Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Low-dose-rate-Brachytherapie,
LDR-Brachytherapie ("Seeds")

[Die LDR-Brachytherapie (low dose rate = niedrige (Strahlen-) Dosierung) ist eine mittlerweile etablierte und von zahlreichen Kliniken angebotene Form der Strahlentherapie. Bei ihr werden eine Anzahl kleiner radioaktiver Stäbchen, "Seeds" (engl. für "Samenkorn") genannt, mittels einer Schablone ("Template") und einer Implantationsnadel in die Prostata eingebracht, wo sie dauerhaft verbleiben.Als Isotopen werden radioaktives Paladium Pd-103 mit einer Halbwertzeit von ~17 Tagen oder radioaktives Jod I-125 mit einer Halbwertzeit von ~60 Tagen verwendet. Die Implantation erfolgt unter Voll- oder Spinalanästhesie. Die Seeds verbleiben auch nach dem Abklingen der Strahlung in der Prostata.


Aus: http://urokoeln.de/Brachytherapie/Seed-Implantation/Brachy_Schema_mit_Schrift.JPG




Die Heilungsaussichten einer LDR-Brachytherapie sind vergleichbar denen einer Radikalen Prostatektomie. Allerdings können nur mittelgradig aggressive Karzinome in relativ frühem Stadium mittels LDR-Brachytherapie behandelt werden; als Grenzwerte werden allgemein ein Tumorstadium ≤ T2b, ein PSA-Wert von ≤ 10 ng/ml und eine Gleason-Summe von ≤ 3 + 3 genannt. Manche Kliniken können hiervon aber auch nach oben abweichen.
Eine Liste von Kliniken in Deutschland, die die LDR-Brachytherapie anbieten, kann hier heruntergeladen werden.





Das Bild zeigt ein Seed-Stäbchen (im Kreis) im Größenverhältnis zu einer Visitenkarte.
Das Seed ist ca. 4,6 mm lang und 0,5 mm dick
Ed]

