Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Medikamente – Aredia®

[Aredias® war noch vor einigen Jahren das Bisphosphonat der Wahl bei der Behandlung von Knochenmetastasen. Es wurde dann von dem wesentlich potenteren Zometa (vom selben Hersteller, Novartis Pharma GmbH in Nürnberg, abgelöst. Hier können Sie sich den Beipackzettel von Aredia® 30 mg herunterladen.

Der Wirkstoff von Aredia® ist die Pamidronsäure.

Jahre, nachdem Aredia® erstmals eingesetzt wurde, ist eine sehr unangenehme potenzielle Nebenwirkung dieses und anderer Bisphosphonate bekannt geworden, nämlich Osteonekrose (Knochenveränderung) des Kiefers. Verhaltensratschläge hierzu gibt es noch nicht. – Ed]


Malte fragte am 29.4.2001 unter anderem:

Eine Infusion mit Aredia zur Bekämpfung von Mikrometastasen habe ich noch nicht bekommen. Wie oft wird das durchgeführt? Im Krankenhaus? (6 Stunden Infusion). [In der Lieteratur wird von zwei Stunden gesprochen – Ed]

Diese Frage beantwortete Wil am 29.4.2001 wie folgt:

Infusion mit einem Bisphosphonat (Aredia) nur in akuten Fällen. Sonst, wie in deinem Fall, nimmt man Bisphosphonat als Tablette (Fosamax), wie ich schon mal beschrieben habe.

Dies veranlasste Horst am 30.4.2001 zu der folgenden Frage:

was gibt es für Gründe, Aredia-Infusionen nicht sofort zu nehmen? Von der Logik her würde man ja damit die Mikrometastasen aggressiv bekämpfen. Mir wurde es empfohlen.

Wils Antwort vom 30.4.2001 war, wie bei ihm üblich, erschöpfend:

Aredia (Pamidronat) wirkt relativ schnell. Wird eingesetzt bei akut drohenden Frakturen und auch zur Linderung oder sogar Behebung von Knochenschmerzen [1] [2] [3]. Nach der i.v. [intravenös – Ed] Behandlung von einigen Monaten wird umgeschaltet auf Fosamax (Alendronat) oder ein sonstiges Bisphosphonat in Tablettenform. Fosamax macht bessere Knochenqualität als Aredia. Deswegen nimmt man lieber Fosamax, wenn man Monate oder Jahre Zeit hat, die Knochenqualität zu verbessern oder instand zu halten.

Es ist nicht so, dass Bisphosphonate einfach die PK-Zellen töten oder Mikrometastasen verhindern. Die Vorgänge sind komplex, und die Forscher fangen erst jetzt an, hier ein wenig durchzublicken. Es gibt zumindest drei Antikrebs-Vorgänge:

1) Bei der Anwendung von Bisphosphonat haften Mikrometastasen nicht so leicht an den Kochen an, wodurch die Bildung neuer Tumoren schwieriger wird [3] [4] [5] [6].

2) Die Osteoclasten (Knochenabbauprodukte) scheiden eine Substanz aus, die Krebswachstum fördern. Metastasen jedoch fördern Osteoclasten und damit ist der fatale Regelkreis geschlossen. Bisphosphonate setzt sich diesem Prozess entgegen, indem sie die Osteoclasten in der Anzahl mindern [7a] [7b].

3) Bisphosphonat führt zwar nicht zur Tötung von PK-Zellen, jedoch verlangsamt es die PK-Wachstumsrate (Zellteilungen werden langsamer) [8].

In [9] wird wieder mal bestätigt, dass Bisphosphonat immer mehr zur Beherrschung von Knochenmetastasen eingesetzt wird. Auch gibt es immer bessere Indikatoren, um Knochenmetastasen aufzudecken, auch frühzeitig.

[1] Heidenreich A, Hofmann R, Engelmann UH Departments of Urology, Philipps-University, Marburg and University of Cologne, Cologne, Germany: The use of bisphosphonate for the palliative treatment of painful bone metastasis due to hormone refractory prostate cancer. J Urol 2001 Jan;165(1):136-40

[2] Clarke NW, Holbrook IB, McClure J & George NJR: Osteoclast inhibition by Pamidronate in metastatic prostate cancer: a preliminary study. Br J Cancer 63:420-423, 1991.

