Der Extrakt aus dem Prostatakrebs-Forum von KISP und BPS

Ernährung, Nahrungsergänzungen –
Diverse Gewürz- und Gemüsepflanzen,
Zwiebeln, Knoblauch

Guy schrieb am 30.3.2002:
Guckt mal unter
1) http://www.pharmazeutische-zeitung.de/pza/2000-19/pharm5.htm
hier findet ihr einen interessanten Artikel über Gewürzpflanzen wie Ingwer, Rosmarin, Salbei und Curcuma,
2) http://www.pharmazeutische-zeitung.de/pza/2000-47/Pharm1.htm über Knoblauch und Zwiebeln,
jeweils geschrieben von Dr. Gunter Metz.
Am selben Tag schrieb Guy noch einmal:
Hierbei 2 Artikel gefunden unter http:/www.pharmazeutische-zeitung.de
Pharmazie
DIKETONE Nicht nur würzig, sondern ausgesprochen gesund
von Gunter Metz, Blaubeuren
Die populären Gewürzpflanzen Ingwer, Rosmarin und Salbei verfeinern nicht nur zahlreiche Gerichte. Die in ihnen enthaltenen phenolischen Phytamine aus der Stoffklasse der Diketone und Hydroxyketone wirken ausgesprochen antioxidativ und antimikrobiell. Gewürze in Speisen dienen nicht nur dem Geschmack, sondern fördern auch das Wohlbefinden. Die meisten Gewürzpflanzen enthalten antibiotisch wirksame Stoffe, die über Nahrungsmittel eingeschleppte Bakterien in Speisen abtöten. Knoblauch, Zwiebel oder Oregano töten im Experiment die meisten Bakterien, darunter sogar Salmonellen und Staphylokokken. Zum Beispiel vernichten die Inhaltsstoffe der Pfefferschote rund 80 Prozent aller Erreger. Je heißer das Klima ist und je rascher Nahrungsmittel verderben, desto feuriger und intensiver wird daher gewürzt.
Neben Knoblauch und Zwiebeln sind Pfeffer, Peperoncini, Zitronensaft, Curcuma und Ingwer weltweit die am häufigsten angewendeten Gewürze. Gelbwurz (Curcuma) und Ingwer, die hierzulande auch als Gewürz gebräuchlich sind, enthalten verschiedene b-Diketone und b-Hydroxyketonderivate. Diese werden durch Reaktion der Ferulasäure mit Malonyl-CoA gebildet. Die Gruppe der Curcuminoide beinhaltet zusätzlich Demethoxyverbindungen des Curcumins. Sie bilden die gelben Pigmente der javanischen Gelbwurz, die auch für die Gewürzmischung Curry verwendet wird. Die b-Diketonstruktur spielt im antioxidativen Mechanismus eine wichtige eigenständige Rolle. Auch Diketone wie das Tritriacontandion, die keine phenolischen Gruppen enthalten, wirken antioxidativ. Tritriacontandion oder TTAD ist ein natürliches Antioxidans, das man zuerst im Wachs von Eukalyptusblättern entdeckte.
Ingwer enthält ebenfalls b-Diketone wie das 6-Gingerdion, bietet aber eine wesentlich größere strukturelle Variationsbreite als Curcuma. Allein vom 6-Gingerol-Typ sind 14 unterschiedliche Derivate bekannt, die meisten wirken stärker antioxidativ als Vitamin E. Anstelle der endständigen Methylgruppe kann auch ein weiterer o-Methoxyphenolrest stehen. Von diesem Typ der Diarylheptanoide sind verschiedene Verbindungen bekannt. Bisher ordnete man die Effekte von Ingwer ausschließlich den Gingerolen zu. Neuere Untersuchungen haben aber ergeben, dass das populäre Rhizom einen weiteren Strukturtyp mit selektiven Sauerstoff-Funktionen enthält. Hierbei handelt es sich um nicht phenolische Diterpenderivate vom Labdan-Typ, wovon zwei Dialdehyde, ein Monoaldehyd und ein Lacton (Galanolacton) gefunden wurden (1). Auch diese Derivate sind potenziell wirksam und wesentlicher Teil des Wirkspektrums von Ingwer.
