Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Medikamente – Ketoconazol (Nizoral®)
(engl.: Ketoconazole)

[Der Wirkstoff Ketoconazol wurde als oral oder als Salbe anzuwendendes Antipilzmittel (Antimykotikum) gegen Hautpilz und Pilzinfektionen entwickelt und ist seit 1981 im Handel. 1982 wurde entdeckt, dass hochdosiertes Ketoconazol die Testosteronproduktion sowohl der Hoden als auch der Nebennieren hemmt und dass es sich damit zum Behandeln von sowohl hormonabhängigem als auch hormonunabhängigem Prostatakrebs eignet. Da allerdings auch die Produktion anderer Nebennierenhormone ("adrenale Hormone", insbesondere des Cortisols) gehemmt wird, gehört zu einer Ketoconazol-Therapie zwangsläufig das Verabreichen von Hydrocortison (synthetischem Cortisol) (siehe hierzu den Hinweis von Dr. F. E. auf Triamcinolon statt Hydrocortison!). Diese Therapieform wird häufig als HDK + HC (High-dose Ketoconazole + Hydrocortisone) bezeichnet. Die Nebenwirkungen von hochdosiertem Ketoconazol können recht erheblich sein (siehe nachstehende Beiträge).

Die amerikanischen Hämatologen/Onkologen und Prostatakrebs-Experten Dr. Mark Scholz und Dr. Stephen B. Strum stellten fest, dass Ketoconazol bei PSA-Werten unter 10 ng/ml dramatisch besser wirkt als bei höheren Werten.

Zu den potenziellen Nebenwirkungen sagt der Hersteller (Janssen-Cilag SpA, Italien) folgendes:

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zu Grunde gelegt:

Sehr häufig:           mehr als 1 von 10 Behandelten
Häufig:                  weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten
Gelegentlich:          weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1.000 Behandelten
Selten:                  weniger als 1 von 1.000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten

Sehr selten:           weniger als 1 von 10.000 Behandelten, einschließlich Einzelfälle

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:

Selten: Verminderung der Blutplättchen
Sehr selten: hämolytische Anämie (spezielle Form der Blutarmut)

Störungen des Nervensystems:

Gelegentlich: Kopfschmerzen, Schwindel, Lichtempfindlichkeit
Selten: Missempfindung der Haut
Sehr selten: rückbildungsfähiger Anstieg des Hirndrucks (z. B. Papillenödem, Vorwölbung der Fontanelle bei Säuglingen)

Störungen des Magen-Darm-Traktes:

Häufig: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen
Gelegentlich: Durchfall, Dyspepsie

Leber- und Gallenstörungen:

Gelegentlich: rückbildungsfähiger Anstieg der Leberenzyme
Sehr selten: schwere Leberschädigung einschließlich Gelbsucht, Leberentzündung, durch Gewebeprobe bestätigte Lebernekrose, Leberversagen, einschließlich Fällen, die Transplantationen erforderlich machten oder zum Tode führten.

Erkrankungen der Haut:

Häufig: Juckreiz
Gelegentlich: Hautausschlag, Haarausfall
Sehr selten: Nesselsucht

Erkrankungen im Bereich der Fortpflanzungsorgane und der Brust:

Gelegentlich: rückbildungsfähige Brustentwicklung beim Mann (bei höherer Dosierung als der empfohlenen Tagesdosis von 200-400 mg)
Selten: Impotenz
Sehr selten: Menstruationsstörungen, Verminderung der Spermien (bei höherer Dosierung als der empfohlenen Tagesdosis von 200-400 mg)

Störungen des Immunsystems:

Sehr selten: Allergische Reaktionen einschließlich Einzelfällen mit anaphylaktischem Schock

Dabei ist zu berücksichtigen, dass beim HDK-Einsatz von Ketoconazol die tägliche Dosis nach der Eingewöhnungszeit 3 x 400 mg beträgt, also wesentlich höher ist als beim Einsatz als Antimykotikum. Unter HDK-Therapie soll einer von 50 Patienten erhebliche Leberschäden erleiden.

