Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Prostatektomie

[Soweit bekannt, war der amerikanische Arzt George Goodfellow der erste Arzt überhaupt, der operativ eine Prostata wegen Prostatakrebs entfernte. Wie lange der Patient den Eingriff überlebt hat, ist nicht bekannt. Das war im Jahre 1891, und der Ort war Tucson, Arizona. Dr. Goodfellow nahm die Operation über das Perinäum ("von unten her") vor. Erst 1947 versuchte es ein englischer Arzt, Terrence Millin, "vom Bauch her" (retropubisch). In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren Prostatektomien äußerst blutige Angelegenheiten, bei denen jeder zehnte Patient auf der Strecke blieb. Die Prostata ist gut durchblutet, und der Operateur sah praktisch nichts vom Operationsfeld und musste sich auf seinen Tastsinn verlassen. Die Ergebnisse kann man sich ausmalen. Erst später, vielleicht ab den 1960er Jahren, lernten die Ärzte, die Blutungen besser unter Kontrolle zu bringen. Dennoch ist eine Prostatektomie auch heute noch ein schwerer Eingriff und nicht mit einer Blinddarmoperation oder dem Entfernen der Rachenmandeln zu vergleichen. Oft werden literweise Blutkonserven benötigt, um den durch die Operation eintretenden Blutverlust auszugleichen.

Für die Ärzte ist die Prostatektomie der "goldene Standard" beim Vorliegen von Prostatakrebs, also das beste, was man machen kann. Die Zweifel daran sind allerdings in den letzten Jahren gewachsen und wachsen weiter. Es gibt demgegenüber die Regel, dass Männer über 70 bei der Diagnose Prostatakrebs im Allgemeinen nicht mehr operiert werden. Dies ist ausnahmsweise nicht (nur) im Interesse der Krankenkassen, sondern (auch) dem der Patienten, und zwar aus den folgenden Gründen:

Bei Männern in diesem Alter ist eine Hormontherapie eher die Behandlung der Wahl, meistens als Monotherapie mit einem LHRH-Analogon (Ein- oder Drei-Monats-Depotspritze). Eventuell ist sogar eine Watchful-Waiting-Strategie ausreichend, d. h. der Krankheitsverlauf wird lediglich engmaschig beobachtet. Zeigt der Krebs kein Anzeichen einer schnellen Progression, so wird auf eine Behandlung ganz verzichtet. Eine kürzlich in Schweden durchgeführte Studie hat ergeben, dass Männer über 65 von einer Prostatektomie keinen Überlebensvorteil gegenüber Watchful Waiting haben.

Die Krankenkassen zahlen 6639,- bis 8622,- Euro für eine radikale Prostatektomie (Angabe von Mai 2006).

- Ed]


Thomas schrieb am 2.3.2001:

Ich möchte mich zunächst noch einmal vorstellen, da meine letzten Besuche im Forum schon etwas zurückliegen.
!Alter 53! Diagnose 28.12.2000 (durch Biopsie): pT1c G III PSA 17,8
Kernspin, Knochenzyntigramm, CT, Röntgen, Sofortiger Therapiebeginn mit Casodex (Bicalutamid 50 mg/pro Tag).
Endgültige präoperative Diagnose:
pT1/GIII N0 M0 (Cleason 9), einseitiger Befund, PSA zuletzt 4,2.
Hier begann für mich der schwere Weg der Urteilsfindung. Mein Urologe schlug spontan die Radikale Prostatektomie RP, somit den klassischen Weg vor. Natürlich habe ich mir die Zeit genommen, für mich selbst eine Entscheidung zu finden, mit der ich ja auch auch im Falle eines Scheiterns leben können muss. Hierbei waren mir auch Uwe, Wil und Christian sowie die ganze Website mit allen Informationen eine große Hilfe, für die ich mich auf diesem Wege ganz herzlich bedanken möchte. Ich habe mich jedoch auch sonst "quer durch Deutschland" und im Internet über alle Therapiemöglichkeiten informiert. Christian hat mir seine kompletten Unterlagen geschickt und mit Uwe habe ich telefoniert. Ich habe all diese Informationen "aufgesaugt" und gemeinsam mit meiner Frau verarbeitet. Die DHB (3-fache Hormonblockade nach Prof. Leibowitz) erschien mir NATÜRLICH zunächst als der beste und einfachste Weg. KLAR! Dann jedoch kamen mir Bedenken, die zuallererst mit meinem Alter zu tun haben. (53!) Ich bin viel zu jung. Ein Kind, sozusagen, für einen Prostatakrebs. Aus diesem Grunde habe ich mich dann letztendlich doch für eine Radikale Prostatektomie entschieden. Gestern nun wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Endgültige postoperative Diagnose:
pT2a/GIII N0 M0, Gleason 6 (4+2), einseitiger Befund, PSA noch nicht ausgewertet. Es konnte nervenschonend (einseitig) operiert werden. Den Erfolg kann ich natürlich jetzt, 11 Tage nach er OP, noch nicht bestätigen. Liebe Schicksalskameraden, wenn es Euch interessiert wie es mir weiter ergeht, dann solltet Ihr auf mein Posting im Rahmen des Diskussionsfadens antworten. Ich werde dann periodisch weiter berichten.