Curcumin gegen Entzündung und Krebs
Das Diferuloylmethan Curcumin wirkt wesentlich stärker antioxidativ als Ferulasäure. Hierfür dürfte die Keto-Enol-Tautomerie essentiell sein, die auch die Chelatisierungskapazität von Metallionen verbessert. Im Experiment zeigt Curcumin antithrombotische und hypocholesterolämische Effekte an der Ratte, verhindert effizient die Bildung von Lipidperoxiden und ist in vitro antimutagen. Auch beim Menschen wirkt Curcumin antimutagen und zusätzlich hypoglykämisch. Bei Rauchern reduzierten Gaben von 1,5 g Curcuma pro Tag signifikant die Ausscheidung von Mutagenen im Urin, während in der Kontrollgruppe die Ausscheidungsrate unverändert blieb (2). Im Vordergrund des Interesses stehen jedoch die markanten antikarzinogenen und antientzündlichen Effekte. Curcumin hemmt die chemisch induzierte Tumorinitiierung und -promotion in Colon, Magen und Haut der Mäuse; topisch auch die Bildung von DNA-Addukten. Auch TTAD wirkt potenziell antikarzinogen. Bei Ratten, die 0,2 Prozent TTAD im Futter erhielten, sank die Rate der Tumorbildung in Leber und Pankreas deutlich (3). Curcumin wirkt stark entzündungshemmend und immunmodulierend, da es in die Arachidonsäurekaskade eingreift. 5 bis 10 µM Curcumin hemmen die Enzyme Cyclooxygenase und Lipoxygenase (IC50) sowie die Bildung von der Prostaglandinmetaboliten PGE2, PGF2 und PGD2 (4). Die Interleukin-(IL)-4-Produktion in T-Helferzellen steigt moderat, die Konzentration von IL-2 und zytotoxische T-Lymphozyten bleibt unverändert. Da höhere IL-4-Spiegel Allergien und Autoimmunerkrankungen günstig beeinflussen, ist zu erwarten, dass Curcumin auch beim Menschen das Immunsystem beeinflusst. Alle bisher beschriebenen Effekte werden weder qualitativ noch quantitativ von Ferulasäure ausgelöst, auch nicht in höheren Dosen. Insbesondere zur äußerlichen Anwendung gegen Entzündungen ist Curcumin auf Grund seiner intensiv gelbe Farbe nur begrenzt geeignet. Hierfür bietet das an beiden Doppelbindungen reduzierte Tetrahydrocurcumin Vorteile. Im Versuch erwies es sich als hitzestabiles Antioxidans und wirkte stärker antioxidativ als Curcumin.
Gingerole beeinflussen Plättchenaggregation
Wichtigste Würzkomponente und Scharfstoff des Ingwers ist das 6-Gingerol. Gingerole und wässrige Extrakte von Ingwer hemmen die Plättchenaggregation sowie die Biosynthese von Thromboxan und Prostaglandinen. Dabei wirken 6-Gingerdion und 6-Gingerol etwa gleich stark; bei 10-Gingerole ist dieser Effekt deutlich geringer. Interessant sind vor allem auch die beiden im Ingwer vorkommenden Dialdehyde. Sie hemmen die Plättchenaggregation bereits ab etwa 3 µM ähnlich potent wie Indomethacin, jedoch ohne die Aktivität der PGH-Synthetase zu unterdrücken. Auch 5-Lipoxygenase wird von den Dialdehyden stark gehemmt. Was ihre antikarzinogene Wirkung angeht, sind die Phytamine des Ingwers noch unzureichend charakterisiert, möglicherweise fehlt aber auch ein deutlicher Effekt. Ingwer wird medizinisch als Stomachicum und Carminativum eingesetzt, im Mittelalter diente es sogar als Aphrodisiacum. An diesen Effekten dürften Gingerole nur gering beteiligt sein, eher deren Terpenoide. Neuerdings wird Ingwer als natürliches Schlankheitsmittel propagiert, da er vasodilatatorisch wirkt, eine Hyperthermie erzeugt und den Stoffwechsel steigern soll. Einige Untersuchungen sprechen auch dafür, dass Ingwer analgetisch wirkt. Von diesen Effekten kann sich jeder selbst überzeugen. Es muss kein orientalisches Curry sein, bereits eine Tasse Ingwertee genügt.
Rosmarin und Salbei
Vor allem in der mediterranen Küche sind die Blätter von Rosmarin und Salbei als Gewürz an Fleisch, Fisch, Soßen und Salaten sehr beliebt. Ihr sehr ähnlich zusammengesetztes ätherisches Öl wird therapeutisch und balneologisch genutzt. Die Volksmedizin kennt auch Presssaft, Tee und andere Zubereitungen. Rosmarin dient innerlich als Antispasmodicum, Cholagogum und Stomachicum, äußerlich zur Einreibung bei Rheuma, Ekzemen und zur Wundbehandlung. Rosmarin soll die Leberfunktion, Gallenproduktion und Blutzirkulation stimulieren und die Verdauung verbessern. Salbei kommt dagegen hauptsächlich als Adstringens zum Einsatz. Peroral, zum Beispiel als Tee verabreicht, senkt die Gewürzpflanze auch deutlich die Perspiration. Salbei ist gut wirksam in Gurgelmitteln und als Presssaft bei Insektenstichen. Beide Zubereitungen können jedoch bei drastisch gesteigertem Konsum Vergiftungssymptome auslösen. Rosmarin und Salbei enthalten eine Reihe identischer Phytamine wie Carnosolsäure, Carnosol und Ursolsäure. Ihr antioxidatives Potenzial hängt direkt von der Konzentration von Carnosolsäure und Carnosol ab; mangels phenolischer Gruppen ist Ursolsäure antioxidativ unwirksam. Die Carnosolsäure, ein phenolisches Diterpen, ist in Wasser instabil und geht vermehrt in Carnosol über, woraus in Rosmarin unter Umlagerung zum g-Lacton auch Rosmanol gebildet wird.