Ketoconazol geht mit einer Vielzahl von Medikamenten Wechselwirkungen ein, wobei es deren Wirkung entweder verstärken oder abschwächen kann. Bei der Einnahme weiterer Medikamente, was beim Vorliegen von Prostatakrebs die Regel ist, müssen diese Wechselwirkungen durch den Arzt oder den Apotheker abgeklärt werden. Dazu gibt es heute entsprechende Softwarepakete für den ärztlichen Computer.

Ed]

Stan fragte am 17.12.2003:

Ketoconazol soll doch das Testosteron richtig gut senken. Ich habe jedoch nicht den Mut, dieses Teufelszeug zu schlucken. Ist es vielleicht möglich, dass man sich eine Ketoconazollösung auf die Hoden schmiert und damit das Testosteron senkt???

Ralf antwortete am selben Tag:

Das wäre absolut das richtige, wenn Du dort einen Hautpilz hättest. Für den Zweck, den Du im Sinn hast, nutzt es dort aber herzlich wenig. Ketoconazol ist als Fungizid (Antipilzmittel) entwickelt worden. Man hat dann festgestellt, dass es, innerlich angewendet, eine Wirkung auf die Nebennieren hat und dort u. a. die Testosteronproduktion hemmt. Die Hoden produzieren dagegen munter weiter T, wenn man keine zusätzlichen Maßnahmen ergreift (LHRH-Analogon).

Da auch die Cortisonproduktion der Nebennieren von Ketoconazol beeinträchtigt wird, muss gleichzeitig mit der Einnahme von K eine Cortisonersatztherapie laufen.

Dr. F. Eichhorn, Urologe in Bad Reichenhall, schrieb am 20.6.2004:

Herr Voland hat kürzlich bei mir nachgefragt, welches Medikament vordringlich zum "off-label use" freigegeben werden sollte. Nach Rücksprache mit Dr. Strum habe ich mich für Ketoconazol ausgesprochen,

Kurz zum Hintergrund : "Off-label"-Medikamente sind solche, die in Deutschland für eine bestimmte Indikation (= Erkrankung ) nicht zugelassen sind und deshalb nicht auf einem Kassenrezept verordnet werden dürfen. Ärzte, die sich an diese Vorschrift nicht halten, laufen Gefahr, von den Krankenkassen in Regress genommen zu werden – d. h. die Verordnungskosten selbst bezahlen zu müssen. Das kann eine Praxis in große wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen.

Auf meiner Hitliste – viele Forumleser wissen das – steht Taxotere ganz oben. Da im Juni im Rahmen der ASCO-Tagung (American Society Of Clinical Oncology) nun mehrere Studien veröffenlicht wurden, die einen Überlebensvorteil für mit Taxotere behandelte Patienten im Vergleich zu einer Standardtherapie (Novantron) belegen, wird Taxotere auch in Deutschland früher oder später zugelassen werden müssen [dies ist erfolgt – Ed].

Rechtliche und wirtschaftliche Überlegungen sollten aber nicht mit der soliden ärztlichen Beratung kollidieren. Grundsätzlich besteht nämlich Therapiefreiheit. Wenn es ausreichend Belege für die Wirksamkeit eines Medikamentes gibt – und die konventionelle Therapie ausgeschöpft ist – darf der Arzt nach gründlicher Abwägung der Vorteile und Risiken einer solchen Therapie mit dem Patienten auch "Off-label"-Medikamente anwenden.

Das wurde auch viele Jahre so gehandhabt. Erst mit zunehmender Geldknappheit haben die Kostenträger gemerkt, dass sie ja eigentlich Medikamente bezahlen die sie – streng nach Gesetz – nicht bezahlen müssen.

