Der Extrakt aus dem
Prostatakrebs-Forum
von KISP
und BPS
Prostatakrebs-Früherkennung
- [Da
die Ursachen und die Entstehung von Prostatakrebs noch weitgehend
ungeklärt sind, gibt es so gut wie keine Vorsorgemöglichkeit
in dem Sinne, dass mittels bestimmter Maßnahmen das Auftreten
der Erkrankung vermieden werden könne. Das Einzige, was mann
tun kann, ist das Vermeiden von Risikofaktoren wie Übergewicht,
hoher Fleisch- und geringer Obst-, Gemüse- und Seefischverzehr.
Was aber leicht machbar ist, das sind Maßnahmen zur
Prostatakrebs-Früherkennung,
das heißt im Idealfall, dass die Erkrankung in einem Stadium
erkannt wird, in dem sie noch heilbar ist.
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Dafür
muss mann aber selbst aktiv werden und unter Umständen auch ein
wenig Geld in die Hand nehmen. Die Gestzlichen Krankenversicherungen
(GKVn) übernehmen ab dem 45. Lebensjahr nur die Kosten für
eine jährliche digitale rektale Untersuchung der Prostata
(DRU). Dabei tastet der Arzt die Prostata vom Enddarm her mit dem
Finger ab und überprüft sie auf verdächtige
Verhärtungen. Die DRU ist schmerzlos und ungefährlich,
letztlich aber auch unzureichend, denn:
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Prostatakarzinome
entstehen zu 25 bis 50 % in einem dem tastenden Finger nicht
zugänglichen Bereich der Prostata. Solche Karzinome
können daher mit dieser Methode nicht erkannt werden. Nur etwa
30 bis 35 Prozent aller Prostatakarzinome werden durch eine DRU
gefunden.
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Wenn
aber ein Tumor tatsächlich ertastet wird, ist es für eine
auf Heilung abzielende Therapie bereits häufig zu spät.
Tastbar sind nämlich nur größere und damit zumeist
schon fortgeschrittene Tumoren, die häufig bereits über
die Prostata hinaus gewachsen sind und möglicherweise auch
schon Metastasen (Tochtergeschwülste an anderer Stelle im
Körper) gebildet haben. Die DRU wird daher oft eher als eine
Spät- denn eine Früherkennung betrachtet.
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Zur
Verbesserung der Erkennung von Prostatatumoren, die nicht tastbar
sind und noch keine Symptome verursachen, kann der
sogenannten PSA-Test
vorgenommen werden. Er wird von den GKVn allerdings nicht bezahlt,
sondern ist als sogenannte individuelle Gesundheitsleistung
(IGeL) mit ca. 25,- € privat zu vergüten. Der
PSA-Test ist ein Bluttest, mit dessen Hilfe die Konzentration des
prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut bestimmt wird. Hierbei
handelt es sich um einen in der Prostata gebildetes Eiweißstogg,
der in der Samenflüssigkeit und in normalerweise sehr geringer
Menge im Blut enthalten ist. Diese Menge nimmt infolge einer Reizung
oder Erkrankung der Prostata zu. Ein erhöhter PSA-Wert
kann daher ein Hinweis auf Prostatakrebs sein.
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Es
sei nicht verschwiegen, dass der PSA-Test seit Jahren heftig
umstritten ist. Mehr dazu lesen Sie in diesen beiden Schriften:
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– der
Prostatakrebs-Patienteninformation
zur Früherkennung des Bundesverbandes
Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS), die von Patienten für
Patienten geschrieben wurde. Die Broschüre kann als Druck von
der Geschäftsstelle
Gehrden des BPS bezogen werden.
-
– der
"Leitlinie
zur Früherkennung von Prostatakrebs" wurde von Ärzten
für Patienten geschrieben und von der "Arbeitsgemeinschaft
der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der
Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Krebshilfe e.
V." herausgegeben. Auch diese Broschüre kann von der
Geschäftsstelle Gehrden des BPS bezogen werden.
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Der
BPS als organisierte Vertretung der von Prostatakrebs betroffenen
Männer und deren Angehörigen in Deutschland hat sich in
Sachen "Prostatakrebs-Früherkennung unter Einschluss der
PSA-Bestimmung" klar
positioniert – diese ergänzende Maßnahme wird
uneingeschränkt befürwortet.
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Aus
der Broschüre des BPS zur Prostatakrebs-Früherkennung:
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"Zur
prognostischen Verlässlichkeit des PSA-Testes muss man
folgendes wissen:
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Bereits
die Unterscheidung zwischen einem „normalen“ und einem
„erhöhten“ PSA-Wert ist nicht einfach. So ist es
zum Beispiel individuell verschieden, wie viel PSA aus der Prostata
in das Blut gelangt, und auch das Volumen der Prostata (die
altersbedingt vergrößert sein kann!) hat Einfluss auf den
PSA-Spiegel. Trotz einer sich hieraus ergebenden gewissen
Variationsbreite gilt ein PSA-Wert von weniger als 4,0
Nanogramm (= milliardstel Gramm) pro Milliliter (ng/ml) Blut
jedoch gemeinhin als „unauffällig“.
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Ein
"unauffälliger" PSA-Wert (weniger als 4,0 ng/ml)
ist allerdings keine Garantie dafür, dass ein Mann frei von
Prostatakrebs ist. So weisen ca. 20 % der Männer mit einem
"unauffälligen" PSA-Wert gleichwohl einen
Prostatatumor auf. Mit Blick auf die Rate der durch einen
PSA-Test unentdeckt bleibenden Fälle von Prostatakrebs ist
die sogenannte Sensitivität1 des Tests (bzw. der mehr oder
weniger willkürlich gewählten Grenzwert von
4,0 ng/ml) also nicht optimal.