Breites antikarzinogenes Spektrum
Als isolierte Stoffe sind Carnosol und Carnosolsäure hoch potente Inhibitoren der Lipidperoxidation in liposomalen Systemen. Sie fangen Peroxidradikale direkt ab, chelatisieren Eisenionen und blockieren so die Bildung von Hydroxylradikalen. Carnosol ist zudem ein relativ spezifischer Inhibitor der Lipoxygenase. In Vergleichsstudien mit anderen Antioxidantien und Flavonoiden beobachteten Wissenschaftler, dass bereits 2 µM der Substanz die 5-Lipoxygenase hemmen (IC50), dagegen erst 16 µM die Cyclooxygenase (5). Im Zellmodell hemmt Rosmarinextrakt konzentrationsabhängig die Tumorpromotion (6). Ähnliche Effekte wurden auch im Experiment mit Mäusen erzielt. In Konzentrationen von 2 Prozent dem Futter beigemischt senkte Rosmarinextrakt die induzierte Tumorrate in verschiedenen Organen. Nach 16-wöchiger Behandlung sank zum Beispiel die Rate der Mammatumoren um 47 Prozent. Diese Ergebnisse verdeutlichen eindrucksvoll das Potenzial von Rosmarin und seine berechtigte Aufnahme in die Pyramide der chemopräventiv besonders interessanten Nahrungsmittel.
Literatur:
(1) Kawakishi, S., et al., Chemistry of ginger components and inhibitory factors of the arachidonic acid cascade. In: Ho, C. T., et al. (Hrsg), Food Phytochemicals for Cancer Prevention II. Washington DC 1994, American Chemical Society, S. 244 - 250.
(2) Polasa, K., et al., Effect of turmeric on urinary muta-gens in smokers. Mutagenesis 7 (1992) 107 - 109.
(3) Hirose, M., et al., Modifying effects of the naturally oc-curing antioxidants gamma-oryzanol, phytic acid, tannic acid and n-tritriacontane-16,18-dione in a rat wide-spectrum organ carcinogenesis model. Carcinogenesis 12 (1991) 1917 - 1921.
(4) Huang, M. T., et al., Inhibitory effects of curcumin on in vitro lipoxygenase and cyclooxygenase activities in mouse epidermis. Cancer Res. 51 (1991) 813 - 819.
(5) Laughton, M. J., et al., Inhibition of mammalian 5-lipoxygenase and cyclooxygenase by flavonoids and phe-nolic dietary additives. Biochem. Pharmacol. 42 (1991) 1673 - 1681. 6. Guillot, F., et al., Beneficial effects of rosmary antioxidants: establishment of a rapid in vitro biological screening system. IFSC: Polyunsaturated fatty acids, eicosanoids and antioxidants in biology and human diseases (1993) 24 - 28. Anschrift des Verfassers:Dr. Gunter Metz,Auf dem Rucken 29,89143 Blaubeuren
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PHARMAZIE .
ALLIUM - Schutz vor Vampiren und Gefäßverschluss
von Gunter Metz, Blaubeuren
Teils kuriose Schwefelverbindungen sind für die Knoblauchfahne oder tränenden Augen beim Zwiebelschälen verantwortlich. Man schreibt den meist sekundären Abbauprodukten auch verschiedene klinische Wirkungen zu. An ihrem Wirkprinzip sind jedoch Zweifel angebracht.
Knoblauch und Zwiebel (Allium sativum und Allium cepa) dienten schon in der Antike nicht nur als Gewürzpflanzen, sondern galten auch als potente Heilmittel. So führt der altägyptische Codex Ebers etwa 1550 vor Christus 22 knoblauchhaltige therapeutische Zubereitungen auf, die verschiedene Beschwerden wie Kopfweh, Herzprobleme, Bisse, Wurmbefall oder Tumoren heilen sollen. Keine Pflanze spaltet die Bevölkerung so stark in Befürworter und Gegner wie Knoblauch. Schon bei den alten Griechen durften Tempelarbeiter weder Knoblauch noch Zwiebel essen und auch die ägyptischen Priester mussten prinzipiell auf den Verzehr von Zwiebeln verzichten.