[Hieraus entspann sich unter dem Betreff "Der klassische Weg" ein umfangreicher Diskussionsfaden über das Für und Wider von RP und DHB, der den Rahmen dieser Zusammenfassung sprengen würde. Diese Beiträge sind wegen Providerwechsels leider nicht mehr vorhanden. – Ed]


Klaus schrieb am 4.3.2002 und stieß damit eine rege Diskussion an:
Hallo Freunde, möchte eure Aufmerksamkeit auf die Web-Seite "http://www.medscape.com/viewarticle/426777" richten [dies ist eine passwortgeschützte Seite, zu der Normalsterbliche keinen Zugang haben – Ed]. Dort werden die neuesten Statistiken über die Heilungschancen und die Nebenwirkungen von Prostatektomie-Operationen in den USA veröffentlicht. Es wird darauf hingewiesen, dass die Operationsmethoden in den letzten Jahren erheblich verfeinert und dadurch die Ergebnisse erheblich verbessert wurden. Die Zahlen basieren auf einigen 1000 Patienten und sind daher sehr representativ. Bin überzeugt, dass diese Zahlen auch auf erfahrene deutsche Zentren übertragbar sind.
Diejenigen Betroffenen, bei denen die relevanten Daten ihres PK auf lokale Begrenzung des PK hinweisen und die immer noch ratlos durch den "Behandlungs-Dschungel" irren, sollten diese neuesten Informationen unter der angegebenen Web-Adresse sehr sorgfältig studieren bevor sie sich endgültig entscheiden.
Einige beeindruckende Beispiele:
Im übrigen sind die Werte für Brachy-Therapie nur geringfügig schlechter.
Ich weise auf diese neuesten Erkenntnisse hin, weil ich der festen Überzeugung bin, dass ein Betroffener, der noch keine 65 Jahre alt ist und bei dem alle Untersuchungen darauf hinweisen, dass der PK noch lokal begrenzt ist, auf jeden Fall nicht die Behandlung mit einer DHB beginnen sollte! Im Gegensatz zu einer lokalen Behandlung (Operation, Seed-Implantation, Bestrahlung) kann eine Hormonbehandlung nicht endgültig heilen, da immer hormonunabhängige PK-Zellen überbleiben, die irgenwann außer Kontrolle geraten. Sollte eine lokale Behandlung nicht endgültig heilen, hat man einerseits meistens etliche Jahre "gewonnen" (bevor ein Rezidiv auftaucht) und andererseits kann man dann als letzte Ersatztherapie immer noch Hormonbehandlungen beginnen.
Ich hoffe, einige von euch zum nochmaligen Nachdenken angeregt zu haben!
Wil ließ sich anregen und schrieb am 5.3.2002:
Lokale Therapien, ein Vergleich.
Die verschiedenen lokalen Prostatakrebs-Therapien unterscheiden sich in der Erfolgsrate und der Häufigkeit, mit der Inkontinenz und Impotenz auftreten.
Die Zahlen hängen sehr stark ab von denen, die den Auftrag geben, die Zahlen zusammenzustellen und zu veröffentlichen. Unter optimalen Bedingungen scheint für eine Operation eine Erfolgsrate von 75 % möglich zu sein. Es dürfen dann nur T1-Patienten operiert werden und die Definition von Erfolgsrate muss ziemlich kurz gewählt werden, 5 oder 7 Jahre keine PSA-Steigung statt z. B. während 10 oder 15 Jahren. Falls die Statistik für T1/T2 oder sogar pT3-Patienten gemacht wird, dann stürzen die schönen Zahlen rapide ab, bis 25 %, siehe Tabelle. (Ein T2-Tumor vor der Operation wird des öfteren nach der Operation vom Pathologen als pT3 angegeben). Das unten angegebene Interval für Erfolgsrate (25-75 %) macht es verständlich, warum ein renommierter Urologe in Holland in einem Patienten-Rundbrief schrieb (im Rückblick auf seine lange Laufbahn), dass er 50 % der von ihm operierten Patienten heute nicht mehr operieren würde.
Im Jahr 1999 versuchte ich zum ersten Mal eine Vergleichstabelle aufzustellen. Ich machte Gebrauch von u. a.:
http://www.pslgroup.com/dg/10e4c2.htm
http://wellweb.com/PROSTATE/treatmen.htm#brach
----------- TABELLE -------------
PROSTATAENTFERNUNG (PE) (Radikale Prostatektomie)
Inkontinenz 23 % (6-41)
Impotenz 60 % (25-88)
Erfolgsrate 25-75 %, abhaenging u. a. von GS und T Stadium
Todesrate 0,5-2 % (1999) während Operation oder bis 6 Wochen danach. Es gibt für diese Sterberate verständlicherweise kaum Statistiken. Das Thema ist ein Tabu. In den letzten Jahren dürfte die Anzahl der Todesfälle gesunken sein und die Zahl dürfte sich heute zwischen 0,1 % und 1 % bewegen, abhänging von der chirurgischen Erfahrung und den technische Möglichkeiten.
STRAHLENTHERAPIE (ST) (Externe Röntgenbestrahlung)
Inkontinenz 23 % (6-41)
Impotenz 10-30 %
Erfolgsrate unbekannt
LDR-BRACHY-THERAPIE (LBT) (Seed Implants)
Inkontinenz 3 %
Impotenz 15 %
Erfolgsrate 80 % falls PK lokal gut begrenzt
Kälte-Therapie (KT) (Cryotherapie)
Inkontinenz weniger als 1 %
Impotenz 75 % (65-85)
Erfolgsrate unbekannt
HOCH-INTENSIVER FOCUSSIERTER ULTRASCHALL (HIFU)
(Behandlung kann wiederholt werden)
Inkontinenz 10-15 %
Impotenz 50 %
Erfolgsrate 70 % falls PK lokal gut begrenzt
http://www.doctissimo.fr/html/sante/textes_print/mag2001/sa_4341_prostate_ultrasons.htm
Auch Peter äußerte sich am 5.3.2002 skeptisch:
Du kämpfst wirklich tapfer gegen den Trend. Mehr und mehr Ärzte zweifeln an der aggressiven lokalen Behandlung einer systemischen Erkrankung. Ich bin noch in einer anderen Mailing-Liste. Dort handeln die meisten Beiträge von Rezidiven nach Prostatektomien. Von den Nebenwirkungen wollen wir gar nicht reden. Ich lese übrigens in dem Medscape-Artikel, dass nach 18 Monaten noch 60 % impotent sind.
Man darf auch nicht vergessen, dass Prostatektomie-Patienten schon ausgesucht sind.
Viele Forscher arbeiten an Methoden zur Heilung! des Krebses. Epidemiologische Daten geben ein klares Bild. Jesus hat nicht gesagt: "Wenn dich deine Prostata ärgert, reiße sie aus und wirf sie weg".