Bernhard A. stellte am 17.12.2006 die nachstehende gute Zusammenfassung über Brachytherapien ins Forum:
Bei der Seed-Implantation handelt es sich um ein weiterentwickeltes Verfahren, bei dem winzige Strahlenquellen direkt in den Tumor eingebracht werden. Dieses Verfahren wird in erster Linie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom eingesetzt. Als Strahlenquellen kommen Jod-125 und Palladium-103 zum Einsatz. Ein einzelner Seed ist exakt 4,5 mm lang. Die Jod-125-Seeds kann man auch als "Rapid Strands" erhalten (s. Abb.), d. h. die Seeds sind in einen Vicrylfaden eingewebt. Dieser schützt relativ sicher vor der Wanderungstendenz der winzigen Strahler im Gewebe nach der Implantation. In unserem Zentrum verwenden wir derzeit ausschließlich die "Rapid Strands", da bisher sehr gute Erfahrungen damit gemacht wurden.
Behandlungserfolg : Die permanente Seed-Implantation ist bezogen auf die Heilungsrate eine absolut gleichwertige Alternative zur Operation. Neuste Studien bestätigen dies auch im Langzeitvergleich (Radge et al. 2001, Stone et al. 2002). Heilungsraten werden aus großen amerikanischen Zentren mit 80-90 % für die sogenannten frühen Stadien der Erkrankung angegeben. Die Erfolgskontrolle wird ausschließlich durch die Kontrolle des PSA-Wertes durchgeführt. Im ersten Jahr nach der Behandlung, sollten vierteljährliche Kontrollen erfolgen, im zweiten Jahr nur noch halbjährliche. Als Zielpunkt sollte ein Wert von kleiner 1,0 ng/ml erreicht werde. Hierbei muss beachtet werden, dass sich der endgültige Tiefstand des PSA oft erst nach ein bis zwei Jahren zeigt. Auch gewisse Schwankungen des PSA-Wertes sind aufgrund strahlenbedingter entzündlicher Veränderungen der Prostata möglich. Die Nebenwirkungen bei der permanenten Seed-Implantation sind sehr gering. Man unterscheidet zwischen akuten- und späten Nebenwirkungen. Die akuten Nebenwirkungen treten in der Regel erst nach 3-4 Wochen auf und sind durch eine vorübergehende lokale Reizung der Blase und des Darm charakterisiert, d. h. es kann zu "brennen" und zu einer Erhöhung der Frequenz beim Wasser lassen kommen. Selten kann es zusätzlich zu einer Reizung des Enddarmes mit Durchfall kommen. Die späten Nebenwirkungen sind Impotenz und Inkontinenz sowie chronische Reizungen von Blase und Darm. Die Impotenzrate ist ca. 10-30 % innerhalb von vier bis sechs Jahren und die Inkontinenzrate beträgt weniger als 1 %. Damit hat die Brachytherapie deutlich weniger Nebenwirkungen als die operative Entfernung der Prostata.
Das Afterloading ist im Gegensatz zur Seed-Implantation ein Verfahren, bei dem die Strahlenquelle nur temporär im Tumor verbleibt. Dieses Verfahren wird im Vergleich zur Seed-Implantation auf breiter Ebene eingesetzt. Zum Einsatz kommt es beim Prostatakarzinom, bei gynäkologischen Tumoren, bei Bronchialtumoren,bei Speiseröhrentumoren und bei Tumoren im Hals-Nasen-Ohren Bereich. Da in unserem Zentrum sehr viele Prostatabehandlungen durchgeführt werden, soll an dieser Stelle nur das Afterloading Verfahren bei der Therapie des Prostatakarzinoms genauer beschrieben werden.
Das HDR-Afterloading Verfahren bei der Behandlung des Prostatakarzinoms wird überwiegend in Kombination mit der sog. 3-d-konformale Strahlentherapie durchgeführt. Das Afterloading sollte außerdem mindestens 2-3 mal durchgeführt werden. Die Gründe dafür sind ausschließlich strahlenbiologischer Art. Diese Methode wird in der Regel bei Patienten mit einem etwas erhöhten Risiko eines lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms durchgeführt. Durch die externe Bestrahlung werden nämlich auch die Randbereiche und die lokalen Lymphknoten um die Prostata herum bei der Behandlung miterfasst. Behandlungserfolg: Auch hier gilt ähnliches wie bei der Seed-Implantation. Berücksichtigt werden muss allerdings, dass die kombinierte Afterloading-Behandlung überwiegend bei den Risiko-Patienten durchgeführt wird. Für diese Patientengruppe zeigt sich in Studien eine Heilungsrate von 60-80% (Stone et al. 1999,Kovac et al. 2002). Damit ist diese Technik der Strahlentherapie bei Risiko-Patienten der operativen Therapie sogar überlegen. PSA-Kontrollen sollten auch bei dieser Therapie im ersten Jahr vierteljährlich und im zweiten Jahr halbjährlich erfolgen. Die Nebenwirkungen der Afterloading-Behandlung sind mit denen der Seed-Implantation vergleichbar. Da das Afterloading in der Regel mit einer externen Bestrahlung kombiniert wird, muss man hier entsprechend differenzieren. Bei der externen Bestrahlung kann es ebenfalls zu lokalen Reizungen von Blase und Darm kommen, die Nebenwirkungen des Darms sind hier jedoch etwas häufiger. Auch über eine gewisse Müdigkeit klagen einige Patienten bei der äußeren Bestrahlung. Sie ist vergleichbar mit der Müdigkeit, die nach einem ausgedehnten Sonnenbad auftritt und wird auch als "Strahlenkater" bezeichnet. Auch hierbei verschwinden in der Regel alle Nebenwirkungen nach Abschluss der Behandlung. Das Afterloading hat bei der kombinierten Behandlung nur sehr wenige Nebenwirkungen, da es nur als kleinvolumige Dosisaufsättigung (Boost) im Tumor eingesetzt wird.
ERFOLGVERSPRECHENDE KOMBINATION. Insgesamt 1835 Patienten nahmen an der Studie teil. Sie erhielten entweder nur eine Strahlentherapie oder einer Kombination aus Strahlentherapie und Hormonblockade. Wie Pickles berichtet, hatten die Männer der beiden niedrigsten Risikogruppen keinen wesentlichen Nutzen von einer zusätzlichen Hormontherapie. Anders waren die Resultate bei den drei Gruppen mit höherem Risiko: In der Gruppe mit dem höchsten Risiko waren bei 45 Prozent der Männer, die eine Kombi-Therapie erhalten hatten, die PSA-Werte nach fünf Jahren unverändert – ein Hinweis darauf, dass die Behandlung effektiv war.

Feuerwehrmann fragte am 28.6.2012:
Gerade hat mich mein Bruder (ohne Internet) mit der Frage überrascht, ob er für seine Brachy-Seeds nächste Woche auch nicht ein Antibiotikum (AB) bekommen sollte wie für die Biopsie, denn die Seeds werden ja genauso von Darm aus implantiert - durch die Darmwand; die "Verschmutzungs-" = Infektionsgefahr dürfte demnach gleich wie bei der Biopsie sein, meint er. Er bekam für die Brachy keine AB. Ich konnte dazu nichts melden, aber das was er sagt, klingt durchaus logisch.
Ralf antwortete am selben Tag:
Hallo Feuerwehrmann (hast Du auch einen natürlichen Namen?)
Zitat die Seeds werden ja genauso von Darm aus implantiert - durch die Darmwand /Zitatende
Nein, werden sie nicht, sondern durch den Damm (die Region zwischen After und Scrotum) – mit -m- statt -r-. In den Enddarm wird dabei zur Überwachung eine Ultraschallsonde eingebracht – siehe hier. Es wird sicher die Haut desinfiziert, aber das Risiko des Einschleppens von Darmkeimen ist nicht gegeben.