Stoffbaukasten Allium
Zu den essbaren Allium-Sorten zählen Knoblauch, Bärlauch, Zwiebel, Schalotten, Porree und Schnittlauch. Sie enthalten außer Schwefelverbindungen und spezifischen Derivaten wie Scordinine (Thiazolderivate) noch Steroide, Triterpenoide, Phenolderivate, Fructane und Lektine.
Von allen Gemüsen enthält beispielsweise die Zwiebel am meisten Quercetin. Die Schwefelverbindungen entstehen aus g-Glutamylpeptiden, die auch als Speichersubstanzen dienen. Enzymatisch bilden sich daraus vier Schlüsselsubstanzen mit den Resten Allyl, 1-Propenyl, Methyl und Propyl an Cystein-S-Oxid als Grundgerüst. Sie bestimmen den typischen Geschmack und Geruch der Allium-Arten.
S-Methyl-L-Cysteinsulfoxid (SCMO) kommt auch in Gemüsen aus der Familie der Brassicaceen vor. Wird die Zelle verletzt, spalten Enzyme die S-Oxide. Es war lange ein Rätsel, wieso das gleiche Enzym zu so unterschiedlichen Reaktionsprodukten führen kann. Die Lösung liegt in den unterschiedlichen Substituenten, die wiederum artspezifische Schutzmechanismen darstellen. Die Feinde des Knoblauchs sind vor allem Pilze - das über Sulfensäuren gebildete Allicin wirkt antifungal und antibiotisch. Aus dem 1-Propenylcysteinoxid der Zwiebel entstehen dagegen Sulfinsäurederivaten, und zwar Propanthial-S-Oxide. Sie reizen nicht nur die Tränendrüsen der Hausfrau sondern schützen die Zwiebel auch vor dem Fraß.
Die Zubereitung bestimmt die Chemie
Die Aminosäurevorstufe Alliin lässt sich aus der Knoblauchknolle durch Extraktion mit kaltem Ethanol isolieren. Das instabile Allicin entsteht daraus enzymatisch oder direkt bei der Extraktion mit wässrigem Ethanol bei Raumtemperatur. Auf verschiedenen Wegen, bevorzugt über reaktive Sulfensäuren, können cis- und trans-Ajoene, Dithiine und Trithiolane gebildet werden. Im Norden Japans kommt auch eine Knoblauchart vor, die Vinyldithiin als Hauptkomponente enthält. Die unangenehm riechenden Zersetzungsprodukte von Allicin sind Mono-, Di-, Tri- und Tetrasulfide wie Diallylsulfid oder Diallyldisulfid sowie Spaltprodukte wie Allylalkohol, Acroleinderivate oder Mercaptane. Diallyldisulfid entsteht als Hauptprodukt bei der Dampfdestillation und das Abbaumuster ist stark pH-abhängig. Bei der Zwiebel erhält man je nach Verfahren ähnliche Verteilungsmuster. Anstelle von Allicin entsteht der Tränenreizfaktor und bei der Dampfdestillation Propionaldehyd und Dipropyldisulfid als Hauptkomponenten. Im Gegensatz zum Knoblauch sind die Sulfide der Zwiebel hauptsächlich mit gesättigten Resten ausgestattet, was höhere Stabilität und unauffälligeren Geruch bedingt. Überraschenderweise ist das Spektrum der Sekundärstoffe, vor allem der cyclischen Komponenten, bei der Zwiebel größer als beim Knoblauch. So enthält die Zwiebel noch die charakteristischen Zwiebelane sowie Thiole, Thione oder Thiophen- und Thiazinderivate. In den beliebten Röstzwiebeln bestimmen Dimethylthiophene das Aroma, in gekochten Zwiebeln dagegen Polysulfide. Den Dithiolthionen der Zwiebel entsprechende Strukturen wurden bereits früher in Weiß-, Rot- und Rosenkohl gefunden. Sie treten bei Brassicaceen aber nur in sehr geringen Mengen auf und sind für diese Familie nicht unbedingt typisch.
Antikarzinogenes Profil?