Man kann wohl sagen, dass jeder Mann diesen Krebs hat. Bei vielen bleibt er still. Das Stichwort heißt Frueherkennung. Dann kann man noch gegensteuern, um die Gleichung aus Lebensweise und individuellem Immunsystem wieder zu korrigieren. Entdeckt man den Krebs zu spät, schränkt dies die Optionen ein. Ich versuche, einen anderen Weg zu gehen, aber ich verstehe Leute, die eine Hormonbehandlung wählen, um Zeit zu gewinnen.
Angesichts der Vielfalt vorurteilsbeladener und vorteilsbegründeter Meinungen, Ratschläge und Therapieempfehlungen bleibt nur die eigene Information und Meinungsbildung.
Klaus begründete seine positive Einstellung zur RP am 6.3.2002 noch einmal ausführlich:
ich möchte doch klarstellen, dass ich weder für noch gegen einen Trend kämpfe und dass ich auch nicht tapfer bin. Ich bin ein sehr pragmatisch denkender Mensch, der selbst Betroffener ist und der sich in den letzten 12 Monaten intensiv informiert hat:
Ich habe mit Direktoren oder leitenden Oberärzten von vier deutschen Uni-Kliniken Kontakt bezüglich verschiedener Behandlungsmethoden, ich habe Kontakt mit Uni-Klinik Ulm bezüglich PET-C11-Diagnostik, ich habe Kontakt mit Uni-Klinik Washington in Seattle bezüglich ProstaScint-Diagnostik, ich habe Kontakt mit dem bekannten Dr. Strum bezüglich intermittierender DHB und ich lese mit Interesse die Beiträge in den verschiedenen Foren.
Du schreibst, ich würde tapfer gegen den Trend ankämpfen. Das kann ich nun überhaupt nicht verstehen. Wenn ich feststelle, dass "ich der festen Überzeugung bin, dass ein Betroffener, der noch keine 65 Jahre alt ist und bei dem alle Untersuchungen darauf hinweisen, dass der PK noch lokal begrenzt ist, auf jeden Fall nicht die Behandlung mit einer DHB beginnen sollte", so liege ich voll im Trend!
Ich bin überhaupt nicht grundsätzlich gegen DHB oder gegen alternative Methoden, wenn sich jemand informiert und dann für sich selbst entschieden hat.
Man sollte nur auch in einem guten Forum wie diesem auf ausgewogene Informationen achten. Hier finden Betroffene vielleicht zum erstenmal außerhalb ihrer Arztpraxis Informationen. Vielleicht stürzen sie sich voller Hoffnung auf die in diese Forum sehr propagierte DHB und ergreifen jeden Strohhalm, um eine lokale Behandlung zu vermeiden, von der man in diesem Forum den Eindruck bekommt, dass das fast immer mit schweren Folgen wie Impotenz und vor allem Inkontinenz verbunden ist. Mit meinem Hinweis auf die Web-Seite wollte ich nur aufzeigen, dass dies nicht so stimmt.
Sollte man als 50- bis 65-Jähriger bei lokal begrenztem PK nicht als allererstes eine lokale Behandlung versuchen, bei der man eine prima Chance hat wirklich geheilt zu werden? Da ist es doch egal, ob die Chance 50 % oder 90 % beträgt, auf jeden Fall existiert sie nachgewiesenermaßen (im Gegensatz zu allen anderen ganzheitlichen Methoden). Selbst wenn man nach Jahren ein Rezidiv bekommt hat man diese Jahre erst einmal gewonnen!
Was ich hier sage, beruht auf eigenen Erfahrungen:
- hatte vor über 7 Jahren Totaloperation; keinerlei Inkontinenzprobleme - kleine Potenzstörungen,
- 6 Jahre war PSA nahe Null,
- seit einem Jahr PSA-Anstieg auf 0.7 ng/ml im Okt. 2001; alle Experten vermuteten lokales Rezidiv in der Prostataloge,
- Nov./Dez. 2001 konformale Bestrahlung der Prostataloge (auf Verdacht); keinerlei Nebenwirkungen,
- PSA-Messung vor 2 Wochen zeigt stark fallende Tendenz.
Vielleicht steigen meine Werte in einigen Jahren wieder an. Selbst dann werde ich von der Richtigkeit meines Vorgehens überzeugt bleiben! Ich habe dann vielleicht 10 Jahre in bestem körperlichen Zustand überstanden und kann dann immer noch eine Hormonbehandlung beginnen.
Zum Vergleich: Ein guter Bekannter und Kollege hatte damals 1994 fast zur gleichen Zeit die gleiche Diagnose wie ich. Er entschied sich nicht zur Operation sondern zur Hormonbehandlung. Das funktionierte 6 Jahre ganz gut. Seit 2 Jahren kämpft er mit PSA-Anstieg und es gibt Anzeichen von Metastasen. Damit übernehmen jetzt offensichtlich hormonrefraktäre (hormon-unabhängige) PK-Zellen das Kommando.
Wer von uns beiden hat wohl Anfang 1995 die richtige Entscheidung getroffen??
Auch Fridolin äußerte am 6.3.2002 seine Meinung:
gegen den Trend, was heißt das? Standard ist die RPE. Grundsätzlich ist es doch so, für jeden, der hinterher keine Probleme hatte, für den ist die gewählte Therapie das optimale und umgekehrt. Man muss doch genau unterscheiden, in welchem Stadium man sich befindet. Für ein GI- bis GII-Karzinom GS bis 5 muss man schon überlegen, ob man die lokale Therapie will oder nicht. Die Heilungschancen sind dann bei einem lokal begrenzten PC optimal.
Aber genau das ist der Scheideweg. Einem Betroffenen mit einem GS 7- 8 die PE zu empfehlen halte ich für absolut unverantwortlich. Natürlich haben sich die OP-Techniken verfeinert. Man darf sie nicht grundsätzlich verdammen. Ich stimme Dir, Klaus, zu, im Interesse der Ausgewogenheit sollte im Forum auch dieses Thema zum Zuge kommen. Je sachlicher, desto besser!!!! Ich hab' im Forum schon einmal darauf hingewiesen, dass Meinungsvielfalt bereichert, Rechthaberei aber verunsichert.
Verunsicherung haben wir genug, sie beginnt ab der Diagnose beim Urologen, der sich in die Patienten nicht einfühlen kann und nur den sogenannten "goldenen Standard" kennt. Auf der Suche nach gleichwertigen Alternativen sind alle diejenigen, die sich nicht on way festlegen lassen wollen. Ich gehöre dazu und habe Dank Christian, Wil, Willi, Dieter und Dank meiner Gespräche mit Experten viel gelernt!
