, denn ich habe gelesen, dass die Schlitzung nicht beliebig oft durchgeführt werden kann.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Wer kann mir hierzu Tipps geben und welche Klinik ist für eine evtl. offene Harnröhren OP geeignet?
Urologe fs antwortete einen Tag später:
Nach heutigen Stand sollte eine Harnröhre nicht mehr als 2x geschlitzt werden!
Hintergrund:
Bei jeder Schlitzung muss man bis ins gesunde Gewebe schneiden, um einen einigermaßen Effekt zu haben. Damit wird jede Narbe und jeder Eingriff tiefer in das bislang gesunde Gewebe vordringen und damit "heilende" offene Operationen schwieriger und weniger erfolgversprechend machen.
Zunächst sollte durch eine Kontrastmitteldarstellung der Harnröhre (Urethrogramm), eine diagnostischen Harnröhrenspiegelung (Cystoskopie) mit dünnen, flexiblen Geräten – außerhalb einer OP-Situation und eine Ultraschall-Untersuchung des Harnröhrenverlaufes mit dem Nahfeldkopf (Feststellung des Ausmaßes der besagten Narben) ein korrekter Ist-Status erhoben werden. Es kann ja auch sein, dass NICHT die Harnröhre, sondern die Nahtstelle von Harnröhre und Blase (dann ganz anderes Vorgehen) für die Probleme verantwortlich ist.
In Ihrer Region kenne ich keinen speziellen Operateur. Hier in Hamburg am UKE ist Frau Prof. Fisch und in Gießen Prof. Weidner für solche Eingriffe anerkannt.
Am selben Tag schrieb Conobar:
Neben meinem PCa ist auch bei mir 2008 ein Blasencarzinom festgestellt worden. Wegen einer leichten Harnröhrenstriktur ist mir seinerzeit auch die Harnröhre zweimal geschlitzt worden, laut Urologen sei dies unumgänglich, um an den Blasentumor heranzukommen.. Leider war ich damals noch so naiv den Urologen zu glauben. Blasentumoren haben die "Angewohnheit", häufig wiederzukommen. Ich habe einen Betroffenen kennengelernt, dem wegen der angeblichen Notwendigkeit die Harnröhre bis zu 15 (!) mal geschlitzt wurde. Nachdem die Harnröhre durch die Eingriffe hoffnungslos vernarbt war, blieb ihm keine andere Möglichkeit, als die Harnröhre durch Implantate aus der Mundschleimhaut reparieren zu lassen. Aufwändige Geschichte, unangenehm und nicht ungefährlich dazu, der Eingriff wurde in Hamburg-Harburg bei Frau Prof. Dr. Fisch vorgenommen. Als sich mein Tumor das 3. Mal gemeldet hat, habe ich mich in dieses KKH in Hamburg begeben, und siehe da: laut Aussage des Chirurgen handelt es sich bei mir um eine leichte, angeborene "bulbäre Striktur", ein Schlitzen der Harnröhre wäre absolut nicht indiziert gewesen, der Eingriff wäre problemlos mit einem 19er Charière-Resektoskop möglich. Hier wurde mir dann zum erstenmal der Tumor mit diesem Resektoskop problemlos entfernt. Da ich mir die Fahrt nach Hamburg ersparen wollte, habe ich mich informiert, welches KKH im Ruhrgebiet auch über ein derartiges Instrument verfügt. Gar nicht so leicht, die meisten Krankenhäuser verfügen nicht über so ein Resektoskop, Schlitzen ist wohl kostenrelevanter wegen der längeren Liegezeit des Patienten. Schließlich habe ich mich dann im Augusta KKH Bochum, die über ein entsprechendes Resektokop verfügen, behandeln lassen: Kein Schlitzen, keine Probleme, nur vier Tagen KKH-Aufenthalt. Zuletzt wurde mir im November 2013 wieder ein Tumor aus der Blase entfernt, diesmal in einem KKH in meiner Nähe. Nach meinem Hinweis auf mein Problem wurde ein 19er CH-Resektoskop von einem anderen KKH ausgeliehen, da das KKH selbst nicht über ein derartiges Instrument verfügte. Auch hier ist der Eingriff wieder problemlos verlaufen. Hätte ich nicht drauf hingewiesen, wäre mir hier mit Sicherheit wieder die Harnröhre geschlitzt woren.
Nach Aufenthalten in acht verschiedenen Krankenhäusern die letzten zehn Jahre habe ich eins gelernt: Vertrauen ist gut, Informieren ist besser.