Es überrascht, aber das antikarzinogene Potenzial von Knoblauch lässt sich noch heute nicht endgültig beurteilen. Eine der wesentlichen Ursachen ist sein bis dato ungeklärtes Wirkprinzip. Und das resultiert aus der großen Menge an natürlichen Inhaltsstoffen als auch Sekundärprodukten. Am meisten verspricht sich die experimentelle Pharmakologie von Diallylsulfid, Allylmethyldi- und -trisulfid sowie S-Allylcystein aus Knoblauch und Methylpropyldisulfid sowie Dipropyltrisulfid aus Zwiebeln. Das ist zumindest bedenklich, da diese Stoffe, je nach Zubereitung, beim Verzehr von Knoblauch nicht zwingend vorkommen müssen. Von Diallylsulfid und dessen Oxidationsprodukten wie Diallylsulfon ist bekannt, dass sie das Enzym CYP 2B1 induzieren aber kompetitiv CYP 2E1 hemmen (1). Diallylsulfon senkt auch dosis- und zeitabhängig markant die Lebertoxizität von Acetaminophenmetaboliten; Diallylsulfid dagegen schwächer. Diallylsulfid hemmt vor allem potent die Tumorinitiierung durch nitrosierende Karzinogene. Erhielten Mäuse dreimal täglich 200 mg/kg peroral, so sank die Lungenkrebs-Inzidenz um 60 und die Tumormultiplizität um 90 Prozent. Hierbei erwies sich Diallylsulfon als schwächer wirksam und es beeinflusste zudem nicht die Inzidenz. Die Substanz hemmte zudem ausgeprägt die Bildung von Colon- und Ösophaguskrebs. Auch Diallyldisulfid und Diallyltrisulfid wirken antikarzinogen. Ersteres auf eine induzierte Tumorbildung im Vormagen der Maus, letzteres auf die Lungentumorgenese (2). Versuche mit Nagetieren haben zudem gezeigt, dass aufgrund verschiedener Schwefelverbindungen die Glutathionspiegel im Gewebe steigen und sich zum Beispiel die Aktivität der Glutathion-S-transferase (GST) mehr als verdoppelt. In anderen Modellen bremsten Knoblauchöl oder Ajoen effektiv die Promotion von murinen Hauttumoren.
Krebsschutz im Magen-Darm-Trakt
In einer chinesischen Kohortenstudie sank das Magenkrebsrisiko bei Menschen, die viel Knoblauch, Zwiebeln und anderen Allium-Arten verzehrten, um 40 Prozent (4). Bei Magensaftkontrollen fand man auch eine verminderte Nitritkonzentration. Dieser Effekt lässt sich auf die antibakteriellen Eigenschaften der Schwefelverbindungen zurückführen. Sie hemmen beispielsweise die bakterielle Umsetzung von Nitrat zu Nitrit. Auch in einer italienischen Studie sank die Magenkrebsrate nach Knoblauchkonsum; allerdings aßen die Probanden auch Olivenöl. In den USA fanden Wissenschaftler einen positiven Zusammenhang zwischen Zwiebelkonsum und der Colonkrebsrate. Keinerlei Wirkungen auf das Wachstum von Lungentumoren zeigten Allium-Gewächsen in einer niederländischen Studie. Eine Fall-Kontrollstudie in Indien verlief dagegen positiv. Verschiedene Fall-Kontrollstudien belegen übereinstimmend einen positiven Einfluss von Allium-Sorten wie Knoblauch, Zwiebel oder Schalotten auf die Tumorentwicklung in Magen und Colon [Übersicht in (2)].
Zwiebel kontra Osteoporose
Verschiedene Experimenten an der Ratte untersuchen den Einfluss verschiedener Gemüsesorten auf den Knochenstoffwechsel. Dabei zeigte sich überraschend, dass spezielle Gemüse und Kräuter wie Salat, Tomaten, Gurken oder Petersilie den Knochenabbau von männlichen Ratten signifikant verlangsamen. Mischungen, darunter mit Knoblauch und Bärlauch, zeigten ebenfalls deutlich additive Wirkungen. Ein Spitzenergebnis verbuchte jedoch die Zwiebel. Im Vergleich zu normal ernährten Tieren resorbierten die Tiere rund 20 Prozent weniger an Knochenmasse, wenn sie täglich 1 g getrocknete Zwiebeln fraßen (6). Dieser Effekt ist sogar stärker als der von Calcitonin in therapeutischen Dosen. Auch an kastrierten weiblichen Ratten, also einem postmenopausalen Modell, zeigte eine zwiebelreiche Diät das höchste Potenzial. Der in der Kontrollgruppe um 32 Prozent gesteigerte Knochenabbau lässt sich mit Zwiebeldosen zwischen 30 mg und 1,5 g pro Tag dosisabhängig beeinflussen. Die höchste Zwiebeldosis senkte den Knochenabbau signifikant um 25 Prozent. Calciumreiche Milchprodukte und Soja zeigten in diesem Experiment eine geringere Wirkung. Aus den aufsehenerregenden Ergebnissen schließen die Forscher, dass die biologische Wirkung der Zwiebel sowohl im zeitlichen Ablauf wie im Ausmaß der von Calcitonin entspricht. Daher sollte dem Zwiebelverzehr zur Osteoporoseprävention höchste Priorität eingeräumt werden.