Klaus, Deine Erfahrungen sind wichtig, und ich finde es gut, dass Du diese in das Forum einbringst.
Uwe schrieb am 6.3.2002:
...Auch ich war, wie Du, der Meinung, nur eine Therapie ist richtig. Das ist anmaßend, jede der über 50 Therapien, die in Deutschland angeboten werden, haben für Mitbetroffenen auf die eine oder andere Art eine Berechtigung. Du machst den Fehler, den ich auch mal gemacht habe, ich dachte die DHB ist die Therapie der 1. Wahl, das ist genauso falsch, wie die Standard-Urologen-Meinung die Prostata-Entfernung ist die Therapie der 1. Wahl. Die 1. Wahl sollte der Mitbetroffene wählen, er muss mit den Nebenwirkungen seiner Therapie leben, und jede Therapie hat andere Nebenwirkungen. Es gibt noch keine Golden-Standard-Therapie. Deshalb habe ich die Seite "Die Therapie der 1. Wahl" geschrieben.
Wil schrieb auf Klaus' ausführliche Stellungnahme ebenso ausführlich am 6.3.2002:
Deine Darstellungen sind sicherlich ehrlich gemeint, jedoch halte ich sie für sehr bedenklich. Hier ein Gegenbeispiel und ein Fazit:
Vor zwei Jahren versuchte ich vergebens, einem Verwandten meiner Frau von einer Prostataentfernung dringend abzuraten. "Nein Onkel Willi, ich habe mit zwei Männern hier im Dorf [bei Kassel] gesprochen. Die hatten das gleiche wie ich, hatten eine Operation und es geht beiden ausgezeichnet. Und der Arzt hat mir eine Operation empfohlen, die Termin ist schon festgelegt und die kann ich nicht mehr ändern". Ich habe geredet wie Blücher in meinem bestmöglichen Deutsch. Nichts kam davon durch, er wollte es einfach wahr haben, dass die Operation DIE Lösung ist.
Einige Tage später: Bei der Operation ist er fast gestorben, musste drei Tage auf "intensive care". Was nie besprochen wird ist die Sterberate während solcher Operationen. Diese ist in der Größenordnung von einem Prozent. Ein russisches Roulette mit einem Revolver wobei 1 von 100 Positionen eine Kugel enthält. Diesem Tanz bist du entsprungen lieber Klaus, aber damit hast du nicht das Recht, andere das gleiche Risiko eingehen zu lassen, es sei denn, du erklärst, was die Risiken sind.
Dann wurde der Patient schwer inkontinent, hat ein Jahr lang Übungen gemacht. Als er sich halbwegs erholt hatte, rief er mich an. "Onkel Willi, mein PSA ist gestiegen, du hast doch recht gehabt. Nächste Woche werde ich bestrahlt". Auch hier wusste ich, dass es nutzlos war, habe mich jedoch nicht mehr angestrengt, ihm von dieser Behandlung abzuraten.
Ein Jahr später "Onkel Willi, mein PSA steigt wieder".
FAZIT: Kriminell ist der Urologe, der einen Patienten mit einem bPSA 80 und einem T3/GIII-Tumor operiert. Unverantwortlich waren die beiden Patienten im Dorf, die ahnungslos zu einer Operation geraten haben. (Einer von denen ist mittlerweile auch bei der Hormontherapie).
Lieber Klaus, du schreibst am Ende
<< Zum Vergleich: Ein guter Bekannter und Kollege hatte damals 1994 fast zur gleichen Zeit die gleiche Diagnose wie ich. Er entschied sich nicht zur Operation sondern zur Hormonbehandlung. Das funktionierte 6 Jahre ganz gut. Seit 2 Jahren kämpft er mit PSA-Anstieg und es gibt Anzeichen von Metastasen. Damit übernehmen jetzt offensichtlich hormonrefraktäre (hormon-unabhängige) PK-Zellen das Kommando. Wer von uns beiden hat wohl Anfang 1995 die richtige Entscheidung getroffen?? >>
Was heißt hier DIE GLEICHE DIAGNOSE? Beide hatten die Diagnose PK? Jetzt rücke doch mal deine genaue Daten heraus und die des Kollegen. Wenn der Kollege nach 6 Jahren Hormontherapie refraktär ist dann ist sein Malignitätsgrad so hoch, dass eine Operation ihm höchstwahrscheinlich auch nichts genützt hätte. Denn bei einem GIII (GS 8 bis 10) ist die Mobilität der Krebszellen so stark, dass sie bei der ersten Diagnose schon längst "unterwegs" sind, dass es also schon Metastasen gibt, egal ob man sie noch nicht messen kann.
Auch Guy konnte Klaus' Euphorie nicht teilen. Ebenfalls am 6.3.2002 schrieb er:
Ich teile deine Euphorie über diese neuesten Statistiken über die Heilungschancen und die Nebenwirkungen von Prostatektomie-Operationen in den USA nicht, denn es fallen mir da einige Ungereimtheiten auf.
Wie sollen denn die Operationsmethoden  e r h e b l i c h  verfeinert worden sein?
Tatsächlich fehlen bei den Angaben die Ausgangswerte der Patienten (Gleason-Score, T1a oder T3C, Basis-PSA). In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass Dr. Walsh in letzter Zeit nur noch Patienten operiert hat mit sehr günstigen Ausgangswerten. Dies scheint mir auch hier der Fall zu sein, da sonst keine so genannte schonende Operation (die Nervenstränge hinter der Prostata werden nicht mit der Prostata herausgeschnitten, damit die Potenz erhalten bleiben soll) möglich ist.
Auch von der Brachy-Therapie ist bekannt, dass in verschiedenen Krebszentren nur Patienten für die Brachytherapie herangezogen werden mit PSA weniger als 10 ng/ml, also mit einem kleinem Tumorvolumen. Diese Patienten hätten auch ohne Behandlung (watchful waiting) wahrscheinlich keine schlechteren Werte.
Fazit: Man könnte die Prostataoperation einem nur empfehlen, wenn die Heilungschancen 100 % wären, denn die Nebenwirkungen sind leider vorprogrammiert. Auch sterben heute noch immerhin 1 % während der Operation. Außerdem besteht das Risiko einer Infektion, wenn man während der Operation Blut bekommen muss.