[3] Clezardin P, Gligorov J, Delmas P. National Institute for Health and Medical Research (INSERM), Unit 403, Laennec School of Medicine, Lyon, France: Mechanisms of action of bisphosphonates on tumor cells and prospects for use in the treatment of malignant osteolysis. Joint Bone Spine 2000 Jan;67(1):22-9

[4] Green JR. Novartis Pharma AG, Basel, Switzerland. jonathan.green@pharma.novartis.com: Anti-tumor potential of bisphosphonates. Med Klin 2000 Oct 15;95 Suppl 2:23-8

[5] Boissier S, Ferreras M, Peyruchaud O, Magnetto S, Ebetino FH, Colombel M, Delmas P, Delaisse JM, Clezardin P. Institut National de la Sante et de la Recherche Medicale Research Unit 403, Faculte de Medecine Laennec, Lyon, France: Bisphosphonates inhibit breast and prostate carcinoma cell invasion, an early event in the formation of bone metastases. Cancer Res 2000 Jun 1;60(11):2949-54

[6] Magnetto S, Boissier S, Delmas PD, Clezardin P. INSERM Research Unit 403, Faculte de Medecine Laennec, Lyon, France: Additive antitumor activities of taxoids in combination with the bisphosphonate ibandronate against invasion and adhesion of human breast carcinoma cells to bone. Int J Cancer 1999 Oct 8;83(2):263-9

[7a] Strum S. Prostate Cancer Research Institute (PCRI): Bone Integrity. BISPHOSPHONATES http://www.prostate-cancer.org/education/boneintg/biphos.html

[7b] Sasaki A, Boyce BF, Story B, et al: Bisphosphonate Risedronate reduces metastatic human breast cancer burden in bone in nude mice. Ca Res 55:3551-3557, 1995

[8] Lee MV, Fong EM, Singer FR, Guenette RS. Gonda Research Laboratories, John Wayne Cancer Institute, Santa Monica, California 90404, USA: Bisphosphonate treatment inhibits the growth of prostate cancer cells. Cancer Res 2001 Mar 15;61(6):2602-8

[9] Fontana A, Delmas PD. Hôpital Edouard Herriot, Inserm Research Unit, Lyon, France: Markers of bone turnover in bone metastases. Cancer 2000 Jun 15;88(12 Suppl):2952-60 - "Bone resorption markers may be particularly useful for the follow-up of bisphosphonate treatment, which is increasingly used in the management of bone metastases".


Willi fragte am 25.10.2001:

mich interessieren Erfahrungen Betroffener, die eine Knochenerhaltungstherapie gemacht haben bzw. machen. Ich habe mir gestern, 23.10., die erste Aredia-Infusion gegönnt (30 mg in 500 ml NaCl 0,9-prozentig). Heute spüre ich deutlich meinen Brustkorb, Rücken und Kniegelenke. Vorrangig stört hier die Beklemmung im Brustkorb.

Wer hat Erfahrungen mit Aredia oder einem anderen Bisphosphonat wie Bondronat oder Zometa?

Horst, der die DHB-Therapie wegen massiver Leberprobleme hatte abbrechen müssen, antwortete am selben Tag:

ich möchte Dich nur daran erinnern, dass meine schlechten Leberwerte aus der Kombination aller Medikamente entstanden sind. Hierzu gehörte neben Enantone, Flutamid bzw. Casodex und Proscar auch die Infusion von Aredia. Auch für Aredia ist in der Gelben Liste die regelmäßige Überprüfung der Leberwerte angezeigt. Sei bitte vorsichtig und gefährde Deine DHB nicht durch einen zusätzlichen Leberkiller.

Johannes antwortete einen Tag später:

ich bekomme monatlich, nach den Blutproben-Entnahmen, über die gleiche Kanüle mein "Bondronat" 2 mg/2 ml Ibandronsäure. In Zusammenwirkung mit den anderen Medikamenten wie Casodex, Proscar und Wikuto, vertrage ich dies Bisphosphonat sehr gut. Bei der gestrigen Untersuchung (25.10.01) waren alle Werte sehr zufriedenstellend (Aussage des Onkologen). Meine einzigen Nebenwirkungen sind: gelegentliches Schwitzen an Kopf und Nacken. Ich würde einen Versuch mit Bondronat vorschlagen.