Antiseptische Knoblauchlotion
In der Volksmedizin sind Knoblauch und Zwiebel weit verbreitet. Auch verschiedene Legenden wie zum Beispiel über den Schutz vor Vampiren oder Seuchen wie Cholera haben dazu beigetragen. In China wird noch heute ein Zwiebeltee getrunken, der vor allem gegen Fieber, Kopfschmerz, Cholera und Amöbendysenterie schützen soll. In Indien dient seit altersher eine Knoblauchlotion zur antiseptischen Behandlung von Wunden und Geschwüren, und selbst in beiden Weltkriegen wurde Knoblauch noch zur Behandlung der Gangrän verwendet.
Viele der nachgesagten Wirkungen sind wissenschaftlich untermauert.
Extrakte aus Knoblauch und Zwiebel wirken antibakteriell und antifungal, antithrombotisch und hemmen die Plättchenaggregation ähnlich potent wie ASS. Zwiebelextrakte wirken zudem antiasthmatisch und antiallergisch. Zwiebeln beugen Husten und Erkältungen vor und lindern die Symptome. Ebenfalls erwiesen: Personen, die viel Allium-Gemüse verzehren, haben niedrige Fibrinogenspiegel. Inzwischen konzentriert sich das Interesse aber auf die antiatherosklerotischen Effekte. Knoblauch und Zwiebel senken deutlich Plasmalipide und Cholesterol und vor allem pathologisch erhöhten Blutdruck. Da beginnt aber bereits das Dilemma: Was wirkt? Sind es nur die Schwefelverbindungen? In dieser Frage ist die Wissenschaft bis heute zerstritten und dies nicht ohne Grund. Bereits in einer älteren Studie entdeckte man, dass ein mit Bleiacetat entschwefelter Knoblauchextrakt wesentlich stärker antihypertensiv wirkt als der gleiche Extrakt mit den Schwefelverbindungen (7). Zur Beteiligung von Ajoenen an Verbesserungen der Blutrheologie liegen nach neueren Untersuchungen Hinweise vor. Es scheint, dass Ajoene zumindest am Wirkprinzip der Plättchenaggregationshemmung maßgeblich beteiligt sind. Die lipid- und blutdrucksenkenden Eigenschaften dürften jedoch die sekundären und geruchsintensiven Zerfallprodukte von Allicin nicht wesentlich beeinflussen. Vielmehr scheint die polare und geruchslose Fraktion des Knoblauchs ein Prinzip mit direkter antiatherogener Wirkung (8).Als Auslöser der Blutdrucksenkung diskutiert man ebenso die Hemmung der Adenosindeaminase wie eine Erhöhung der calciumabhängigen NO-Synthetase. Auch eine Wirkung über das angiotensin converting enzyme (ACE) kommt in Frage. Knoblauch und Bärlauch zeigen im ACE-Hemmtest zwar nur geringe Wirkung, frische Bärlauchblätter wirken dagegen stark hemmend (9). Diesen Effekt schreibt man den Glutamylpeptiden, insbesondere dem g-Glutamylallylcysteinsulfoxid, zu. An der Lipidsenkung durch Knoblauch dürften purinerge Mechanismen über Adenosin ebenso beteiligt sein wie die Modifizierung verschiedener Signalübertragungsmechanismen oder eine rückkoppelnde Hemmung der HMG-CoA-Reduktase.
Qual der Wahl
Knoblauchfanatiker essen rohen Knoblauch oder den Presssaft. Manche schwören sogar darauf, dass kein Körpergeruch auftritt, wenn man die Zehen unzerbissen schluckt. Dabei sollte aber berücksichtigt werden, dass frischer Knoblauchsaft im Experiment die Magenschleimhaut ausgeprägt schädigt und an verschiedenen Organen toxische Symptome induziert. All denen, die mit Knoblauch ohne gravierende Geruchsprobleme fit alt werden wollen, sind Knoblauchpräparate zu empfehlen. Auch hier entscheidet die Art der Gewinnung über die Ausdünstung. Daher sind solche Präparate auch untereinander nicht vergleichbar. Auch Kapseln und Tabletten mit magensaftresistentem Überzug führen kaum zu Körpergeruch. Ein anderer wirksamer Geheimtipp kann Abhilfe schaffen: Es heißt, wer viel frische Petersilie zu oder nach knoblauchhaltigen Speisen und Präparaten isst, soll gegen die Ausdünstungen vollständig gefeit sein. Aber auch das Kauen von Kardamomen-Samen schützt vor üblem Mundgeruch. Bleiben noch die übrig, die Knoblauch generell ablehnen, auch in Form der Präparate. Wer ausreichend Zwiebeln und sonstige Allium-Sorten verzehrt, schafft einen adäquaten Ersatz. Wer beides ablehnt, kann trotzdem von einer potenten Alternative ohne Einbuße profitieren: Tee. Als gesichert gilt, dass Tee gesundheitlich all das hält was Knoblauch verspricht.