Marco berichtete am 10.12.2002:
Dx Mai 02,    aPSA 115
TX Mai 02,    PSA 95 anderes Labor,
              PEB, pT4 M0 N0, PV 65
              Schnittränder positiv, Gl 5 + 4=9
Dx Juni 02,   OP plus 6 und 7 Wochen PSA stabil =1,8,
              d. h. vermutlich 2 Kubikzentimeter verbleibendes Tumorgewebe.
Tx Mitte Juni 02, Mistelpräparat auf Empfehlung des Chirurgen,
              selbst gesucht Lektinol, nach 3Monaten gewechselt auf Iscador Qu 5mg
              wegen Wirkungs-Abnutzung,
Tx Juli 02,   HB2 mit 150 mg/d Cyproteronacetat plus (14 Tage später) Trenantone
              im Oktober zweite(3-Monats-) Trenantone
              August 02, kontinent (99 %), 10 Wochen nach OP ohne AHB,
              wieder Vollzeit arbeitend
Tx,August-September 02 Radiotherapie 38 mal, insgesamt 68 Gray.
Tx Sept.02,   ab Mitte Radiotherapie:
              Selen 0,5 mg/d, WOBE-MUGOS 6/d, sowie (umstritten und aus anderem
              Grund: Orthoimmun-Expert und Kupfer)
Von fachlich kompetenter Seite wurde bestätigt, dass die Enzyme (WOBE-MUGOS), Kasse zahlt nicht, eventuell durch ausreichend Papaya zu ersetzen, nur bei leerem Dünndarm wirken (ausreichend lange nach einer Mahlzeit und mindestens 1 h vor einer Mahlzeit), Enzyme werden nur zu 5 % höchstens im Darm resorbiert, aber dies reicht, um die Schleim-Schutzschicht auf den Krebs-Zellen anzugreifen und diese für die Bestrahlung und auch später für das körpereigene Abwehrsystem angreifbar zu machen.
Selen dient dem gleichen Zweck, und wegen positiver Ergebnisse bei niedriger Dosierung läuft z. Zt. eine Studie mit 1 mg/d bei Brustkrebs-Patientinnen.
Unmittelbar vor Beginn dieser Selen-Enzym-Therapie heftige Probleme im Perianal-Gebiet, vermutete beginnende Strahlenschäden, sind typisch in diesem Gebiet. Ausgeheilt mit selbstgemachter Gerbstofflösung aus grünem Tee-Konzentrat. Danach bis Ende der Radio-Therapie keinerlei weitere Beschwerden, auch bis jetzt, 2 Monate später keinerlei spürbare Folgen. Die Befürworter der Selen-Enzym-Therapie sagen, dass halbtote und halblebendige Zellen von den Enzymen rasch verdaut werden und keine Giftstoffe freisetzen können.
Dx Okt.02,     PSA kleiner 0,04 (vielen Dank an die Helfer in der Frage
               nach sinnvoller Dauer der HB2 und einem besseren Labor).
               zweiter Drei-Monats-Zyklus Trenantone.
Momentanes Befinden: fantastisch
Hätte besser laufen können: Klammerentfernung zu früh für die Bauchdecke, bin ein die Bauchdecke hoch belastender Seitenlagen-Schläfer, so dass häßliche Narbenverbreiterung, ebenfalls: Blähungsquälerei die ersten drei Tage nach der Operation hätte sich durch Diät vorher stark verringern lassen.
Hat nichts gebracht: Kontinenztraining,
Bringt viel: immer wieder Anspannen des Bauchmuskelstrangs und diesen fortgesetzt denken bis zum After.
Frage: Wer kennt eine Begründung für die völlig ungewöhnliche Situation T4 aber M0 N0? (Ich bin noch in Hoffnung dass es so bleibt, obwohl mir fast niemand Mut dazu machte.).
Ungewöhnliche Beobachtungen, vielleicht dazu passend: 18 Monate vor der Diagnose ein deutlich ansteigendes Bedürfnis nach Tomaten, 6 Monate vor Diagnose sehr deutlich, insbesondere in geschmorter Form,
6 Monate vor Diagnose stark gesteigertes Bedürfnis nach Walnüssen, früher gut schmeckend zu der Zeit ein Muss, ca. 500 g bis 1 kg Kerne pro Monat, ebenso nach Preisselbeeren (1 Glas pro Woche).
Weitere Anomalien: eventuell genetisch bedingte deutliche CD4/CD8-Anomalie, d. h. Helfer-T-Zellen 10 bis 20 % unter dem unterem Normwert, Suppressor-T-Zellen liegen um einen Faktor 2 bis 3 unter dem Normwert, könnte auch eine Folge langfristiger chronischer Entzündungen im Nasen-Stirn-Nebenhöhlenbereich sein und muss nichts mit PK zu tun haben.
!Internist hatte 12 Monate vor Diagnose großes Blutbild gemacht, aber kein PSA gemessen.
!Gastroenterologe hatte 5 Monate vor Diagnose wegen Hämorrhoiden untersucht und keinen Befund und bewegliche Darm-Prostata-Situation bescheinigt, was aufgrund der pT4 Diagnose unmöglich ist.
Nutzet die Zeit, freut Euch des Lebens und nehmt nicht alle ordinären Dinge so wichtig.