Nun zu Ketokonazol: Die gute bis sehr gute Wirkung von Nizoral gegen den androgen-unabhängigen Prostatakrebs ist in Studien gut belegt (siehe das Protokoll von Dr. Strum unter Therapie/Life Extension Foundation/Fortgeschrittenes Stadium auf dieser Homepage).

Hier ein Auszug:

Die Behandlung des Androgenunabhängigen Prostata-Karzinoms (AIPC)

Nizoral® oder hochdosiertes Ketoconazol (HDK) mit Hydrocortison (HC)

Nizoral plus Hydrocortison ist ein exzellenter Behandlungsansatz für Männer mit AIPC. Nizoral hat tatsächlich so viele außergewöhnliche Effekte gegen beides – ADPC und AIPC –, dass es verwunderlich ist, dieses Medikament nicht als Grundpfeiler in der Initialbehandlung des Prostata-Karzinoms zu finden. Nizoral senkt Testosteron schnell – innerhalb von 48 Stunden – auf Kastrationsniveau – durch Mechanismen, die sich von LHRH-Agonisten und Antiandrogenen unterscheiden (siehe das Bild unten nach Trachtenberg et al.).

Nizoral blockiert die Produktion von im Hoden produzierten Testosteron und die Androgenvorläufer (DHEA, DHEA-S und Androstendion), die in der Prostatazelle zu T und DHT metabolisiert werden. Da Nizoral auch die Cortisonproduktion um ca. 25 % reduzieren könnte, kann ein kleiner Prozentsatz von Patienten Symptome entwickeln, die einem adrenalen Mineralocorticoid-Mangel gleichen. Die Patienten bekommen deshalb gewöhnlich Hydrocortison zusammen mit Nizoral, um diese potentiellen Nebenwirkungen zu verhindern, aber auch wegen der bekannten Antitumor-Effekte von Hydrocortison beim AIPC. Die empfohlene Standartdosis von HC ist 20 mg mit dem Frühstück und 20 mg mit dem Mittagessen. Die Patienten können evtl. ihre HC-Dosis reduzieren, wenn die ACTH und Cortisol-Spiegel bestimmt werden.

Nizoral und HC beim AIPC

Es wurden auch schon vor der PSA-Ära klinische Studien mit Nizoral publiziert. Heute wird PSA als Surrogat-Biomarker für das Ansprechen der Erkrankung benutzt. In der Vor-PSA-Ära berichteten Pont et al. (J. Urol., 1987), dass bei 88 % von 17 bis dahin unbehandelten Männern mit metastasierendem Prostata-Carcinom die Schmerzen zurückgingen oder verschwanden. Zwei dieser Patienten blieben in der kompletten Remission mit keinen Zeichen der Erkrankung nach 30 Behandlungsmonaten.

Muscato et al. (Proc. Am. Soc. Clin. Oncol., 1994) berichteten über ihre Ergebnisse mit Nizoral + HC bei 21 Patienten, die als hormonrefraktär angesehen wurden. 7 (33 %) von 21 Patienten zeigten einen PSA-Abfall über 90 %, wobei 6 von 7 länger als 12 Monate in der Remission blieben (von 14 - 35 Monate). Muscato et al. stellten die Bedeutung eines sauren Milieus, das für eine optimale Absorption notwendig sei, heraus. Nizoral sollte nicht zusammen mit anderen Nahrungsmitteln eingenommen werden; außerdem sei es wichtig, dass Patienten keine H2-Blocker, Carafate und/oder Antazida einnehmen. Muscato et al. zeigten, dass H2-Blocker (Zantac, Tagamet, Axid, Pepcid) oder Protonenpumpen-Hemmer (z. B. Prilosec oder Prevacid) die Absorption von Nizoral bis zu 75 % hemmen können. Trotzdem könnten Nizoral und HC zu den wirkungsvollsten Therapie-Regimen für das AIPC gehören.

