Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Therapiearten – Intensitätsmodulierte
Strahlentherapie (IMRT)

Die „Intensitätsmodilierte Strahlentherapie“ (IMRT) ist eine durch Weiterentwicklung aus der „Dreidimensionalen konformalen Radiotherapie“ (3D-CRT) entstandene fort­schrittliche externe Bestrahlungs­technik, bei der die Strah­len exak­ter dosiert und platziert werden kön­nen als bei älteren Verfahren, und die darum vielleicht mit etwas weni­ger Neben­wir­kungen verbunden ist als die 3D-CRT. Da­bei wird entsprechend einem vorab individuell fest­gelegten Behand­lungs­plan zu­sätz­lich die Stra­hlen­intensität gesteu­ert ("mo­du­liert"). Die Be­strah­lung erfolgt aus mehreren (vier oder mehr, je nach Gerät) Richtungen, wodurch die Haut und das Gewebe zwischen Strahlungsquelle und dem Zielvolu­men geschont werden. Aller­dings wird nur in einer Ebene bestrahlt. Das "Modulieren" ge­schieht in einem als "Multilamel­len­kollimator" be­zeich­neten Geräte­teil, in dem Bleilamellen durch kleine Motoren im Strahlengang bewegt werden und diesen ent­sprechend beeinflussen.
Die „Image guided Radiotherapie (IGRT) ("bildgeführte Strahlentherapie") stellt eine noch weitergehende Verfeinerung der IMRT dar, die während der Bestrah­lung die Eigen­bewe­gun­gen der Pro­stata kompen­sie­ren soll. Mittels einer eingebauten Bildge­bung, z. B. durch eine CT, wird die Lage der Pro­stata entweder zu Beginn einer Sitzung oder stän­dig über­wacht und die Bestrah­lung ent­spre­chend an­gepasst.
Das IMRT/IGRT-Gerät eines namhaften Herstellers weist z. B. 160 Lamellen auf, die mit einer Genau­ig­keit von 0,5 mm eingestellt werden können. Zu Beginn einer Bestrahlungssitzung wird der Pati­ent anhand von Markierungen exakt positioniert, die mit einem wasserfesten Filzstift an seinem Körper angebracht werden. Die eigentliche Be­strah­lung dauert ca. zehn Minuten und erfolgt aus sieben Richtungen, die Gesamt­bestrahlung ist je nach Strahlendosis aufgeteilt in 37 (bei einer Salvage-Behandlung nach einer Prostatektomie) bis 40 (bei einer Erstbehand­lung) Sitzungen, die einer ak­ku­mulierten Strahlendosis von 66,6 bzw. 72 Gy entsprechen.
Ed
Tina fragte am 22.12.2005:
wissen Sie, warum das IMRT in Heidelberg nur als Ersttherapie gemacht wurde/wird. Geht man dort davon aus, dass bei Operierten das IMRT nicht wirkungsvoll genug ist?
PaulEn antwortete am selben Tag:
vornweg eine Bemerkung: Mannheim und Heidelberg haben gleichwertige Ausrüstungen.
Nun zur Frage IMRT: IMRT hat gegenüber der 3D-konformalen Bestrahlung den Vorteil, dass man die Strahlung noch präziser auf das zu bestrahlende Volumen konzentrieren und gleichzeitig das umliegende Gewebe schonen kann. Das ist bei einer Ersttherapie, wo die ganze Prostata bestrahlt wird, ein Vorteil. Bei der Bestrahlung eines Lokalrezidivs sehe ich diesen Vorteil nicht gegeben, wenn Position und Ausdehnung des Rezidivs nicht exakt bekannt sind. Ich vergleiche das gerne (jeder Vergleich hinkt und mancher Strahlentherapeut wird deshalb nur den Kopf schütteln) mit einem Präzisionsgewehr und einer Schrotflinte. Beim Präzisionsgewehr hat man eine hohe Treffwahrscheinlichkeit, wenn man das Ziel genau sieht, mit der Schrotflinte trifft man auch ein nicht so exakt bestimmbares Ziel.