Malte schrieb am 28.10.2003:
Neue Prostata-Op-Methode schont die Potenz
Wasserstrahl-Chirurgie / 20 Prozent mehr potenzerhaltende Eingriffe als mit konventionellen Verfahren
HAMBURG (eis). Eine neue Operationsmethode erhält erheblich mehr Männern mit Prostatakrebs die Potenz als die konventionelle Prostatektomie.
Bei dem Verfahren wird mit einem hauchdünnen Wasserstrahl unter hohem Druck die Prostata aus dem Gewebebett herauspräpariert. Der Druck ist dabei so bemessen, daß Gefäße und Nerven wegen ihrer Elastitzität dem Strahl standhalten, Muskeln und Organstrukturen aber getrennt werden. Verletzungen des an der Prostata liegenden Nervengefäßbündels werden dabei weitgehend vermieden, wie beim Medica Preview in Hamburg berichtet worden ist.
In einer Studie haben Dr. Salvador Fernandez De la Maza und seine Kollegen am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) bei je 18 Patienten mit konventioneller Methode oder mit Wasserstrahl (Helix Hydro Jet®/Erbe) eine Prostatektomie vorgenommen (Min Invax Ther & Allied Techno 11, 2002 25/).
Bei 78 Prozent der Patienten mit Wasserstrahl-Chirurgie war drei Monate danach die Potenz erhalten, im Vergleich zu 56 Prozent bei konventioneller Chirurgie. Auch blieben bei der neuen Technik mit 78 Prozent mehr Männer kontinent als unter konventioneller Technik (67 Prozent).
Fernandez De la Maza hat nach eigenen Angaben inzwischen 130 Männer mit der Wasserstrahl-Chirurgie behandelt und bei etwa 80 Prozent die Potenz erhalten können. Mit Standardverfahren würden etwa 60 Prozent erreicht.
Außer am UKE wird die Prostatektomie mit Wasserstrahl-Chirurgie zur Zeit unter anderem am Marienhospital in Herne (Professor Joachim Noldus) und am DRK-Krankenhaus Seepark in Langen Debstedt bei Bremerhaven (Dr. Fernandez De la Maza) gemacht.
Weitere Infos unter www.erbe-med.de