In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit berichteten Small et al. (J. Urol., 1997) über die Ergebnisse von Nizoral + HC bei Männern mit einer progressiven Erkrankung unter Androgenentzug nach Absetzen des Antiandrogens. Von 48 auswertbaren Patienten hatten 30 (63 %) einen PSA-Abfall über 50 % für mindestens 8 Wochen, während 23 (48 %) einen PSA-Abfall über 80 % für mindestens 8 Wochen hatten. Für alle Patienten war der mediane PSA-Abfall 79 % (im Bereich 0-99 %). Die mediane Ansprechdauer betrug 3,5 Monate, wobei 23 von 48 Patienten ein weiter anhaltendes Ansprechen zeigten (3,3+ Monate bis 12,8+ Monate). Es wurde kein Unterschied in den Ansprechsraten bei Patienten mit bzw. ohne AAWR [anti-androgen withdrawal response = Reaktion (des Körpers) auf das Absetzen des Antiandrogens – Ed] gesehen. Das mediane Überleben aller Patienten war bei 6+ Monaten noch nicht erreicht.

In einer anderen Veröffentlichung behandelte Small et al. (Cancer, 1997) 20 aufeinanderfolgende Patienten gleichzeitig mit einem Antiandrogenentzug und Nizoral + HC. Der mediane PSA bei Aufnahme in die Studie war 13 ng/ml (von 1,9 bis 1000 ng/ml). 11 von 20 Patienten (55 %) erreichten ihr Ansprechkriterium, das bedeutet mehr als 50 % PSA-Abfall. Die mediane Dauer des Response war 8,5 Monate (95 % Vertrauensintervall 7 bis 17 Monate) und das mediane Überleben war für alle 19 Monate. Wegen seinen Wirkungen auf das MDR-Gen wurde Nizoral auch in Kombination mit einer Chemotherapie untersucht.

HDK in Regimen kombiniert mit Chemotherapie

Es ist nicht eindeutig geklärt, ob HDK und HC versus eine Chemotherapie-Kombination verwendet werden sollte. Wir erinnern an deren Synergismus mit Adriamycin und Velban wie auch an die Fähigkeit, eine MDR (Multidrug resistance) zu verhindern. Es gibt zwei Regimen, die HDK in Kombination mit einer Chemotherapie einsetzen. Das 1. war eine Kombination von Adriamycin und Ketoconazol (Sella et al., J. Clin.Oncol., 1994).

Das durchaus effektive Sella-Regimen wurde in ein Multidrug-Regimen eingebaut – wir haben es das Logothetis-Protokoll genannt (Ellerhorst et al., Clin. Cancer Res., 1997). Dr. Christopher Logothetis hat die zwei aktivsten Chemotherapie-Protokolle in einem Protokoll von wechselnden Regimen kombiniert. Unsere Modifikationen dieses Regimens sind kursiv geschrieben (siehe Protokoll).

Ketokonazol zeigt auch synergistische Effekte in der Kombination mit Taxotere. Viele Onkologen wie Dr. Strum, Dr. Scholz, Dr. Myers verwenden Ketokonazol seit Jahren mit guten Ergebnissen – die leider nicht immer in Studien dokumentiert werden können. Ich selbst verwende Ketokonazol seit ca. 4 Jahren – mit guten Anprechraten auf das PSA – nicht nur kurzfristig sondern z. T. über 2 Jahre!! Bei einigen Patienten sind die Leberwerte angestiegen – haben sich aber nach Dosisreduktion normalisiert (Prophylaxe mit Silymarin-Präparaten). Ich haben bisher keine lebensbedrohlichen Nebenwirkungen gesehen.

Es ist gerade wieder eine Übersichtsarbeit zu Ketokonazol auf www.pcri.org erschienen. Dies als Beleg, dass Ketokonazol keinesfalls aus der Mode gekommen ist.

