Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapie-Erfahrungen –
Denosumab (Prolia®, XGEVA®)

[Die hier geschilderten Therapierfahrungen können keine statistische Aussage über Erfolg oder Misserfolg bei dieser Therapie liefern. Es handelt sich ausschließlich um Einzelerfahrungen.
Allgemeine Informationen zu Denosumab (Prolia®, XGEVA®) siehe hier.
Eine hervorragende Übersicht über die Erfahrungen zahlreicher Patienten mit diversen Behandlungsformen bietet die Seite myProstate.eu.
Ed]

Reinardo schrieb am 31.3.2012:
Nachdem ich mir Prolia auf eigenen Wunsch vom Hausarzt habe spritzen lassen, kann ich vor diesem neuen Medikament zur Knochenstärkung nur warnen. Hier ist ein neues Medikament mit viel Hype auf den Markt gekommen, das möglicherweise die Nutzenbewertung passiert hat, aber wo hinsichtlich der Nebenwirkungen das Institut für die Qualität in der Medizin wohl ein Auge zugedrückt hat. Es geht doch nicht an, Medikamente zuzulassen, die in der Rubrik "Häufig" Blasenprobleme wie "häufiges Wasserlassen", "Schmerzen beim Wasserlassen", "Blut im Urin" und "Inkontinenz" aufführen, ferner können hautempfindliche Menschen Ekzeme an den Beinen bekommen. Gliederschmerzen können entstehen. Mein Blutdruck ist in der Nacht nach der Spritze hochgeschossen, ich habe Druck in den Ohren, Schwindelgefühle. Mein Gedächtnis funktioniert nicht wie sonst. Dazu kommen die oben genannten Probleme mit der Blase. Wenn man nachts 10x aufstehen und auch tagsüber abhängig von der Trinkmenge zu oft zur Toilette muss, dann ist das nicht akzeptabel, und ich bin der Meinung, dass solche Medikamente wegen zu gravierender Nebenwirkungen gar nicht zugelassen werden dürften. Das Wort "Nebenwirkungen" ist schon eine Beschönigung. Bei Prolia sollten sie "Körperverletzungen" heißen. Dass unter Prolia auch eine Kiefernekrose sich entwickeln kann, wurde zwar erwähnt, aber das Wort "Nekrose" hat man im Beipackzettel vermieden. Nachdem ich zehn Jahre das Biophosphonat Fosamax ohne irgendwelche Beschwerden genommen und keine Kiefernekrose bekommen habe, befürchte ich nun, dass Prolia das schafft.
Ich hoffe nur, dass die Nebenwirkungen nach einiger Zeit abklingen. Sechs Monate, solange die Spritze wirkt, sind eine lange Zeit. Tabletten kann man absetzen, wenn man sie nicht verträgt. Aber was gespritzt ist, wird man nicht mehr los.
jürg antwortete dazu am 4.4.2012:
Mir scheint, Deine Kritik an Denosumab sei doch etwas zu massiv ausgefallen. Ich bekomme XGEVA (identischer Wirkstoff) seit September 2011 monatlich von meiner Onkologin verabreicht, also in erheblich stärkerer Dosierung und in kürzeren Intervallen. In meinem Fall sind die Nebenwirkungen (leichte Neuropenie an den Fingern) absolut harmlos. Klar, Deine Probleme will ich nicht etwa wegschwatzen, aber ich halte es nicht für richtig, mit den schlechten Erfahrungen in einem Einzelfall gleich ein Verbot des Medikamentes zu propagieren. Dies auch im Hinblick auf Dein Profil, wo immer wieder von Miktionsbeschwerden die Rede ist. Vielleicht bist Du in dieser Hinsicht mehr gefährdet, als der durchschnittliche Patient.
Was die Kiefernekrose anbelangt: Es stimmt, dass im Beipackzettel für Patienten das Wort "Nekrose" nicht vorkommt. Immerhin sind aber zwei Abschnitte der Zahnpflege gewidmet, und mit dem Wort "Nekrose" kann wohl der Durchnittspatient weniger anfangen, als mit den Hinweisen auf die Bedeutung guter Mundhygiene. Wer es wirklich wissen, aber seinen Arzt nicht fragen will, der kann sich hier schlau machen und wird die Nekrose finden. In der Patienteninformation seht schliesslich der Satz "Eine routinemässige orale Untersuchung sollte vor Behandlungsbeginn mit Denosumab vom verschreibenden Arzt durchgeführt werden." Hat Dein Hausarzt das getan?
Auch ich habe wegen Nebenwirkungen, die mir nicht behagten, letztes Jahr einen Medikamentenwechsel von Eligard zurück zu Zoladex veranlasst. Deswegen das Medikament, das mir schlaflose Nächte bereitete, öffentlich anzuprangern, kam mir allerdings nicht in den Sinn, obwohl mir mein Urologe sagte, ich sei nicht der einzige seiner Patienten, der solche Probleme bekomen habe. Er fügte aber bei, die Mehrzahl habe nichts zu bemängeln. Ich schloss aus dieser Antwort, dass es Patienten gebe, die in bestimmter Hinsicht empfindlicher seien, als andere. Und wenn ich keine Ausweichmöglichkeit gehabt hätte, dann hätte ich die Schlaflosigkeit in Kauf genommen.
HorstK schrieb am 11.7.2012 dazu:
In dem evidenzbasierten Patientenratgeber zur S3-Leitlinie 'Prostatakrebs II' steht u.a. folgendes:
"Gerade in höherem Alter und/oder bei schwerwiegenden Begleiterkrankungen sollten Sie den zu erwartenden Nutzen einer Behandlung sehr genau gegen die Risiken abwägen. Operation, Bestrahlung oder Hormontherapie werden unter Umständen Ihren Körper stärker belasten als der Krebs. Inwieweit ein möglicher Lebenszeitgewinn diese Beeinträchtigung rechtfertigt, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt überlegen."