Andreas S schrieb am 10.9.2006:

wieder einmal scheint sich die Waagschale zu Gunsten einer RPE auch bei fortgeschrittenem Krebs zu neigen, da die Autoren der folgenden Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass eine systemische Therapie besser greife, wenn die Haupttumorlast entfernt wurde. Bei PubMed fand ich folgende Zusammenfassung, die ich – man möge mir Fehler verzeihen – aus dem Englischen übersetzt habe.

Metastatic prostate cancer-does treatment of the primary tumor matter?

Metastasierter Prostatakrebs – spielt die Behandlung des Primärtumors eine Rolle?

Swanson G, Thompson I, Basler J, Crawford ED.

Departments of Radiation Oncology and Urology, University of Texas Health Science Center at San Antonio and Cancer Therapy and Research Center, San Antonio, Texas, and University of Colorado Health Science Center, Denver, Colorado.

ZWECK:

In den letzten Jahren stieg das Interesse an adjuvanten Prostatakrebs-Therapien. Dem folgte der Trend, die Therapie des Primärtumors bei fortgeschrittener Erkrankung zu vernachlässigen. Wir überprüften den Einfluss der Behandlung der Haupttumorlast auf den gesamten Krankheitsverlauf bei Patienten mit fortgeschrittenem und metastasiertem Prostatakrebs. Insbesondere werteten wir die Rolle der chirurgischen Tumor(-cyto)reduktion aus.

MATERIAL UND METHODEN:

Wir führten eine umfangreiche Literaturanalyse durch, um den Effekt der chirurgischen Reduktion der Tumorlast auf das Outcome bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zu auszuwerten.

ERGEBNISSE:

Sogar bei Krebsarten, bei denen adjuvante Chemotherapie und Bestrahlung großzügig angewandt werden, gibt es bei optimaler chirurgischer Entfernung der Tumorlast einen klaren Vorteil für die lokale Kontrolle und das Überleben. Die Vorteile einer maximalen chirurgischen Cytoreduktion sind bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs und gastrointestinalen Krebserkrankungen eindeutig. Eine maximale Entfernung der Tumorlast von Hirn-, Leber- und Lungenmetastasen hat zu einem längeren Gesamtüberleben geführt. Bei der Entfernung des Primärtumors bei metastasiertem Nierenzellkarzinom ist eine Erhöhung der Überlebenszeit durch randomisierte Studien bewiesen.