Literatur:
(1) Yang, C. S., Smith, T. J., Hong, J. Y., Cytochrome P-450 enzymes as targets for chemoprevention against chemical carcinogenesis and toxicity: opportunities and limitations. Cancer Res. 54 (1995), Suppl., 1982 – 1986.
(2) Wargovich, M. J., et al., Allium vegetables: their role in the prevention of cancer. Biochem. Soc. Transactions 24 (1996) 811 – 814.
(3) You, W. C., et al., Allium vegetables and reduced risk of stomach cancer. J. Natl. Cancer Inst. 81 (1989) 162 – 164.
(4) Buiatti, E., et al., A case-control study of gastric cancer and diet in Italy. Int. J. Cancer 44 (1989) 611 – 616.
(5) Steinmetz, K. A., et al., Vegetables, fruit and colon cancer in the Iowa Women’s Health Study. Am. J. Epidemiol. 139 (1994) 1 – 15.
(6) Mühlbauer, R. C., Li, F., Effect of vegetables on bone metabolism. Nature 401 (1999) 343 – 344.
(7) Petkov, V., Plants with hypotensive, antiatheromatous and coronardilating action. Am. J. Clin. Med. 7 (1979) 197 – 236.
(8) Koch, H. P., Der polare Trockenextrakt und das etwas andere Wirkprinzip. Pharm. Ztg. 144 (1999) 2735 – 2738.
(9) Wagner, H., Sendl, A., Bärlauch und Knoblauch. Dt. Apo. Ztg. 130 (1990) 1809 – 1814.
Anschrift des Verfassers: Dr. Gunter Metz, Auf dem Rucken 29, 89143 Blaubeuren
© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Ralf schrieb am 4.1.2004 im BPS-Forum:
Unter dieser Überschrift berichtete "bild der wissenschaft auf seiner Seite http://www.wissenschaft.de/wissen/news/233957.html am 31.12.:
"Knoblauchbombe gegen Krebs
Hochpräzises Verfahren bekämpft Tumoren mit Wirkstoff aus Knoblauch
Mit einer Substanz aus Knoblauch ist es israelischen Wissenschaftlern gelungen, Krebstumore bei Mäusen gezielt zu zerstören. Dazu haben sie ein ausgeklügeltes Zwei-Phasen-System entwickelt, das den krebsbekämpfenden Wirkstoff Allicin zielsicher zu den Tumorzellen bringt. Seine Forschungen schildert das Team um David Mirelman und Meir Wilchek in der Fachzeitschrift Molecular Cancer Therapeutics (Dezemberausgabe).
Die Substanz Allicin gibt dem Knoblauch seinen typischen scharfen Geruch und Geschmack. Der Wirkstoff ist nicht nur für Tumorzellen schädlich, sondern auch für Mikroorganismen und sogar gesunde Körperzellen giftig. Da Allicin jedoch sehr instabil ist und leicht zerfällt, richtet es normalerweise keinen Schaden an. Aufgrund dieses schnellen Zerfalls war es bisher auch schwierig, den toxischen Stoff zur Tumorbekämpfung einzusetzen. Die Biochemiker vom israelischen Weizmann-Institut in Rehovot haben nun eine Methode gefunden, Allicin gezielt zum Tumor zu bringen.
Dabei vollziehen sie den Prozess nach, durch den Allicin auch natürlich im Knoblauch synthetisiert wird. Der toxische Stoff entsteht bei einer chemischen Reaktion, in der das Enzym Alliinase die Substanz Alliin in Allicin umwandelt. Das Enzym und das Alliin liegen in den einzelnen Zehen getrennt vor und kommen erst dann zusammen, wenn die Zellen des Knoblauchs beschädigt werden - sei es durch einen Schädling oder ein Küchenmesser. Außerdem nutzen die Forscher aus, dass Krebszellen auf ihrer Oberfläche bestimmte Rezeptormoleküle, besitzen, die gesunde Körperzellen nicht haben.