Leider sehe ich keine Anzeichen dafür, dass Ketokonazol zur Therapie des Prostatakarzinoms zugelassen werden könnte. Über die Hintergründe kann man nur spekulieren – wahrscheinlich ist es für die Hersteller schlicht wirtschaftlich uninteressant, eine sehr teure Zulassungsstudie aufzulegen.

In regionalen Selbsthilfegruppen werden und sollen individuelle Erfahrungen mitgeteilt und ausgetauscht werden. Aber bitte machen Sie nicht den Fehler, aufgrund einer negativen Erfahrung eines Patienten gleich grundsätzlich die ganze Behandlung abzulehnen. Das gilt für die Therapie mit Ketokonazol ebenso wie für die radikale Prostatektomie.

erpa fragte am 18.2.2006:

während meiner zweiten ADT3 mit Enantone, Casodex und Proscar (Beginn November 2003 bei einem PSA-Wert von 8) und einem schnellen Abfall auf 2,5 mit Nadir bei 1,8 steigt der PSA-Wert seit März 2005 kontinuierlich an.

Zunächst wurde im September 2005 bei PSA 5 das Casodex gegen Ketoconazol (Nizoral) plus Hydrokortison ausgewechselt. Die Dosierung wurde im ersten Schritt vorsichtig mit 300 mg Nizoral und 10 mg/d HK gewählt und dann im Oktober auf das Doppelte gesteigert. Ein nennenswerter Einfluss ist nicht erkennbar.

Jetzt, fünf Monate später, liegt der PSA-Wert bei 12,5, so daß ich mit meinem URO überlege, entweder auf die Ketaconazol-Hoch-Dosierung von Dr.Tucker (1200 mg/d + HK) oder auf Estramustin umzusteigen. (Eventuell könnte zu einem späteren Zeitpunkt auch Taxotere zum Einsatz kommen, meint der URO).

Irgendwelche Beschwerden habe ich bis auf die Nebenwirkungen der Medikamente nicht. Die Prostata ist nach Aussage des UROs klein und weich.

Wer hat mit diesen Secondline-Medikamenten Erfahrung?

Ralf antwortete am selben Tag:

Ich habe zwar keine persönliche Erfahrung, aber ich habe mich kürzlich mit Dr. Tucker (LA) über Second-Line-Therapien unterhalten, wenn Casodex kontraindiziert ist. Dreierlei hält er in etwa für gleichwertig, nur jeweils mit anderen Nebenwirkungen behaftet, und man darf sich aussuchen, welche davon einem am liebsten sind:

Ein Patient in entsprechender Situation entschied sich, es mit Ketoconazol zu versuchen. Dr. Tuckers Verschreibung für ihn sah folgendermaßen aus:

Dies dürfte die Standard-Dosierung sein, siehe auch Nr. 37 bei den KISP-Texten.

Zur Alternative Orimeten statt Ketoconazol hat vor kurzem Sphinkter berichtet, siehe Forumextrakt - Th-Erfahrungen - Chemotherapie.

erpa fragte am 8.3.2006:

Mit Nizoral habe ich schlechte Erfahrungen gemacht (ich bin 75 Jahre alt, nicht operiert und nicht bestrahlt). Hier der zeitliche Ablauf im letzten halben Jahr:

1. Umstellung von Casodex auf Nizoral bei PSA 5,0 ng/ml

Im Laufe der zweiten ATD3 (Enantone+Casodex+Proscar) stellte ich fest, daß der PSA-Wert trotz 150 mg/d Casodex stetig anstieg. Deshalb wechselte ich bei PSA 5,0 aufgrund der Beiträge im Forum im September des letzten Jahres von Casodex zunächst auf eine schwache Dosis Nizoral (200 mg-0-100 mg) plus Hydrokortison (10 mg-0-0), die Nebenwirkungen waren erträglich.