Offenbar reagieren Patienten mit lymphknotenpositivem und möglicherweise auch mit metastasiertem Prostatakrebs besser auf eine Androgenablation, wenn die Prostata entfernt wurde.

SCHLUSSFOLGERUNG:

Eine chirurgische Tumor-Cytoreduktion resultiert in der günstigeren und länger anhaltenden Wirkung einer Systemischen Therapie. Daher erscheint es angemessen, eine aggressive chirurgische Therapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zu erwägen.

-Zitat Ende-

Für mich bestätigt dies wieder einmal die Aussage von Strum, dass prostatektomierte Patienten besser von einer ADT3 profitieren.

Dazu schrieb Jürg am 12.9.2006:

Für Studien bin ich ein recht skeptischer Leser, und für solche, die sich bloss auf die Litaratur stützen, erst recht, weil die Resultate aus zweiter Hand bezogen werden und mit großer Wahrscheinlichkeit Material enthalten, das unter den verschiedensten Aspekten entstanden ist.

Ernsthafter scheint mir ein anderer Einwand gegen das Studienergebnis, der auch in der bisherigen Diskussion schon erhoben wurde: Sogar dann, wenn es stimmen sollte, dass eine Operation im Hinblick auf die weitere therapeutische Behandlung beim nicht auf das Organ begrenzten PK Vorteile brächte, dann dürfen die Risiken der Op. nicht einfach ausgeklammert werden. Genau das aber tut die Studie; sie geht, ohne dass es gesagt würde, davon aus, dass alle Operationen von erstklassigen Chirurgen an ihren besten Tagen ausgeführt wurden. Und dies entspricht meines Wissens in keinem Land der Welt den Tatsachen. Auch der beste Chirurg kann mal Pech haben, und dass der junge Chirurg erst einmal Erfahrungen sammeln muss, das liegt auf der Hand. Chirurgische Pfuscharbeit soll selten sein, kommt aber auch vor.

Dr. Strum, dessen Fähigkeiten und Verdienste ich sehr schätze, zitiert konkrete, auf den Sachverhalt zielende Studienergebnisse, um zu begründen, dass eine Prostataentfernung im Hinblick auf eine systemische Therapie positive Auswirkungen haben könnte. Auf der vorhergehenden Seite seines Buches "Ein Ratgeber zum Prostatakrebs" (Seite 71) hält er aber ausdrücklich fest, die Nebenwirkungen einer Behandlung sollten sorgfältig abgewogen werden, da dies eine für die Lebensqualität entscheidende Betrachtung sein könne.

Ich selber gehöre zu jenen, die zur Zeit der Diagnose wegen nachgeiesener Metastasen als inoperabel betrachtet wurden, und ich bin heute, genau sechs Jahre später, immer noch froh darum. Wer sich aber in vergleichbarer Lage einen Chirurgen sichern kann, der sein Handwerk perfekt versteht, dem möchte ich trotz meiner Kritik am Studienergebnis nicht von einer Op. abraten, ihn aber einladen, das pro und das contra sehr sorgfältig abzuwägen.

Darauf antwortete Andreas S einen Tag später:

ich kann mich Deiner Argumentation voll und ganz anschließen. Ich denke, die Autoren der Studie schreiben ganz in diesem Sinne, - falls ich richtig übersetzt habe -

"Daher erscheint es angemessen, eine aggressive chirurgische Therapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zu erwägen."

In dieser Formulierung spiegelt sich unser ganzes Dilemma wider: Wir können nur nach bestem Wissen abwägen ohne das Resultat genau vorhersagen zu können. - Andererseits: Geht es uns nicht im ganzen Leben so?


klasch40 schrieb am 2.3.2012:

Es ist sicher verständlich, dass man sich nach einer R0-Resektion bei Auftreten eines Rezidiv nicht recht vorstellen kann, dass sich gerade dort ein neues Karzinom entwickelt. Da ich einen fokalen Kapseldurchbruch hatte, gehe ich eher davon aus, dass es bereits Absiedlungen an anderer Stelle geben könnte. Im Grunde weiß ich aber nicht, was nach einem Kapselduchbruch des PCa genau geschieht.

"Strahlentherapeut" Daniel Schmidt versuchte, dies zu erklären:

Das Problem ist einfach, dass bei der Operation oft nicht jede Tumorzelle "sicher" entfernt werden kann, wenn der Tumor durch die Kapsel durchgebrochen ist. Die Nähe der Prostata zu Gefäßen und Nerven sowie die engen Verhältnisse im kleinen Becken machen es für einen Operatuer schwierig, alles mit genug Sicherheitssaum im Gesunden zu entfernen.

Sicherlich besteht grundsätzlich das Risiko, dass die PSA-Erhöhung bei Ihnen der Ausdruck von Lymphknoten- oder Organmetastasen und kein Lokalrezidiv bedeutet. Allerdings spricht der PSA-Verlauf eindeutig eher für ein Lokalrezidiv.