Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Tomotherapie

HWL schrieb am 14.9.2006:
Jetzt wird in FOCUS Nr. 35, 28. August 2006, Seiten 85-86 unter der Überschrift "Mit Strahl statt Skalpell" über die neuen Techniken der Präzisionsbestrahlung geschrieben. So wird in dem Bericht über das "Europäische Cyberknife Zentrum" in München, nahe dem Klinikum Großhadern berichtet: "Seit kurzem sind wir sogar in der Lage, Atembewegungen des Patienten im Computer vorauszuberechnen und die Strahlen in Echtzeit anzugleichen". Durch das dynamische "Mitatmen" des Roboterarmes können deshalb jetzt Tumore in der Brust und im Bauchraum behandelt werden. Dabei ist auf der Spitze eines herkömmlichen Industrieroboters ein Hochpräzisions-Bestrahlungsgerät montiert. Der Computer berechnet die Strahlen genau so, dass sie sich im Tumor kreuzen und nur dort hoch genug konzentriert sind, um Zellen absterben zu lassen. Das umliegende Gewebe wird geschont. Mit dem Gerät seien bisher ca. 400 Patienten behandelt worden.
Über die Anlage in der Radiologischen Klinik im Uniklinikum Heidelberg wird mitgeteilt, dass seit wenigen Wochen eine Präzisions-Strahlenkanone zur Verfügung stehe. Diese Anlage zur "Tomotherapie" vereine Computertomograph (CT) und therapeutische Strahlenquelle in einem Gerät.
Während der CT den Körper durchleuchte und den Tumor genau lokalisiere, nehme ein Linearbeschleuniger das bösartige Gewebe Schicht für Schicht unter Beschuss. Der Radioonkologe Dr. Jürgen Debus vom Uniklinikum versichert, dass sich die Tomotherapie für bestimmte Erkrankungen durchsetzen werde. Vor allem für Prostatakrebs, Lungen- und Brustkrebs sei die Methode prädestiniert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft setze auf die Technik und finanziere mit 3,5 Mio. Euro vier derartige Geräte, die in Kürze auch die Unikliniken München (Klinikum rechts der Isar), Berlin (Charité) und Essen zur Nutzung angeboten werden.
Die Forscher der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt arbeiten mit dem derzeit einzigen Gerät zur Bestrahlung mit hochenergetischen Kohlenstoffionen. Dabei werden die Strahlen während der Behandlung über ein PET-Gerät (Positronen-Emissions-Tomograph) kontrolliert. Ein Scanner misst und korrigiert die Position etwa 10.000-mal pro Sekunde. Wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Bestrahlungsgeräten ist, dass bei der Protonentherapie die Dosis mit wachsender Eindringtiefe abnimmt, die Ionenstrahlen aber besonders am Ende des Strahls wirksam sind und so hochkonzentriert in die Tumorzellen gelangen.
Die Krankenkassen hatten die Heilungschancen dieses Gerätes so hoch eingeschätzt, dass sie die bisherigen Behandlungskosten von ca. 30.000 Euro übernahmen. Derzeit entsteht erstmals in Europa in Heidelberg für 77 Mio. Euro ein spezielles Klinikgebäude ausschließlich für die Schwerionentherapie. Dort sollen ab 2007 jährlich etwa 1000 Patienten pro Jahr behandelt werden. Neben inoperablen Schädelbasis-Hirn- und Lungentumoren werden auch Prostatakarzinome erwähnt. Ein Biophysiker der GSI schätzt, dass es in Deutschland 10 solcher Anlagen geben wird.
Da man aus meiner Sicht offenbar die Lageveränderung während der Bestrahlung des PCa mit Hilfe ausgeklügelter Mess- und Computertechnologien in den Griff bekommen hat und die Kassen nicht von Anfang an ablehnend reagieren, sehe ich in diesen Technologien mittelfristig ein beachtliches Potential und eine nicht unbegründete Hoffnung für manche PCa-Mitstreiter.
Dazu schrieb Hansjörg am 15.9.2006:
Die Schwerionenanlage in Heidelberg ist derzeit noch im Bau und wird voraussichtlich 2007 in Betrieb gehen.
In Darmstadt begann in 2005 unter der Leitung von Prof. Debus eine Studie mit 28 PK-Patienten mit einem lokal-fortgeschrittenen PK ohne Metastasierung in der dortigen Schwerionenanlage.
Prof. Debus, Heidelberg sagte sinngemäß in einem Vortrag vor unserer Gruppe: "Schätzungsweise 30 % der Betroffenen werden von den neuen Verfahren (Protonen/Schwerionen) einen Benefit haben. Der überwiegende Teil von 70 % ist mit den herkömmlichen Verfahren der 3-D-konformalen oder IMRT-Bestrahlung genau so gut bedient."