2. Nach einem Monat Erhöhung der Nizoral-Dosis (PSA 7,3)

Da der PSA-Wert zu meinem Erstaunen weiter anstieg, erfolgte nach einem Monat (im Oktober) die Verdopplung der Nizoral-Gabe (400 mg-0-200 mg) plus HK (10 mg-0-5 mg). Auch dies beeinflusste das Steigen des PSA-Werts nicht. Die Nebenwirkungen blieben immer noch erträglich, die Leberwerte waren im Normalbereich.

3. Nach weiteren vier Monaten weitere Erhöhung der Nizoral-Dosis (PSA 12,5)

Als schließlich nach weiteren vier Monaten immer noch kein Fallen des PSA-Werts erkennbar war, wurde die Nizoral-Menge auf den Wert erhöht, der von Dr. Tucker und anderen aus den USA vorgeschlagen wird. Nizoral (400 mg-400 mg-400 mg) plus HK (10 mg-5 mg-0). Durch die jetzt offensichtlich zu hohe Medikamentierung veränderten sich schlagartig die Nebenwirkungen. Schon nach kurzzeitiger körperlicher Belastung stellte sich Kurzatmigkeit ein. Die Beinmuskulatur wurde schwach. Die Knöchel der Beine wurden dick und ein Gichtanfall stellte sich im rechten Mittelfußknochen ein. Das Gewicht stieg unkontrolliert. Die Gedächtnisleistung war beeinträchtigt. Bei der Blutkontrolle zeigte sich, daß Erythrozyten und Hämoglobin unterhalb der Normwerte lagen, Kreatinin und Cholesterin oberhalb der Normwerte, die Harnsäure lag dagegen im Normbereich. Und das Merkwürdigste war, daß der PSA-Wert immer noch angestiegen ist.

4. Nach weiteren 14 Tagen erzwungener Stop der Nizoralgabe (PSA 12,9)

Aus diesen Gründen musste ich Nizoral plus HK sofort absetzen. Seitdem haben sich die starken Nebenwirkungen gebessert, die Schwellung an den Füßen ist zurückgegangen, die Kurzatmigkeit nach etwa 10-minütiger körperlicher Belastung ist aber immer noch vorhanden. Neuere Blutwerte liegen noch nicht vor.

Hat jemand im Forum ähnliche Erfahrungen gemacht? Bleibt mir jetzt nur noch die Umstellung auf Estramustin und/oder Taxotere?

Siegbert antwortete am selben Tag:

bin nach erfolgloser 5FU-Chemo Anfang 2005 auf Nizoral umgstiegen und hatte mit der Low-Dosis + Cortison durchaus über ca. acht Monate eine PSA-Reduzierung von 12,5 auf 4,5. Dann aber wieder Anstieg des PSA auf 8,5, trotz High-Dosis über zwei Monate, so dass ich auf eine Chemotherapie (damals Teilnahme an Studie mit Glutadon) umgestiegen bin.

Habe Glutadon nach ca. zwei Monaten wegen starker Nebenwirken abgesetzt (Muskelschwäche, Kurzatmigkeit, Luftmangel bei Steigungen bzw. auf Treppen) und erhalte seit Mitte Januar 06 wöchentlich Taxotere (35 mg/m²).

Die relativ hohen und kontinuierlichen Cortisonmengen in Verbindung mit Nizoral (und dann in Folge Cortison mit Glutadon und Taxotere) machen mir weiterhin zu schaffen durch Luftmangel und Muskelschwäche in den Beinen. Werde darüber noch näher berichten. Versuche im dritten Taxotere-Zyklus Cortison zu reduzieren.

Jürg fragte am 12.3.2006, an Dr. F.E. gewandt:

Drei Fragen zu Ketoconazol, deren Beantwortung als ergänzende Information wertvoll sein dürfte:

Ketoconazol sollte in Abständen von acht Stunden eingenommen werden. Dr. Lam (KISP, Texte Nr. 39) äußert sich in seinem Artikel zu dieser Einzelheit nicht, doch ist sie ohne weiteres plausibel, soll ein gleichmäßiger Ketoconazol-Level eingehalten werden. Nun gibt es immer wieder Situationen, in denen man auch beim besten Willen das Acht-Stunden-Schema nicht genau einhalten kann. In welchem Ausmaß erscheinen Ihnen Abweichungen vom Schema zu verantworten?