Mithilfe spezieller Schlüsselmoleküle, die nur auf diese Rezeptoren passen, diese gezielt aufsuchen und dort andocken, schleusen die Biochemiker die Alliinase mit dem Blut zielgenau zu den Tumoren. Danach injizieren sie die zweite Substanz Alliin, das dann ausschließlich an den Tumorzellen mithilfe der Alliinase zum giftigen Allicin reagiert. Mit dieser hochpräzisen "Knoblauchbombe" konnten die Wissenschaftler erfolgreich das Wachstum von Tumoren im Verdauungstrakt von Mäusen blockieren.
Die Technik könnte bei fast allen Krebsarten wirken, solange sich ein spezifisches Schlüsselmolekül herstellen lässt, das die für die Krebszellen typischen Rezeptoren identifiziert. Zudem könnte sich das Verfahren als äußerst effizient in der Bekämpfung von Metastasen nach einer Operation erweisen, hoffen die Forscher."
Das ist sicher nichts, was uns im Moment weiterhilft, aber zumindest eine interessante Meldung.
Guy schrieb am selben Tag dazu:
Toller Artikel! Ich kannte ihn bisher nur auf Englisch.
Jedoch kann ich nicht ganz nachvollziehen wenn du am Ende schreibst:
"Das ist sicher nichts, was uns im Moment weiterhilft, aber zumindest eine interessante Meldung"
In der Natur entsteht Allicin, wenn Knoblauchzehen angeschnittenen oder zerdrückt werden. Solch ein mechanische Eingriff lässt zwei Bestandteile des Knoblauchs, Alliin und das Enzym Alliinase, miteinander reagieren.
Durch Allicin wird der Blutdruck gesenkt und das Blut wird verdünnt und es wirkt sogar gegen Infektionen und so weiter.
Also stelle ich diese Frage an alle Forumsteilnehmer. Was spricht dagegen, drei Knoblauchpillen in konzentrierter Form einzunehmen um so viel wie möglich Allicin im Blut zu haben?
Darauf antwortete Ralf am selben Tag:
gegen die Einnahme von Knoblich in natürlicher oder Pillenform bestehen zunächst mal keine Bedenken, außer Rücksichtnahme auf die Mitmenschen.
Ich meine, dass uns die israelische Entdeckung nicht unmittelbar (kurzfristig) weiterhilft, weil erst einmal ein Schlüsselmolekül gefunden werden muss, das die Alliinase zu unserem Krebs transportiert und dort an die Rezeptoren andockt. Die Allicin-Konzentration im Blut allein durch Einnahme von Knoblauch in Natur- oder Pillenform ist vermutlich viel zu gering, als dass sich ein Tumor davon beeindrucken ließe, zumal, wie es in dem Artikel heißt, Allicin sehr flüchtig ist. Die Versuchsmäuse scheinen mit Darm-, nicht Prostatakrebs infiziert worden zu sein. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die unterschiedlichen PK-Zelllinien auch unterschiedliche Schlüsselmoleküle erfordern, weil ihre Rezeptoren unterschiedlich gestaltet sind.
Ich denke, dass noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit nötig ist, bevor PK-Patienten von dieser Entdeckung etwas haben. Aber bis dahin können wir ja trotzdem schon mal reichlich Knoblauch zu uns nehmen, es soll ja auch für und gegen anderes gut sein.
Und Wil setzte unter die Diskussion den Schlusspunkt:
Die Ausführungen von Ralf sind richtig. Hier noch mal schematisch:
Das Enzym Alliinase wird im Magen sehr schnell zerstört. Alliinase + Alliin => Allicin, Halbwertzeit im Blut etwa 60 Sekunden. Allicin ist hochgiftig, auch für gesunde Zellen.
Wir brauchen: Eine Tumorspezifische Wirkung und ein Überleben der wirksamen Substanzen.
Tumorspezifische Wirkung
Die Außenhüllen der Krebszellen haben z. B. einen Rezeptor ErbB2, den gesunde Zellen nicht haben.
Das Enzym Alliinase wird mit einem mAb (monoclonal Antibody) verbunden (conjugated). Dieses mAb ist so ausgesucht, dass es spezifisch an den ErbB2-Rezeptoren andockt, obwohl es die Alliinase bei sich trägt. Die Verabreichung wird wohl intravenös sein müssen. Danach wird das Alliin verabreicht, auch intravenös.
Alliin reagiert mit der Alliinase, die schon and den Krebsoberflächen hängt. Zusammen bilden sie das giftige Allicin. Die Krebszelle wird getötet.
Nachschrift: Die vielseitigen guten Wirkungen von Knoblauch können kaum von Allicin abhängen, denn von dieser Substanz kommt kaum etwas in der Blutbahn an. Das wenige was ankommt ist nach einigen Minuten zerstört. Ist auch besser so, denn es ist Gift.