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Ein
"erhöhter" PSA-Wert (höher als 4,0 ng/ml)
ist andererseits kein sicherer Beleg für das Vorliegen einer
Prostatakrebserkrankung. Die Wahrscheinlichkeit steigt zwar mit der
Höhe des PSA-Wertes; grundsätzlich können aber alle
Reizungen oder Erkrankungen der Prostata zu einem Anstieg des
PSA-Spiegels führen (z. B. Radfahren, Reiten oder sexuelle
Betätigung in den 48 Stunden vor der Blutentnahme oder
eine entzündliche Veränderung der Prostata). So beträgt
die Wahrscheinlichkeit, dass eine Prostatakrebserkrankung
vorliegt, bei einem PSA-Wert von 3,5 ng/ml ca. 20 Prozent,
bei einem Wert von 5,5 ng/ml ca. 25 Prozent und bei
einem Wert von 8,5 ng/ml ca. 35 Prozent. Dies zeigt, dass
das PSA kein prostatakrebsspezifischer Tumormarker,
sondern ein sogenannter Organmarker ist, der keinen verlässlichen
Ursachenzusammenhang zwischen PSA-Wert und Prostatakrebs
herzustellen vermag.
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Um
die sogenannte Spezifität der PSA-basierten
Prostatakrebs-Früherkennung zu verbessern und
Patienten nicht vorschnell und unnötigerweise einer Biopsie zu
unterziehen, rückt man in der wissenschaftlichen
Diskussion zunehmend davon ab, den Krebsverdacht an starre
PSA-Schwellenwerte zu knüpfen. Stattdessen richtet man das
Augenmerk mehr und mehr auf das Messen der
PSA-Anstiegsgeschwindigkeit und der PSA-Verdoppelungszeit sowie
auf das Bestimmen des sogenannten PSA-Quotienten (Verhältnis
des freien PSA zum Gesamt-PSA) und die Messung der PSA-Dichte."
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Ich
(der
Editor
des "Forumextrakts")
empfehle früherkennungswilligen Männern, sich diese
Excel-Tabelle herunterzuladen (sie stammt von mir und ist
virenfrei!) und zu führen – Ihr Arzt wird es kaum für
Sie tun! In der Tabelle ist eine PDF-Datei verlinkt, die Ihnen zu
den aus den regelmäßigen PSA-Messungen abgeleiteten
Paramtern die nötigen Erklärungen liefert.
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Gelegentlich
werden bildgebende Verfahren zum Erkennen eines vorliegenden
Prostatakarzinoms beworben, wobei suggeriert wird, das Vorliegen
oder Nichtvorliegen eines Karzinoms ließe sich sicher
erkennen. Dazu ist zu sagen, dass von den derzeit verfügbaren
bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT),
Magnetresonanztomographie (MRT), Positronenemissionstomographie
(PET), Ultraschall sowie den auf einer Ultraschalluntersuchung
basierenden Verfahren BiopSee®,
HistoScanning und C-TRUS/ANNA keines
in der Lage ist, ein Prostatakarzinom mit hundertprozentiger
Sicherheit zu erkennen. Die realistischen Trefferquoten bewegen sich
in der Größenordnung von etwa 60 bis 80 %. Die GKVn
bezahlen im Rahmen der Prostatakrebs-Früherkennung keines
dieser Verfahren.
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Siehe
zu diesen und weiteren Diagnostischen Verfahren, die im Rahmen der
Prostatakrebs-Früherkennung ins Spiel kommen können, diese
Seite der Web-Präsenz des BPS.
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Bei
Verdacht auf Vorliegen eines Prostatakarzinoms wird der Arzt zu
einer Gewebeentnahme aus der Prostata (Biopsie)
raten. Dabei werden – meist unter örtlicher Betäubung
– vom Enddarm her aus den unterschiedlichen Regionen der
Prostata insgesamt etwa zehn bis zwölf Stanzproben entnommen
und von einem Pathologen auf Krebszellen untersucht.
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Gelegentlich
wird die Befürchtung geäußert, dass hierbei
Krebszellen in den Blutkreislauf geraten und zur Metastasierung
(Ausbilden von Tochtergeschwülsten in anderen Körperregionen)
führen können. Dass dieses Risiko tatsächlich
besteht, konnte bis heute nicht bewiesen werden. Realer ist das
Risiko, dass bei der Biopsie über die Stichkanäle
Darmkeime in den Blutkreislauf gelangen und zu Entzündungen –
im Extremfall zu einer Blutvergiftung (Sepsis) – führen
können, auch wenn der Darmausgang so weit wie möglich
desinfiziert und dem Patienten vorbeugend ein Antibiotikum
verabreicht wurde. Das Risiko für Infektionen liegt bei etwa
2,5 %, d. h., dass es bei jeder 40. Biopsie zu einer
Entzündung kommt, bei jeder 100. sogar zu einer Sepsis (siehe
dazu z. B. diese
Diskussion im Forum).
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– Ed]
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Günter55
eröffnete am 22.8.2012 unter dem Betreff "Die
Früherkennung wird überschätzt" hier
einen Diskussionsfaden, der durch die zahlreichen Beiträge zu
dem Thema zu lang wurde, als dass ich ihn hier übernommen
möchte. Ich empfehle aber, ihn zu lesen – Ed
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