Dr. Lam postuliert die Einnahme von Ketoconazol bei leerem Magen, also entweder 30 – 60 Minuten vor oder mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit. Teilen Sie diese Auffassung, oder zeigen Ihre Erfahrungen mit Ihren Patienten, dass man da nicht so exakt sein muss?

Schließlich: Beeinflusst die Einnahme von Getränken wie Wasser, Tee, Kaffee, Gemüse- oder Fruchtsäften (mit Ausnahme von Grapefruitsaft) in den „Sperrzeiten“ (sofern Sie solche überhaupt für erforderlich halten) die Wirkung von Ketoconazol in negativer Hinsicht?

Meinen Fragen messe ich eine gewisse praktische Bedeutung bei: Die Compliance dürfte besser sein, wenn der „Fahrplan“ für die Medikation nicht all zu rigide aussieht. Auf der anderen Seite könnte die Therapie versagen, wenn die optimalen Einnahmezeiten nicht eingehalten werden.

Dr. F.E. antwortete am selben Tag:

Wie Sie vielleicht wissen, arbeite ich sehr eng mit Dr. Strum zusammen. Er hat mit Dr. Scholz gute Erfahrungen mit Ketokonazol gemacht und diese auch veröffentlicht. Wir verwenden Ketokonazol – auch in Kombination mit Östrogenen oder Taxotere – seit fünf Jahren mit guten Ergebnissen. Man sollte bitte nicht der Meinung sein, dass dieses Medikament nicht hilft, weil es bei einem Einzelpatienten nicht geholfen hat. Wir sind froh, wenn in Studien mehr als 50 % der Patienten ansprechen !

Einige Hinweise: wir beginnen mit 3 x 200 mg und steigern die Dosis nach ca. 14 Tagen auf 3 x 400 mg und geben dazu Triamcinolon [ein synthetisches Glukokortikoid – Ed] 4 mg 1-0-1 (nicht mehr Hydrocortison). Das hat einen wissenschaftlichen Hintergrund, den ich hier aus Zeitgründen aber nicht näher ausführen kann.

Ketokonazol wird im Magen besser im sauren Milieu resorbiert. Deshalb auf leeren Magen oder mit Vit. C Lutschtabletten einnehmen. Man sollte nach Strum den Ketokonazol-Blutspiegel messen um zu wissen, ob man im therapeutischen Bereich ist.

Es gibt Studien, die scheinen zu belegen, dass die niedrige Dosis – also 3x200 mg – genau so gut wirkt wie die hohe Dosis – mit weniger Nebenwirkungen. Es können z. B. auftreten: Übelkeit, Leberprobleme (GOT, GPT messen lassen) oder auch eine Alkohol-Unverträglichkeit. Ausprobieren!

Wichtig: Man sollte mit Ketokonazol beginnen, solange die PSA-Werte noch niedrig sind!! Also bei 0,5 oder 1 ng/ml, nicht erst bei 30 oder 40 ng/ml!!

WinfriedW war am 30.11.2006 der folgenden Meinung:

Ketokonazol ist in der Prostatakrebs-Therapie in Deutschland nicht zugelassen. Der Feld-, Wald- und Wiesenurologe hat somit beim gemeinen Kassenpatienten ein Abrechnungsproblem.

Dies korrigierte Urologe fs am selben Tag:

Das ist nicht ganz richtig. Ketokonazol ist in der Ausnahmeliste des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) wenn ein HRPC vorliegt und darf dann auch auf Kassenkosten dem Patienten verordnet werden.